Hallo, ich bin seit kurzem in diesem Forum und hatte etwas den Überblick verloren wo ich mich vorgestellt habe. Das war unter dem Thema eines anderen Users "Thiemo". Aber ich hatte ein paar Antworten bekommen mit der Bitte, etwas mehr über mich zu erzählen. (ich bin zum ersten Mal aktiv in einem Forum, aber so langsam begreife ich die Systematik!)
Ich bin schon etwas älter (werde 46 Jahre alt). Das erste Mal richtig betrunken war ich mit ca. 15 Jahren und landete im Krankenhaus.
Mit ca. 18 Jahren war ich in einem Suchtkrankenhaus für 1 Woche. Ich wurde dort entlassen mit dem Hinweis "Wenn dir das nochmal passiert, dass du zu viel trinkts, dann melde dich". Ich war damals noch sehr jung und die Mitpatienten und auch die AA Gruppe die ich danach ein oder zweimal besuchte bestand für mich aus alten Menschen. Organisiert habe ich mir diesen Krankenhausaufenthalt selber, ich dachte - das ist nicht o.k. was ich tue und wieviel ich trinke, also bin ich zum Hausarzt gegangen und der hat mir die Überweisung gegeben.
Ich war danach jahrelang trocken. Eigentlich war das niemals eine Auseinandersetzung mit dem Thema Alkoholerkrankung, sondern ich habe einfach nichts getrunken. Mitte 20 war das vorbei. Ich hatte viele andere Probleme psychischer Art - was mir mit 30 Jahren die "böse" Diagnose emotional instabile Persönlichkeitsstörung eingebracht hat. Ich hatte getrunken und meist war das eine Kombination mit Selbstverletzungen. Und dann war wieder gut. Ich habe an anderer Stelle gesagt, dass ich im sozialen Berich tätig bin, dass bin ich seit 20 Jahren. Ich wollte immer wieder mal diesen Job an den Nagel hängen, habe es aber bis heute nicht.
Stattdessen war ich gelegentlich - seitdem ich 30 bin in stationären Therapien, einige Zwischenstops in geschlossenen Psychiatrien. Es wurde natürlich immer ein "Alkoholpakt" geschlossen mit gelegentlichen Kontrollen, aber Alkohol als solches war eigentlich nie das zentrale Thema. Mir selbst ist es auch immer ausgesprochen leicht gefallen, in diesem Rahmen nicht zu trinken. Also standt in den Entlassungspapieren neben den ganzen anderen Sachen immer "schädlicher Gebrauch von Alkohol".
Ich möchte jetzt ungern die ganze Geschichte der letzten 30 Jahre erzählen, das wäre zu viel.
Anfang des Jahres habe ich Kontakt zu einem Fachkrankenhaus für Suchterkrankungen aufgenommen, da dort eine Reihe sehr niederschwelliger Angebote gemacht werden.
Dort habe ich Beratung gefunden und nach einigen Wochen der Teilnahme an einer ambulanten Gruppe schon sehr klar, dass das was mit mir los ist von einem "schädlichen Gebrauch" weit entfernt ist. Natürlich ist das schädlich, aber ich denke schon, wenn ich so weiter mache, werde ich irgendwann nicht mehr die aktive Entscheidung treffen können - mach ich jetzt was stationäres in Bezug auf Sucht oder nicht? Ja - in diesem Prozess bin ich gerade. Ich möchte hier erstmal aufhören. (Es ist komisch, mich beschleicht immer wieder das Gefühl bzw. der Gedanke "Was tue ich da eigentlich, ich schreibe im "worl-wide-web" ganz schön persönliche Sachen)
Schöne Grüße, Roswitha
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.
ZitatDort habe ich Beratung gefunden und nach einigen Wochen der Teilnahme an einer ambulanten Gruppe schon sehr klar, dass das was mit mir los ist von einem "schädlichen Gebrauch" weit entfernt ist. Natürlich ist das schädlich, aber ich denke schon, wenn ich so weiter mache, werde ich irgendwann nicht mehr die aktive Entscheidung treffen können - mach ich jetzt was stationäres in Bezug auf Sucht oder nicht? Ja - in diesem Prozess bin ich gerade. Ich möchte hier erstmal aufhören. (Es ist komisch, mich beschleicht immer wieder das Gefühl bzw. der Gedanke "Was tue ich da eigentlich, ich schreibe im "worl-wide-web" ganz schön persönliche Sachen)
Hallo Närrin !!
Ersteinmal hier.
Dieser Begriff schädlicher Gebrauch ist mir auch irgendwie nicht so bekannt.
Warum denkst Du wirst Du irgendwann nicht mehr eine aktive Entscheidung treffen können ?
Trinkst Du noch oder hast du schon aufgehört ? Wichtig ist, das Du allein eine Entscheidung treffen musst. man kann Dir viele ratschläge...Hilfestellungen geben, aber letztendlich bist Du für Deinen weiteren Weg verantwortlich.
LG Uta
Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen.
Hallo, mit "von schädlichem Gebrauch weit entfernt" meine ich, dass ich alkoholkrank bin. Schädlicher Gebrauch oder Missbrauch von Alkohol (wird so auch umschrieben und entspricht einer Formel aus der ICD 10) lässt ja immer vermuten, dass keine Abhängigkeit sondern ein begleitendes Problem vorliegt.
Ich muss nur ehrlich sagen, dass mir diese Diagnosen mit der Zeit auf den Keks gehen. Ich habe den Eindruck, je nach dem an welchen Arzt man gerät und je nach dem was man gerade erzählt fallen die Diagnosen aus.
Zum Trinken - ja vom Trocken sein bin ich entfernt. Und ich merke, bzw. habe Angst, - wenn ich noch ein halbes oder ein Jahr so weiter mache, dass ich unter Umständen nicht mehr in der Lage bin, groß Entscheidungen zu treffen, ob ich zum Beispiel an einer stationären oder ambulanten Therapie teilnehme, ob ich alles in Eigenregie mache oder nicht. Ich habe manchmal Angst.
Gruß, Roswitha
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.
ZitatIch muss nur ehrlich sagen, dass mir diese Diagnosen mit der Zeit auf den Keks gehen. Ich habe den Eindruck, je nach dem an welchen Arzt man gerät und je nach dem was man gerade erzählt fallen die Diagnosen aus.
Hallo Närrin !
Damit hast Du Dir Deine eigene Diagnose doch schon gegeben !! Du bist alkoholkrank. Wie ich es lesen kann, möchtest Du auch was dagegen unternehmen !!!???..oder möchtest Du vielleicht garnicht aufhören mit dem trinken ?
Was hälst Du von einer SHG !!
LG UTA
Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen.
Ist schon erstaunlich, dass da jemand auftaucht, der so viel mit mir gemeinsam hat
Wir sind fast gleich alt, Berufskolleginnen, und auch das hier
ZitatIch habe den Eindruck, je nach dem an welchen Arzt man gerät und je nach dem was man gerade erzählt fallen die Diagnosen aus.
trifft voll und ganz meine Erfahrungen.
Ebenso wie mich
Zitat wenn ich noch ein halbes oder ein Jahr so weiter mache, dass ich unter Umständen nicht mehr in der Lage bin, groß Entscheidungen zu treffen, ob ich zum Beispiel an einer stationären oder ambulanten Therapie teilnehme, ob ich alles in Eigenregie mache oder nicht. Ich habe manchmal Angst.
an die sole erinnert, die vor zweieinhalb Jahren hier im Saufnix aufgeschlagen ist, und sich nicht zum ersten Mal, aber das erste Mal auf diese Weise mit ihrer Alkoholkrankheit auseineinander gesetzt hat.
Warte nicht mehr, Roswitha.
sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Hallo Sole, ich wollte dir noch antworten. Ja es ist schon manchmal überraschend, wenn man auf Menschen trifft, die viele Ähnlichkeiten mit einem selbst haben. Das ist doch ganz schön. Ich freue mich, dass ich dieses Forum hier gefunden habe und mich auch traue etwas von mir wirklich mitzuteilen. (Das Gefühl bzw. der Gedanke "was tu ich da eigentlich" ist zwar immer wieder mal da, aber ich merke, dass mir das schreiben und lesen insgesamt gut tut.)
Ich werde jetzt aber trotzdem den Rechner ausmachen und das tolle Pfingswetter genießen
Viele Grüße
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.
Ich möchte erst nach meinem Urlaub weitere Entscheidungen bzgl. meiner Arbeitssituation treffen. Seit 3 Tagen finden keine abendlichen alkoholischen Betäubungen mehr statt – ich bin nüchtern und finde das gut. Ich wünsche mir, dass ich das behalte und dass ich in 2 Wochen nicht wieder in das Muster wegsaufen falle.
Das freut mich, dass Du schon 3 Tage nüchtern 'geschafft' hast - es liest sich so, als wenn Du keine oder nur geringe Entzugssymptome hättest. Ist das so? Wenn nicht, weißt Du ja sicher, dass Du diese nicht auf die leichte Schulter nehmen solltest ...
Ich habe in den letzten Wochen und Monaten soviel über Alkoholismus und was das mit mir zu tun hat gelernt, dass ich vielleicht gar nicht so schlechte Chancen habe. Ich werde in den nächsten Tagen Kontakt zu Selbsthilfegruppen hier am Ort aufnehmen. Ich merke schon, dass mir der Kontakt mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben gut tut. Dann ist da noch die Therapie und die Ambulanz der Suchtklinik - ganz schön viele Möglichkeiten.
Das hört sich auch sehr gut an - und klingt so, als wenn Du Nägel mit Köpfen machen wolltest. Bleib' dran - Du kannst Deine Situation mit klarem Kopf nur verbessern; auch was Deine Arbeit -und anstehende Entscheidungen- betrifft.
Grüßle Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
Hallo, ja Paula, dass fühlt sich im Moment auch so an - wie Nägel mit Köpfen. Ich habe glücklicher Weise keine Entzugserscheinungen. Keine körperlichen - ich habe in der ambulanten Gruppe gehört, dass "das kleine Monster im Nacken, dass gelegentlich flüstert - hey was soll das ganze eigentlich..." auch als Entzugserscheinung gewertet wird.
Das fand ich sehr interessant für mich, da ich bis dahin immer davon ausgegangen bin, dass Entzugserscheinungen erst bei Schweissausbrüchen und vor allem Zittern beginnen. Das hat mich derzeit schon nachdenklich gemacht.
Schöne Grüße
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.
@Närrin , das kleine Monster wird sich in der Zukunft oft melden. Bei jeder Guten oder schlechten Gelegenheit ,wird dir der kleine Feind zusetzen. Kommt vom Gehirn ,die dortigen Rezeptoren ,wollen was ...als Belohnung ...als Trost. Da sie ja lange Jahre von uns gefüttert wurden,kommt es jetzt auf dich an sich nicht iin Versuchung bringen lassen. Gutes gelingen Theo
leider kann ich mich in die Reihe einfinden, die in den letzten Tagen arge Schwierigkeiten hatten und bin selbst ziemlich abgestürzt mit Alk. Einen "guten" Grund hatte ich nicht, - Nachlässigkeit. Zu große Klappe?
Natürlich habe ich mich selbst auch ordentlich beschimpft - bringt mich aber auch nicht wirklich weiter, denn wenn ich mich dann als "Wurm" sehe, steigt der Druck, dieses Gefühl ganz schnell wieder wegzumachen.
Ich sollte ein neues Thema aufmachen: Roswitha rennt oder Roswitha auf der Flucht.
Was positiv war: ich gehe ab nächste Woche in eine Selbsthilfegruppe, Termin und Ankündigung, dass ich komme steht. Und ich konnte mich mit einer Freundin darüber unterhalten, wie übel es mir wirklich geht.
Gruß und schönen Samstag, Roswitha
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.
Moin Roswitha, meinst du nicht, dass ein dreiwöchiges motvations thera nutzen eine gute idee wäre? Dort wirst du sicherlich das eine oder andere handwerkszeug, respektive fremderfahrene finden, was dir dann ein stück weit schutz geben mag im alltagsgeschehen. Das du gruppe für die nächste woche fest einplanst ist gut. Geh auch hin. Ist wichtig. Unterschätze niemals nicht dein suchtgedächnis. Es ist dermaßen erfindungsreich, dass es selbst eine phantiesie reiche hexe wie mich zu verblüffen mag.......... Ich wünsche dir, dass du deinen arbeitsbezogenen bedenken mal eine runde frei gibst, dich auf dich besinnst und deinen hintern in die, für dich richtige richtung, bewegen magst. Lieben gruss dir Esther
Mein Selbstbetrug endete in einer Sackgasse. Meine Selbstbestimmung zeigt mir viele neue Wege in eine bunte Welt.
Wenn ich nicht direkt antworte oder sonstwie sofort in einen Dialog trete ist das nicht unhöflich oder so gemeint. Möchte ich nur mal sagen. Es arbeitet ganz ordentlich in mir.
Schöne Grüße
Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.