Hallo an alle, bevor das Jahr zu Ende geht und mich 2011 wieder der Mut verlässt mich hier zu "outen", schreibe ich meine Alkohohlgeschichte mal in aller Kürze auf und freue mich auf eure Einschätzungen. Ich lese hier schon eine Weile, komme mir aber etwas verloren vor und hoffe, dass es sich ändert, denn hier habe ich zum ersten Mal das Gefühl von Verständnis. Ja, nun habe ich schon immer - bestimmt seit ich ca. 14 Jahre alt bin - zu viel getrunken. Nicht durchgängig unddauerhaft, aber immer bis zum Anschlag, sodass mir für die meisten Begebenheiten weitgehend die Erinnerungen fehlen. Mit Anfang 20 habe ich - unter Alk-Einwirkung - einen schweren Autounfall verursacht, bei dem Gott sei Dank außer mir keine weitere Person Schaden genommen hat. Ich war nicht angeschnallt und bin mit dem Gesicht zuerst durch die Windschutzscheibe. Den Führerschein habe ich behalten, weil die Polizisten Mitleid mit mir hatten, so wie ich aussah.. Es folgten daraufhin viele Operationen und ich habe aufgehört - richtig: nicht mit dem Trinken - sondern damit unter Alkohohleinfluss Auto zu fahren. Seither hat sich für mich nichts wesentlich geändert, außer, dass die Abstürze: ich trinke dann bis zum Umfallen, immer kürzer werden und es natürlich meinem Umfeld auffällt. Dennoch funktioniere ich bislang gut, habe studiert, promoviert und einen sehr guten Job, in den letzten 10 Jahren kann ich mich an keinen Krankheitstag erinnern, außer natürlich dem heftigen Kater am nächsten Tag. Nach dem letzten kompletten Absturz vor 4 Wochen habe ich "nur" an 2 Tagen Alkohol getrunken, weil ich das Gefühl der Auswirkungen dieser zahlreichen Kontrollverluste nicht mehr ertragen kann. Das Gefühl der Scham, was alles so in den letzten Jahrzehnten (!) passiert ist, ist groß.
Eure Erfahrungen haben mich bestärkt, mit dem Saufen aufzuhören. Bislang fühle ich jedoch eher eine große Leere und Traurigkeit.
Viele von euch haben geschrieben, dass es schwer bis unmöglich ist, alleine mit der Krankheit fertig zu werden. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Unterstützung von anderen, die nicht betroffen sind, mich so gar nicht anspricht. Und mein Mann glaubt immer noch nicht, dass ich krank bin, sondern meint ich müsse doch in Maßen trinken können. Habe aber in letzter Zeit öfter mit ihm geredet und ich glaube, er beginnt zu verstehen.
Insgesamt bin ich ratlos, lustlos und müde und hoffe, diesen Abend zu überstehen.
Dennoch möchte ich an ein besseres 2011 glauben.
Ich danke euch, dass ich dies hier niederschreiben konnte und wünsche euch allen einen guten Rutsch und ein weiter so trockenes neues Jahr.
Die Leere, Mutlosig- und ggf. Hilflosigkeit mit etwas vernünftigen Handeln und Denken zu ersetzen ist ein Teil der Kunst.
Alleine schaffst Du es nicht. Habe ich oft genug versucht und bin so tief abgestürzt. Unter anderem auch Deinen Gatten kannst Du vorerst als Stütze vergessen, dem wird es irgendwann hinderlich, das Du nicht trinkst.
Geh zumindest direkt am Anfang des neuen Jahres in eine Beratung, suche eine Gruppe auf und tausche Dich auf gleicher Wellenlänge aus.
Reden, Handeln statt saufen.
Wer weiss, vielleicht kommt Dein Mann dahinter wie gut Du drauf sein wirst ohne Droge?
Wohlmöglich unterstützt er Dich? Sucht als Koabhängiger eine Gruppe auf?
Setzte Dir bitte naheliegende Ziele, solche, für die Du Dich zwar anstrengen musst aber, die Du erreichen kannst. Z.B. bis 01.02.2011 sind es xxxx Tage Trockenheit, von da aus.....
Male ein Bild, lese ein Buch, besuche eine Freundin, die Du vor Jahren verprellt hast....Du wirst sehen, eines nach dem anderen wird irgendwie klappen.
Ich wünsche Dir alles Glück, das auch und zuteil geworden ist.
Eure Erfahrungen haben mich bestärkt, mit dem Saufen aufzuhören. Bislang fühle ich jedoch eher eine große Leere und Traurigkeit.
Insgesamt bin ich ratlos, lustlos und müde und hoffe, diesen Abend zu überstehen.
Dennoch möchte ich an ein besseres 2011 glauben.
Ich danke euch, dass ich dies hier niederschreiben konnte und wünsche euch allen einen guten Rutsch und ein weiter so trockenes neues Jahr.
Ulli
Liebe Ulli
Ich kann das so gut verstehen was Du schreibst.
Alkohol ist ein großer "Räuber"... er beraubt Dich Deines Selbstwertgefühles, Deiner Lebenskraft, Deines Mutes, Deiner Gesundheit,Deines Selbstvertrauens...und, und, und....
Das Du Dich müde fühlst, lustlos....ist also eine Folge.
Aber ich denke ratlos bist Du nicht so ganz, Du hast erkannt, das Du alkoholkrank bist, das Du mit Alkohol nicht umgehen kannst, hast Dich hier und Deinem Mann gegnüber geoutet, aber vor allem Dir selbst gegenüber....und das ist der erste wichtigste Schritt, Ulli, das könnte eine gute Basis sein.
Als ich mich damals immer mehr mit der Alkoholkrankheit auseinandersetzte, Wissen als "Machtinstrument" einsetzte, um meine Sucht besser verstehen zu können, da lichtete sich das Dunkel.
Und dieses Gefühl der Traurigkeit und Leere finde ich ganz wichtig. Früher hätte ich dagegen angetrunken,aber das Durchleben der Traurigkeit ist ein wichtiger Prozeß.
Ich habe das Recht traurig zu sein, ich habe eine innere Wunde...., sie tut weh..., ich möchte das sie heilt, aber dazu sollte ich sie pflegen.
Gib Deiner Traurigkeit ruhig einen Namen, so verliert sie etwas von dem "Schrecken", nimm sie an und durchlebe sie.
Auch für Dich einen guten Rutsch ins neue Jahr 2011!
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ZitatGepostet von Agua [quote]Unter anderem auch Deinen Gatten kannst Du vorerst als Stütze vergessen, dem wird es irgendwann hinderlich, das Du nicht trinkst.
Wie meinst du das?
ZitatGeh zumindest direkt am Anfang des neuen Jahres in eine Beratung, suche eine Gruppe auf und tausche Dich auf gleicher Wellenlänge aus.
Reden, Handeln statt saufen.
Ich werde es versuchen.
ZitatWer weiss, vielleicht kommt Dein Mann dahinter wie gut Du drauf sein wirst ohne Droge?
[quote]Gepostet von Faust Entgiftung, therapeutische Maßnahmen, Selbsthilfegruppen und nicht zuletzt dieses Forum hier können Dir da auf die Sprünge helfen.
Lieber Bernd, müsste ich nicht schon entgiftet sein? Ulli
ZitatGepostet von septembersonne Ich habe das Recht traurig zu sein, ich habe eine innere Wunde...., sie tut weh..., ich möchte das sie heilt, aber dazu sollte ich sie pflegen.
Gib Deiner Traurigkeit ruhig einen Namen, so verliert sie etwas von dem "Schrecken", nimm sie an und durchlebe sie.
Liebe Manuela, das finde ich sehr schön beschrieben. Genauso fühle ich mich Ulli
hi ulli das zwanghafte trinken,mit oder ohne pausen dann das dagegen ankämpfen, das seelische auf und ab nimmt körper und geist sämtliche kräfte. aber ohne den seelischen tiefpunkt,hätte ich nicht von vorne anfangen können. bei mir hats arg lange gedauert,siehe karriere. entweder kaputt-gehen über kurz oder lang, oder innerlich neu anfangen und "ALLE" Hinter-türen zumachen. ich konnte nach einem gebet loslassen,vielleicht beginnt dein neues leben anderst. wegen gruppen usw. zur AA kannst du immer,egal in welchem zustand. für mich zählt: ich will keinen alk mehr,egal in was, und immer nur 24 stunden trocken bleiben, das heute zählt. wie heißt das so schön: ein bisschen schwanger geht nicht...oder
Lieber Rainer und ach liebe andere Antwortende und Lesende, mir fällt der Gang zur Suchtberatung oder SHG so wahnsinnig schwer. Was ist, wenn ich dort jemanden kenne, wenn mich das Umfeld nicht anspricht usw. Wie ihr seht halte ich mir doch noch Hintertüren auf: Vielleicht schaffe ich es auch alleine......, dann muss ich auch vor niemandem zugeben, dass ich krank (?) bin. Rational habe ich vor dem Alkohohl kapituliert, gefühlsmäßig möchte ich einfach "normal" sein. Ulli
mir war sch....egal was andere über michdachten, "..ich.." wollte wieder leben. ich zähle jetzt. wirklich super sch....egal was andere jetzt von mir denken oder gedacht haben. jawohl .! in sachen alk bin ich sehr egoistisch geworden. siehe da am 6.1.2011 sinds 7 mon ohne.