seit meinem Ausrutscher nach 10 Tagen ohne Alk sind nun 5 Tage wieder vergangen. Bin also noch recht am Anfang.
Und nun gehe ich mal ganz zurück und nehme meine Alkoholkarriere unter die Lupe:
Wie konnte ich überhaupt zulassen, so tief in die Sucht zu rutschen?! Ich persönlich bin nicht wirklich schleichend hineingerutscht. Es fing vor etwas 4 1/2 Jahren an, dass ich es für bequemer empfand, vor dem Schlafengehen 1 - 2 Gläser Rotwein zu trinken und meine Bücher beiseitezulegen, sind seitdem alle verstaubt. Vorher hatte ich immer solange gelesen, bis ich müde genug zum Schlafen war.
Dann vor 3 Jahren kam das "verdammte" Restaurant. Ich war von Anfang an überfordert. Die ersten 2 Jahre hatten wir 7 Tage die Woche mit Mittagstisch geöffnet. Mehr Ausgaben wie Einnahmen, Buchführung, Einkauf, Werbung, sauber machen, Vorbereitungen,... (mein Schatz und ich machen alles ohne Fremdhilfe) täglich min. 14 Std. Arbeitszeit. Dazu kam noch, dass wir keine Freizeit, keine Zeit mehr für Freunde, Familie hatten. Einige kamen auch zu uns, ein paar haben uns gut ausgenutzt: Familienfeier für Freunde mit Menü (kostet ja unter Freunden nichts) ....und diese verdammt netten Vertreter: Ihr braucht Werbung, wenn das Restaurant laufen soll. Klar, ich will nicht alles im Detail darlegen, die haben uns unser Geld mit ihrer "charmanten Hilfsbereitschaft" geklaut. Zeitungswerbung, Fleyer, Plakatwerbung, Internetwerbung, ...nichts hat etwas gebracht, aber ihr Geld haben sie per Gerichtsbeschluss eingefordert.
So fing es an, dass ich auch gerne Mittags schon einen Prosecco trank, da war der Tag schon leichter auszuhalten. Bis ich schließlich tagsüber schon soviel getrunken habe, dass ich fast gar nichts mehr erledigen konnte. Ich wollte nicht nüchtern sein, nicht die Probleme sehen, nichts machen müssen, können. Und Abends, vor dem Schlafengehen hab ich soviel getrunken, dass ich komplett gedankenfrei einschlafen konnte.
Wie durch ein Wunder habe ich (Service und effektive Werbung), wir, er ist ein phantastischer Koch, es zwischendurch doch noch geschafft, das Restaurant zum laufen zu bringen. Nun haben wir es fast geschafft und ich muss erkennen eine Alkoholikerin zu sein.
Soviel zum Anfang.
Nun hole ich mir aus dem Forum und dem Internet Hilfe, wie zum Beispiel, dass man sich darum kümmern muss, dass das Leben wieder lebenswert ist, dass man dem Saufdruck entgegenwirkt, wenn man seine Sucht auf seine Hobbys verlagert (da hoffe ich mal, den Uwe @F10 2 richtig verstanden zu haben). Oder bei Saufdruck einfach einen liter Wasser trinken @grufti. Auch alternative Ansichten @Katro , dass man sich nicht als Opfer der Sucht sehen muss, dass man lernen kann die Kontrolle zu gewinnen (dazu gibt es Berichte über Langzeitforschungen im Internet), genau das gibt mir sehr viel Kraft.
Heute bin ich Alkoholkrank, aber ich muss das nicht für immer sein, wenn ich effektiv daran arbeite. Dieser Satz wird bestimmt für viele ein Grund sein, mir zu schreiben, dass dies nicht möglich wäre. Es gibt Suchthilfeeinrichtungen, die u.a. mit diesem Ziel arbeiten.
Es ist erschreckend, dass ich in den letzten 3 Jahren rein garnichts für mich getan habe. Nicht einmal etwas neues zum Anziehen hab ich mir gekauft, nicht einen neuen Song gesucht. Ich hab mir nur Maskara gekauft. Im nüchternen Zustand hab ich erkannt, dass ich jetzt wieder Zeit für mich habe. Diese Zeit nutze ich nun für meine Bedürfnisse, ich suche mir schöne Musik in der ich aufgehen kann, entspannen kann. Ich kümmere mich um meine Pflanzen. Ich lese viel, bevorzugt bei Saufnix, habe früher am liebsten Autobiographien gelesen. Nun reicht das bestimmt noch lange nicht, aber es ist ein Anfang, und ich werde bestimmt noch einiges finden, das mir Spaß macht.
Außerdem bin ich froh, hier schreiben und lesen zu dürfen, das erleichter die Seele ungemein.
Danke für Dein ausführlichen Beitrag. Ich für meinen Teil denke, dass ich immer süchtig nach Alkohol bleiben werde.
Ich finde Du schreibst über Deine Sucht schon sehr reflektiert. Bin gespannt wie es bei Dir weitergeht und wünsche Dir noch viele neue positive Erfahrungen mit dem nüchternen Leben.
Sich mehr um sich selbst kümmern halte ich für sehr wichtig.
Ich finde es auch nicht so schlimm für immer Alkoholkrank zu sein, wenn man sich klarmachen kann, dass er für immer ein Gift sein wird und man ihn nicht mehr will. Bei vielen ist die Sucht bestimmt schon so tief verankert, dass ein Schlückchen reicht, um das komplette Suchtgedächnis aufzuwecken.
Gerade an Stammtischen fallen trockene Alkoholiker schnell auf. Einen hab ich, der ist der lustigste, netteste, charmanteste von allen, ein Lebemensch. Mit ihm kann man sich auch noch gegen Feierabend nett unterhalten, die anderen angetrunkenen, besoffenen muss man einfach ertragen. Ich bin sehr froh, dass ich ihn nicht aus seinen früheren Alkzeiten kenne.
Du hast ja heute schon fast deinen 10ten Tag ohne Alk hinter dir, das doppelte von meinen .
Ich stelle mir das wirklich sehr schwer vor als frisch Trockene mit Betrunkenen jeden Tag umgeben zu sein und auch den Alkohol so in Griffnähe zu haben.
Halte Dich an die Langzeittrockenen, die können einem vor Augen führen, das das Leben ohne Alk sehr wohl sehr schön sein kann.
Zu malen habe ich wieder angefangen, aber ich muss aufpassen. Es ist nicht nur Spaß sondern auch anstrengend und ich muss mich sehr konzentrieren, da kommt doch schon mal der Gedanke an ein Glas Wein nach getaner Arbeit auf. Aber wie es mir am nächsten Tag gehen würde hält mich davon ab.
ja, und ich habe eben auch wieder was gutes für mich getan. Am Rosenmontag geht man ja gerne fort, dass dachte ich mir auch und bin in unser Montags-Meeting gegangen. Montags war ich noch nie und wieder eine Menge AA-Freunde, die ich noch gar nicht kannte. Sehr emotional diesmal, aus mir kam auch so viel raus wie selten. War total ergriffen und musste dann auch aufhören zu reden, weil es mir sonst zuviel geworden wäre. Habe dann nur noch zugehört und auch zuhören ist sehr schön und wohltuend und ja, es will gelernt sein. Ich lerne das bei AA, ist sogar ein Stück Lebensschule, was auch so manchem Nichtsüchtigen guttun würde.
Mir macht nur Sorgen, dass ich im Alltag schon vergesse, ein Alkoholproblem zu haben, es ist fast so als hätte ich nie gesoffen. Das war auch der Grund für meinen Ausrutscher. Seit dem hab ich nicht das leiseste Verlangen nach Alk, nichteinmal Saufdruck. Genau das macht mir Sorgen .
ich überhöre nun einfach mal jegliche Anspielung und freue mich sehr, dass du diesmal nicht schreibst, dass ich auf Umwegen einen Weg zum Saufen suchen würde .
Ich freue mich sehr, dass dir diese Meetings so viel geben.
sei froh wenn kein Verlangen mehr da ist, genieß die Tage und merk Dir wie gut dir das tut.
Mach Dir keine Sorgen über ungelegte Eier sondern ergreife vorbeugende Maßnahmen,wie du handeln könntest wenn..... Für mich war das mein "Notfallkoffer"
Das kann sich nämlich immer mal wieder ändern mit dem "Verlangen",manchmal blitzüberfallsartig ne Stimme aus dem Off,wenn dein Suchtgehirn Dich zutextet
....und dann dann ist es wichtig zu handeln ich hab hier sofort geschrieben bzw Freunde angerufen bzw die nächstmögliche SHG aufgesucht......hat bis heute funktioniert
LG vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
mache ich auch gar nicht. Du liesest dich für mich sogar richtig gut. Aus dir kommt was ehrliches raus. Seit ein paar Tagen haben deine Beiträge eine ganz andere Qualität. Mach weiter so, alles gut und ich freue mich für dich.
nun habe ich mir einen Tag Gedanken über deinen, meinen Notfallkoffer gemacht. Mir fällt aber nicht wirklich etwas Sinnvolles ein. Zuerst dachte ich, ich könnt`s ja einfach meinem Schatz erzählen, nun ja, der hat beim letzten mal schon geschlafen, das war mitten in der Nacht. Und kurz vorher hatte ich noch bei Saufnix gelesen. Es war aber auch meine Arroganz, mein Übermut, dass ich getrunken hatte, ich glaube fast, dass ich mir zeigen wollte, doch kein Alki zu sein. Es muss wohl einfach die Gewissheit reichen, dass der Alk mir nichts Gutes bringt, ...und ein liter Wasser.
Hey Newlife,
da hast mir ja immer schon direkt geschrieben, was du auch dachtest (so kommt es zumindest bei mir an). Deswegen sorry für meine böse Unterstellung. Und Dankschön
Hallo Anja also in meinen Notfallkoffer gehörte gaaaanz viel soziale Kontrolle.
Zum Bsp hab ich alle mir wichtigen Menschen darüber informiert,das jetzt Schluß ist mit lustig,das ich ab sofort alkoholfrei durch Leben zu gehen gedenke. Besonders meine Tochter hat mich im ersten Jahr oft sehr genau von der Seite beäugt oder in der Wohnung nach Zeichen gesucht,wie mir im Nachherein auffiel obwohl sie jedes offene Gespräch darüber abgelehnt hat. Meine Söhne waren sehr aufgeschlossen und haben mich sogar teilweise um Rat gebeten,was den eigenen Konsum und den in Freundeskreisen anging
Ich hatte wichtige Adressen an der Wand und im Handy,Suchtberatung,Krisentelefon,wöchentliche SHG-termine in der Nähe,die besten Freunde,die immer erreichbar sind,Forum.
Hab sofort geredet,geschrieben wenn Druck aufkam das offen machen hat bei mir schon gereicht um wieder runter zu kommen!! Alkohol ist keine Option mehr für mich, das hab ich auch hier! so lange gepostet,bis ich es mir selbst glauben konnte
Neues Hobby gesucht: bei mir sind es meine Bienen,ein liebenswertes Paralelluniversum,das der Imker,das nicht langweilig wird, weil die Themen nie ausgehen.
Ne Liste mit Alternativen an der Wand,wie raus unter Menschen statt an die Tanke- ins Kino,ins Schwimmbad,in die Sauna,spazieren gehen,ne Runde Sport machen .....eben mir was gutes tun statt mich abzuschießen.
Fotos meiner Kinder, die ich mir angesehen habe und denen ich das nicht mehr zumuten wollte (eigene hohe Moral -sehe ich mittlerweile als eine meiner Stärken!) obwohl sie ja davon nicht mehr direkt betroffen wären.
Und mein dryday 4.4.10 der ist mir sehr wichtig Wollte nicht nochmal von vorne zu zählen anfangenmüssen,das hat für mich so funktioniert
Es verändert sich aber eh alles im Lauf der Jahrehab Geduld. Habe mittlerweile ne erstaunliche Frustrationstoleranz entwickelt und brauch den "Notfallkoffer" so nicht mehr.
Wenn was wirklich Druck macht,löst das bei mir keinen Saufdruck mehr aus. Die Stimme aus dem off ist mittlerweile noch nicht einmal mehr ein Stimmchen,die merkt schon beim (seltenen)zaghaften Anfragen wie lächerlich sie ist Ich hoffe,das bleibt so
Wenn Du den Punkt erreicht hast wo Du es nicht mehr willst,schaffst du es auch,Du findest den Weg ......wichtig ist, das es DeinWeg wird.
Alles Gute Vera
Ach ja und ich hab ne ambulante Therapie beantragt und gemacht,fand ich besser die Unterstützung zu nutzen,die unser System ja anbietet für Krankenversicherte ..........war anstrengend aber gut und hilfreich !!!
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
...es hätte vielleicht funktionieren können. Aber nach 10 Tagen Trockenzeit kamen wie aus dem Nichts diese Depressionen, einfach so. Alles hab ich über Bord geworfen. Depressiv war ich seit über 10 Jahren nicht mehr. (wenn ich trinke, bin ich aggressiv in meinen Gedanken, aber nicht depressiv) Immer war ich der Suche nach dem Richtigen, den hab ich nun gefunden. Wir haben "unseren Traum" vom eigenem Lokal verwirklicht. Es ist ein Alptraum geworden. Er sagte mir vor ein paar Tagen, dass er mindestens noch 3 Jahre hier bleiben will. Wir haben schließlich auch 3 Jahre und unser Erspartes investiert. Er ist mit dem Restaurant gewachsen, er hat sein Ziel im Erfolg, ich dagegen fühle mich wie in einem Gefängnis (vor ein paar Tagen war wenig los, da konnte ich den Laden schon um 22:00Uhr abschließen, dann trommelt es an der Tür+Telephon, "2FREUNDE" ...aufgeschlossen:ist denn die Küche schon sauber,...bis 2:00Uhr musste ich die aushalten nüchtern, danach Gespräch mit Schatz (3JAHRE) . Lieber Saufen als die Wahrheit sehen zu müssen. Vorher waren schon die Depressionen da, da wollte ich auch schon nicht nüchtern sein.
Alles, was ich habe, was mir wichtig ist, ist mein Schatz, er ist ein wirklich guter Mensch, aber ich kann sagen was ich will, "ich schaffe die Buchführung nicht" "Wir brauchen einen Steuerberater" ....er kauft ein neues Büro ....jetzt ist es doch ein schöner Arbeitsplatz und man hat Lust zu arbeiten. ....Das hat doch damit nichts zu tun. Was sag ich: "Danke"
Er weiß auch von meinem Alkproblem (er sieht es trotzdem nicht) er will es nicht sehen. Zum Thema Co .... ich war der Co , er Gamma-Tyo, heute ist er Co un Gamma-Typ
Und das traurigste ist, dass ich hier Fremden schreibe weil ich vor meinen Freunden nicht mein Gesicht verlieren will. Ich möchte einfach hören, dass mir jemand sagt, dass alles wieder gut wird.
Hier mal noch eine Frage: Ich hab das Forum und Google durchsucht, aber es fehlt eine Antwort: Hängen Depressionen und Alkoholentzug zusammen?
Nun doch fündig geworden: Anders verhält es sich mit Menschen, die schon eine Depression hatten, bevor sie zu trinken begannen. Alkohol wirkt in geringen Mengen euphorisierend, in höheren Dosen aber löst er selbst Depressionen aus. Viele Depressive versuchen, mit Alkohol ihre depressive Erkrankung selbst zu behandeln. Sie leiden oft auch unter Angststörungen und Überlastungssyndromen - und Alkohol ist scheinbar ein gutes angstlösendes Mittel. Der Alkohol löst zwar die Spannung und lässt die Sorgen vergessen - aber nur für kurze Zeit. Längerfristig verschlimmert der Alkoholkonsum die Depression.
(ich war seit über 10 Jahren nicht depressiv, das erste man nun wieder seit dem ich nüchtern in den Spiegel geschaut habe)
depressionen und alkohol gehen hand in hand. viele hier nehmen antidepressiva. das kann aber nur ein arzt entscheiden, bzw. verschreiben. depressionen können kommen, wenn der alkohol plötzlich abgesetzt wird.
soviel erstmal.
ach ja : es wird alles wieder gut, aber du musst auch ein "bischen" dafür tun.