Ich finde die Frage um Menge und Zeitraum der Einnahme von schädlichen Stoffen oder über die Maßen eingenommene schädliche Substanzen(ob nun Alkohol, Medikamente oder Nahrungsmittel bzw. Zusätze) überhaupt nicht so unwichtig. In allen Fällen spielt die Motivation zur Einnahme natürlich die wesentliche Rolle, aber letztlich weiß ich auch, dass das Maß, die Dinge und Konsequenzen bestimmt.
Meine Éx-Schwiegermutter nahm Antidepressiva und Beruhigungsmittel über Jahrzehnte...verschrieben in hohen Dosen...ist abhängig...aber es gab ja einen Grund, eine respektablen. Es hat sie organisch und psychisch massiv geschädigt.
Ich habe gerne Wein getrunken, ich habe am Schluß 2 Flaschen am Tag getrunken. Mir ging es aber durch das Übermaß in Folge körperlich beschissen, ich hasste mein Spiegelbild und ich hatte panische Angst um meine Gesundheit...nein, um mein Leben (mein Eingangspost in diesem Forum).
Ich mußte mich entscheiden und ich wollte leben...deshalb habe ich aufgehört...nicht weil ich den Wein plötzlich hasste. Ich begriff, er schadete mir. Auch hinter den Fassaden hat sich natürlich einiges geändert, aber das erfuhr ich erst, als ich nicht mehr vernebelt war.
Letztlich waren es die UNmengen von Alkohol, die mich vom realen Leben fernhielten und mich krank machten. Hätte ich damit umgehen können, ich wäre nie auf die Idee gekommen, darauf zu verzichten, wieso?
Ich habe wieder angefangen zu rauchen, hab das nicht geschafft. Natürlich interessiert es mich und meine Ärztin, ob ich 2 Zigaretten in der Woche rauche oder 20 am Tag. Das macht in der Regel schon einen Unterschied in der rein medizinischen Betrachtungsweise und es geht ja nun auch um wahlweise COPD oder Lungenkrebs ...oder einmal jährlich eine Bronchitis mehr...
Ich für mich weiß, dass ich auch die 2 Zigaretten nicht mehr will und kann...nächster Anlauf, also.
Für meinen Teil hasse ich nicht, was ich getan oder getrunken habe. Mein Mensch-Ich ist ein Sucht-Ich, zumindest ein Teil von mir... ich mußte da raus!!
So, und nu arbeite ich am "zufriedenen" Teil meines suchtfreien (Zigaretten sind ja noch) Lebens... und eigentlich bin ich zufrieden...nehme da mal ganz unverschämt meine Messlatte.
ZitatGepostet von genaro seit Wochen schleichen bei mir so Gedanken im Hinterstüble rum: "Hähä. Bin ja doch kein Alki, wenn ich will, kann ich bestimmt doch mit Alk umgehen, was solls, ein Bierchen könnt ich mir doch wiedermal gönnen...."
Wenn ich mich in diese Gedankengänge versuche reinzudenken...
Da ist einerseits der erwachsene Kerl, der einige schlechte Erfahrungen mit dem Saufen hat und deswegen zu dem Schluss gekommen ist, daß er es bleiben lässt.
Und dann ist da noch so ein kleiner Mann im Ohr, der der Meinung ist, Du müsstest mit Alkohol umgehen können.
Und da ist jetzt ne autonome Entscheidung gefragt, wofür entscheidest Du Dich?
Du bist ja so ein kleiner Psycho, genaro, deswegen bring ich das jetzt. Wer ist denn das Kerlchen in Dir, dass Dich dazu verleiten möchte, Dir selbst was beweisen zu müssen?
Zu der Frage, ob auch andere...so lange mir der Gedanke ans Trinken noch länger im Kopf rumgegangen ist, hab ich auch irgendwann wieder getrunken. Ich hatte übrigens auch so ne 8-Monats-Phase, in der ich mir sogar bewiesen hatte, daß ich einmal im Monat mal zwei Bierchen trinken kann...was ich mir verkniffen hatte, hab ich in der nächsten Phase halt nachgeholt. Hatte auch sein Gutes, denn danach hat es wirklich gereicht. Seitdem ich ernstlich ganz damit aufhören wollte, hatte ich nur kurze Momente, in denen mich das angemacht hätte (was natürlich damit zusammenhängt, daß ich alle Arten der versuchten Selbstkontrolle schon durchhatte und deswegen für mich nicht wirklich dran glaube).
Wie Du das machen wirst, weiss ich nicht, an sich sag ich mal, lass das Bier halt stehen dann vergehts vielleicht wieder.
Mir selbst geht es so: Ich finde mich sehr in lulus sehr ehrlichem Eingangspost wieder, was die Menge und die Anlässe, wie auch das Ausblenden meiner eigenen Sucht über Jahre hinweg angeht.
Seit Mitte Januar bin ich alk-abstinent. Keine Entzugserscheinungen körperlicher Art; die Phasen des "Saufdrucks" wurden immer seltener, der Gedanke an Alk war oft sofort mit Ekel verbunden.
Und ich werde wohl langsam leichtsinnig: seit Wochen schleichen bei mir so Gedanken im Hinterstüble rum: "Hähä. Bin ja doch kein Alki, wenn ich will, kann ich bestimmt doch mit Alk umgehen, was solls, ein Bierchen könnt ich mir doch wiedermal gönnen...."
Shit. Ist das ein Anzeichen, daß ich "noch nicht so weit bin" und "die nächste Runde" vorprogrammiert ist, oder ist das was Normales, was auch die Leut mit nun schon langjähriger Abstinenz gemeistert haben?
das gerne wissen möcht,
günter
Ich kenne das auch so . Es gibt Tage ,wochen Monate in denen ich keinen Gedanken an Alk,Bier sekt wein habe. Doch immer wieder kommt mal die Frage auf ,soll ich oder nicht : zuletzt als es mir nicht gut ging ,kann ich noch verstehen . Aber auch wenn es sehr gut Läuft in meinem Leben ,spielt sich der Gedanke immer mal wieder ein .Natürlich weiß ich das es nach dem einen Drink ,wieder von Vorne losgeht,aber was ist es ...das so ein Kitzel immer wieder kommt.
Dankeschön. Tut mir gut, daß Ihr schon länger Trockenen das auch kennt.
Willste es wirklich wissen, minitiger, was der psycho-genaro zu meint?
Diese Stimme, die mir das so einflüstern will, von wegen: "hab Dich nich so, bist doch ein ganzer Kerl, das schaffst Du, Du kannst kontrolliert saufen, Du wirst zum Säufer vom im saufnix schmökern, Du Depp, das redest Dir nur ein, in Wahrheit ist doch alles nicht so schlimm...."
Die kommt, wenn es mir scheinbar richtig gut geht, so wie jetzt, so von wegen: "na bitte, kriegst doch alles hin, und dies Dir eingeredete Prob vwg. Saufen, daß ist dann doch sicher auch keins, also los, probiers doch, und Du wirst auch das Schaffen."
Tja, woher kenne ich die Stimme nur?
Auf jeden Fall begleitet mich das schon mein Leben lang, früher habe ich es nicht hinterfragt, doch damit fange ich nun wohl so laaaangsaaam an.
Meine Ballonfahrt war wohl wiedermal eine gefährlich hohe,
weia.
gü
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
ZitatGepostet von genaro Diese Stimme, die mir das so einflüstern will, von wegen: "hab Dich nich so, bist doch ein ganzer Kerl, das schaffst Du, Du kannst kontrolliert saufen, Du wirst zum Säufer vom im saufnix schmökern,_sly: Du Depp, das redest Dir nur ein, in Wahrheit ist doch alles nicht so schlimm...."
Mir ist mal aufgefallen, dass "Saufen können" Teil meiner Identität war.
"Ein Guter verträgt es"...hiess es immer...und der steht auch mit der Flasche Schnaps in der Birne noch kerzengerade und lässt sich nix annmerken. Und ich wollte doch ein Guter sein, gelle. Indianer kennt keinen Schmerz, vorher stirbt er lieber.
das habe ich noch nie gehabt, seit dem ich trocken gefallen bin. Nicht ein Gedanke, ja du machst das schon.. Aber vielleicht kommt das ja noch... Hoffentlich nicht Oder vielleicht war ich zu sehr weichei trinker...??
ZitatGepostet von genaro Diese Stimme, die mir das so einflüstern will, von wegen: "hab Dich nich so, bist doch ein ganzer Kerl, das schaffst Du, Du kannst kontrolliert saufen, Du wirst zum Säufer vom im saufnix schmökern, Du Depp, das redest Dir nur ein, in Wahrheit ist doch alles nicht so schlimm...."
Die kommt, wenn es mir scheinbar richtig gut geht, so wie jetzt, so von wegen: "na bitte, kriegst doch alles hin, und dies Dir eingeredete Prob vwg. Saufen, daß ist dann doch sicher auch keins, also los, probiers doch, und Du wirst auch das Schaffen."
moin gü,
jo, grad anfangs hatte ich solch gedanken auch. heute selten.
gings mir schlecht, wollt ich mich zudröhnen. gings mir gut, wollt ich das mit alk noch toppen (quasi als belohnung).
dieses ganze "system" (belohnung und "wegbeamen") ist doch jahrelang anerlernt und im (sucht)gedächtnis verankert.
heute -trocken- muss ich mich mit anderem belohnen und mir gut tun.
Am interessantesten finde ich, dass es offensichtlich ausschließlich "Weichei-Alkoholiker" gibt, mich eingeschlossen.
Aber wenn alle Alkoholiker meinen, gerade bei ihnen sei's ja gar nicht so schlimm gewesen und bei den anderen sei's viel schlimmer, muss doch an der Wahrnehmung was falsch sein. Oder irre ich da???
Gibt mir zumindest etwas zu denken, mir altem Weichei...
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
hm..hier sind ja nun bei Weitem nicht alle Alkoholiker anwesend. Der scheinbare Weichei-Status spricht m.E. eher für die Existenz eines "point of no return", also dem Punkt (oder Bereich) an dem die Zahl derjenigen die den Ausstieg noch schaffen drastisch sinkt.
Das wiederum würde bedeuten, daß die Menge halt doch ne Rolle spielt. Das tut sie sicher auch, aber wohl eher was das Ausmaß an körperlichen Schäden betrifft. Ich würde die Einschätzung als Weichei-Alkoholiker eher darauf zurückführen, daß in der Einschätzung der eigenen Situation die Menge an konsumiertem Alk eine untergeordnete Rolle spielt. Stattdessen steht das Gefühl des "Ich will SO unter keinen Umständen weiter leben" ganz oben und als Maßnahme Nummer 1 zur Veränderung des "SO" wird die Alkoholabstinenz gewählt.
Solange ich noch mit Vergleichen der Menge rumhantiert habe tat ich das auch mit nem Glas Wein in der Hand. Sprich die Rechnung fiel immer zu meinen Gunsten aus. Schlimmer geht schließlich immer.
Die Maus steht für den inner groove, für ne einwandfreie Sache, für den Wunsch, daß es einen so richtig erwischt. aus Koppstoff von Feridun Zaimoglu
also, ich bin mir sicher, dass ich "es" nicht kann. ich werds auch nicht mehr probieren. hab ich ja schon mal getan. das hat mir hoffentlich gereicht. ich fand die zeit des saufens so furchtbar schrecklich, dass ich das nicht nochmal erleben will. von daher hab ich mir seit april 2007 nicht einmal überlegt, "soll ich, oder soll ich nicht?"
und was die menge anbelangt: für meine eltern und meinen exmann war meine trinkmenge so gering, dass sie auch heute noch davon überzeugt sind, dass ich aus einer mücke nen elefanten mache. ICH WEISS, dass ich alkoholikerin bin. und das zählt für mich.
funkelsternchen (die jetzt mit schnipi und kinders zum minigolfen geht )
"Solange ich noch mit Vergleichen der Menge rumhantiert habetat ich das auch mit nem Glas Wein in der Hand. Sprich die Rechnung fiel immer zu meinen Gunsten aus. Schlimmer geht schließlich immer."
bzw.
"Zuviel - für mich. Alles andere daran ist unwichtig."
Ich glaube, das ist der Punkt.
"hm..hier sind ja nun bei Weitem nicht alle Alkoholiker anwesend."
Stimmt! Streichen wir "alle" und setzen dafür "auffallend viele", dann trifft es die Sache besser.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
unabhängig davon, dass ich mir sicher bin, nicht doch wieder alkohol trinken zu "können",
ich will es gar nicht mehr, denn so wie ich jetzt lebe, so gut wie es mir jetzt ohne alkohol geht, so gut ging es mir nicht mal, als ich noch genusstrinker war.
ich verzichte nicht auf alkohol; ich möchte ihn nicht, er hat in meinem leben keinen platz mehr.
grüsse, ulli
"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)
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Du Depp, das redest Dir nur ein, in Wahrheit ist doch alles nicht so schlimm...."
