ZitatGepostet von mihu @hasenherz, z.b. auf den grundstein, daß trinken nicht gut für einen ist. daraus entstehen weitere und neue grundsteine.
Mihu, das ist kein Grundstein. Den einen Tag schmeckt es nur halb so gut, respektive man hat einen schlechten Tag. Manch einer soll sich diesen Grundstein 20 Jahre jeden Tag sagen. Das ist nichts, womit ich etwas anfagen kann.
Das, was wir ein böses Gewissen nennen, ist ja immer ein gutes Gewissen. Es ist das Gute, was sich in uns erhebt und uns bei uns selber verklagt. (Theodor Fontane)
meiner Meinung nach macht es einen Unterschied, ob man nach einem Schockerlebnis, wie es für mich mein g e f ü h l t e r Tiefpunkt war, sich entscheidet, nicht mehr zu trinken, oder ob man quasi von seinem Umfeld gezwungen um des lieben Friedens Willen aufhören will, obwohl man dem Alk noch positive Seiten abgewinnen kann.
Ich habe während eines 10tägigen Dauertrinkens gemerkt, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin (wenn ich es so auch noch nicht ausdrücken konnte). Ich war an dem Punkt angelangt, wo ich weitertrinken m u s s t e, bis ich zuviel hatte und ich hatte eine Art Vision, wie meine Zukunft aussehen würde. Kurz gesagt: körperlich, geistig und seelisch verwahrlost würde ich dahinsiechen und mich vor mir selbst ekeln. Das war kein Leben nach meinem Geschmack mehr. Ich musste etwas ändern und war erleichtert über diese Einsicht.
Von da an gab es keinen positiven Gedanken an Alkohol mehr. Die Zeiten, wo mir der Wein zum Essen geschmeckt oder das Glas Sekt die festliche Stimmung gesteigert hatte, waren vorbei und nicht zurückholbar.
Ich nahm mir jeden Tag vor, nicht zu trinken und je mehr Erfolgserlebnisse ich so aneinander reihte, umso mehr stellte sich das Gefühl ein: Ich brauche den Alkohol nicht mehr.
Nach meiner Erfahrung gelingt das Trockenwerden nicht so nebenbei. Ob du nur eine Trinkpause einlegen willst oder bereit bist, die Konsequenz aus der Einsicht zu ziehen, dass du Alkoholiker bist, hängt von dir ab. Ich denke, wenn du nichts ändern wolltest, wärst du nicht hier. Irgendwelche Gedanken, du könntest scheitern, will ich dir gewiss nicht einreden und schon gar nicht, dass du noch ne Weile weitersaufen solltest, bis du deinen Tiefpunkt erreichst. Hör und fühl in dich hinein, ob da nicht schon einer war. Und alles Gute für deinen weiteren Weg.
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
Für mich reichte es das alles was ich in mühevoller Arbeit aufgebaut,mir immer wieder durch meine Trinkexzesse zunichte gemacht habe.Dieser nicht endenwollender Kampf dieser ewige Selbstbetrug...ich hatte mich einfach Satt.
meiner Meinung nach macht es einen Unterschied, ob man nach einem Schockerlebnis, wie es für mich mein g e f ü h l t e r Tiefpunkt war, sich entscheidet, nicht mehr zu trinken, oder ob man quasi von seinem Umfeld gezwungen um des lieben Friedens Willen aufhören will, obwohl man dem Alk noch positive Seiten abgewinnen kann.
Ich wurde weder von meinem Umfeld gezwungen aufzuhören noch habe ich allein des lieben Frieden willens aufgehört zu trinken. Sondern aus denselben Gründen wie du; der Einsicht dass ich so früher oder später kaputt gehe und ich den Alk nicht mehr will.
Und das wichtigste:
Ich kann dem Alk keine positiven Seiten abgewinnen. Wäre es so, hätte ich wahrscheinlich beim ersten Gedanken an Alkohol auch wieder zur Flasche gegriffen, als ich so einigermassen "über den Berg war". Und diese Gedanken an Alk mache ich mir ja nicht wirklich selbst und bewusst, sondern sie huschen durch meinen Kopf und entsprechen nicht dem, was ich wirklich denke und fühle. Meine Erinnerung ist es, die diesen Gedanken: "Ach, ein Bier wäre toll" kurzzeitig unterbewusst nach "oben" spült. Bewusst denke ich "Was ein Quatsch, ein Bier wäre überhaupt nicht toll".
Und da bin ich mir eben nicht sicher, ob das nicht sogar fast jedem trockenen Alkoholiker in den ersten Wochen so geht. Kann mir irgendwie schwer vorstellen, dass wenn man zu der Einsicht gekommen ist, dass Alkohol einen zerstört und man so nicht weitermachen kann und will, auch diese Gedanken sofort verschwinden. Klasse, dass das bei dir nicht der Fall war, aber ich denke das trifft nicht unbedingt auf die meisten zu.
Würd mich mal interessieren wie es da den andern hier schreibenden trockenen Menschen ergangen ist, ob auch sie in ihrer ersten Zeit keinerlei Gedanken dieser Art gehabt haben.
Und danke für deine Wünsche Friedi.
„Wenn über eine unangenehme Sache, endlich Gras gewachsen ist, kommt garantiert eine blöde Kuh die das Gras auffrisst.“
Im Laufe meiner Suchtkarriere geriet ich am Ende in eine fürchterliche Zwangslage. Die Suchtmittel bewirkten schon lange keine positiven Gefühle mehr in mir, aber ich brauchte sie ,um die gröbsten Entzugserscheinungen zu mildern und starke Mißempfindungen zu dämpfen.
Hatte eine "Entwicklung"erreicht, in der ich Angst vor dem Konsum hatte und doch konsumierte,weil ich die Entzugserscheinungen nicht ertragen konnte. Mir hat Alk nie geschmeckt, wie ja auch meine Medikamentensucht nicht auf Geschmack aus war, wie auch. War nur auf die Wirkung aus.
War froh diesem Suchtknast durch eine Entgiftungsbehandlung zu entkommen. Und wenn ich heute einen Gedanken an Suchtmittel habe, dann denke ich an den laaangen "Ratenschwanz",der diesem kurzen berauschenden Gefühl folgt...es lohnt sich nicht mehr für mich. Sehe meine Abstinenz nicht als Einschränkung, sondern als Gewinn. ...und belohnen tue ich mich jeden Tag,mach mir immer wieder von neuem ein wertvolles Geschenk...meine Abstinenz!
LG,M
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ZitatGepostet von Free Ly "Ach, ein Bier wäre toll" kurzzeitig unterbewusst nach "oben" spült. Bewusst denke ich "Was ein Quatsch, ein Bier wäre überhaupt nicht toll".
Du beschreibst das genau richtig und du hast auch die richtige Einstellung zu dem ganzen Problem wenn ich dich so lese. Und diese Momente sind nun mal der Saufdruck. Der ist bei dem einen etwas stärker und bei dem anderen eben nicht. Du solltest dir nicht den Kopf darüber zerbrechen.
Du hast erkannt wo bei Dir die Schwächen liegen. Du weißt wo das hin führt, wenn du einmal schwach wirst.
Und dass ist das wichtigste
Ich verschwende keinen Gedanken daran, wie andere damit fertig geworden sind, sondern bin froh, das es so ist, wie es ist.
[...] Das war kein Leben nach meinem Geschmack mehr. Ich musste etwas ändern und war erleichtert über diese Einsicht.
Von da an gab es keinen positiven Gedanken an Alkohol mehr. Die Zeiten, wo mir der Wein zum Essen geschmeckt oder das Glas Sekt die festliche Stimmung gesteigert hatte, waren vorbei und nicht zurückholbar.[...]
Moin Friedi,
so habe ich auch lange gedacht und gelebt, habe diese Meinung auch nach außen hin vertreten - denn ich war der festen Überzeugung, dass dieser Schalter bei mir für immer umgelegt sei ...
Mit dieser Einsicht hat meine Abstinenz viele Jahre gut funktioniert; ich habe den Alkohol nicht mehr gebraucht; er hat mir tatsächlich nie gefehlt - ich war zufrieden trocken - und ich habe ohne Bedauern an diese Nichtzurückholbarkeit des Genießens geglaubt.
Tja - bis ich dann eines 'Besseren' belehrt wurde, denn sonst hätte ich mit Sicherheit nicht nochmal 14 Jahre Alkohol_Trinken drangehängt - ich erlebte praktisch sowas wie eine Wiederholung:
So begann es mit Genusstrinken - sogar über einen längeren Zeitraum als beim ersten Mal vor der Abstinenz, erst später (ca die letzen 3 Jahre) musste ich zunehmend meinen Konsum 'kontrollieren', bis ich dann eines Tages vor ca 2 Jahren wieder 'soweit war' ...... und das war dann wie ein déjà-vu ...
Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
ZitatGepostet von Free Ly Kann mir irgendwie schwer vorstellen, dass wenn man zu der Einsicht gekommen ist, dass Alkohol einen zerstört und man so nicht weitermachen kann und will, auch diese Gedanken sofort verschwinden.
Das hat Friedi doch auch gar nicht geschrieben. Sieh mal:
ZitatIch habe dann mit Hilfe meiner SHG angefangen, meine Vorstellungen und Überzeugungen, wie’s im Leben zu laufen hat, zu überdenken und auch neue Verhaltensweisen anzunehmen. Das ist nicht von heute auf morgen abgeschlossen, sondern geht wohl mein Leben lang weiter.
Für mich klingt das eher so, als hätte das sehr wohl ein gewisse Zeit gedauert. Nicht nur altes Verhalten wird peu à peu ersetzt, sondern damit einhergehend auch alte Denkmuster. Denn wenn ich erst einmal ein Weilchen abstinent gelebt habe, kommt der Gedanke an Alkohol tatsächlich weniger oft hoch.
@hasenherz, der grundstein oder die einsicht, daß trinken nicht mehr gut für einen selbst ist, bringt einen doch erst überhaupt dazu, etwas ändern und vom alk wegkommen zu wollen. also wenn das kein grundstein ist...ist meiner meinung nach und für mich einer der wichtigsten grundsteine überhaupt.