Was Acqua da empfohlen hat, kann ich Dir auch empfehlen.Seitdem ich mit diesem Thema befasst habe (vor 10 Jahren) hat es bei mir irgendwie "KLick" gemacht,weil ich für mich endlich einen Ansatzpunkt fand, warum ich mich nicht annehmen konnte wie ich war. Und warum ich ständig versuchte,diesem Dasein zu entfliehen bzw. ein Ende zu machen,indem ich mich zu Tode trank.
Erst seitdem ich dieses Buch las,wurde mir zumindest klar,warum das alles so war und ist. Ich war als Kind und als Erwachsener niemals vorbehaltlos dem Leben gegenüber, weil meine Mutter mich nie wollte. Warum sollte also ich mich wollen?
Erst als ich lernte,wie ich mich mit meinem eigenen inneren Kind versöhnen konnte und ihm sagen konnte,dass es sehr wohl ein Recht hatte zu leben und auch geliebt zu werden, konnte ich mich endlich annehmen.
Es wird allerdings auch empfohlen,diese Thema mit einer vertrauten Person anzugehen, da manche Erkenntnisse nicht unbedingt "schmerzfrei" sind.
Empfehlen kann ich auch dazu das Buch von Frommie Kunst zu lieben.
Viele Wege führen ans Ziel (leider)
LG Peter
_______________________________________________ Ich bin,wie ich bin,die Einen kennen mich,die Anderen können mich.... C.Adenauer
Liebe Jessicat danke für deine Frage. Genau das ist es, was mich seit vielen Monaten beschäftigt: Was, wenn man nicht weiß, wie man sich um sich selbst kümmert? Ich möchte etwas ausholen, weil das gerade ein Prozess ist, in dem ich mich befinde.
Ich denke, im ersten Schritt könntest du schauen, was die Ursache deiner Depression ist. Als HPpsych, hast du dich schon mit dem Thema beschäftigt, eine gute professionelle Hilfe kann aber nützlich sein, oft sieht man seine eigenen blinden Flecken nicht. Für mich war wie gesagt der Schlüssel zur Erkenntnis das Buch von Josef Giger-Bütler „Endlich frei:Schritte aus der Depression“; für acqua und Peter war es die Arbeit mit dem inneren Kind. Es gibt da unterschiedliche Methoden, die bei jedem anders ankommen und sicher auch davon abhängig sind, ob du nach einem Schock oder Trauma depressiv geworden bist oder ob sich dieses Muster in deiner Kindheit entwickelt oder organische Ursachen hat.
Das Entscheidende, was ich erkennen konnte war, dass ich als Kind mein Familiensystem als brüchig, unsicher erlebt habe. Demzufolge habe ich stets versucht, das Ganze durch mein Verhalten auszugleichen, zu retten. Ich bin ständig mit ausgefahrenen Antennen rumgelaufen, wie ist die Stimmung heute, was muss ich tun, damit sie nicht kippt, wie kann ich helfen, damit es den Eltern gut geht. Ich bin zwischen den Elternpolen hin- und hergeflitzt und für mich blieb nichts übrig. Da, wo bei anderen ein gesundes Selbst oder Ego entsteht, wo man lernt zu fragen, was will ich, habe ich immer gefragt: was wird von mir erwartet? Deshalb ist da bei mir ein Loch entstanden und ich weiß auch heute oft nicht, wie ich gut für mich sorge. Ich weiß nur, wie man sich um andere sorgt, was jemandem vielleicht gut tut und was ich dafür tun kann.
(Dieser Eindruck der Brüchigkeit kann auch bei Kindern entstehen, die von ihren Eltern geliebt werden, da sie unterschwellig wahrnehmen, das etwas nicht stimmt. Und es kann sein, dass Geschwisterkinder die Situation völlig anders erleben und sich sicher fühlen.)
Deshalb waren für mich die schrecklichsten Ansagen in Klinik und Therapie folgende: Seien sie doch einfach sie selbst! Machen sie, was sie wollen und was ihnen gut tut! Kümmern sie sich nur um sich! Das hat mich schier in den Wahnsinn getrieben. Ich hatte schlicht keinerlei Ahnung davon, was ich will, geschweige denn davon, was mir wirklich gut tut (nicht was mir eigentlich gut tun sollte). Und an der philosophischen Frage nach dem Selbst waren schon ganz andere nach hunderten Jahren Forschung oder Meditation gescheitert – woher sollte ich das also wissen? Wer bin ich? Ich sah nix – da war nur ein Fragezeichen. Was fühlen sie? Mmmh, weiß nicht. Was denken sie denn, was ich fühlen sollte?
Schon der Gedanke an die Ergotherapie war schrecklich, es gab keinerlei Vorgaben nur Angebote, wo ich wählen musste zwischen verschiedenen Beschäftigungen, Sorten von Malfarbe, Papier, Ton oder Glasur – ach du Himmel – keine Ahnung. Ich habe schon die ganze Woche vorher überlegt, was ich denn das nächste mal machen könnte. Leider kein Scherz. Die Maltherapie hingegen war kein Problem, da gabs ja ein Thema, also eine Vorgabe und das konnte ich wiederum gut.
Deshalb war ich auch im Berufsleben so gut im Projekte aufbauen, organisieren, sich um andere kümmern, die Ideen anderer verwirklichen und umsetzen, da wo sie es schleifen ließen, in der Öffentlichkeits- und PR-Arbeit – da ging es ja um andere und nicht um mich und ich konnte den Kern der Sache immer verstehen, denn das hatte ich ja gelernt als Kind. Nur meine Ideen und Träume habe ich selten umgesetzt und oft nur dann, wenn sie andere für richtig hielten.
Malo hat das gut beschrieben: du überlädst dich mit aufgaben und vergisst dich dabei, so dass du dich nicht mehr spürst[fühlst]... versuch dich doch mal frei zu machen vom tuntuntun... dann hast du vielleicht die chance nicht nur zu denken, dass du zufrieden bist... sondern kannst es bald auch fühlen
Genau darum geht es: zu lernen, was fühle ich, was möchte ich, herauszufinden, was mir wirklich gut tut, wie kann ich zu meinen Entscheidungen stehen, ohne einzuknicken, wie sage ich nein, wenn es mir zuviel ist. Wann muss ich mein Tempo drosseln. Wie lerne ich mir selbst zu vertrauen Etcpp.
Tja, ich befinde mich auf Kindergartenniveau in diesem Bereich. Aber jemand anders kann das nicht tun. Selbst wenn sich meine Familie oder Therapeuten und Arbeitskollegen rührend um mich kümmern würden, wäre es nix nütze, da es wieder eine „Fremdbestimmung“ wäre.
Insofern ist etwas dran, wenn du schreibst: dass ich auf ewig latent deprimiert bleibe, wenn ich das nicht erlerne (wie ich mich um mich selbst kümmere)
Deine Signatur wäre aus meiner Sicht deshalb aktiver, wenn du dich mit hineinbegibst: Damit sich etwas ändert, muss sichICH etwas ändern, sonst ändert sich nichts.
damit wäre das "sich um sich selbst kümmern" mal wieder der schlüssel zum glück und würde sowohl die trockenheit als auch das seelische gleichgewicht positiv beeinflussen.
Ich denke, so ist es und wie ich vielen Beiträgen hier an Bord entnehme, haben diese Erfahrung viele machen können. Es geht nur in kleinen Schritten, es gibt nach wie vor Untiefen und manchmal ist das Ende nicht abzusehen. Leider gibt es keine Abkürzung. Aber und das ist das Gute daran: es geht und es fühlt sich richtig an.
Ob du damit den Depressionen den Garaus machen kannst, weiß ich nicht. Ich habe aber inzwischen das Gefühl, dass ich dem nicht mehr hilflos ausgeliefert bin , dass ich dazu kein Krankenhaus mehr brauche, weil der Schüssel in mir selbst ist. Und ich weiß, dass die Depris bei mir nicht durch ein Wunder verschwinden – in dem Falle würde ich nämlich genau in mein altes Muster verfallen, denn ich hätte ja keinen Grund mehr, was zu ändern – diese Krankheit hat mir nämlich was zu sagen: ich muss auf mich hören und auf niemanden sonst.
Nach außen klingt der Beitrag vielleicht nicht so optimistisch Jessicat, aber die Erkenntnis warum das bei mir mit den Depris und dem Alkohol so ist, war für mich schon eine große Erleichterung. Ich bin Heureka-rufend durch die Gegend gelaufen und war einfach nur glücklich: Ich war also doch kein Alien! Und ich kann mir sogar selbst helfen!
Nun weiß ich, dass das nichts ungewöhnliches ist, sondern es auch anderen Menschen so geht. Und dass das nix mit dem Alkohol zu tun hat. Nur insofern, als dass ich den Alkohol genutzt habe, um dieses Loch in mir zu füllen. Ich habe bis jetzt immer gekämpft, nun beginne ich loszulassen.
ZitatDas Entscheidende, was ich erkennen konnte war, dass ich als Kind mein Familiensystem als brüchig, unsicher erlebt habe. Demzufolge habe ich stets versucht, das Ganze durch mein Verhalten auszugleichen, zu retten. Ich bin ständig mit ausgefahrenen Antennen rumgelaufen, wie ist die Stimmung heute, was muss ich tun, damit sie nicht kippt, wie kann ich helfen, damit es den Eltern gut geht. Ich bin zwischen den Elternpolen hin- und hergeflitzt und für mich blieb nichts übrig. Da, wo bei anderen ein gesundes Selbst oder Ego entsteht, wo man lernt zu fragen, was will ich, habe ich immer gefragt: was wird von mir erwartet? Deshalb ist da bei mir ein Loch entstanden und ich weiß auch heute oft nicht, wie ich gut für mich sorge. Ich weiß nur, wie man sich um andere sorgt, was jemandem vielleicht gut tut und was ich dafür tun kann
und das:
Zitat Das hat mich schier in den Wahnsinn getrieben. Ich hatte schlicht keinerlei Ahnung davon, was ich will, geschweige denn davon, was mir wirklich gut tut (nicht was mir eigentlich gut tun sollte). Und an der philosophischen Frage nach dem Selbst waren schon ganz andere nach hunderten Jahren Forschung oder Meditation gescheitert – woher sollte ich das also wissen? Wer bin ich? Ich sah nix – da war nur ein Fragezeichen. Was fühlen sie? Mmmh, weiß nicht. Was denken sie denn, was ich fühlen sollte?
Das kenne ich sehr gut Immer nachspüren, was die anderen denken und dann in deren Sinne handeln - puhh, wie anstrengend
Zitatda ging es ja um andere und nicht um mich und ich konnte den Kern der Sache immer verstehen, denn das hatte ich ja gelernt als Kind. Nur meine Ideen und Träume habe ich selten umgesetzt und oft nur dann, wenn sie andere für richtig hielten.
In diese Falle tappe ich noch heute, obwohl ich ja (zumindest beruflich) dem Kümmern um andere abgeschworen habe. Nun ist es halt in der SHG, in der Nachsorgegruppe, in der Familie... Erst gestern hat mich ein Therapeut gefragt, ob ich denn nicht eine SHG moderieren wolle, ich könne das ja so gut Gleich darauf fiel ihm ein, dass ich zur Zeit einübe, mich erstmal nur um mich selbst zu kümmern. Und wenn ich jetzt darüber nachdenke ist es noch immer so, dass ich viel mehr Freude entwickle, wenn ich etwas für andere tun darf als wenn ich etwas für mich tue
Wow, was für eine Erleuchtung am frühen Morgen.
Zitat Nun weiß ich, dass das nichts ungewöhnliches ist, sondern es auch anderen Menschen so geht. Und dass das nix mit dem Alkohol zu tun hat. Nur insofern, als dass ich den Alkohol genutzt habe, um dieses Loch in mir zu füllen. Ich habe bis jetzt immer gekämpft, nun beginne ich loszulassen
Tara, ich danke dir für diesen superguten Beitrag Werde mir das Buch "Endlich frei...." gleich mal bestellen.
Liebe Grüße acqua
- sprudeln statt plätschern -
Nichts existiert, das von Dauer ist. Das einzig Dauerhafte ist die Veränderung. (Buddha)
Das ich sehr viele Einstellungen, Meinungen zu alltäglichen und persönlichen Belangen in den letzten Jahren oft in Frage gestellt habe und grösstenteils Ruhe gefunden habe, verdanke ich auch der Tatsache, das ich öfters an Alkohol denke.
Nur nicht so, wie der Themenstarter es meinte.
Ich beende in einigen Monaten vorzeitig mein Engagement in meiner Firma und werde das Unternmehmen einem Mitarbeiter verkaufen oder verrenten.
Wenn das abgewickelt wird, werde ich in ein tiefes Loch fallen.... wenn ich nicht vorsorge. Danach geht eine andere Zeit- und Aktivitätsrechnung. Projekte habe ich zwar im Kopf, aber so einfach mal eben 21 Jahre Selbstständigkeit beenden ist was anderes.
Seit den letzten zwei Wochen trage ich mich immer mehr mit dem Gedanken in den nächsten Monaten in eine therapeutische Kur zu begeben um Verdrängtes und Überbewertes, Vergessenes, Verlorenes, Ersehntes zu ordnen. Hätte ich früher niiiiimalsniiie für mich zugelassen. Jetzt suche ich mir was.
Und ich bin froh, das Alkohol lebenslang ein Thema für mich bleibt.
ZitatGepostet von Agua Ich beende in einigen Monaten vorzeitig mein Engagement in meiner Firma und werde das Unternmehmen einem Mitarbeiter verkaufen oder verrenten.
Wenn das abgewickelt wird, werde ich in ein tiefes Loch fallen.... wenn ich nicht vorsorge. Danach geht eine andere Zeit- und Aktivitätsrechnung. Projekte habe ich zwar im Kopf, aber so einfach mal eben 21 Jahre Selbstständigkeit beenden ist was anderes.
Seit den letzten zwei Wochen trage ich mich immer mehr mit dem Gedanken in den nächsten Monaten in eine therapeutische Kur zu begeben um Verdrängtes und Überbewertes, Vergessenes, Verlorenes, Ersehntes zu ordnen. Hätte ich früher niiiiimalsniiie für mich zugelassen. Jetzt suche ich mir was.
Und ich bin froh, das Alkohol lebenslang ein Thema für mich bleibt.
LG Agua
Du ziehst somit die positiven Erkenntnisse aus der Suchtgeschichte für dich raus, weil du gelernt hast, dass du für dich entsprechend zu sorgen hast. Du lebst sozusagen vorausschauend. Find ich gut.
Zur Fragestellung, wie oft ich noch an Alkohol denke:
Mir geht es so, wenn ich z.B. im TV sehe, wie jemand ein Glas Wein/Sekt trinkt, kommen mir Gedanken wie "Hmm lecker" aber auch "nee danke, NIE wieder, denn bei dem einen Glas bleibt es (bei mir) nicht". Habe ich aber nicht, wenn wir irgendwo zu Besuch sind und Wein getrunken wird oder wenn wir selber Gäste haben.
Bin jetzt seit 2 Monaten "ohne" und der Alkohol fehlt mir nicht im Sinne von Saufdruck. Das, was meine Gedanken antriggert, ist wohl der visuelle Reiz. Tja, das Suchtgedächtnis schläft nie....
„Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“ Kurt Marti
ZitatGepostet von Jessicat so weit so gut. aber was, wenn man nicht weiß, wie man sich um sich selbst kümmert?
Indem du mit dir selbst so umgehst wie du es mit jedem Menschen tust, den du aufrichtig liebst, würde ich sagen.
aber wie kann ich mich liebevoll behandeln, wenn ich mich nicht liebe? mich noch nicht einmal akzeptieren kann. ich will nicht so weit gehen zu sagen, dass ich mich hasse aber zumindest finde ich für mich selbst und meine schwächen wenig verständnis, wohingegen ich andere immer viel zu viel verzeihe und immer das positive sehe und ein guter wille zählt.
wenn ich mir bei einer sache wirklich mühe gebe und es trotzdem nicht schaffe, kann ich nicht zumindest stolz auf den versuch sein, sondern verabscheue mein "versagen".
und das schon bein kleinigkeiten...
so kann das nicht funktionieren mit der selbstliebe
Damit sich etwas ändert, muss sich etwas ändern, sonst ändert sich nichts :D
Stell Dich vor einen Spiegel,schau Dir in die Augen und sage:"Ich liebe dich!"
Kannst Du das,was spürst Du dabei?
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
hab ich eben direkt mal gemacht. kann ich schon. aber empfinden tu ich dabei nichts. und glauben tu ich mir erst recht nicht, da ich schon beim blick in den spiegel wieder denke "boah siehst du scheiße aus - mach mal wieder was aus dir, du verlotterst ja total"
ich kann dir auch 20 dinge aufzählen die ich an mir mag, sowohl charakterlich als auch optisch, aber meine gesamtbilanz über mich als ganzes ist trotzdem vernichtend...
ich erwarte einfach zu viel von mir selbst und kann diese erwartungen nicht erfüllen. und das geht schon seit ich denken kann so, ich würde mir so gern selbst verzeihen (aber wofür eigentlich???) und mich mit dem hier genannten "inneren kind" aussöhnen aber ich weiß einfach nicht wie...
ich würde doch auch niemals auf die idee kommen meinen tieren oder meinem schatz irgendwas übel zu nehmen, was nicht so dolle war, aber mich selbst mach ich schon fertig, wenn ich an einem tag nur 9 von 10 to do´s geschafft hab...
Damit sich etwas ändert, muss sich etwas ändern, sonst ändert sich nichts :D
Vielleicht erstmal das "innere Kind" befreien, sich mit ihm anfreunden,seine Tränen trocknen, ihm ....zuhören?
Oder ist es seit Jahren verstummt?
Tu ruhig mal was ganz Besonderes für Dein inneres Kind,zum Spielen ist Frau/Mann nie zu alt....daher nimm Dir viel,viel Zeit und hab Geduld
In den 4 Jahren meiner Abstinenz habe ich gelernt, meinen Perfektionismus loszulassen.,auch ist es nicht meine Aufgabe andere glücklich zu machen.
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.