gestern habe ich ein interessantes gespräch mit meiner freundin geführt, darüber wie man in der sucht reinrutscht und ab wann man ein alkoholproblem hat oder nicht...
sie war die erste, die mich auf mein konsum angesprochen hat und mir einen spiegel vorhielt, das war vor cä. zwei jahre...
wahrscheinlich hätte ich bis heute noch fröhlich weitergetrunken, wenn ich mein partner nicht kennengelernt hätte und die folgen der erkrankung so hautnah miterlebt.
ich war immer im glauben mein konsum sei "normal".
rückblickend, jetzt wo ich ehrlich zu mir selbst sein kann und nicht mehr den kopf in den sand stecke, bin ich doch sehr erschrocken.
ich habe fast jeden abend eine flasche rotwein getrunken, nachmittags auf der arbeit gern mit den kollegen ein bis zwei alster (hab ich nicht als alk angesehen :licht am wochenende je nach dem waren auch mal ein bis zwei flaschen wodka drin oder diverse cocktails.
grill abende mind. 2 flaschen wein (grob geschätzt, man trank ja nicht alleine!)
ich habe natürlich den einen oder anderen tag nichts getrinken und morgens auch so gut wie nie (außer beim brunchen, da "gönnte" man sich auch mal ein sekt!)
ich habe mir eigentlich nie gedanken darüber gemacht.
als ich meinem freund kennegelernt habe und er mir nach eine gewissen zeit erklärte er sei alkoholiker, habe ich zuerst einmal mich sofort getrennt.
er beschwör, dass er nicht mehr trinken will und auch bereits vorher 6 jahre trocken war und ich beschloss ihm eine chance zu geben. ich entscheid mich dafür auch nichts zu trinken und auch kein alkohol zuhause mehr zuhaben, nachdem ich mich über die krankheit ein wenig informiert hatte.
die ersten zwei wochen waren problemlos überstanden, ich habe nie entzugserscheinung gehabt. nach zwei wochen war ich geplagt von schlaflosennächte und saufdruck ohne ende... ich lag nachts im bett und konnte nur noch an ein schönes glas rotwein denken und die herrliche müdigkeit, die nach den ersten paar gläsern sich bei mir einstellen würde.
hmmm, hab mir zunächst mal keine gedanken gemacht.
nach vier wochen war er für einige tage im ausland. kaum aus der tür ging ich los und kaufte eine flasche wein, meine freundin angrufen und in nullkommanichts haben wir die geleert!
die nächsten abende habe ich mich tatsächlich rüber gefreut, endlich mal wieder ungestört einen heben zu können
DAS hat mir im nachhinein zu denken gegeben.
als er wieder daheim war, habe ich ehrlich über mein verhalten gesprochen und er erklärte mir, so sei der anfang seiner erkrankung gewesen.
es folgten arztbesuche und ich fand später auch hierher.
das ist so im groben meine geschichte.
heute besuche ich eine SHG und habe therapeutische unterstützung.
der saufdruck ist zwar weniger geworden, schlägt aber noch gern hinterhältig zu darauf versuche ich mich allzeit vorzubereiten und massnahmen zu treffen.
ich kämpfe gegen die fiesen gedanken: du bist doch kein alki.... war doch alles harmlos! an und weiss, das ich viel glück gehabt habe.
ich setzte mich bewußt täglich und sei es "nur" hier damit auseinander, weil ich nie wieder zurück möchte.
ZitatGepostet von Lulu4 ich kämpfe gegen die fiesen gedanken: du bist doch kein alki.... war doch alles harmlos! an ...
Hallo Lulu,
fast nun 6 Jahre trocken mag ich jetzt nicht mehr überlegen, wieviel ich getrunken hab. Wichtig für mich ist das Warum. Und dass ich wegen diesem Warum fast keinen Tag mehr ohne mehr oder weniger Alkohol auskam.
ich weiß es noch garnicht warum.. so weit bin ich noch garnicht gekommen.
ich weiß nur, dass ich nicht zurück will. ein leben ohne ist so viel schöner, und ich freue mich immer wieder über kleinigkeiten, deren bedeutung ich vorher nicht mehr zu schätzen wußte.
ich weiß es noch garnicht warum.. so weit bin ich noch garnicht gekommen.
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Am Anfang war es nur mal ab und an just for fun, dann durch Leichtsinn und Naivität tägliche Gewohnheit, dann allmähliches Hinübergleiten in die Sucht und Einsatz des Alk als Allheilmittel gegen Zahnschmerzen bis zu seelische Blähungen... Für das Warum, da hatte ich wohl immer jede Menge Antworten bereit . Die Menge, das hat variiert, je nachdem, wie der Körper drauf war. Mal hat mich schon eine geringere Menge "geschmissen", dann gab es Tage, an denen ich selbst erstaunt war, was ging ohne mich betrunken zu fühlen.... Gut, bei mir war es meistens gut verdünnt, mein Standard-Getränk war Weinschorle. Da ging schon einiges.... Und schließlich soll der Mensch ja für reichlich Flüssigkeitszufuhr sorgen ....
LG
Mugge
"Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche." (Franz von Assisi)
Den Weinschorle konnte man ja so herrlich verharmlosen... Allerdings hat sich das Mischungsverhältnis mit den Jahren allmählich immer mehr zu Gunsten des alkoholischen Bestandteils verändert .
LG
Mugge
"Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche." (Franz von Assisi)
Schwer zu sagen - vor gut 15 Jahren waren es 1-2 Flaschen Sekt in der Woche, zusammen mit Freundin immer eine Flasche mindestens am Abend, sonst bis zu 5, 6 halbe Liter Bier.
Problematisch wurde es spätestens vor 11 Jahren, in dem halben Jahr, als ich meine Mutter habe sterben sehen. Ob ich vorher schon richtig abhängig war, ist nicht zu sagen - jedenfalls habe ich da aber schon deutlich mißbräuchlich getrunken.
Seit dem Tod meiner Mutter seteigerte sich der Konsum immer weiter - währenddessen habe ich auch während der Arbeitszeit getrunken. Bei dieser Firma wurde ich einerseits von zwei Vorgesetzten übel gemobbt (musste u.a. mit Lungenentzündung auf der CeBit arbeiten), aber andererseits hat der Chef (trockener Alki) mir angeboten, eine LZT zu machen. Ich war allerdings Lichjahre von einer Einsicht entfernt.
Anschließend habe ich nie wieder während der Arbeitszeit getrunken, aber abends mich auf eine Flasche Sekt eingependelt, bis die Angstzustände kamen, und somit die Kur vor der Tür stand. Am Abend davor 2 Flaschen aus lauter Panik.
Während der Kur war absolutes Alk-Verbot, an das ich mich aus lauter Respekt gehalten habe. 3 Tage gezittert, Übelkeit und Schlaflosigkeit, aber da ging es mir bestens. Keine Angst, kein Saufdruck, nettes Programm und tolle Mitpatienten.
Nach sechs Wochen wieder zu Hause - Rückfall und die eine Flasche wurde zu zweien, Ende 2007 war ich dann bei 3 über 24 Stunden hinweg, um gegen den Angstpegel und Entzug gegenan zu trinken, dabei immer mindestens eine in Reserve, weil ich unter dem gar nicht aus dem Haus konnte. Und ich hab schon beim Gedanken an Alk gekotzt - aber raus kam ich da alleine nicht mehr... die Entgiftung war meine Erlösung! Und in genau zwei Wochen ist das ein Jahr her, das ich ziemlich problemlos in Obhut der ambulanten Entwöhnung/Freundeskreis geschafft habe
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
In der Thera wird gepredigt, das "Warum" sei erstmal nicht wichtig (sehe ich allerdings auch anders) - die Menge egal, wichtig sei es, die Lebensumstände entsprechend zu ändern
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
so etwa nach dem Motto - ich hab am meisten gesoffen - und hab es trotzdem geschafft. Blödsinn !!! Kürzlich habe ich gelesen, das Peter Maffay in seinen besten Zeiten 3 Fl. Wisky tgl. getrunken hat. Heute gelegentlich nur ein paar Gläser Wein. Nun denn, jeder nach seiner Art. Selbstbetrug ist ja nicht strafbar.
die Lebensumstände zu ändern wurde mir in meiner LZT 1988 auch gepredigt. Habe ich auch gemacht und bin letztendlich doch auf die Schnauze gefallen. Das WARUM ist für mich der entscheidende Punkt