ZitatEs spielt für mich heute überhaupt keine Rolle mehr, warum ich so selbstdestruktiv draufkam, für mich zählt nur eins : ich bin erwachsen und ich darf entscheiden.
ECHO ECHO ECHO
Wie mir das klar geworden ist, hatte die Ursache keine Wirkung mehr auf mich.
lg.ana
Ohne Abweichung von der Norm ist Fortschritt nicht möglich.:ana1:
ZitatGepostet von Kleinerfuchs @ Adriana Ja, das stelle ich mir auch als eine Art Gnade vor. Ich beneide tatsächlich jeden, der sich noch mit seinen Eltern auseinandersetzen kann (also wenn er das will). Ich hab seit meinem 11 Lebensjahr nur noch Grabsteine angeschrien. Sah manchmal bestimmt ziemlich bekloppt aus. [/b]
Hallo Kleinerfuchs,
über diesen Zeilen bin ich wieder ins Überlegen gekommen. Die "Gnade" wurde mir spät zuteil, so in den letzten 6-7 Jahren. Liegt wohl auch an der Altersmilde (auf beiden Seiten )
Es gab aber auch eine lange Zeit, da litt ich unter der Ablehnung meiner Eltern, die mich oft spüren liessen, dass ich nicht das Kind war, das ihren Erwartungen entsprach (z.B. Keine Familie gegründet, keine Enkelkinder, macht, was sie will. Gesellschaftlich hatte ich nur berufliches vorzuweisen, das war eben nicht genug). Als einziges Kind lasteten *alle* Erwartungen meiner Eltern auf mir. Wie oft bin ich, ich lebte die meiste Zeit alleine, und war demzufolge auch lange Zeit allein zu ihnen zu Besuch, am Ende heimgefahren im Streit und knallte mich zu, weil ich es nicht mehr aushielt. Ich war das schwärzeste Schaf. Ich litt grausam darunter. Ca. 10 Jahre lang brach ich zwischendurch den Kontakt zu ihnen komplett ab. Da gab es Zeiten, da habe ich mir gewünscht, meine Eltern hätten mich früh in ein Heim gegeben.
Rückblickend war es aber doch gut, wie es war. Dazu gehörte die Erkenntnis, dass *ich*, das Kind, gar nicht der eigentliche Grund war, sondern das gesamte Familiensystem, in dem meine Eltern selbst in gewissen Sinne Marionetten waren. Was meine Eltern aber wohl auch für sich erkannten.
Aber ich glaube, es gibt auch andere Möglichkeiten. Ich hätte, wenn meine Eltern nicht mehr leben würden, wohl über das Familienstellen versucht, meinen Frieden zu finden. Oder hätte auch Grabsteine angeschrien. Wohl beides. Klingt dramatisch, konsequent durchdacht aber ist es nur logisch.
Schön zu lesen, dass du dich abgewandt hast, im Gegensatz zu den Leuten, die noch mit 60 ihre Mütter für ihr Leben verantwortlich machen *brrr, schüttel*
Was zeigt mir das wieder nun? Jeder/Jede muss seinen Weg letztendlich allein finden / gehen. Hauptsache, er/sie geht (wie Vicco es sagt "Arsch huch" oder so), schaut, wie sei/ihr Weg sich gestalten könnte, um letztendlich in Frieden leben zu können. Das Ergebnis zählt. Es gibt viele Wege, ich glaube, das wollte ich nur sagen
Liebe Grüße Adriana
Edit: Hab darüber aber doch noch mein eigenes Fazit bestätigt gefunden: ich bin froh, dass mir meine Eltern in der zerrissenen Zeit nicht weggestorben sind und ich mich eines Tages von ihnen in Liebe verabschieden darf in dem Bewusstsein, dass sie noch erleben durften, doch eine ganz passable Tochter zu haben. Das ist m.E. die Form von Gnade, die *ich* erleben durfte. Davon gibt es aber, da bin ich mir mittlerweile sicher, verschiedene Variationen. Oder aber auch nicht, je wie er/sie es will/braucht. Ich beginne ernsthaft wieder, zu glauben, das wurde mir gerade wieder bewusst. Und nun geh ich raus, in den Herbstwald.
ZitatDenn eins ist für mich ganz klar, würde ich heute noch hadern mit meiner Geschichte/meiner Kindheit, müßte ich noch trinken, würde ich noch immer Schuld anderen zuweisen das ich so ein mieses Leben habe.
Das trifft auf mich auch zu
Ich seh was , daß mich triggert, ( War vorhin z.B.noch bei einigen Szenen aus dem Film: Trocken oder Tot ) es haut mich vorübergehend aus den Socken , ich sortier mich und wende an , was ich gelernt habe,um so schnell wie möglich aus einer traumatischen Situation auszusteigen.
Das ich das heute kann ist mir aber auch erst nach einiger Arbeit zuteil geworden. Schwierig war das kapieren, das nur ich für mich verantwortlich bin und niemand sonst. Und das ich meinen Weg gehe und ein anderer Mensch seinen.
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
ZitatGepostet von Angsthäsin Sicher ist es wichtig zu gucken wo und wann man getrunken hat, auch, ob man getrunken hat um sich Selbstwertgefühl anzusaufen, weil man Party machen toll fand oder weil man seelischen Schmerz unterdrücken wollte usw. usw.. Aber damit könnte man es doch gut sein lassen. Oftmals geht es aber weiter "Wieso hatte ich kein Selbstwertgefühl, wieso hatte ich seelischen Schmerz etc." und solche Analysen halte ich eher für destruktiv. Statt da noch weiter zu wühlen ist es doch besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Ändern kann sie eh niemand.
Ich möchte auch nicht meine Vergangenheit ändern. Gehört ja zu mir und macht mich in meinem heutigen Sein aus.
Aber für mich ist es doch enorm wichtig, genau da zu gucken, wo Du nicht gucken magst. "Wieso hatte ich kein Selbstwertgefühl" als Beispiel. Mir bringt es fast nichts, zu wissen, ich habe getrunken, da ich kein Selbstwertgefühl hatte. Ich muss definitiv schauen, wie komm ich an dieses Selbstwertgefühl, damit ich nicht irgendwann wieder trinken muss! Und ich wüsste nicht, wo ich dieses Gefühl jetzt hernehme, wenn ich nicht genau drauf geschaut hätte, warum ich es damals nicht hatte.
Bei mir ist es so, dass ich nicht einfach sagen kann, ok ich trinke nicht mehr, also kann ich mit der Krankheit umgehen. Sicherlich nehme ich mir aber auch manchmal eine Auszeit vom "Analysieren und Verstehenwollen."
ZitatGepostet von tapfer [b Ich muss definitiv schauen, wie komm ich an dieses Selbstwertgefühl, damit ich nicht irgendwann wieder trinken muss! Und ich wüsste nicht, wo ich dieses Gefühl jetzt hernehme, wenn ich nicht genau drauf geschaut hätte, warum ich es damals nicht hatte.
[/b]
Mit dem ersten Satz gebe ich Dir recht Chris, ich muss schauen, wie ich an dies Selbstwertgefühl komme, ganz klar.
Beim zweiten Satz kann ich Dir nicht zustimmen. Mein Selbstwertgefühl erzeuge nur ich allein, mein mangelndes auch. Es ist eine Sache MEINER Bewertung von mir selbst. Andere haben damit gar nix zu tun. Ich muss nicht herausbekommen, wieso ich kein Selbstwertgefühl hatte/habe. Nur ein Beispiel: Vielleicht hat man mich früher mal runtergemacht, vielleicht nicht geliebt, ich habe mich dadurch falsch bewertet und ich hab geglaubt wie wenig ich wert bin. Ja und? Wozu ist das noch wichtig, das kann wie gesagt eh niemand ändern. Es ist doch völlig egal, wieso es so ist, damit vergeude ich nur Zeit.
Ich muss Gedanken, mit denen ich mich selbst runtermache vermeiden, sehen dass der Blick auf mich realistisch ist, mir erlauben stolz auf die Dinge, die ich tue zu sein, vor allem auch Dinge tun, die ich mir nicht zutraue, dann wächst auch mein Selbstwertgefühl. Das kann man lernen und es kostet viel Übung und ist nicht einfach. Ich stehe da auch erst am Anfang, aber seit ich mich von der Ursachenforschung diesbezüglch verabschiedet habe gehts mir deutlich besser.
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
ZitatGepostet von Kleinerfuchs ...während die meissten der anderen weiter darin verhaftet blieben. Dort wurden auch tatsächlich erstlinig "Mütter" als Wurzel des Übels angesehen- von daher war ich da schon richtig soweit- allerdings blieb die Verantwortung einfach bei ihnen (also den Müttern) und die Leute bleiben weiter in der Opferrolle...
richtig echte "ursachenforschung" (mit fragen wie z.B. warum glauben sie, handelten ihre eltern so? wie sehen sie das heute? was glauben sie, was sie anders machen könnten, um dieser situation anders zu begegnen?) in einem onlineforum und in einer Selbsthilfegruppe ist ohne professionelle hilfe meiner meinung nach nicht möglich. es sind "nur" persönliche meinungen und erfahrungen, die zum nachdenken anregen können.
ZitatGepostet von Angsthäsin
Ich muss nicht herausbekommen, wieso ich kein Selbstwertgefühl hatte/habe. Nur ein Beispiel: Vielleicht hat man mich früher mal runtergemacht, vielleicht nicht geliebt, ich habe mich dadurch falsch bewertet und ich hab geglaubt wie wenig ich wert bin. Ja und? Wozu ist das noch wichtig, das kann wie gesagt eh niemand ändern. Es ist doch völlig egal, wieso es so ist, damit vergeude ich nur Zeit.
mangelndes selbstwertgefühl kann meiner meinung nach nicht von heute auf morgen wie ein mantel abgelegt werden. über jahre / jahrzehnte angeeigntes/erlerntes verhaltensmuster muss erst einmal erkannt werden. es reichte nicht, mir immer wieder zu sagen, wie toll oder wie gut ich bin / das hinbekommen hab usw. ich glaubte es nicht, wenn andere meinten, haste super gemacht oder du bist gut/toll/super, oder so.
"Die Basis eines gesunden Selbstwertgefühls wird nach gängigen Theorien in der Kindheit gelegt – vor allem durch das Ausmaß an Zuneigung und Anerkennung, also Urvertrauen, die ein Mensch insbesondere von den Eltern (oder besonders später von anderen Bezugspersonen) erfährt."
ZitatDie Basis eines gesunden Selbstwertgefühls wird nach gängigen Theorien in der Kindheit gelegt – vor allem durch das Ausmaß an Zuneigung und Anerkennung, also Urvertrauen, die ein Mensch insbesondere von den Eltern (oder besonders später von anderen Bezugspersonen) erfährt."
... das ist sicher alles richtig.
Aber was bringt mir das konkret im Heute ? Nix, außer das ich weiß das mir wohl was fehlte. Aber das weiß ich auch, wenn ich bedenke wie lange ich gesoffen habe um irgendwas auszugleichen und meine Zerissenheit nicht spüren zu müssen.
Ich für mich denke, oder besser gesagt für mich ist es besser ein eigenbestimmtes, zufrieden trockenes Leben zu führen, wo ich mich mag wie ich bin ( und da gehört die Sucht mit dazu - hat sie mich zu der gemacht, die ich heute bin ) als mir weiterhin kopfkinomäßig zu erphilosophieren, was mir denn nun genau fehlte. Weil ich denke in dem Moment bin ich noch immer auf der Suche ... nach dem Respekt, der Anerkennung, dem Getragenwerden, dem Urvertrauen oder was auch immer. Ich suche was, das ich nur in mir selbst finden kann - und zwar, das ich ok bin wie ich bin. Und ich stehe sinnbildlich nicht mehr im Türrahmen meiner Mutter und bettle voller Vorwürfe. Entweder ich werde gemocht oder nicht, egal -- ich mag mich.
Das ist für mich Erwachsensein und Entscheidungen treffen können.
ZitatAber was bringt mir das konkret im Heute ? Nix, außer das ich weiß das mir wohl was fehlte.
dieses zu erfahren, war für mich sehr wichtig. allein dieses wissen schon half mir auf meinem weg zur veränderung. weil ich genau auch das meinem kind antat, wie ich es erfahren habe. ich liebte (und liebe) sie über alles. konnte ihr aber diese zuneigung selten geben / offen zeigen. gab ihr wenig anerkennung, nur viel und oft kritik.
Zitat( und da gehört die Sucht mit dazu - hat sie mich zu der gemacht, die ich heute bin )
die "ausgelebte" sucht hat mich zu der gemacht, die ich bis zum letzten glas wein war. die "gestoppte" sucht liess mich zu die werden, die ich heute bin. die sucht bzw. die alkoholkrankheit wird mich weiterhin begleiten.
in meinen therapieen war ich auf der suche. aber nicht nach der anerkennung usw., sondern nach mir. heute, jetzt, wo ich "fertig" bin mit der "ursachenforschung", erfahre ich durch meine veränderung anerkennung und respekt. und kann sie sogar annehmen.
klar, ich bin fanIn von therapie und ursachenforschung, weil ich positive erfahrungen damit gemacht hab. aber das war und ist mein weg. jede(r) muss für sich schauen, wie sie / er ein, zufriedenes, trockenes leben führen kann.
Zitatklar, ich bin fanIn von therapie und ursachenforschung, weil ich positive erfahrungen damit gemacht hab. aber das war und ist mein weg. jede(r) muss für sich schauen, wie sie / er ein, zufriedenes, trockenes leben führen kann.
Ja das ist schon mal ganz klar
Ich meinte damit eher so die unendliche Sinnsuche und das Selbstsezieren, ich machte das in meinen betrunkenen Jahren. Und manchmal kann ich das hier auch schön von noch nicht so trockenen Boardmitgliedern lesen.
Zitatdie "ausgelebte" sucht hat mich zu der gemacht, die ich bis zum letzten glas wein war. die "gestoppte" sucht liess mich zu die werden, die ich heute bin.
vlt hab ich mich mißverständlich ausgedrückt, ich meinte schon auch meine eigene Entwicklung, alles was passierte nach dem Trockenwerden. Und das das dieses ganze Ding mich auch stark gemacht hat.
Ich habe jetzt nur die ersten paar Beiträge in diesem Thread gelesen und möglicherweise hat schon jemand etwas Ähnliches geschrieben.
So kann ich aber ganz unbeeinflusst meinen Senf dazugeben. ;-)
Auch in meiner SHG war das Thema Ursachenforschung schon mehrfach eines. Unser Gruppensprecher, der eine therapeutische Ausbildung genoss und seit einem viertel Jahrhundert trocken ist, zählt nicht zu den Freunden der Ursachenforschung. Sosehr ich ansonsten seine Meinung schätze, geraten wir in diesem Punkt schon mal aneinander. Zwei seiner Lieblingssprüche:
„Es kann nicht ursächlich für meine Trunksucht sein, weil meine Mutter mich, im Kleinkindalter, mal verkehrt herum auf den Topf setzte.“ Und „Es nützt meiner Genesung nichts, wenn ich weiß, dass meine Lungenentzündung daher rührt, dass ich vor drei Nächten das Schlafzimmerfenster offen ließ.“
Zum ersten Spruch gibt es Bibliotheken voll wissenschaftlicher Abhandlungen, wie sehr sich Fehlverhalten im Umgang mit Kindern, auf die spätere Entwicklung auswirkt und da möchte ich auch nicht drüber diskutieren.
Zu der Sache mit der Lungenentzündung entgegnete ich ihm, dass ich zukünftig offene Fenster meiden könne, wenn ich weiß, dass ich davon krank werde.
Und genau da sehe ich den Sinn der Ursachenforschung: Was hat mir in der Vergangenheit nicht gut getan? – Finger weg!
ZitatGepostet von mdp1 Zu der Sache mit der Lungenentzündung entgegnete ich ihm, dass ich zukünftig offene Fenster meiden könne, wenn ich weiß, dass ich davon krank werde.
Und genau da sehe ich den Sinn der Ursachenforschung: Was hat mir in der Vergangenheit nicht gut getan? – Finger weg!
Genauso sehe ich es auch. Und es geht ja noch weiter. Was hat mir denn in der Vergangenheit gut getan? Darauf kann ich ja auch gucken und mich dementsprechend verhalten.
Ich guck ja nicht nur auf die schlecht gelaufenen Dinge in der Vergangenheit. Ich glaube das wäre auch fatal.
ZitatGepostet von mdp1 Zu der Sache mit der Lungenentzündung entgegnete ich ihm, dass ich zukünftig offene Fenster meiden könne, wenn ich weiß, dass ich davon krank werde.
Und genau da sehe ich den Sinn der Ursachenforschung: Was hat mir in der Vergangenheit nicht gut getan? – Finger weg!
Uneingeschränkte Zustimmung, aber ich muss nicht noch forschen, wieso ich das Fenster wohl aufgelassen habe .
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
ZitatGepostet von Angsthäsin Uneingeschränkte Zustimmung, aber ich muss nicht noch forschen, wieso ich das Fenster wohl aufgelassen habe .
Ich schon, da es ja bestimmt einen Grund hatte (zu warm im Zimmer?). Was kann ich also demnächst machen, dass es mir nicht zu warm ist, ich mich vor Risiken aber trotzdem schütze.