Ich möchte mich kurz vorstellen... Ich bin mittlerweile 33. Meinen ersten Alkohol habe ich mit 14 getrunken, mit 15 den ersten Rausch. Danach am Wochenende mit Freuden, es galt als cool betrunken zu sein. So kam ein Wochenendrauch nach dem anderen. Manchmal ein Rausch un der Woche. Abends mal ein Bier... oder mehr, Letzlich bin ich mit 21 Jahren zur Bundeswehr, da war es dann üblich jeden Abend zu trinken, am Anfang noch im Rahmen, später meist im Rausch. So ging es immer weiter und weiter. Bis ich 32 war. Ich habe zu dem Zeitpunkt teilweise mehr als 30 Bier am Tag getrunken. Nie hat mich jemand angesprochen darauf. Ich weiß nicht, ob es niemand gemerkt hat oder ob man nicht wollte. Ich hatte einen guten Job, (hab ich auch noch) und mir nie getraut in eine Beratungsstelle zu gehen oder so, aus Angst Kollegen könnten mich sehen. Irgendwann hab ichs innerhalb einer Woche zweimal morgens nicht auf Arbeit geschafft und gesagt es muss sich was ändern. Ich hatte Angst vor nem Arztbesuch und kurzfristig unter Vorwänden 3 Wochen Urlaub genommen.
Am ersten Abend habe ich mich wieder völlig betrunken und bin am nächsten Morgen in meinem eignen Erbrochenem aufgewacht.
So konnte es nicht weitergehen. Ich hatte am Abend vorher wohl sämtliche Vorräte verbraucht und konnte nichts mehr finden. Mir gings auch zu mies um irgendwo einkaufen zu gehen. Der nächste Laden ist ca. 10km von mir entfernt.
Ich hatte echt Verlangem, aber ich konnt nicht weg. Mein Auto (hab paar Tage später erfahren das das Schrott ist, hatte die besagte Nacht einen Unfall)war nicht da und laufen war auch keine Lösung.
Außer Handy gabs in meinem Haus auch gar nichts. Kurzum hab ich mein Handy mit dem Hammer zerstört (sehr dumm) um nicht in die Verlegenheit zu kommen jemanden anzurufen.
Was war näherliegend, als abzuwarten was passiert. Eine ganze Weile war alles fast OK, gegen abend begann ich zu zittern, alles noch in Ordnung, aber über Nacht gings los. Ich dachte ich muss sterben, Magenkrämpfe, Schweißausbrüche Herzrasen... ich hab kaum geschlafen, konnte aber auch nichts machen. Keinen Verbindung zur Außenwelt war mehr da. Ich dachte echt das ist mein Ende. Irgendwann wurde es wieder hell, aber ich konnte nicht aufstehen. Ich war wie gelähmt. Alles nass durch den Schweiß... einfach nicht schön. Aber ich kam nicht hoch. So lag ich drei Tage im Bett. Irgendwann gings mir doch wieder besser, nicht besser wirklich gut. Ich konnte aufstehen und es ging mir gut. Ich war etwas schlapp, hatte ja einige Tage nichts gegessen. Das hab ich aber alles nachgeholt. Ich bin dann kurzum noch 10 Tage in den Süden geflogen und hab mich total frei gefühlt. Als ich zurückkam, war alles super, Arbeit toll... Kollegen nett. Wie immer... aber ich war frei.
(Bitte sagt mir nicht das die ganze Aktion dumm war, dass weiß ich inzwischen auch)
Ich hatte bis dato nie mit einer Beratung o.ä. Kontakt und wußte nicht wirklich um das Problem. Vielles ist mir erst im Nachhinein zugetragen worden.
Jedenfalls war vier Wochen später Betriebsfest und da hat mit jemand nen Bier gebracht und ich habs getrunken... Sch... komischweise ist gar nicht passiert. Späterhin hab ich (unbewußt) wieder getrunken, aber nie mehr den Zwang gehabt. Das ist jetzt gut ein Jahr her, ich habe immer mal ein Glas Wein getrunken, aber nie mehr mich betrunken...
Herzlich willkommen und glückwunsch zur schonungslosen offenheit. Betrachte den fakt, das Du den kalten entzug überstanden hast als geschenk und mach was draus. die meisten hier werden dir therapie und die guten schulbuch-abläufe empfehlen. auch wenn du jetzt kontrolliert trinkst, irgendwann wird es wieder mehr und das spiel geht von vorne los. ob du das willst, musst du entscheiden. drogen haben ja auch schöne seiten. bei mir waren die einschränkungen, der scham...kurz das negative am ende in der mehrzahl, so dass es nur eine abwägung der vor- und nachteile war, die mich aufhören liess. anders als andere user empfinde ich meine suff-zeiten aber nicht als verlorene lebenszeit. ich wusste immer, was ich tat. der schluss war scheisse aber es gab auch schönes aber noch mal, deine entscheidung ist gefragt. ist ja auch deine lebenszeit.
ich habe jetzt in über 16 Jahren in SHG´s noch keinen einzigen Alkoholiker erlebt der von sich behaupten konnte, er wäre vom Alkoholismus "therapiert". Zumindest der reflektierte Teil weiß wohl sehr genau das diese Krankheit nur zum Stillstand zu bringen ist > Heute das erste Glas stehen lassen...
Ob jemand Alkoholiker ist oder nicht, entscheidet sinnvoller weise jeder für sich selbst.
@ Einermehr
Hast Du denn überhaupt den Wunsch mit dem Trinken aufzuhören, oder möchtest Du "nur" kontrolliert ohne die Folgen trinken/saufen?
ZitatHast Du denn überhaupt den Wunsch mit dem Trinken aufzuhören, oder möchtest Du "nur" kontrolliert ohne die Folgen trinken/saufen?
Grundsätzlich möchte ich überhaupt nicht mehr trinken. Leider sind die geschäftlichen Vorraussetzungen bzw. die Kreise in denen ich verkehren muss dafür nicht ausgelegt. Jeder Empfang ist mit Sekt versehen, ablehnen ist eine Beleidigung. Keiner akzeptiert da einen mit einem Alkoholproblem. Ich möchte aber nicht meinen Job und die Kreise verlassen, da dies mein Leben ist.
das alkproblem hast du doch nur, wenn du trinkst. also lass es doch einfach. wenn mir etwas angeboten wird, sag ich freundlich "nein, danke. ich nehme aber gerne ein wasser." und da war noch nie einer beleidigt. du lügst dir da ganz schön was vor.
Endlosselbstentschuldigungsschleife - kenn´ich von früher
Sektempfang ist aber ein sehr müdes Argument
Alkohol ist ein hervorragendes Lösungsmittel: Es löst Familien, Ehen, Freundschaften, Arbeitsverhältnisse, Bankkonten, Leber- und Gehirnzellen auf. - Es löst nur keine Probleme.
… unsere Narben haben die Angewohnheit uns daran zu erinnern, daß die Vergangenheit einmal Realität war … :sly: H.L. "Roter Drache"
Übrigens, diese Phase mit sehr wenig trinken...ich hatte so was auch.
Ich habs als Bestätigung genommen, dass es wohl doch nicht so schlimm war und als ich dann mal wirklich was zu feiern hatte und ichs mir auch verdient hatte, dachte ich mir, ich muss ja nicht immer so wenig trinken und schön wärs ja doch, also das geht schon mal dass ich richtig zulange...und plötzlich war ich wieder so weit. Bis ichs dann irgendwann ganz gelassen habe.
Geht jetzt nicht drum, Dir was vorherzusagen oder Dir die Drinks zu nehmen, aber Du solltest Dir übers Risiko klarsein. Eingehen kannst Du es ja trotzdem, wenns Dir wichtig ist. Vielleicht passiert ja auch nix, ich kann nicht hellsehen.
ich schließe mich dem Chefpragmatiker minitiger an.
Kann sein, dass Du Dich hier grade selber belügst, Alkohol macht so was mit uns - und in Wahrheit ist Dein Konsum bereits wieder so in die Höhe geschossen, daß Du verdammte Angst kriegst - dann weisst Du ja, was Sache ist. ES hat Dich!
Kann sein, dass Du der Sucht irgendwie (aber grade so) zunächst tasächlich von der Schippe gesprungen bist. Sowas gibt's echt. Dann sei einfach unendlich vorsichtig und sieh Deinen Alkohol"genuß" grundsätzlich und immer mit wachem Auge an. Denn wenn ES Dich doch wieder kriegt - dann weißt Du ja, was Sache ist.
Wenn alles so ist, wie Du schreibst, dann liegt Dein kalter Entzug rund ein halbes Jahr zurück. Das war anfangs auch so meine "Schonzeit", bevor es wieder langsam anfing, zu jucken. Bei mir ging es danach zunehmend rasant wieder in die Spiegeltrinkerei hinein. Will heissen: Schock-Entzug-Todesängste -> halbes Jahr: wunderbar! -> langsames Einfädeln -> Level höher als früher -> Schock-Entzug-Todesängste.... usw.
Du musst einfach sehr gut auf Dich aufpassen. Denn man entnimmt Deinem Posting: Du weißt, was diese Abhängigkeit bedeutet. Sie vernichtet Dein Leben.
Alles Liebe und Gute!
Nick
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.
ZitatGepostet von Einermehr Leider sind die geschäftlichen Vorraussetzungen bzw. die Kreise in denen ich verkehren muss dafür nicht ausgelegt. Jeder Empfang ist mit Sekt versehen, ablehnen ist eine Beleidigung. Keiner akzeptiert da einen mit einem Alkoholproblem.
Davon glaube ich kein Wort. Was für armselige "Kreise" (auch so ein Unwort!) müßten das sein.
Da redest du dir selbst was ein - vermutlich, um keinen Schlußstrich zu ziehen müssen.
Zitat...ich schließe mich dem Chefpragmatiker minitiger...
da hab' ich doch gerade Chefschwachmatiker gelesen - ein Schelm, der schlimmes dabei denkt .
Hallo Einermehr ,
willkommen mal hier im minitigerschen Reservat . Ich frag' mich gerade, was denn dein eigentliches Problem ist? Als lange Trockener kann ich dir sagen, dass das einzge "Problem" (mir fällt jetzt kein besseres Wort ein) der Umstand ist, auf den letzten Beweis verzichten zu können, vielleicht nicht doch wieder etwas trinken zu können. Ist aber nicht wirklich ein Problem .
Schönen Abend noch Werner
---------------------------------------------------------------- It's nice to be a Preiss, it's higher to be a Bayer
ZitatAls lange Trockener kann ich dir sagen, dass das einzge "Problem" (mir fällt jetzt kein besseres Wort ein) der Umstand ist, auf den letzten Beweis verzichten zu können, vielleicht nicht doch wieder etwas trinken zu können.
Dies ist doch mal eine gelungene "Definition".
Was ist ein Alkoholiker?
Ein Alkoholiker ist ein Mensch, der sein letztes Glas Alkohol getrunken hat und fortan auf den Beweis verzichtet, dass es nicht das letzte Glas gewesen sein muss.
quote (Bitte sagt mir nicht das die ganze Aktion dumm war, dass weiß ich inzwischen auch)
Ich hatte bis dato nie mit einer Beratung o.ä. Kontakt und wußte nicht wirklich um das Problem. Vielles ist mir erst im Nachhinein zugetragen worden.
Jedenfalls war vier Wochen später Betriebsfest und da hat mit jemand nen Bier gebracht und ich habs getrunken... Sch... komischweise ist gar nicht passiert. Späterhin hab ich (unbewußt) wieder getrunken, aber nie mehr den Zwang gehabt. Das ist jetzt gut ein Jahr her, ich habe immer mal ein Glas Wein getrunken, aber nie mehr mich betrunken...
Ich kann das selbst nicht verstehen.
Naja,... das ist meine Geschichte... unquote
Du weisst, das Du ein Problem hast MIT Alkohol. OHNE gehts besser? Dann entscheide Dich und gestehe Dir ein, das Du Alkoholiker bist und lass Dir (verdammt noch mal) helfen.
SHG, Therapeut usw.
Du bist noch jung genug und hast noch vieles vor Dir.
es ist mehr als ein halbes Jahr. Es war kurz nach meinem 32 Geburtstag und jetzt steh ich kurz vorm 34ten.
Es klingt wie eine bescheuerte Ausrede, ich weiß. Aber in den "Kreisen" (oh wie hasse ich dieses Wort) würde man selbst als trockener Alkoholiker nicht akzeptiert.
Leider hängt mein gesamter Lebensunterhalt davon ab. Ihr könnt denken dasich lüge... aber seit damals war das Gefühl nie mehr da trinken zu müssen oder wollen. Es hat nichtmal geschmeckt.
Ich werd mir wohl in Zukunft was einfallen lassen da herum zu kommen, schlimmstenfalls komm ich immer 15min zu spät um keine Ausreden zu gebrauchen.
Vielen Dank für all die lieben Ratschläge.
PS: Ich habe lange mich nicht getraut irgendwo was zu schreiben. Aber es tut gut!