da muss auch von mir was bei, ich hab auch 'n bisschen Erfahrung in spirituellen Traditionen. Hier würde ich vorsichtig sein: das Rosenkranz-Beten ist auch eine Form des meditativen Betens. Dieses monotone Murmeln, wie Du so schön schreibst, hervorgerufen durch die ständige Wiederholung der gleichen Texte findet sich in unterschiedlichster Form in den Religionen. Das scheint den Kopf frei und empfänlgich für andere Bewußtseinsebenen zu machen.
Dieses 'scheint' heisst doch, das hier gar nix eindeutig ist, also wird vemutet (was sonst). Andere Bewusstseins-Ebenen, das hört sich immer so toll an, dass man am liebsten jede unklare Wahrnehmung in diesen geheimnisvollen Bereich schieben möchte. Es ist ja so leicht (und macht viel Vergnügen)alles mögliche hinein zu interpretieren.
Haupsache, man kommt voran - durch die Wüste, auf den Berg oder was auch immer.Viele bedeutende Menschen haben es bezeugt, am Ende werden wir dann weise und erleuchtet sein! Bis dahin müssen wir folgen, grade dann wenn wir nicht alles vestehen, spätestens am Ziel wird sich alles aufklären.
Wieso müssen wir eigentlich immer 'weiterkommen' ? Warum dieses ewige Werden, Auf-ein-Ziel-hinbewegen ? Immer woanders sein wollen, nur nicht da wo man ist. Sogar um in der Gegenwart zu leben, gibts Vorgehensweisen (absurd!). Kann man denn nicht normal leben, gehen, essen ohne ständig zu denken "ich muss mich verwandeln, muss dies oder jenes werden"? Mir scheint, dass viele den AUS-Schalter ihres ehrgeizigen Denkens nicht finden können. WAS ist es denn, was in der Gegenwart so unbefriedigend ist ?
"Wieso müssen wir eigentlich immer 'weiterkommen' ? Warum dieses ewige Werden, Auf-ein-Ziel-hinbewegen ? Immer woanders sein wollen, nur nicht da wo man ist. Sogar um in der Gegenwart zu leben, gibts Vorgehensweisen (absurd!). Kann man denn nicht normal leben, gehen, essen ohne ständig zu denken "ich muss mich verwandeln, muss dies oder jenes werden"? Mir scheint, dass viele den AUS-Schalter ihres ehrgeizigen Denkens nicht finden können. WAS ist es denn, was in der Gegenwart so unbefriedigend ist ?"
Also, ein Kardinalfehler fällt mir bei dir sofort auf:
du benutzt: wir und man, dass ist bei sochem Meinungsaustausch, und auch bei anderen, fatal, denn hier berichtet jeder von sich, ganz intim und persönlich.
Du betonst das Hier und Jetzt, genau, das sehe ich auch als den zentralen Punkt, denn darum dreht sich mein Leben, aber das wiederum kann ich mir zufriedener gestalten, wenn ich mich mit mystisch-geistischen Gedanken befasse.
Und um Himmels Willen , ich verharre hoffentlich nicht darin, sonst wäre mein Verbleiben ein Stillstand, "Alles in Bewegung" will heissen, das Leben ist eine ständige Veränderung, genauso, wie das Wasser sich auf dem Meer, im Fluss stets bewegt.
Un ja, ich möchte vorran kommen, es ist schön, mich verändernd zu erleben, Fortschritte zu sehen, auch Rückschritte , ja, es ist schön, mich mit meiner Entwicklung zu beobachten, erst jetzt fange ich überhaupt damit an, denn ich nehme mich endlich mal wichtig und wahr
Und "ehrgeiziges Denken?"? , gegen wen oder was möchte ich denn ehrgeizen?
"ich muss mich verwandeln, muss dies oder jenes werden"?
Eben das muss ich trocken nicht mehr, muss gar nix ausser sterben
Was bin ich jahrelang hinter irgendwelchen Idealbildern von mir hergelaufen, Andere waren immer ach so toll, und jetzt?
Ich genüge mir so langsam selbst und ich schliesse endlich Freundschaft mit mir und ich muss rein gar nichts mehr, schon gar nicht irgendwas werden, ich bin endlich
Meine Gegegenwart ist übrigens sehr befriedeigend, mal weniger, mal wieder mehr, wie das eben so ist, bei dir vielleicht auch?
So, war jetzt zwar nicht der Victor, aber es hat mich dennoch gejuckt das zu schreiben und mir tat es richtig gut
Danke, besser hätte ich auch nicht antworten können
Hallo Randolf,
zur Ergänzung dessen, was Patricia schrieb: seitdem ich trocken bin, läuft bei mir ein Bewußtwerdungsprozess, den ich für mich als "vorwärts" empfinde, trotz mancher Downs. Zu diesem Prozeß gehörte die Versöhnung mit meiner religiösen Vergangenheit. Hier war ein für mich ein Riesenloch, das ich neben anderen Löchern systematisch zusoff. In dem Prozeß der Versöhnung merkte ich, daß für mich Religion, Spiritualität plötzlich wieder an Stellenwert gewann, allerdings selbstverantwortet ohne Kirche. Ja - und das ist ganz einfach spannend.
Außerdem tun mir Nerverl meditieren und Schweigewochen einfach gut - einfach so wertfrei.
freut mich dass es dich gejuckt hat und auch gut getan hat zu schreiben. Die paar Sätze von mir (sorry wegen 'man/wir') sind ja auch noch nicht alles,was mir dazu einfällt. Hier noch ein bisschen mehr: Mit spirituellen Ideen kam ich schon mit 16 Jahren in Kontakt, damals natürlich ganz anders als ich es heute sehe. Darauf folgten intensive Drogenjahre, Schamanismus nannte sich das (mit den dazugehörigen Wundermittelchen wie Pilze, Kakteen, synthetische Halluzinogene), was ziemlich sonderbare und reichhaltige Erlebnisse zustandekommen ließ.
Naja, irgendwann konnte ich dann nicht mehr - ich hatte genug von anderen 'Realitäten', außerkörperlichen Erfahrungen und dgl., war froh, noch einigermaßen beisammen zu sein - und soff dann weiter....
Wenn ich aber eins erkannt habe, dann dies: der Verstand kann einem enorm viel vorgaukeln, unglaublich was da an Potential vorhanden ist; tue was in einer Richtung und du wirst entsprechende Erlebnisse haben. Von 'höheren Bewusstseinszuständen bis zum Tod des 'Ich' - alles möglich.
So, ein halbes Jahr nach Beginn meiner Abstinenz begenete ich einer Tradition (Sufi), die mich sehr anspricht und in deren Kontext ich seit über einem Jahr eine regelmässige Übungspraxis mache.Da gibt's auch einen 'Sherpa' - hier Sheik, mit dem ich interessante Gespräche führe.
Morgen zsammen! Da finde ich doch ob dieses interessanten und sehr lesenswerten Threads doch noch net den Weg in die Träume /
So, nu noch mal öffentlich Pat: finde, du drückst das enorm toll und genau aus, was du zu dir und deinem spirituellen Weg sagen möchtest ... bzw. für mich ist es sehr einfühlbar und klar! Danke mal dafür
Mit der katholischen Kirche bin ich net per Du, da der abtrünnigen Fraktion der Protestanten von Anbeginn zugehörig; ich finde die Taufe, so die Eltern sich auch als Christen empfinden, übrigens nicht so negativ Laila, wie du das da formuliert hast: via Konfirmation oder Kommunion können sie ja diese bestätigen oder sozusagen verneinen- naja- theoretisch jedenfalls
Lustig, dass sich hier ja auch einige auf einem eher der Mystik zugewandten "Glaubens"-/Weg gemacht zu haben scheinen! Losgelöst von Kirche und Co, sozusagen dem institutionellen Überbau, in dem es ja wirklich viel um konkrete weltliche Dinge und auch um konkrete Machtdingels geht, nenne ich mich auch Christin und bin im Gegensatz zu vielen Leutz hier sogar noch brav am Steuern zahlen für die Nasen
Allerdings, kirchlich geheiratet habe ich noch nicht und ob das nochmals der Fall sein dürfte, das ist noch nicht raus; aus reiner "weil-dat-dazugehört-Verpflichtung" haben das sowohl mein Mann als auch ich bisher abgelehnt... uns fehlt wohl noch ein guter Sherpa - einer, der gutes für und zu dem demokratischem Eheverständnis von uns zweien was erzählen könnte... naja- mir war ab dem 15ten Lebensjahr die Communiteé de Taize bei Lyon in Frankreich sehr wichtig... In eine Gemeinde am Wohnort habe ich mich allerdings noch nie integriert oder sehr engagiert
im Grunde ist es aussichtslos in Glaubensfragen auf einen Nenner zu kommen, aber interessant ist das Ganze allemal. Mit der Taufe bin ich unbelehrbar auf Kriegsfuß. Klar, kann das getaufte Kind zur Kommunion oder Konfirmation dann sein Nein geben, wenn ihm die Religionszugehörigkeit nicht gefällt. Aber das macht doch kein Kind bzw. Jugendlicher. Das gibt Familienkrieg ohne Ende. Hab ich schon oft genug im Umfeld mitbekommen, wenn das Thema mal vorsichtig angesprochen wurde. Die Bestechungsgelder, sprich Geschenke, sind obendrein viel zu verlockend, so dass das lästige Zeremoniell in Kauf genommen wird.
Unsere Tochter ist auch nicht getauft, hat aber probeweise am Konfirmandenunterricht teilgenommen und entsetzt das Weite gesucht. Ihre Freundinnen beneideten sie, wegen ihrer Freiheit; denn die Mädels trauten sich nicht aufzumucken,eben, wegen der Eltern und der Tradition. Ich denke, der religöse Sinn dieser Veranstaltungen ist völlig aus dem Ruder gelaufen und hat mit freier!!! Glaubensbildung nichts zu tun. Irgendwo habe ich mal von Pestalozzi? (bin mir nicht sicher) gelesen, dass es mit der Welt erst aufwärts geht, wenn die Menschen vor dem 15.Lebensjahr keine Bekanntschaft mit Religion machen. Ein guter Gedanke - aber nur ein Gedanke.
Was mir sehr unheimlich ist, ist der Fanatismus vieler Menschen wie sie ihre Religionsüberzeugungen öffentlich machen. Die Ansprache "Heiliger Vater" ist mir auch unbegreiflich. Welche Leistung liegt denn vor, um "heilig" zu sein und was bedeutet diese "Heiligkeit" eines anderen für meine Existenz? Statt dessen schauen die Menschen zu heiligen Leitfiguren auf, die es fertig bringen Schuldgefühle zu vermitteln,wo gar keine Schuldgefühle angebracht sind. (Scheidung, Kondome, Homosexualität usw.) Weibliche Priester sind undenkbar. Warum? Ganz einfach, wie kann eine Frau ein solches Amt bekleiden, wo doch die Sünde in Gestalt von Eva propagiert wird. Eine Frau hat die Menschheit ins Verderben gestürzt und aus dem Paradies vertrieben. Das ist es, was die hohen heiligen Herren mit der Ablehnung einer Frau im Priesteramt ausdrücken. Ohje, ich schweife zu sehr ab.
Ich bin der Meinung, wenn sich etwas mit dem gesunden Menschenverstand nicht erfassen lässt, enthält es meistens eine Unwahrheit oder Lüge (das sind zwei Paar Schuh). Deshalb ist für mich der in den Religionen geforderte Glaube ein Ersatz für rationales Verstehen oder Denken. Im Grunde ein Irrgarten. Glaube kann Wissen nicht ersetzen. Und Wissen ist die Voraussetzung für Gewißheit. Der Glaube kann immer erschüttert werden, aber die Gewißheit nicht. Aber es beruhigt mich, dass hier viele sind, die ihren Glauben oder Spiritualität mit nachvollziehbaren Ideen leben. Also keine Sekte. (Huhu Ora:grins2
wie recht Du hast. Mein Sohn wurde schon sehr spät getauft - auf Druck der Familie habe ich dem dann zugestimmt.
Das gleich bei der Komunion. Da hatte ich ihn gefragt, er wollte nicht. Wohl auf Druck der Oma wollte er dann doch.
Dann hat ihm die Gemeinschaft so gut gefallen, daß er sogar Messdiener gemacht hat. Es ist aber auch so, daß die Kirche dann viele Freizeitmöglichkeiten bietet. Er fuhr auf Zeltlager, es gab in der sog. Unterkirche Parties. Grillabende wurden veranstaltet.
Ich habe damals mit einem lachenden und einem weinenden Auge zugeguckt. Habe mich dann damit beruhigt, daß er da immerhin besser aufgehoben ist, als in irgendeiner Clique auf der Straße.
Im Endeffekt hat sich das von alleine erledigt. Nach zwei Jahren hatte er es dicke und hat sich abgemeldet.