Also erstmal möchte ich für mich klarstellen, das ich nicht meinen Eltern die Schuld gebe, das ich saufe (oder gesoffen habe). Die Flasche haben sie mir nicht in den Hals gehalten, das habe ich schon selbst gemacht. Ich will mich damit auch nicht rausreden oder sagen: Ich kan ja nichts dafür *jaul*. Aber ich suche nach Ursachen für mich.
Trotzdem hat jede Tat ihre Ursachen. Ob Langeweile, Kummer ersäufen, Rebellion gegen Eltern oder was auch immer. Meistens handelt man ja nicht eben so aus der Luft heraus. Und warum sollten Minderwertigkeitsgefühle, die aus dem o. g. Tun er Eltern entstehen, kein Grund sein?
Mal meine Meinung zu: Man Respekt und Dankbarkeit, und ob die Eltern überfordert waren: Respekt und Dankbarkeit muß man nicht unbedingt zu seinen Eltern haben. Ok, sie haben mich geboren. Aber soll ich deshalb mein Leben lang ihnen vor Dankbarkeit in den ***** kriechen? Wenn Eltern eigntlich nur wollen, das die Kinder für sie da sind und nach ihren Wünschen / Gedanken leben, wenn Individualität nicht gefragt wird und wenn einem schon direkt gesagt wird, das man für seine Eltern immer da zu sein und auch als Altersvorsorge zu dienen hat (liebe Kinder wohnen bei ihren Eltern im Haus und schicken sie NIE ins Heim), hält sich zumindest für mich die Dankbarkeit arg in Grenzen.
Auch Dankbarkeit und vor allem Respekt muß man sich auch als Eltern erarbeiten. Und die Begründung: Evtl. sind sie überfordert, dann sollte man sich Hilfe holen. Überforderung ist kein Freibrief. Wenn ich bei einem Problem mit meinem Sohn nicht weiter weiß, hole ich mir Rat von Fachleuten.
hallo Leona, einen weiteren Grund habe ich noch: Nach wirklich langen Jahren ist mir eingefallen, dass ich wahrscheinlich erst dann aufhören konnte zu trinken, als ich mir selber das Trinken verziehen hatte. Also nicht jetzt sämliche Missetaten und so, sondern mir selber diese Tatsache "trinken", gegen meinen eigenen Willen. Seit dem nehme ich mir das nicht mehr übel (im krassen gegensatz zu einem beträchtlichen Teil meines damaligen Umfeldes!), und daher kontte ich ein fröhlicher Mensch werden. ich grüße dich, Max
ZitatEs ist ein Eindruck, der häufig entsteht und gern als Grund und Ursache benutzt wird, um nicht auf dem eigenen Feld ackern zu müssen
Nein beed,
denn das ist genau das Feld, da es zu beackern gibt. Warum bin ich lieber selbstdestruktiv und suche die Schuld bei anderen, als aufzuhören ? Und warum kann ich mich selbst nicht so akzeptieren, wie ich bin ? Und hole mir alles positive vom Alk ? Erst wenn ich aufhöre, die Schuld bei anderen zu suchen ( auch bei den Eltern !! ) kann ich anfangen, eigenverantwortlich zu handeln und kann aufhören zu trinken.
Sorry, aber all das kommt bei mir zb. aus der Kindheit und hat nix damit zu tun, das ich Schuld verteile.
Aber : wenn ich am Beginn der Abstinenz bin, hat es keinen Sinn, da sollte man schon was gefestigter und ne Weile trocken sein. Meine Erfahrung und Meinung.
Und es geht auch sehr wohl um die Grundlagen der Psychologie. Warum fühle ich mich minderwertig ? Warum mache ich mich minderwertig --- ? Das ist sehr wohl die Erwachsenen Ebene, die da "urteilt".
meine Mutter erzählt mit heute noch ganz gern, daß sie und mein Vater sich nur wegen mir gestritten haben. Ohne mich wäre das ja die ideale Ehe gewesen.
Ausserdem ist Selbstzerstörung kein spezielles Problem von Alkoholikern, natürlich gehört zum Alkoholismus erst mal Alkohol.
Du schreibst, daß Eltern den Kindern das Leben geschenkt haben. Wahrscheinlich erwartest Du für den Sprutz auch noch Dankbarkeit, dabei konnntest Du doch gar nicht anders.
Na gut, und ich muss mich durchs Leben plagen weil irgendwer seinem Fortpflanzugstrieb nachgegeben hat. Mich hat keiner gefragt, ob ich es haben wollte, und ich hab auch schon aktiv versucht, es wieder loszuwerden. Ich bin da nix schuldig geblieben und ich hab 40 Jahre gebraucht, bis ich wirklich damit einverstanden war, daß es nun mal so ist, daß ich auf dieser Welt rumlaufe.
Ja, durchaus eine Standpunktfrage, nur bleibt der Ursprung immer derselbe: Zwei Menschen mögen sich und wollen gemeinsam ein Kind haben. Es gibt natürlich einige, die da ganz blauäugig rangehen und keinen Plan für die Zukunft haben. Auch spielen in den Folgejahren Dinge rein, die keiner vorher wissen kann.
Und wenn Du, minitiger, eine derartige Einstellung dazu hast, würde ich meinen, dass Du damit mit Sicherheit nicht den Großteil der Leute repräsentierst und man dadurch auch keine Rückschlüsse aus Deinen Aussagen ziehen kann.
Jeder trinkt für sich allein und jeder produziert seine eigenen Gründe dafür.
Dass es traumatische Erlebnisse im Vorleben geben kann, ist denkbar und wahrscheinlich auch recht oft der Fall. Als Vorwand taugt es jedoch kaum...
Ja und Bea, das meinte ich ja. Nicht im Urschleim rumwühlen und Schuldige für die eigene Misere finden wollen, sondern eine Bestandsaufnahme machen, die eigenen Defizite erkennen und gezielt daran arbeiten.
Die Vervokabulierungen der Psychologie stiften doch nur noch mehr Unruhe und bergen Missverständnisse.
@beed um schuldfrage geht es garnicht. aber um bestandsaufnahme und defizite schon. und da gehört auch die frage hin, was die ursachen für das destruktive verhalten sind. denn das sind die klippen, die in zukunft, und zwar ohne alkohol, umschifft werden wollen. die fallen in die man gerne tappt sollte man schon kennen. @max du hast recht. ich finde auch man muss zu dem punkt kommen, wo man trotz allem selbstbewußt zu seiner trinkvergangenheit stehen kann. denn das hat ja auch mit der unbeschönten bestandsaufnahme zu tun von der aus man erst in eine hoffentlich trockene zukunft starten kann..
als ob dein standpunkt nicht auch einer bestimmten „psycho“-logik gehorchte, einer moralo-psycho-logik. oder was ist es denn, dein „ich“ in deinem „(1).: ich bin bin schuld ... (1+n).: ich bin schuld“, wenn nicht ein seelisches unter wertgesetzen. setz hier statt „schuld“ „ursache“ und du begreifst, dass deine eigene moralität du hier hoffnungslos überanstrengst.
beed, ich sag jetzt einmal, ich bin nicht schuld, dass ich alkoholiker geworden bin; aber ich kann etwas tun, soweit zu heilen, den alkohol als droge nicht mehr zu vermissen. werde ich das hinbekommen; gut möglich, wenn ich meine wahrnehmungsweise, lebensweise und und und ändere und mit dem, in dem ich mich nicht verändere, übereinstimmung mit mir selbst oder wenigstens akzeptanz mir selbst gegenüber lernen kann. schätze ich die gegebenheiten um mich her ein, nicht über ein mir mögliches mass widerlich darin zu sein? ja. und dem könnte auch anders sein?
beed, jetzt sag, ich sei schuld daran, alkoholiker geworden zu sein. dann sag es und lass es dir nützlich sein. ich behaupte einmal, nützlich ist mir jetzt das gegenteil. ich bin alkoholiker, krank und will mir diese krankheit zu meinem nutzen gestalten.
max,
dein post war keine antwort auf die frage nach den ursachen; aber eine antwort, die ich gerne las, weil sie mir im umgang mit meinem alkoholismus perspektive zeigt.
ZitatGepostet von beed Ja, durchaus eine Standpunktfrage, nur bleibt der Ursprung immer derselbe: Zwei Menschen mögen sich und wollen gemeinsam ein Kind haben. Es gibt natürlich einige, die da ganz blauäugig rangehen und keinen Plan für die Zukunft haben. Auch spielen in den Folgejahren Dinge rein, die keiner vorher wissen kann. ..
Und das heißt? Nur weil 2 Menschen ein gemeinsames Kind haben wollen, muß das für das Kind super uns ewige Dankbarkeit bedeuten?
Fehler brauchen nicht unbedingt wissentlich oder in böser Absicht gemacht zu werden. Die seelischen Verletzungen sind jedoch dieselben, egal mit welchen Motiven diese zugefügt wurden. Und da heißt es dran an zu arbeiten, damit es positiv im Leben weitergehen kann.
ich denke auch, dass wir hier mit einer "schuld-frage" nicht weiterkommen - aber ursachenforschung ist durchaus angebracht.
denn erst, wenn ich meine ur-eigensten wunden punkte kenne, kann ich daran arbeiten und mich widerstandsfähig machen, gegen den alk. und diese wunden punkte sind so individuell verschieden, wie wir es sind; bei den einen das elternhaus, bei anderen der hang zum perfektionismus, angst vor nähe, persönlichkeit, oder, oder, oder....
DIE eine ursache für alkoholismus wird nie gefunden werden, weil es sie nicht gibt. und irgendwie finde ich das auch ganz tröstlich, weil, es wäre ja furchtbar langweilig, wenn man unsereiner so einfach über einen kamm scheren könnte.
ich bin , was die psycho - kind - papa - mama - ich- es- und überich - analyse angeht, ja nicht gerade der feinfühligsten einer. sollte mich die tage also einer dieser gründler auf die couch bekommen und es heisst dann:
"herr bremser , ich weiss jetzt wer es war..." und ich...ahaa?? "jawohl, der herr papaa!!" soso aha....papa....
dann wüsst auch ich es , wer es war.
nun , der besuch steht mir noch aus, und ich war deshalb derweil und höchst persönlich, in sachen gegenwartsforschung so tätig .... ergebnis gab es auch, und auch ahaa...
es gibt keinen grund zum trinken!
und
abstinenz ist ein bier, zufriedenheit ein anderes.
...aber erstmal kümmer ich mich um die sauferei. ...
ZitatGepostet von beed Ja, durchaus eine Standpunktfrage, nur bleibt der Ursprung immer derselbe: Zwei Menschen mögen sich und wollen gemeinsam ein Kind haben. Es gibt natürlich einige, die da ganz blauäugig rangehen und keinen Plan für die Zukunft haben. Auch spielen in den Folgejahren Dinge rein, die keiner vorher wissen kann.
Und wenn Du, minitiger, eine derartige Einstellung dazu hast, würde ich meinen, dass Du damit mit Sicherheit nicht den Großteil der Leute repräsentierst und man dadurch auch keine Rückschlüsse aus Deinen Aussagen ziehen kann.
Jeder trinkt für sich allein und jeder produziert seine eigenen Gründe dafür.
Dass es traumatische Erlebnisse im Vorleben geben kann, ist denkbar und wahrscheinlich auch recht oft der Fall. Als Vorwand taugt es jedoch kaum...
Ja und Bea, das meinte ich ja. Nicht im Urschleim rumwühlen und Schuldige für die eigene Misere finden wollen, sondern eine Bestandsaufnahme machen, die eigenen Defizite erkennen und gezielt daran arbeiten.
Die Vervokabulierungen der Psychologie stiften doch nur noch mehr Unruhe und bergen Missverständnisse.
Peter
beed,
mehrere Punkte:
wenn ich hier davon schreibe, daß jeder selbst schuld ist, wenn er trinkt, dann hälst Du mir auch entgegen, daß Du damit nicht einverstanden bist. Jetzt ist Dir das Argument plötzlich doch ganz recht, wo Du glaubst, daß Du mich damit anpflaumen kannst.
Ich glaube zunehmend, daß es Dir überhaupt nicht um Argumente geht, sondern tatsächlich nur darum, an irgendwem Deinen eigenen Lebensfrust auszulassen.
Damit bin ich bei Punkt zwei. Meine Eltern hatten auch einen ziemlichen Lebensfrust, und was sie mir vermittelt haben, war daß das Leben eine ziemlich mühselige und frustrierende Angelegenheit ist. Bei uns gab es noch den Spruch: das Leben ist ein Jammertal - und da Du gerne so ne biblische gut-und-böse-Moral ins Feld führst, beed, dürfte Dir diese Denke nicht ganz fremd sein.
Ich hab mich schon als Kind gefragt, ob mein Leben wohl auch so wird und ich hab mich auch gefragt, wofür ich als Kind - was von mir ausdrücklich verlangt wurde - eigentlich dankbar sein soll, wenns eh nur Mist ist, was die mir eingebrockt haben.
Bei mir hat das dann dazu geführt, daß ich erst mal nur eines im Leben wollte: auf gar keinen Fall so werden wie meine Eltern. Ich hab mich über meine Anti-Haltung definiert, und was ich sonst noch vom Leben haben können wollte, versuche ich gerade aktuell überhaupt erst rauszufinden. Die meiste Zeit in meinenm leben hatte ich nämlich die Haltung, daß ich genausogut hätte drauf verzichten können, hätte mir einen Haufen Ärger erspart, wenn ich nicht das Licht der Welt erblickt hätte. Nur wird mans nicht so leicht los, wie mans gekriegt hat.
Jedenfalls hätte ich einem Kind keinen Optimismus zu vermitteln, was seine Zukunft angeht, und ich bin mir ziemlich sicher, daß ich da kein Einzelfall bin. Ich kenne fast nur Leute, die mit ihrem Leben nicht ganz zufrieden sind und die auch nicht glauben, daß es in 20 oder 40 Jahren besser sein wird. Dabei meine ich keineswegs nur Alkoholiker.
Und wenn ich Deine Posts manchmal so lese, beed, dann bezweifle ich, daß Du Deinen Kindern wirklich Optimismus vermitteln kannst. Wenn ich mich recht entsinne, bist Du ja selbst ganz schön gefrustet daß Du nicht weisst, wie es bei Dir weitergeht. Und Du meinst dann, obwohl Du nicht weisst, wie es weitergeht, werden es deine Kinder schon wissen? Was hast Du denn zu bieten, was Du ihnen mitgibst auf den Weg?
Auch wenn Du von Psychologie überhaupt nichts hälst, scheint es mir nicht grade als ob dein Leben deswegen der reine Glücksgriff wäre. Ich habs da mehr mit den Leuten, die sagen, alles ist Psychologie. Aber das bleibt jedem selbst überlassen. Jedenfalls find ich an Deinem Lebensmodell auch nix nachahmenswertes. Wie finden es Deine Kinder? Taugst Du als Vorbild?
Natürlich hätte ich wegen meiner Unzufriedenheit nicht trinken müssen und das habe ich auch nirgends behauptet. Die Tatsache, daß ich Alkoholiker bin, ist ja nur eine einzige von vielen Persönlichkeitseigenschaften, und ich bringe nicht alles, was mir im Kopf umgeht, mit dem Trinken in Zusammenhang. Es gibt auch unzufriedene Nicht-Alkoholiker.
Letzlich sage ich ja nur: das Leben ist vor allem schwierig - so erlebe ich es - , und wenn ich Kinder in die Welt setze, dann brocke ich ihnen ganz automatisch eine ganz schön schwierige Suppe ein. Und das möchte ich persönlich nicht.
Und zu guter letzt sehe ich mich nur selten als Sprecher für andere. Fast alles, was Du von mir liest, ist meine ganz private Meinung.
hallo minitiger, " . . . Meine Eltern . . . und was sie mir vermittelt haben, war daß das Leben eine ziemlich mühselige und frustrierende Angelegenheit ist. . . : das Leben ist ein Jammertal . . . Ich hab mich schon als Kind gefragt, . . wofür ich als Kind - was von mir ausdrücklich verlangt wurde - eigentlich dankbar sein soll, wenns eh nur Mist ist, was die mir eingebrockt haben." // Ein begnadeter Beitrag am frühen Morgen, danke. Dazu noch Eugen Roth: ein Mensch erblickt das Licht der Welt und hat dann später festgestellt - nach manchem trüb' verbrachten Jahr - dass dies der einz'ge Lichtblick war.
"diese Denke" hatte auch ich niemals, dafür eher "eine Staune" (ist von Dieter Hildebrandt), Gruß Max