Was bleibt? Pünktlich zum 6-jährigen Trockengeburtstag hatte ich denkwürdiges Erlebnis mit meiner Mutter, die ja schwer demenziell erkrankt ist. Sie erkennt mich schon länger nicht mehr mit Namen und als Tochter, aber irgendwie vertraut scheine ich ihr zu sein. Sie spricht auch kaum noch, jedenfalls nicht mit mir. Bei einem meiner letzten Besuche wollte ich die Kommunikation mal wieder aufnehmen und fragte sie, als sie mich, so wie meist, stumm anschaute:"Na, kennst du mich noch?" Sie zögerte nicht lange und sagte:"Du bist besoffen." Es erschüttert mich, wenn ich daran denke, dass es das ist, was meiner Mutter von mir in Erinnerung bleibt. Vielleicht ist das nicht alles, wer kann das sagen, aber irgendeinen Zusammenhang mit mir und dem Suff muss es für sie ja geben.
Möglicherweise ist das auch für diejenigen ein Denkanstoß, die (noch) glauben, es hat keiner gemerkt.
Es war ein anstrengendes und trauriges Jahr. Kurz vor Weihnachten ist meine Mutter gestorben. Seit Jahren haben wir sie gepflegt, natürlich immer mit Unterstützung, dennoch hat mich ihr Gesundheitszustand, insbesondere die Demenz, gebeutelt. Mitgefühl, Wut, Ärger, Hilflosigkeit, alles war dabei und bis heute weiß ich nicht wohin damit. Das professionelle System hat sich immer mehr zurück gezogen, je schwieriger es wurde, zumindest habe ich das so erlebt und auch der Pflegenotstand hat uns voll getroffen.
Mitunter war mir richtig schlecht und dann habe ich automatisch an einen Schnaps gedacht. Ich habe nicht getrunken, das ist auch keine Option für mich. Nach Optionen muss ich jetzt wieder schauen.
Danke an die Forummitglieder für die Unterstützung in den letzten 9 Jahren und allen ein gutes neues Jahr.
Vielleicht noch mal zur Erklärung: Übel wurde / wird mir vom Umfeld - nicht von der Pflege selbst. Was bei / für die Pflege und Versorgung alter Menschen als angemessen betrachtet wird, erschwert ein würdevolles Leben im Alter außerordentlich. Da kann man Angst vor dem Alter haben, insbesondere dann, wenn niemand da ist, der sich für einen einsetzen kann.
Im August 2012 schriebst Du: "Ich habe ja eine pflegebedürftige Mutter und die ist (erneut) zuhause gestürzt. Sie lag dann die ganze Nacht auf dem Küchenboden, bis der Pflegedienst sie am morgen gefunden hat."
Das waren viele Jahre, die Du die bestmögliche Versorgung für Deine Mutter immer und immer wieder sicher gestellt hast, trotz widriger pflegeimmanter Rahmenbedingungen. Das ist ein großes Verdienst.
Vielleicht erlaubst Du Dir in Deinem Gefühlscocktail gelegentlich auch ein Gefühl der Erleichterung? Ohne dass sich sofort Schuldgefühle wegen der Erleichterung ´reinmischen?
Deiner Mutter geht es vielleicht besser, als zum Ende ihres Lebens hin und ich wünsche Dir von Herzen, dass es nach dieser sehr langen Belastungsphase auch Dir wieder besser gehen wird.
"Richtige" Optionen bzw. Alternativen zum Alk (nur eben ohne schädliche "Nebenwirkungen") - wenn Du `was gefunden hast, gib mir Bescheid ;-)
Dir ein gutes, freudiges zehntes Jahr, Susanne
----------------------------------------- Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett)
mein beileid und gut, dass du nicht getrunken hast.
mich haben auch einige todesfälle auf die prüfung gestellt. aber im tiefst inneren gibt es immer eine stimme die sagt: lass es...sonst wird alles noch schlimmer.