Ich lese hier als stiller Beobachter auch schon länger mit und möchte mich Euch jetzt mal anvertrauen: Ich bin 51. Mein Vater war Alkoholiker: ständig betrunken und dann sehr aggressiv. Obwohl ich das als Kind so schrecklich fand und sehr drunter gelitten habe, komme ich nicht umhin zuzugeben, daß ich diese Veranlagung wohl geerbt oder übernommen habe. Als ich so mit 15 Jahren anfing abends auszugehen, war ich auch oft betrunken und auch mit einer Clique unterwegs, in der alle viel tranken. Seitdem habe ich regelmäßig und viel getrunken. Mit 28 Jahren war ich mal in einer Langzeittherapie wegen Angstzuständen, Alkohol- und Medikamentenmißbrauch, war zwei Jahre trocken und lernte dann meinen jetzigen Mann kennen. Ich erzählte ihm anfangs nichts und fing wieder an zu trinken. Das geht auch lange Zeit gut....da in meinem Umfeld ( Familie, Arbeit) alle recht trinkfest und trinkfreudig sind, fällt das nicht weiter auf... Kurz vor Weihnachten hatte ich dann einen ziemlichen Absturz, wachte im Krankenhaus wieder auf (Gehirnerschütterung)..das war mir vorher noch nie passiert und ich schäme mich in Grund und Boden. Seit dem 01.01. trinke ich nun nichts mehr ( außer jever fun), das hätte ich mir noch vor 8 Wochen nicht vorstellen können..nicht mal für einen Abend, da trank ich immer ne Flasche Wein oder mehr.
Ich weiß nicht genau, was ich von Euch nun erwarte
- Lob, weil ich schon 4 Wochen so "brav" bin? eine Einschätzung auf meine Erfolgsaussichten ( ich will in keine Langzeittherapie, das geht beruflich gar nicht, aber ich werde einen geeigneten Therapeuten aufsuchen), ein paar aufmunternde Worte ( die Vorstellung, niemals mehr trinken zu dürfen ist schon elend - ich weiß, da brauch ich eine andere Sichtweise!)
wahrscheinlich von allem etwas!?
Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag Liebe Grüße Cornelia
Herzlich Willkommen und herzlichen Glückwunsch zu Deinem nun schon vierwöchigen Einstieg in ein abstinentes Leben.
Wenn du dich hier schon eingelesen hast, wirst Du wohl schon mitbekommen haben, daß es keinen allgemeingültigen Weg zu einem zufriedenen, abstinenten Leben gibt - außer das erste Glas stehen zu lassen. Wie du es letztendlich schaffst, hängt von dir und Deinen Lebensumständen ab. Keiner von uns steht in Deinen Schuhen. Was ich machen kann, ist von mir und meinen Erfahrungen zu erzählen (guter Selbsthilfebrauch). Was Du davon annehmen kannst und umsetzen willst, ist Dir überlassen.
Was Du am Anfang mMn gut gebrauchen kannst, ist Geduld. Ich habe ungefähr 2 Jahre gebraucht, um vom 'Nicht-mehr-trinken-DÜRFEN' ins 'Nicht-mehr-trinken-WOLLEN' zu kommen.
Einen guten Austausch hier gewünscht. Einen kleinen Ratschlag kann ich mir nicht verkneifen: laß Dich durch Gegenwind nicht entmutigen. Du bist die Hauptperson in dem Stück, das sich 'Dein Leben' nennt. Also hast Du auch die Verantwortung dafür - und niemand sonst. Alles Gute Dir Viktor
Vielen Dank für den lieben Willkommensgruß Vicco! Ja, das glaube ich auch, daß ich vieeeel Geduld brauche. Ich habe mir fürs Erste vorgenommen, dieses Jahr nichts zu trinken...das klingt für meien inneren Schweinehund nicht so endgültig...aber ich hoffe stark, bis dahin bereits ein bißchen im "Nicht-mehr-Trinken-Wollen" angekommen zu sein. Denn was mir hier beim Lesen ganz stark bewußt geworden ist, ist die Tatsache, daß Willenskraft alleine auf die Dauer zum Scheitern verurteilt ist. Ich muß das Gefühl bekommen, etwas zu gewinnen und nicht etwaszu verlieren. Nur dann muß ich nicht mein Leben lang "stark" sein, weil ich ja dann gerne nicht trinke, statt das Nichttrinken als Bürde zu sehen. Niemand will wohl sein Leben lang mit einer selbst auferlegten Bürde kämpfen. Viele von Euch hier sehen das Nichttrinken als Geschenk, das ist es, wo ich hinkommen will. Und nun gehe ich laufen, da kann ich mich über meine neu gewonnene Energie schon mal ein bißchen freuen. Liebe Grüße Cornelia PS Ja, würde mich freuen, wenn Du mir von Deinen Erfahrungen erzählst!
ist wirklich eine tolle Leistung, dass du dich entschlossen hast dich von der Sucht zu befreien!Ich wünsche dir auf deinem Weg in die trockene Freiheit viel Kraft und Durchhaltevermögen.
Jeden Tag auf`s neue, nur für diesen Tag das erste Glas stehen zu lassen, ist schon mal eine gute Voraussetzung dafür, um mit der Sucht umzugehen.
Wir sind alle verschieden und ein jeder Mensch wird seinen eigenen Weg finden müssen, um mit den Schwierigkeiten, die auf diesen auftauchen umzugehen, doch wo ein Wille dafür vorhanden ist auch die Hilfe nicht weit.
Mir z.B. hat dieses Forum sehr geholfen und ich lese wenn es mir mal nicht so gut geht die Lebensgeschichten hier und wie die Krisen bewältigt werden können. Wenn wir auch nicht alle gleich sind, Gemeinsamkeiten bei den einen oder anderen können wir allemal entdecken.
Also nicht verzagen Saufnix fragen(Chat) schreiben oder lesen, die bessere Alternative zur Sucht, längerfristig gesehen.
Herzlich Willkommen hier und einen guten Austausch wünsche ich Dir.
ein Jahr hört sich doch schon mal gut an, nicht so unendlich wie das restliche Leben. Ich habe mir ähnlich geholfen. Ich war 48 beim Aufhören. Ich wußte, mir hilft nur lebenslange Abstinenz. 24 Stunden klingen zwar überschaubarer, ich bekam aber den Rest meines Lebens nicht aus dem Kopf. Also habe ich gesagt, ok ich peile mal meinen 70.Geburtstag als Trockenziel an, der ist zwar weit weg, aber doch nicht so weit wie meine Lebenserwartung. Jetzt bin ich in meinem 68.Lebensjahr, der Neuentscheid ist plötzlich ganz nah ;-)
Achtung: erhobener Zeigefinger aus mitbekommener Erfahrung: pass auf, daß Du Dich nicht innerlich darauf einstellst, ok in einem Jahr kann/darf ich wieder trinken. Auch wenn Du bis dahin positive Nüchternheitserfahrungen gemacht hast, Deine Suchtteufelchen, bzw. Dein Sucht-Gollum (wie ihn manche hier nennen) wird Dir vorgaukeln, daß das Saufen doch unendlich geiler ist. Zudem wärst Du nicht die Erste, die nach einer abstinenten Zeit meint, so schlimm war es doch gar nicht, jetzt habe ich mich lange genung kasteit, es geht mir wieder gut, jetzt darf ich mich belohnen.
Hallo Cornelia, auch von mir ein herzliches Willkommen
Ich wünsche dir viel Kraft u. Geduld für die nächste Zeit.
Frage, was ist dir wichtiger - Beruf oder Gesundheit ?
Viele schreiben , ich kann keine LZT machen wegen meinem Beruf . Und wenn man dann nicht stabil ist und weitersäuft ist der Beruf auch irgendwann mal weg.
--ALSO--
LG Frank
Die Kraft des Geistes ist grenzenlos, die Kraft der Muskeln ist begrenzt.
Zitat von Cornelia im Beitrag #3Ich muß das Gefühl bekommen, etwas zu gewinnen und nicht etwas zu verlieren. Nur dann muß ich nicht mein Leben lang "stark" sein, weil ich ja dann gerne nicht trinke, statt das Nichttrinken als Bürde zu sehen.
Genau so ist es. Es geht auch in meinen Augen -zumindest nach Abschluss der ersten Ausstiegsphase- weniger darum, nicht mehr zu trinken, als viel mehr darum, nüchtern Erfahrungen machen zu können bzw. zu dürfen, die unter dem Joch des Alkoholismus nicht im Entferntesten denkbar gewesen wären. Solche Erfahrungen motivieren. Das stelle ich zumindest an mir fest.
Nochmal vielen Dank für all die Rückmeldungen und Guten Wünsche von Euch allen, das gibt mir wirklich Kraft. Natürlich finde ich die Gesundheit wichtiger als meinen Beruf Frank, und wenn ich es nicht selber schaffe trocken zu bleiben wäre eine Langzeittherapie das Sinnvollste. Ich möchte es aber zuerst so versuchen, auch weil ich meinen Beruf sehr liebe und er meine Tage gut ausfüllt. Er bietet mir Abwechslung, konstruktive Beschäftung und gibt meinem Leben Sinn. Wenn ich nicht mehr trinke, muß ich die Zeit die ich mit Trinken verbracht habe anderweitig ausfüllen. Das mache ich mit Beruf, Hobbies, Sport und Freunden ( die nicht trinken, da habe ich Gott sei Dank auch welche :-) ) Toll Viktor, dass Du schon solange trocken bist, Du kannst ja Dein Ziel auf Deinen 80. Geburtstag verschieben, dann hast Du noch ein bißchen mehr Zeit :-) ..so stelle ich es mir bei mir eigentlich auch vor, wenn ich meinem " Ziel " näher komme. Ich will ja nicht wirklich in einem Jahr wieder mit dem Trinken anfangen. Will ja keine besoffene alte Oma werden. Je älter man wird, desto würdeloser finde ich das Trinken. Während man einer 20 Jährigen das vielleicht noch nachsehen kann, wirkt es bei einer 50 Jährigen schon ungleich hässlicher. Im Moment gehts mir ganz gut und ich glaube nicht, daß ich izur Zeit stark gefährdet bin. Aber ich will mir auch nichts vormachen, es werden bestimmt Zeiten kommen, wo es schwieriger ist - dann werde ich Euch das wissen lassen. Und wenns ganz arg wird muß ich eben stationär was machen. Aber jetzt will ich einfach mal einigermaßen gelassen nach vorne schauen und das erste Glas stehen lassen. Danke für die herzliche Aufnahme hier, ich bin froh daß es Euch gibt!!! Einen schönen Sonntag abend wünsche ich Euch allen Liebe Grüße Cornelia
ZitatEs geht auch in meinen Augen -zumindest nach Abschluss der ersten Ausstiegsphase- weniger darum, nicht mehr zu trinken...
Cornelia,
es geht in erster Line darum NICHT mehr zu trinken und damit auch nicht mehr anzufangen. Dein Körper braucht dieses Gift nämlich für gar nix.
Und im weiteren Verlauf geht es darum, sich sein nüchternes Leben attraktiv zu gestalten, so dass auch der Mehrwert der Nüchternheit wahrgenommen werden kann.
Du musst wissen, der oder die Katro ist ein Verfechter der These, dass man die Sucht "wegmachen" kann und dann wieder ab und an was trinken kann.
Es gab in der Vergangenheit schon einige Diskussionen zu diesem Thema hier.
Ich selbst habe mehrere Jahre geglaubt, ich kriege meinen Alkoholkonsum wieder in den Griff, weil ich (nach einem Jahr Abstinenz ohne Therapie) wieder so schön kontrolliert trinken konnte, aber letztendlich war es doch ein Trugschluß.
Bleib trocken, ist weniger anstrengend und obendrein erfolgversprechender..
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Hallo Cornelia, schön das Du hierher gefunden hast.
Du hast mir da viel vorraus, denn ich habe mich hier angemeldet, da habe ich noch Alkohol konsumiert, hatte schon länger im Hinterkopf, das mein Trinkverhalten mir in Zukunft noch mehr Probleme bereitet als ich so schon hatte.
Ich bin hier ohne Vorbehalte aufgenommen worden, mir wurden Fragen gestellt, die liebevoll auf den Punkt waren. Dann war meine Trockenheit wirklich ein Zufall. Ich bereue wirklich, das ich diesen Schritt nicht schon eher gegangen bin.
Da ich kein Gruppentyp bin,ist für mich Saufnix die optimalste Therapie gewesen.
Das muss aber jeder selbst heraus finden, welche Form von Hilfe ihm/ihr guttut. Ich habe auf mein Bauch/ Wohlgefühl gehört.
Ich wünsche Dir hier einen guten Austausch und das Du für Dich den optimalsten Weg für eine dauerhafte und vorallem zufriedene Trockenheit findest.
LG von crissy
( P.S. In der ersten Zeit habe ich mir ein akoholfreies Getränk ausgesucht welches mir am besten schmeckt, das hat mir sehr geholfen. Bei mir war es pürierte Tiefühlbeeren mit O-Saft und Tonic.)
Man fällt nicht über seine Fehler, man fällt immer über seine Feinde, die diese Fehler ausnutzen.