Nein, die allein bringt mich nicht weiter. Vor lauter Ursachenforschung nicht ins TUN zu kommen, das kenne ich von mir. Wissen, warum ich suchtgefährdet bin, hilft mir persönlich schon.
"Es ist nie zu spät für einen glückliche Kindheit"
Jetzt. Heute. Trocken. Leben! Günter
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
mich würde interessieren, warum Du das überhaupt probiert hast, wenn Du Dich trocken wohlgefühlt hast?
Minitiger,
es kamen wohl unterschiedliche Faktoren zusammen - bewusste und unbewusste.
Obwohl ich eine zufriedene abstinente Zeit hatte - und das jahrelang (bewußter) Grund genug für mich war, nicht zu trinken, zumal mir nix fehlte, gab's da immer wieder den erheblichen Zweifel, tatsächlich diese Grenze von Alkoholmißbrauch zur Alkoholsucht bereits 1977 überschritten zu haben ...
( das beschrieb ich schon in meinem ersten saufnix-Beitrag unter >Alkoholkarriere; 15/16 Jahre Trockenheit ...).
Ich glaube, ich wollte es einfach wissen.
Im Jahre 1993 befand ich mich einem Umbruch, scheinbar auf allen Ebenen - vor allem in beruflicher Hinsicht standen äußerst positive Veränderungen an, und als ich den Zulassungsbescheid für's Zweitstudium (Kunst/Erwachsenenbildung) erhielt, war ich glücklich; da schloss sich nach fast 20 Jahren ein Kreis.
Als im selben Jahr meine ältere Schwester starb, fand eine Art Aussöhnung mit meiner Herkunftsfamilie statt - ich hatte das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, mich in ihr "beweisen" zu können und von ihr akzeptiert zu werden. Auch das empfand ich damals als positiv.
Aus damaliger Sicht und vor dem Hintergrund, dass es mir gut ging, war es für mich weder leichtsinnig noch übermäßig riskant, dieses "Selbstexperiment" durchzuführen ...
Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
ZitatGepostet von minitiger2 hallo Paula, - mich würde interessieren, warum Du das überhaupt probiert hast, wenn Du Dich trocken wohlgefühlt hast?
hallo2:Minitiger,
Ich glaube, ich wollte es einfach wissen.
. . . Als im selben Jahr meine ältere Schwester starb, fand eine Art Aussöhnung mit meiner Herkunftsfamilie statt - ich hatte das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, mich in ihr "beweisen" zu können und von ihr akzeptiert zu werden. Auch das empfand ich damals als positiv. Aus damaliger Sicht und vor dem Hintergrund, dass es mir gut ging, . . . Paula
hallo Paula, hallo Rolf, bei mir war es letztlich die Erfahrung, wie weit ich in Trockenheit sicher und ohne zu kämpfen überhaupt kommen konnte. Also nicht jetzt bestimmte Ziele etwa, sondern diese innere Gewissheit + Zufriedenheit dabei (die ich gar nicht näher erklären kann) waren es. Und da reichte schon die einfache Logik, dass ich dieses (vorher nie auch nur erträumt!) wegen 'auch ich kann Alk trinken' hergeben soll. Ich glaube ich habe mein Leben wirklich gewendet. Max
Wenn (Alkohol-)Sucht wieder nur als "Charakterschwäche" und nicht als Krankheit eingestuft wird, dann hat das schwerwiegende Folgen: Keinen von den Krankenkassen bezahlten Entzug mehr, keine bezahlte Reha. Ich kenne einige, denen dann nur der kalte Entzug und die SHG bleiben, da sie das Geld nicht mehr haben.
Ich wollte dich keineswegs "kleinmachen" oder so, aber so ein leichtfüßiges Schwadronieren finde ich - besonders von einem selbst betroffenen - völlig daneben.
Peace!
"Wenn das das berühmte 'lange Glück' sein soll, dann lass ich meine Fenster lieber ungeputzt und beschäftige mich mit mir oder meinem Mann." -- 'Saftnase'
ZitatGepostet von paula Aus damaliger Sicht und vor dem Hintergrund, dass es mir gut ging, war es für mich weder leichtsinnig noch übermäßig riskant, dieses "Selbstexperiment" durchzuführen ...
Paula
interessanter Punkt. Um die Zeit, als ich anfing, regelmässig nüchterne Tage einzulegen, also 8 oder 9 Jahre, bevor ich ganz mit dem Trinken aufhört habe, fing ich an, Erklärungen für mein exzessives Trinkverhalten zu suchen und zu finden - schwieriges Elternhaus, 2 versiebte Studien, meine erste Firma ging um die Zeit den Bach runter, hohe Schulden, anschliessend ein misanthropischer cholerischer Chef und ne Lebensgefährtin, die das alles auch nicht so toll fand.
Also mir gings auch aus heutiger, nüchterner Sicht, damals tatsächlich nicht so besonders.
So gegen Ende meiner Saufkarriere hatte ich die meisten Punkte allerdings abgehakt...gutes Verhältnis zu meinen geschiedenen Eltern, 2 Ausbildungen nachgeschoben, meine Schulden schon weitgehend geregelt, und im Verhältnis zu meinem persönlichen Tiefpunkt, den ich wegen Depressionen und Drogen schon 1984 hatte (damals war Alkohol noch der harmlose Beikonsum...) ging es mir zum Schluss meiner Alkoholkarriere richtiggehend blendend.
Den Notarzt musste meine Lebensgefährtin erst holen, als ich mich schon in allgemeiner Anerkennung gesonnt habe...
Und daran, daß es mir für meine Verhältnisse blendend ging und ich trotzdem immer kaputtere Räusche hingelegt habe, ging mir erst das Licht auf, daß meine Sauferei zum Selbstläufer geworden war...
Ist übrigens auch ein Punkt zum Thema dieses Threads...ich war mit den Ursachen schon durch und hab immer noch gesoffen...das gab mir zu denken. Ist meiner Ansicht nach einer der Kernpunkte von Sucht, daß sie zum Selbstläufer wird und die Gründe dann beliebig werden (Montag, Dienstag, Mittwoch...), auch wenn das, weswegen einer irgendwann mit dem Trinken angefangen hat, längst ein alter Hut ist.
@Max Der Punkt war bei mir - passend zu dem, was ich oben geschrieben habe - zum Schluss der, daß ich mir die Probleme richtiggehend ersoffen habe, ich hab dann so gesoffen, daß es mir vom Saufen schlecht ging. Ich hatte vom Saufen Probleme, die ich nüchtern schon gar nicht mehr hatte.
Das fiel natürlich sofort weg, als ich dann aufgehört habe, und mit dem Aufhören an sich hatte ich dank jahrelangen Trinkpausentrainigs kein Problem. Mir musste "nur" in den Kopf, daß ich besser gar nicht mehr damit anfange
ZitatUnd daran, daß es mir für meine Verhältnisse blendend ging und ich trotzdem immer kaputtere Räusche hingelegt habe, ging mir erst das Licht auf, daß meine Sauferei zum Selbstläufer geworden war...
Das bestätigt ja auch die häufig vertretene Meinung, das es keinen Grund zum Saufen gibt, außer ich will, oder ich bin süchtig.
All die mühsam erforschten Auslöser für den Beginn einer Alkoholkarriere sind von dem Zeitpunkt an hinfällig, an dem die Sauferei - wie du so schön sagst - ein Selbstläufer wird.
Von da an dienen die so viel zitierten Gründe nur noch als Alibi für's Zechen. Wenn der Trinker dann irgendwann genauer hinschaut, erkennt er(sie) voller Schrecken, dass ihn seine Problemlösungsstrategie in das wirkliche Problem, die Sucht geführt hat.
Tja, und wenn die alten Gründe nicht mehr herhalten können, um das Saufen zu rechtfertigen, ersäuft der Süchtige sich geschwind ein paar neue, was einem Alkoholiker nun wirklich nicht schwer fällt
LG
Sabine
Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:
Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick
ZitatUnd daran, daß es mir für meine Verhältnisse blendend ging und ich trotzdem immer kaputtere Räusche hingelegt habe, ging mir erst das Licht auf, daß meine Sauferei zum Selbstläufer geworden war...
Das bestätigt ja auch die häufig vertretene Meinung, das es keinen Grund zum Saufen gibt, außer ich will, oder ich bin süchtig
Tja, und wenn die alten Gründe nicht mehr herhalten können, um das Saufen zu rechtfertigen, ersäuft der Süchtige sich geschwind ein paar neue, was einem Alkoholiker nun wirklich nicht schwer fällt
LG
Sabine
Und dieser Ursachenforschung habe ich zu verdanken das ich trocken bin . Ich war immer der meinung die anderen sind schuld an meinem trinken,diese müßten sich ändern.
LG FITTI
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
Wer die Scuhtforschung verfolgt, merkt schnell, daß sie sich wieder mehr auf biologische und genetische Komponenten konzentriert.
Wichtig ist doch aber vorallem für mich gewesen, daß ich erkannt habe, daß ich mit Alkohol nicht leben kann. Da ich aufhören muß, mir täglich und überall und immer mit dem Zeug die Birne weg zu saufen. Gründe hatte ich immer und wenn es zum Schluß nur noch die Angst vor den Entzugserscheinungen war. Gründe in meiner Kindheit zu suchen ist ja vielleicht interessant und manchmal auch nützlich, aber ich habe doch nicht viel davon. Oft glaube ich auch, die Psychos und Therautis machen die Kranken erst richtig krank. da werden Fakten gesammelt, warum was vielleicht schief gegangen ist und dies wird mitunter aufgebauscht ohne Ende. Und dann? Saufen die Leute weiter, weil sie das alles gar nicht ertragen können. Ich bin trocken geworden, weil ich keine Bedingungen mehr stellen konnte und wollte, Punkt. Ich mußte erkenn, daß ich nur ohne Alkohol überhaupt weiter existieren kann und mir ein Leben aufbauen kann. Warum ich Alkohol in mich reingeschüttet habe, war mir zu diesem Zeitpunkt völlig egal. ICH habe getrunken und NIEMAND hat mich dazu gezwungen. ICH habe getrunken weil ich SÜCHTIG bin und ich habe aufgehört, weil ich LEBEN wollte. In meiner Vergangenheit habe ich dann natürlich trotzdem und nicht wenig gekramt. War ganz schön unangenehm, schmerzlich und bitter. Aber ich blieb trocken. Heute ist mir der Grund wirklich völlig egal. Und ich frage auch keinen Alki, warum er gesoffen hat. Und selbst wenn die Forschung mal herauskommen, die Ursache liege an einem Fußpilz, neurotischen Urgroßeltern oder an der Selbstbefriedigung, es ändert doch nichts an der Tatsache, daß ich zu doof bin, gepflegt Alkohol zu trinken. Selbst für Körkels Konzept fürs Kontrollierte Trinken bin ich nicht geeignet. Da brauche ich mir nur die erste Seite durch zu lesen, dann bin ich fein raus: Ich brauche keinen Alkohol mehr zu trinken, zwecklos, ungeeignet. Gott sei dank, denn für mich ist Trockenheit und Nüchternheit eine Lebenseinstellung geworden mit allem was dazu gehört. Bleibt für mich nur alles zu tun, daß diese Einstellung so bleibt und ich nicht Gründen suche, die dafür sprechen, es mal wieder zu versuchen. Das geht bekanntlich etwas leichter und mitunter sehr schnell.
ZitatGepostet von Dirk-N Wer die Suchtforschung verfolgt, merkt schnell, daß sie sich wieder mehr auf biologische und genetische Komponenten konzentriert...
Ich sehe das in einem anderen Licht. Im Rahmen der alle Bereiche erfassenden Kommerzialisierung wird es immer schwieriger, an 'Fördergelder' heran zu kommen. Dafür müssen eben ab und zu ein paar Veröffentlichungen her, die nur bedingt (schnell und preisgünstig) überprüfbar sind...
ZitatGepostet von Dirk-N ...ICH habe getrunken weil ich SÜCHTIG bin und ich habe aufgehört, weil ich LEBEN wollte.
LG Bernd
"Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. "(Bertrand Russell)
ZitatGepostet von paula Aus damaliger Sicht und vor dem Hintergrund, dass es mir gut ging, war es für mich weder leichtsinnig noch übermäßig riskant, dieses "Selbstexperiment" durchzuführen ...
[...]Und daran, daß es mir für meine Verhältnisse blendend ging und ich trotzdem immer kaputtere Räusche hingelegt habe, ging mir erst das Licht auf, daß meine Sauferei zum Selbstläufer geworden war...
Ist übrigens auch ein Punkt zum Thema dieses Threads...ich war mit den Ursachen schon durch und hab immer noch gesoffen...das gab mir zu denken. Ist meiner Ansicht nach einer der Kernpunkte von Sucht, daß sie zum Selbstläufer wird und die Gründe dann beliebig werden (Montag, Dienstag, Mittwoch...), auch wenn das, weswegen einer irgendwann mit dem Trinken angefangen hat, längst ein alter Hut ist.
@Max Der Punkt war bei mir - passend zu dem, was ich oben geschrieben habe - zum Schluss der, daß ich mir die Probleme richtiggehend ersoffen habe, ich hab dann so gesoffen, daß es mir vom Saufen schlecht ging. Ich hatte vom Saufen Probleme, die ich nüchtern schon gar nicht mehr hatte.
Minitiger,
diese Aussagen führen dann doch zu den Erkenntnissen und dem daraus abgeleiteten Erklärungsmodell der Neurobiologie; zu der These von der dauerhaften Veränderung; der "Umschreibung" des körpereigenen Belohnungsystemes, nach dem die körpereigene Dopamin-Produktion gedrosselt wird, wenn über einen längeren Zeitraum eine ständige Zufuhr von Drogen erfolgt ist...*
Demnach "reagiert durch die Abstumpfung das Gehirn kaum noch auf normale Schlüsselreize, die Gesunden attraktiv erscheinen"...
Die Bedingungen, die mal dazu geführt haben, die Droge zu konsumieren, würden ihre Bedeutung verlieren - damit wird auch erklärt, dass die psychotherapeutische Aufarbeitung von Ursachen alleine nicht ausreichend sei, um nie wieder trinken zu wollen.
So weit so gut.
Nach diesem Erklärungsansatz muss ich also davon ausgehen, dass mein Belohnungssystem dauerhaft gestört, meine körpereigene Dopamain-Produktion irreversibel ist; normale Reize erreichen mein Gehirn nicht mehr, befriedigen mich nicht wirklich ...
Ist das wirklich so?
Und was ist dann mit den Glücksgefühlen, die jemand empfindet, schon nachdem sich die ersten Erfolgserlebnisse beim abstinenten Leben einfinden, mit der -auch langjährigen- Zufriedenheit, von der immer die Rede ist, die wiedererlangte Aufnahmefähigkeit und Sensibilität für die schönen Dinge des Lebens ...und ... und... und...?
Ist das denn ein anderes Empfinden als beim Nicht-Süchtigen? Vielleicht doch weniger intensiv oder weniger befriedigend? Weniger "richtig"? Ist das, was der/die Rückfällige sucht, dann nicht doch der "besondere Kick"? Den das eigene Belohnungssystem nicht mehr produzieren vermag?
Paula
* ZEIT-Artikel, eingestellt von Adriana unter der Rubrik "Literatur, Presse, TV ..."
[ Editiert von paula am 06.11.07 14:51 ]
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
ZitatGepostet von paula Und was ist dann mit den Glücksgefühlen, die jemand empfindet, schon nachdem sich die ersten Erfolgserlebnisse beim abstinenten Leben einfinden, mit der -auch langjährigen- Zufriedenheit, von der immer die Rede ist, die wiedererlangte Aufnahmefähigkeit und Sensibilität für die schönen Dinge des Lebens ...und ... und... und...? Paula 51 ][/size][/b]
Und die erneuten (wiederbelebten?) Glücksgefühle bleiben genauso glücklich wie die viel späteren Glücksgefühle, gell? Ich denke dass ich meine persönlichen Dopamine nie kennenlernen möchte, Max
Zitatpaula:"Und was ist dann mit den Glücksgefühlen, die jemand empfindet, schon nachdem sich die ersten Erfolgserlebnisse beim abstinenten Leben einfinden, mit der -auch langjährigen- Zufriedenheit, von der immer die Rede ist, die wiedererlangte Aufnahmefähigkeit und Sensibilität für die schönen Dinge des Lebens ...und ... und... und...?
Ist das denn ein anderes Empfinden als beim Nicht-Süchtigen? Vielleicht doch weniger intensiv oder weniger befriedigend? Weniger "richtig"? Ist das, was der/die Rückfällige sucht, dann nicht doch der "besondere Kick"? Den das eigene Belohnungssystem nicht mehr produzieren vermag?"
da sehe ich gewisse Parallelen zu Menschen, die Aggression im Krieg erlebten und selbst auch aktiv geworden sind, u. a. Soldaten, die getötet haben. Jeder Mensch trägt eine angeborene Tötungsschwelle in sich, eine psychische Grundausstattung, die dem Aggressionstrieb entgegenwirkt. Wenn ein Mensch diese Schwelle einmal überschritten hat, baut sie sich von Tat zu Tat immer mehr ab.
Von manchen US-Soldaten wird behauptet, die nach der Heimkehr in's Privatleben kriminell wurden, sie finden sich im Zivilleben nicht mehr zurecht, fallen in ein tiefes Loch. Hier muss die Hemmschwelle dann wieder heraufgesetzt werden, so weit das noch möglich ist.
Ähnlich verhält es sich mit der exzessiven Sauferei. Die vorhandene Hemmschwelle ist überschritten ...
Zitatpaula:"... muss ich also davon ausgehen, dass mein Belohnungssystem dauerhaft gestört, meine körpereigene Dopamain-Produktion irreversibel ist; normale Reize erreichen mein Gehirn nicht mehr, befriedigen mich nicht wirklich ..."
vielleicht siehst Du das bei der Irreversiblität und dem "dauerhaft gestört" etwas zu "schwarz", aber letztlich muß das Belohungssystem durch Lernprozesse wieder neu "programmiert" werden. Das dauert seine Zeit.
LG Fv
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
ZitatGepostet von paula Nach diesem Erklärungsansatz muss ich also davon ausgehen, dass mein Belohnungssystem dauerhaft gestört, meine körpereigene Dopamain-Produktion irreversibel ist; normale Reize erreichen mein Gehirn nicht mehr, befriedigen mich nicht wirklich ...
Ist das wirklich so?
ich weiß nicht, wie das bei Dir ist. Ich hab auch keine Vergleichsmöglichkeiten, wie mein Dopaminsystem heute wäre, wenn ich nicht so über die Stränge geschlagen hätte.
Die Neurobiologie sagt uns aber auch noch was Anderes - wenn ich das Trinken aufhöre, dann setzt auch die Zellteilung im Hirn wieder ein und repariert verschiedenes, was kaputtgegangen ist. also evtl auch Teile des Dopaminsystems. Was meine Erlebnisfähigkeit angeht, fühle ich mich jedenfalls ziemlich "normal" und ich falle unter Normalos auch nicht weiter auf.
Wobei ich nicht weiss, wie weit meine Restless Legs durch mein Vorleben verstärkt wurden, das ist jedenfalls auch ne Dopaminmangelkrankheit. Es ist aber auch ne Familienkrankheit, die nicht nur Säufer betrifft.
Nach diesem Erklärungsansatz muss ich also davon ausgehen, dass mein Belohnungssystem dauerhaft gestört, meine körpereigene Dopamain-Produktion irreversibel ist; normale Reize erreichen mein Gehirn nicht mehr, befriedigen mich nicht wirklich ... Ist das wirklich so?][/b]
Hi Paula
"dauerhaft gestört meint nicht, dass es "kaputt" im Sinne von genetisch verändert ist. Was man früher als "Suchtzentrum" bezeichnet hat, gibt es in der Form nicht, Suchtsubstanzen docken am sogenannten Dopaminsystem ("Belohnungszentrum/Belohnungsrezeptoren") an. Bei langjährigem Suchtmittelgebrauch werden vermehrt Dopamin-*Rezeptoren* in diesem Bereich des Gehirns gebildet. Für diese "zu vielen" werden vom Gehirn selbst nicht genügend Transmitter gebildet, die an diese Rezeptoren andocken könnten (das haben zu Suchtzeiten die Suchtsubstanzen über gewisse Wechanismen erledigt) Das Suchtgedächtnis ist also nicht anderes als vermehrte Rezeptoren, die nach Transmitter (die in Form von Substanzen daherkamen) "rufen". Mit der Zeit wird das wieder schwächer, den genauen Mechanismus ist noch nicht vollständig verstanden. Mein Interessengebiet ist Molekular- und Neurobíologie, ich finde das ist das spannendste Wissensgebiet was es gibt (subjektiv, ich weiss
Zitat Und was ist dann mit den Glücksgefühlen, die jemand empfindet, schon nachdem sich die ersten Erfolgserlebnisse beim abstinenten Leben einfinden, mit der -auch langjährigen- Zufriedenheit, von der immer die Rede ist, die wiedererlangte Aufnahmefähigkeit und Sensibilität für die schönen Dinge des Lebens ...und ... und... und...?[/b]
Ganz hat man diesen Mechanismus auch noch icht verstanden. Auf jeden Fall ist das Dopamin- und Serotoninsystem nach langjährigem Substanzmissbrauch sowas wie "getunt", das bedeutet: Es bedarf stärkerer Reize, um die gleiche Zufriedenheits-Wirkung zu erzielen als bei Menschen, die keine Substanzen gewöhnt sind. Für jemanden, dessen Belohnungssystem im Gehirn an die "Kitzelung" durch Substanzen gewöhnt ist, dies sogar noch verstärkt, weil mehr Belohnungszellen gebildet wurden, die es (mit Substanzen) zu kitzeln gilt, werden die Erlebnisse des der normals Alltag als langweilig empfunden.
Das ist auch der Grund für die Suchtverlagerung mancher Menschen: von der Substanz weg, beginnen sie z.B. eine Sportart extrem zu betreiben, was wiederum den Kick hergibt. Inwieweit dies reversibel ist hat man noch nicht ganz verstanden. Früher dachte man, dass bei langjährigen Alkoholikern gewisse Gehirnzellen irreversibel abgestorben sind, heute weiss man, dass sich die Gehirnzellen wieder anders vernetzen. Was die Rezeptoren betriffe weiss man es nicht mit Sicherheit.
Wahrscheinlich ist es auch hier so, dass mehrere Faktoren im Spiel sind als nur ein verändertes Dopaminsystem, wenn jemand aus der Sucht weg will.
Zitat[i] Ist das denn ein anderes Empfinden als beim Nicht-Süchtigen? Vielleicht doch weniger intensiv oder weniger befriedigend? Weniger "richtig"? Ist das, was der/die Rückfällige sucht, dann nicht doch der "besondere Kick"? Den das eigene Belohnungssystem nicht mehr produzieren vermag?:][/b]
Das habe ich versucht zu beschreiben. Weniger intensiv, weil das Gehirn mehr Power gewöhnt ist. Der "besondere Kick" ist nichts anderes.
Hier stellt sich die Frage, wie weit die biochemische Veränderung vorangeschritten ist und wie die biologische und soziale Determination bzw. Voraussetzung des jeweiligen Betroffenen ist. Und vllt. - Faktor X ?
Zitat[i] * [i]ZEIT-Artikel, eingestellt von Adriana unter der Rubrik "Literatur, Presse, TV ..."[/b]
Der Artikel ist eine gute Zusammenfassung des wissenschaftlichen Forschungsstandes bzgl. "Sucht". Wenn man im Netz sucht, findet man einiges, was tiefer in die Materie dringt, auch allgemeinverständliches. Wen's interessiert.
Liebe Grüße Adriana
Edit: ich überlege seit einiger Zeit, ob ich einen Teil meiner Sucht nicht aufs Internet verlagert habe
ZitatGepostet von minitiger2 Wobei ich nicht weiss, wie weit meine Restless Legs durch mein Vorleben verstärkt wurden, das ist jedenfalls auch ne Dopaminmangelkrankheit. Es ist aber auch ne Familienkrankheit, die nicht nur Säufer betrifft.[/b]
Hi MT,
unter RLS leide ich selbst manchmal, die Frage, ob das aus Suchtzeiten herrührt habe ich mir auch schon gestellt. Die Betroffenen, die mir bislang begegnet sind mit RLS haben fast ausnahmslos eine Suchtmittelvergangenheit. Pssen würde es - Dopaminrezeptorensystem.
Und das geht von selbst nicht mehr "weg", da hilft nur L-Dopa. Bei mir jedenfalls.