Ich sehe das anders,(vielleicht habe ich es aber auch nicht richtig verstanden?) aber vielen Dank für deine Einschätzung! Und darüber muss ich erstmal in Ruhe nachdenken.
naja Einschätzungen würde ich das nicht nennen! Bestenfalls vage Vermutungen, die wahr sein können aber genausogut auch falsch liegen können. Es soll Dich nur ermutigen tabufrei in allen Richtungen zu denken ohne gesellschaftliche - was nicht sein darf, kann nicht sein - Scheuklappen.
Was allerdings keine vage Vermutung ist, die Tatsache, daß ich bisher noch keine Menschen getroffen habe, der mitten in einem glücklichen Leben mit beiden Füßen auf der Erde steht und quasi zufällig, wie aus heiterem Himmel süchtig geworden ist! Jedenfalls ist mir in meiner langen Kariere noch nicht begegnet!
Ich finde systemische Familientherapie oft sehr sinnvoll, eben gerade, dasss (problematisches) Verhalten von Systemmitlgiedern nicht isoliert aus inneren Eigenschaften erklärt wird., sondern durch ihre Beziehungen untereinander. Das Problem liegt in der Gemeinschaft und deren Interaktion. Als Beispiel der störrische Junge der zum Therapeuten geschickt wird und dessen Störungen isoliert behandelt werden ohne sich anzusehen warum er störrisch ist und welchen Anteil die Eltern, die Lehrer, die peers (die ganze Umwelt mit Interaktionen eben) haben. Bezogen auf Familie und das ganze System dahinter können viele Probleme ggfs. klarer gesehen werden und dann schlussendlich auch bearbeitet werden.
Es gibt da ein geiles Buch, "Irre, wir behandeln die Falschen" von Manfred Lütz, herrlich zu lesen.
Ich bin ebenfalls überzeugt, dass kein Mensch einfach so siechen möchte, da ist was tief drinnen im Selbst dass sehr in Mitleidenschaft gezogen ist, und sich trocken auf den Weg zu machen und selbst herauszufinden wie Heilung möglich sein könnte, ist der interessante Weg und den gehen manche - und manche auch nicht. Alles beginnt mit mir und alles endet mit mir.
Grüße, Bodhi
Einfach SEIN- genügt völlig und mehr geht auch nicht. Das ist das volle Glück.
Das ist deine ganz persönliche Freiheit Annie, nur leiden und siechen ohne selbst nachzusehen und zu handeln ist dann eben auch die eigene Verantwortung und hier beißt sich die Katze in den Schwanz, immer wieder hier nachzulesen. Das ist doch ein ganz entscheidendes Problem, die meisten Menschen sind mit ein wenig mehr Schmerzbefreiung zufrieden anstatt wirklich mal nachzusehen oder machen gar nix und bleiben lieber im selbstgemachten Elend. Und sicher gibt es auch Dinge die nicht an die Oberfläche gezerrt werden müssen. Ich hab's neulich schon mal geschrieben, wenn ein Säufer wirklich Erkenntnis möchte, muss er zwingend trocken werden und dann haste die freie Wahl und es sagt keiner, dass es gut wird, nur hast die Chance ohne Alkohol endlich mal was zu erkennen und zu handeln im Sinne Du bist die einzige Autorität in deinem Leben.
Schönen Abend, Bodhi
Einfach SEIN- genügt völlig und mehr geht auch nicht. Das ist das volle Glück.
Zitat von Annie im Beitrag #19Manche Sachen sind nicht umsonst tief vergraben. Ist die Frage, ob man wirklich alles an die Oberfläche zerren muß.
Hy Annie,
egal ob Du die Dinge an der Oberfläche zerrst oder nicht, ihre unheilvolle Wirkung entfalten sie trotzdem. Die "Dinge" zu verdrängen heißt nicht, daß sie aus der Welt sind, eher im Gegenteil siehe ANgstörungen, Depressionen, Neurosen etc.!. Erst in dem Moment, wenn man sie zuläßt und sich anschaut und dadurch eine Aufarbeitung zugänglich macht, erst dann bekommst Du die Möglichkeit frei hiervon zu sein!
lass dir mal gesagt sein, dass die Zeit hier ein wahrhaftig wichtiger Faktor ist. So nach und nach kannst du dich immer mit weiteren Sachen beschäftigen. Manche Menschen arbeiten auch tiefenpsychologisch und versuchen auch an das letzte in ihm schlummernde Problem zu kommen, es hochzuholen und aufzuarbeiten. Eine Psychotherapie sozusagen.
Das was ich da so bislang von mitbekommen habe, war unterschiedlich. Es scheint wirklich einigen geholfen zu haben, wiederum andere waren verstörter wie zuvor. Du kannst in sehr tiefe Bereiche deiner Seele eindringen. Wer da was und wie tun will, kann das nur alleine entscheiden.
Dirk - es ist ziemlich egal (siehe bspw. vergleichende Untersuchungen von Myers 2014 oder Wampold) welche Form der Psychotherapie angewendet wird, es gibt kaum einen Zusammenhang zwischen den Ergebnissen auf Patientenseite und der Ausbildung, Erfahrung und Supervision des Therapeuten. Finde ich sehr interessant, ich bin überzeugt, dass drei Wirkungsfaktoren als übergeordente Aspekte entscheidend sind: 1. Hoffnung bei Entmutigung; 2. Neue Perspektive; 3. Therapeutische Beziehung. Steht auch so in der Literatur und macht für mich Sinn, genau deshalb sollte sich jeder Therapeut auch genau angesehen werden ob's passt und ob ich selbst passe. Frei dem Motto: Scheisse jetzt hatte ich 5 Jahre Psychotherapie und bin immer noch depressiv - hätte ich nur kognitive Therapie oder verhaltensbezogene oder klientenzentrierte gemacht (...) oh weia, sind dann wieder mal beim - "äußere Umstände schuld."
Meine Beobachtung ist: Wenn ein Mensch glaubt, dass ein Außenstehender oder eine konstruierte Therapieform etc. ihn heilen kann bleibt er weiter im Maya, in seiner ganz eigenen Traumzeit, von innen heraus der Wunsch sich zu ändern ist entscheidend und zu kapieren wer die Autorität ist und es ist nicht da draußen zu suchen.
Grüße, Bodhi
Einfach SEIN- genügt völlig und mehr geht auch nicht. Das ist das volle Glück.
Ich wollte das auf keinen Fall verallgemeinern. Natürlich soll das jeder so machen, wie er das für richtig hält. Ich hatte vor ca. 12 Jahren eine Therapie gemacht (wegen was möchte ich nicht sagen) und mir ging es während der ganzen Zeit sehr schlecht. Oder sagen wir, es ging steil bergauf und bergab. Das ist meine Erfahrung. Deswegen habe ich das geschrieben.
gestern...mit 2 Bekannten beim Italiener - sonst immer 2-3 Lambrusco gestern die beiden wie gehabt, ich Wasser - es ging gut! dann kam der Grappa an den Tisch, für alle *nein danke! ..neues Angebot: vielleicht einen Amaretto? *nein, für mich keinen Alkohol bitte* es ging gut!
dann fragende Blicke *lasse das weg, passt nicht zur Medikation* Thema beendet, akzeptiert
*froh, beruhigt*
************************************************ "wer noch atmet, ist mehr gesund als krank" (Hirschhausen)
Das Ablehnung hat ja schon mal geklappt. Hinsichtlich der Ausrede wegen Medikamenten aber... Die Begründung wird natürlich von anderen geschluckt, kann Dich selbst aber auch einschränken, wenn Du Dich in Notlügen verstrickst und dann später nachgehakt wird... was nimmst Du denn? Wie geht es Deiner Krankheit? Was, immer noch die Medikamente? etc.
Ich habe an mir beobachtet, dass man sich selbst sooo viel mehr Gedanken ums Nichttrinken und die Gründe dafür macht (weil man ja selbst auch die unschönen Nebeneffekte live miterlebt hat) als andere. Einige Freunde wissen detaillierter bescheid, warum ich nicht mehr trinke. Andere haben nur mitbekommen, dass ich auch bei Treffen, auch bei speziellen Anlässen wie Silvester keinen Alk getrunken habe - mir nichts angeboten, auch nicht gefragt, verwundert geschaut o.ä. Hat mich einerseits gefreut, aber auch etwas irritiert, da ich angenommen habe, ein so "seltsames" Verhalten muss doch auffallen, da werden die doch fragen und ich eine möglichst gute Antwort geben müssen. Kam aber nix. Ich habe mich dann bei einem "eingeweihten" Freund erkundigt, ob die anderen denn bei ihm nachgefragt hätten, warum ich nichts trinke. Anscheinend nur sehr knapp, im Sinne von "trinkt der jetzt nix mehr?" - "ja, er meinte, er hätte es übertrieben und lässt es jetzt ganz weg". Hmm, ich hätte die Begründung wohl anders formuliert, im Zweifel auch viel mehr versucht zu erklären. Aber offensichtlich reicht es als Begründung für andere aus. Die ganzen Dramen über Saufexzesse, innere Qualen etc. sind für die persönliche Aufarbeitung wichtig - im Alltag aber egal.
Soll sagen: Klopf mal ab, ob ein einfaches Nein nicht genügt. Ohne Ausreden und ohne die innere Erwartung die Suchtgeschichte aus den Tisch legen zu müssen.
Meine Erfahrung ist, dass ein einfaches " Nein danke, ich möchte gerne ein Apfelschorle" fast immer genügt.
Selbst der Halbsatz "Nein danke, ich trinke keinen Alkohol." ist eher schon zu viel und hat irgendwie schon was Rechtfertigendes, nach meinem Sprachempfinden.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Hallo Illusion(Cleo), schön mal wieder was von dir zu hören(lesen). Ich freue mich sehr für dich, dass es beim Italiener so gut geklappt hat.
Ich habe anfangs auch immer gedacht, dass ich eine besondere, glaubhafte Begründung brauche. Mir Gedanken gemacht, ob es auch glaubhaft klingt, etc. Aber der Stress war unnötig! Das musste ich natürlich auch erst lernen. Probier das mal am Freitag aus - viel Spaß dabei.Bei Fremden ist es ja natütlich noch einfacher.