würde mich mal interessieren ob sich der gedanke, wie es wohl wäre, jetzt was zu trinken bei euch noch einschleicht...oder kommt das nicht mehr vor?
bei mir war es vorhin kurz so, dass ich gern in den garten gegangen wär und nen bier getrunken hätte nach ner bike-tour.
im nachhinein weiß ich jetzt wo der ursprung lag und sobald ich das erkannt hatte, war der wunsch nach alkohol sofort weg, also ein großer fortschritt...aber was wenn beim nächsten mal wieder der wunsch da ist und ich nicht schaffe mein eigentliches bedürfnis rauszukristallisieren?
würde das jetzt nicht als "saufdruck" bezeichnen, dafür war es nicht heftig genug, versteht ihr was ich meine? es war nur so ein kurzer "ach man, jetzt ne kleinigkeit trinken wäre so herrlich normal, aber neeeee, geht ja nich...."
Damit sich etwas ändert, muss sich etwas ändern, sonst ändert sich nichts :D
Das ist witzigerweise komplett vorbei, seit vor 14 Monaten meine Ausbildung zur Konditorin begonnen habe. Dort muss ich teilweise mit Rum und Kirschwasser arbeiten - und es hebt mir bei diesem Geruch dann regelmäßig den Magen, so dass jedes Bedürfnis oder auch nur angedeutete Lust nach Alk tatsächlich im Keim erstickt wird.
ZitatGepostet von Jessicat jetzt ne kleinigkeit trinken wäre so herrlich normal, aber neeeee, geht ja nich...."
Hallo Jessicat ,
den Gedanken da oben hatte ich das komplette erste Jahr nach meiner Entgiftung... deshalb klappte das ja auch nicht mit meiner Abstinenz. So lange ich es immer noch als normal betrachtete zu trinken, fühlte ich mich de facto im falschen Film. Im zweiten Jahr nahm ich dann ein AD ein, und siehe da, es fiel mich überhaupt nicht mehr schwer, die Griffel von der Flasche zu lassen. Ich wohl zu sehr damit beschäftigt, das Gelernte anzuwenden und die Lebensfreude, die sich einstellte, auszuhalten. Damals hatte ich bestenfalls andere Trinkende kopfschüttelnderweise beobachtet, weißt schon, typischer Tunnelblick... Du lieber Himmel, die trinken ja ALLE! ... aber ohne, dass es mich ernsthaft tangierte. ich hab' einfach weiter vor mich hingewurschtelt. Im zweiten Trockenjahr kamen dann ein paar Brocken dazu, z.B. zwei Suizide im engeren Bekanntenkreis sowie Probleme im Job - und da funkelte vor meinem geistigen Auge schonmal das eine oder andere Glas Rotwein. Ausgerechnet Rotwein, der mich immer so müde gemacht hatte...
Aber letzten Endes war das kein Suchtdruck, sondern nur die Erinnerung daran, wie ich früher mit Problemen umgegangen war. "Herrlich normal" habe ich das innerhalb meiner Trockenheit nie genannt. Es wird möglicherweise nie aufhören, aber es wird weniger und die Bewertung verändert sich.
...bei mir kommt der gedanke an alkohol hauptsächlich in stresssituationen. wenn ich das gefühl habe , die situation überfordert mich gerade. man nennt dieses wohl "erleichterungstrinken" . der nächste und übernächste gedanke ist aber immer gleich da : willst du da wieder hin? ins elend ? ist es das wert ? NEIN
im normalen alltag denke ich kaum noch (positiv verknüpft) an alkohol. er ist einfach ausgeblendet. ich versuche auf mich zu hören..innerlich..da ist kein zentimeter platz mehr für alkohol.
ich beschäftige mich ja viel mit dem Thema im Rahmen meiner Arbeit mit der SHG. Ich denke also an Alk, aber auf einer anderen Ebene. Es geht also darum, ihn nicht zu konsumieren. Ich verhalte mich selbst so, dass ich versuche die Lust darauf zu minimieren. Ich habe auch genügend Beschäftigung. Wir sind gerade dabei eine wirklich total danebene Wohnung zu renovieren und in meiner eigenen gibts auch noch genug zu tun. Am wichtigsten dabei ist für mich, dass ich nicht alleine trocken lebe, sondern gute soziale Kontakte pflege. Ein Rückzug in die Einsamkeit würde bei mir auch zum Rückfall mit Alk führen, da bin ich mir ziemlich sicher. Vielleicht nicht sofort, weil ich einigermaßen strukturiert denke, aber irgendwann würde ich es wohl nicht mehr aushalten können. Aus dem Kopf verschwindet das wohl nie ganz, aber es ist möglich damit klarzukommen.
Ich denke schon noch öfter an Alkohol, ist ja auch erst 9 Monate her, dass ich keinen mehr trinke, im Vergleich zu ca. 30 Jahren regelmäßigem Konsum. Das heißt, er fällt mir auf, wenn ich ihn sehe. Das ist bei Langzeittrockenen vermutlich anders. Also, im Straßencafe so im Vorbeigehen ein Glas eisgekühltes Irgendwas oder beim Essen den Rotwein von anderen wahrzunehmen und, ja: manchmal mit leichtem Bedauern.
Manchmal denke ich: was wäre jetzt, wenn ich einfach ein Glas trinke? Was würde dann passieren? Es erinnert mich daran, was ich auf dem Balkon in größerer Höhe denke: Was wäre, wenn du jetzt da runter fällst / springst? Das hat wohl etwas mit Höhenangst zu tun. Dann trete ich einen Schritt vom Geländer zurück.
Das geht auch beim Alk: Einige haben es hier schon geschrieben: Mental einen Schritt zurückgehen und überlegen: Willst du tatsächlich wieder saufen? Gepflegt trinken konnte man das bei mir nicht nennen. Willst du wieder diese Angst vor dem grellen Licht am Morgen? Die Überkeit, Kopfschmerzen? Die Scham anderen ins Gesicht zu sehen? Verzweifelt versuchen, den Vorabend zu rekonstruieren? Dann bin ich aber sowas von dankbar, dass ich das aktuell nicht mehr haben muss.
...also ich bin knapp 9 Jahre trocken und bei mir ist der Gedanke an Alkohol nicht vollkommen weg. Es gibt Stress- oder auch Entspannungssituationen da ist er ganz präsent. Nie so dass ich ihn trinken würde aber das Gefühl, wie es war, in so einer Situation zu trinken, habe ich noch. Auch gestehe ich mir zu, die Gedanke zu zulassen, was wäre wenn du jetzt trinkst... Der Vergleich mit dem Geländer passt gut. Ich gehe auch einen Schritt zurück und die Gefahr ist vorbei lg Ruby
Was ist es denn,wonach es Dich nach einer Bike-Tour gelüstet?
Das schöne kalte Getränk oder die Wirkung?
Die Belohnung-worin besteht sie eigentlich?
Sich mit einer Erfrischung zu belohnen oder sich einen kleinen Rausch verdient zu haben,nach körperlicher Anstrengung? Ich meine,wenn es auf das Letztere hinausläuft,ich hab es mir verdient,mich einen Moment ausklinken zu dürfen..... Ja, wovon denn? Wenn Mensch sich das einmal hinterfragt,woraus denn eigentlich diese Belohnung bestehen soll und welche Wirkung es haben darf.... dann gibt es doch mehrere Antworten: 1 Ich belohne mich und meinen Körper,in dem ich nach körperlicher Anstrengung den Flüssigkeitspiegel wieder auffülle.
2 Ich belohne meine Psyche ,in dem ich ihr eine kleine Ruhepause verpasse von X oder/und Y ,was auch immer mich noch von der Zufriedenheit abhält.
Wobei Sport und sonstige Aktivitäten ja schon einen "Ausstoss" von Endorphinen ohnehin bewirkt.
Was ist es also,dass wir trotzdem darüber nachdenken,uns einen zusätzlichen Kick gönnen zu können?
Ich denke,es ist unser Suchtgedächtnis,welches versucht hier noch einmal eine günstige Gelegenheit zu nutzen, darüber nachzudenken, dass jetzt ein Schluck X legal wäre.
Man hat es sich doch verdient!
Hier setzt dann eben ein,was ich gelernt habe-dem nicht nachzugeben! Die angenehme Wirkung der Entspannung nach Sport oder Arbeit,die durchaus ausreichend ist, zu fühlen ,zuzulassen.
Unser Körper gibt uns genug Belohnung,unsere Psyche ist befriedigt,weil wir ihr eine Auszeit vom Alltag gegönnt haben.
Wer also-ohnehin alkoholbelastet- dann zum Glas greift,gibt seinem Suchtgedächtnis nach,das ist eben die Sucht.
Jede Gelegenheit nutzend,unter dem Deckmantel-Ich habe es mir ja schliesslich verdient-nachzugeben und zu trinken.
Hier muss dann das einsetzen, was wir in der Therapie-wie auch immer- in der SHG oder hier im Forum,gelernt und gehört haben, selbst wenn niemand Anderes in der Nähe ist und wir nur unserem eigenen Willen und unseren Entscheidungen ausgeliefert sind-selbst, mit dem Wissen, es würde Niemand merken und morgen ist es ja wieder gut- Ich werde alles tun,was mir gut tut,aber ich werde mich nicht mit Alkohol belohnen.
Da ist auch der Irrsinn der Sucht erkennbar:
Unser Körper verlangt nach Flüssigkeit! Unsere Psyche verlangt eine Belohnung für das von uns geleistete!
Und was geben wir im schlechtesten Fall?
Ein Glas Bier,Wein etc. wissend, wir schaden unserem Körper, unserem Gewissen, machen das was nach Belohnung verlangt zunichte,indem wir das schlechteste tun, was geht,uns mit Alkohol zu belohnen.
Darum halte ich auch gar nichts davon,wenn jemand sagt,er gönne sich dann ein alkoholfreies Bier,denn damit ist auf jeden Fall ein Teil der Sucht befriedigt. Zumindest haben wir dann über die visuelle Wahrnehmung und den Geschmacksnerven dafür gesorgt,dass unser immer waches,drängendes Suchtgedächtnis einen kleinen Sieg errungen hat,weil es nicht vergessen wurde.
So unerheblich sind solche Gedanken also nicht!
Es reicht nicht ,konsequent zu sein,über Konsequenzen nachzudenken und es darum dann nicht zu tun!
Es muss sich so verinnerlichen und zur Selbstverständlichkeit werden,dass ich gar nicht mehr in die Lage komme,zu entscheiden,ob Alkohol oder Selter oder Eis oder,oder... Und das ist eben der Lernprozess.
Belohnung ja, aber nicht mehr mit Alkohol oder Ähnlichem. Ausruhen ja,aber nicht durch zugeführte dämpfende Substanzen. Visuelle Befriedigung ja,aber bitte mit einem grossen Eis,einem schönen Essen oder der Liebsten in die Augen schauen.
Ab und zu triggert es mich auch an,wie es wäre,wenn...
Aber ganz schnell folgt dann Ekel und Widerwillen.
Jessicat, so gering und erlaubt es auch ist,der Gedanke ,wie es wäre,wenn.. so heftig und nachhaltig wären die Konsequenzen,zumindest bei mir.
LG Peter
_______________________________________________ Ich bin,wie ich bin,die Einen kennen mich,die Anderen können mich.... C.Adenauer
Vorsicht vor den "harmlosen Gedanken"...! Die können richtig tricky sein
Ich weiss noch genau wie die Sucht mich im Griff hatte; so ein kitzekleiner Gedanke wie "heute abend ein kaltes Bier..." tauchte wie aus heiterem Himmel auf, unerwartet da bereits abgehakt...war er dann da, vielleicht schon morgens, ganz unscheinbar und winke-winke-machend um kurz drauf wieder abzutauchen.....im Laufe des Tages öfter mal wieder vorbeischauend....und am Abend das Auto zum Getränkemarkt lenkend...BOM!!
Und heute, nach über acht Jahren - gibt's den Knilch immer noch, es wäre arrogant das nicht zu sehen, nur ist die Wertigkeit eine völlig andere. Ich kann ihn anschauen und befragen (was aber müßig ist, da immer die gleich platte Antwort kommt..) - ich registriere bloß und brauch keine weitere Aufmerksamkeit dafür. Er ist sozusagen ein Schemen, inaktiv oder kastriert - weil irgendwann die Verlinkung entfernt wurde.
Ich weiss gar nicht mehr wann das war; könnte versuchen es einem Aha-Erlebnis zuzuordnen, bin aber gar nicht mehr so sicher. Veränderungen gehen manchmal so vor sich dass du gar nicht so genau sagen kannst wann was begonnen hat, irgendwann stellst du fest dass es weg ist..
Wichtig ist halt der Spürsinn - wann wird es gefährlich..? Ich hab meine Sucht so erlebt, daß ein "harmloser" Gedanke alles zum Einsturz bringen konnte.
Ciao
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
sehr guter Beitrag von Randolf. Das ist auch sowas, was mich beschäftigt. Ich kann es zu wenig beurteilen, was so kleinere Saufgedanken für tatsächliche Auswirkungen haben können. Bislang hab ich mich halt an schlimme Situationen erinnert und nicht getrunken. Oder hab mir halt massiv ne Saunaklatsche verpasst. Ich habe Alternativen wahrgenommen und es hat funktioniert. Habe zur Zeit keine Probleme mit dem Nichttrinken, im Frühjahr 2011 war es deutlich schwerer für mich. Bis ich dann mal sozusagen aus dem Ei gekrochen bin mit Umzug, etc.