Habe schon etwas überlegt, ob ich dieses Thema überhaupt erstelle, aber nun auch aus einem aktuellem Anlass:
Bin ja erst knapp 6 Monate abstinent. Aber seitdem gab und gibt es ja Premieren, z.B. die erste Einladung zum Geburtstag ohne Alk. Die erste Party,dann das erste Weihnachten,das erste Silvester. Konnte diese Sachen auch ohne Alk genießen. Dann war letzten Samstag der Geburtstag meines Mannes. Das erste Mal viele Gäste. Ich habe bewusst auch Alkohol angeboten. Den Abend davor habe ich noch zu meinem Mann gesagt: Morgen abend die nächste Premiere. Bei dieser Premiere kam aber das 1.Mal der Gedanke auf, dass ich jetzt gerne 1 Glas Weißwein trinken möchte. Habe ich natürlich nicht gemacht, aber war schon komisch. Weißwein war ja schon immer mein bevorzugtes Getränk, das ich wirklich anfangs des Genusses wegen getrunken habe. Ich war da auch echt wählerisch. Der Wodka zum Schluss dann, schmeckte eklig!!! Jedenfalls treffe ich mich seit Jahren schon,jeden 2.Samstag im Januar, mit 2 Freundinnen bei mir zu einem Mädelsabend. Wir 3 verstehen uns sehr gut und haben uns immer köstlich amüsiert - natürlich mit viel Weißwein dabei. Nun, heute ist die Premiere Mädelsabend - ohne Alkohol. Habt ihr damals in der ersten trockenen Zeit auch so ein "Premieren Denken" gehabt.
beinahe schon sechs Monate – Klasse! Da kannst Du schon sehr stolz auf Dich sein.
Premieren – ich fand es immer hilfreich, mich mental darauf einzustellen. Egal wo man hin geht, meist ist ja irgendwo ein Zugang zu Alkohol (Straßenfest, Oper, Konzert, letztjähriges „Grand Depart“ der Tour de France, Pferderennen, Fischmarkt, Barockfest…). Bei privaten Feiern und sommerlichen Grillfesten etc. sowieso. Da ich jedoch auch ohne Alkohol weiter am Leben teilnehmen möchte (Achtung: leichte Selbstironie), gilt es für mich, damit klarzukommen.
Außerdem entsteht ja auch bei jeder ohne Alkohol und „trotzdem“ mit Spaß erlebten Situation ein weiteres Stück erfolgreicher „Nichttrinkerpersönlichkeit“.
Ich meide Veranstaltungen, bei denen der Alkohol nicht nur für diejenigen, die gern möchten, eine Option ist, sondern eher Hauptzweck wie zum Beispiel bei Weinfesten – was soll ich da.
Wichtig ist –zumindest bei mir- aber zusätzlich auch die jeweilige Tagesform gewesen bzw. manchmal auch heute noch (sieben Monate Abstinenz sind ja schon sehr schön, aber ich passe auf mich auf). Fühle ich mich eher angestrengt und genervt, bleibe ich lieber mal in meinem schönen, alkfreien Zuhause oder such mir jemanden, der mit mir durch den Wald geht. Ich weiche dann dem Alkohol als früherem Hauptentspannungsmittel weiträumig aus.
Der Mädelsabend findet bei Dir zu Hause statt? Die anderen trinken dann -Dein "bevorzugtes" Getränk, den Weißwein, und Du nicht? Und dann sitzt Du stundenlang daneben? Und die anderen werden dann weißweingiggelig - und Du? Hmh.
Ich würde mir das nicht zumuten wollen. Auch in Zukunft nicht. Da ich nach dem Tod meines Mannes 2015 immer zu Hause exzessiv und wohlweislich unter Ausschluss der Öffentlichkeit getrunken habe, gehören Weinflaschen auf meinem Tisch zum erinnerten Bild. Das will ich nie mehr. Ich für mich würde die anderen dann lieber woandershin einladen, Hauptsache meine Bude bleibt „sauber“.
Du merkst schon: Hier ist viel Selbstverantwortung und Selbsteinschätzung gefragt.
Das kriegste schon hin :-)
Viel Erfolg weiterhin und viele Grüße, Susanne
----------------------------------------- Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett)
Zitat von Romy im Beitrag #1Habt ihr damals in der ersten trockenen Zeit auch so ein "Premieren Denken" gehabt.
Liebe Romy
Das ging mir immer so und das geht mir auch heute noch so. Premieren:
.erster Wochenendeinkauf ohne Alkohol . erster Restaurantbesuch ohne Alkohol . Besuch von Schwester, ohne den obligatorischen Sekt . erster Urlaub ohne Alkohol . erster Biergartenbesuch ohne Alkohol . erstes Geschätsessen ohne Alkohol . erste Vorstandssitzung ohne Alkohol . erste Gästeeinladung ohne Alkohol . erstes Eingeladensein ohne Alkohol . erstes Sommerfest ohne Alkohol . erstes Barbecue ohne Alkohol . erste Weinprobe ohne Alkohol . erste Brauereibesichtigung ohne Alkohol . erster Freunde-Kochabend ohne Alkohol . erste Distellerie-Besuch ohne Alkohol . erstes Skifahren ohne Alkohol . erster Spieleabend ohne Alkohol . erstes Teamessen ohne Alkohol . erstes Mädels-WE ohne Alkohol. . erster Theaterbesuch ohne Alkohol . erste Party ohne Alkohol . erster Abendanlass ohne Alkohol . erstes Weihnachten ohne Alkohol . erstes Silvester ohne Alkohol . erstes Team-Abendessen ohne Alkohol
Diese Liste könnte ich unendlich fortsetzen. Ich bin im Monate geschäftlich auf ca. 6 Abendveranstaltungen, an denen ich teilnehmen muss. An jeder gibt es Alkohol. Dann noch ca. 4 Events pro Monate von Vereinen/Verbänden in denen ich tätig bin. Alkohol. Ich kann mich diesen Veranstaltungen nicht entziehen, weil ich selbst häufig die Gastgeberrolle einehmen muss, respektive eine Repräsentationspflicht habe. Für diese Premieren habe ich mir immer eine Strategie zurecht gelegt: "vorher gut essen", egal was es dort gibt. Genug Trinken vorher (Wasser/Saft). Einen kurzen Spaziergang machen vorher an der Luft. Atemübungen machen. Positive Gedanken machen. Mir vorstellen, wie ich die Veranstaltung ohne einen Tropfen wieder verlasse. Manchmal bin ich nur eine Stunde dort und mach mich dann wieder vom Acker. Manchmal muss ich viele Stunden dort sein.
Bei privaten Premieren habe ich entweder auf Wasser gesetzt, oder für alle leckere alkoholfreie Kalt- oder Heissgetränke gemacht (je nach Jahreszeit). Das kam/kommt super an.
Meine Erfahrung: mein Umfeld ist selbst froh, wenn es mal nicht nur Alkohol gibt, sondern nimmt gern auch ein schönes alkoholfreies Getränk. Jamie Oliver hat da viele schöne Limonaden, die super ankommen :-)
Bald ist mein Geburtstag. Das wird wieder eine Premiere sein, an der ich wohl zum ersten Mal nicht mit Alkohol auf mich anstosse :-)
Du hast das schon so oft gut gemeistert, das machst du auch sicher weiterhin super, liebe Romy! Alles Liebe.
Vielen Dank für eure Antworten! Habe mich echt darüber gefreut, dass es nicht nur mir so geht.
@Susanne: Die beiden wissen, dass es bei mir keinen Alkohol gibt! Der Geburtstag letzten Samstag war die Ausnahme. An meinem Geburtstag demnächst werde ich auch wieder Alkohol anbieten. Aber auch wieder nur an diesem Tag. Also 2x im Jahr - für die Gäste.
@Julia Das sind ja ganz schön viele Alkohol-Termine - mein Gott! Und schwierige dazu.
Zitat von Romy im Beitrag #4Das sind ja ganz schön viele Alkohol-Termine - mein Gott! Und schwierige dazu.
Ich weiss auch nicht, ob diese ständige Konfrontation gut ist. Ich versuche sie einfach zu handeln. Wie ich mich dabei fühle, ist jedes mal anders (hängt irgendwie mit der Tagesverfassung) zusammen.Wenn es mir gar nicht gut damit geht, lass ich mich vertreten.
Darf ich fragen: hast du eine Therapie gemacht oder gehtst du in eine SHG? Oder hast du das Absetzten des Alkohols und die Abstinenz allein gemeistert?
viel Spaß beim Mädelsabend, wird schon schief gehen! Wenn ich das lese, was du bisher geschrieben hast, wundere ich mich schon, weshalb ein Frau wie Du in anscheinend geordneten glücklichen? familiären Verhältnisse irgendwann so aufm “Hund“gekommen bist!? Darf ich fragen wie Dein Stellung in Deiner Familie ist? Bist Du eher der Typ, der sich in allererste Linie für das Wohl andere verantwortlich fühlt? Siehst Du andere Gründe Deines Trinkens, als das halt anscheinend immer reichlich Alkohol vorhanden war?
Bei mir gibt es keinen Alkohol in der Wohnung. Ich biete auch keinen an, weil ich auch gar keinen einkaufe. Wozu? Es gibt überhaupt keinen Grund, Alkohol vorrätig zu haben.
ich freue mich sehr über den neuen Threat! ...erlebe grad täglich kleine Premieren, die großen machen mir noch ANgst, da meide ich
- einkaufen vor Wochenende ohne - Samstag aufstehen und nicht als erstes Glas Rosewein - Altglas wegbringen ohne Vodkapullen - erste Nacht ohne Schweißausbrüche und Herzrasen - mich teilweise anderen gegenüber outen - Autofahren ohne schlechtes Gewissen - bewusst essen, gesünder, als Genuß - Gefühle aushalten, wahrnehmen und hinterfragen (...)
schön, dass ihr ebenso fühlt!
************************************************ "wer noch atmet, ist mehr gesund als krank" (Hirschhausen)
ist gut, wenn du dir diese "Premieren" bewusst machst. Nach so einiger Zeit verliert sich das und geht zur Normalität über. Obwohl es in den Supermärkten ja oft so halb und halb ist. Der halbe Markt ist mit Lebensmitteln gefüllt, die andere Hälfte ist Alkohol. Ich sehe nur noch die mit den Lebensmitteln. Das kommt alles.
Zitat von Romy im Beitrag #4Das sind ja ganz schön viele Alkohol-Termine - mein Gott! Und schwierige dazu.
Ich weiss auch nicht, ob diese ständige Konfrontation gut ist. Ich versuche sie einfach zu handeln. Wie ich mich dabei fühle, ist jedes mal anders (hängt irgendwie mit der Tagesverfassung) zusammen.Wenn es mir gar nicht gut damit geht, lass ich mich vertreten.
Darf ich fragen: hast du eine Therapie gemacht oder gehtst du in eine SHG? Oder hast du das Absetzten des Alkohols und die Abstinenz allein gemeistert?
Natürlich darfst du fragen! (diese "Klick mich",o.ä. klappt bei mir (noch) nicht, trotz nachsehen.Demnächst...
viel Spaß beim Mädelsabend, wird schon schief gehen! Wenn ich das lese, was du bisher geschrieben hast, wundere ich mich schon, weshalb ein Frau wie Du in anscheinend geordneten glücklichen? familiären Verhältnisse irgendwann so aufm “Hund“gekommen bist!? Darf ich fragen wie Dein Stellung in Deiner Familie ist? Bist Du eher der Typ, der sich in allererste Linie für das Wohl andere verantwortlich fühlt? Siehst Du andere Gründe Deines Trinkens, als das halt anscheinend immer reichlich Alkohol vorhanden war?
Grüße
Kapoen
Ja, warum? Ich weiß es nicht Haben wir 3 gestern auch noch drüber gesprochen. (Ist es nicht so, dass Genetik auch eine Rolle spielt? Mein Vater ist auch Alkoholiker!)
Manchmal möchte ich es sehr gerne wissen, um auch evtl. was ändern zu können. Andererseits denke ich: Warum auch immer - es ist jetzt halt so. Und ich muss eben das Beste daraus machen. Und es stimmt, dass ich ein stabiles Umfeld habe. Sehr wichtiger Vorteil für jetzt und für die Zukunft!
allererste Linie für das Wohl andere verantwortlich
Eigentlich nicht. Ich bin natürlich für meine Familie da. Aber sie eben auch für mich. Trotzdem alem, warum auch immer, fühlte ich mich überfordert. (Wir sind selbstständig mit einer gut laufenden Firma - aber das erfordert natürlich auch sehr viel Engagement!)
Ja, warum? Ich weiß es nicht Haben wir 3 gestern auch noch drüber gesprochen. (Ist es nicht so, dass Genetik auch eine Rolle spielt? Mein Vater ist auch Alkoholiker!)
Manchmal möchte ich es sehr gerne wissen, um auch evtl. was ändern zu können. Andererseits denke ich: Warum auch immer - es ist jetzt halt so. Und ich muss eben das Beste daraus machen. Und es stimmt, dass ich ein stabiles Umfeld habe. Sehr wichtiger Vorteil für jetzt und für die Zukunft!
allererste Linie für das Wohl andere verantwortlich
Eigentlich nicht. Ich bin natürlich für meine Familie da. Aber sie eben auch für mich. Trotzdem alem, warum auch immer, fühlte ich mich überfordert. (Wir sind selbstständig mit einer gut laufenden Firma - aber das erfordert natürlich auch sehr viel Engagement!)
@Romy
ja das mit dem Vater wäre möglicherweise ein Fingerzeig, ein trinkender Vater gibt ja vielleicht nicht nur genetisch eine ungünstige Disposition weiter, sondern wird möglicherweise auch als "Vaterfigur" problematisch gewesen sein? Väter bzw. die Vaterrolle sind eher wichtig hinsichtlich Übernahme gesellschaftlicher Rollen, also die Orientierung im öffentlichen Raum, was ja typischer Weise erst im Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen eine immer größere Bedeutung erlang. Gelingt dies nicht ausreichend oder nur unvollständig leiden solchermaßen Betroffene nicht selten Überforderung und innere Leere, weil sie "ihre Rolle" nicht wirklich befriedigen (mit Rollendistans bzw. mit eigenen Impulsen) ausgestalten können.
Hast Du schon mal an einerr systemischen Familientherapie gedacht?
Grundgedanke dabei ist, das im Prinzip das Ganze System="Familiensystem" in gewisserweise gestört ist. Denoch manifestiert sich nur bei einem Mitglied eine wirklich offenzutage tretende Krankheit zum Beispiel eine Sucht/Suchtverhalten. Man könnte auch sagen, ein Mitglied opfert sich um das System zu stabilieseren. Denn jetzt hat man ja für alles mögliche immer gleich ne "gute" Begründung warum dies oder jenes schiefläuft nämlich das süchtige Mitlied bzw. dessen Konsum. Eine solche Entwicklung hilft also dabei das das familiensystem nicht noch weiter eruiert allerdings zum Preis das eine mögliche dahinterliegende Ursache nicht aufgearbeitet wird und natürlich der Symptomträger immer weiter in die Sucht hineinschlittert!
Aber okay, daß ist jetzt natürlich schon sehr sehr spekulativ, vielleicht ja trotzdem mal ne Überlegung wert!