der Rolf, also der Minitiger und ich sind etwa gleichlange trocken und fast gleichlang auf diesem Board. Und dennoch war der Rolf mir einige Jahre um einen ganz entscheidenden Schritt voraus. Diese Diskussion ob Alkohol eine Option sein kann oder nicht, ist ja nicht neu und wir haben das ja erstmalig hier im Board ja schon vor 4 Jahren gehabt. Der MT hat sich damals hingestellt und geschrieben, dass der Alkohol für ihn eben keine Option mehr sei. Und ich habe gedacht, boaaaah, was für ein aufgeblasener Pinsel, wie kann der sowas behaupten. Der weiß doch gar nicht, was passiert. Was ist denn, wenn mich mal ein fürchterlicher Schicksalsschlag trifft? Mir schwebte da im Kopf sofort das Szenario herum, dass einem meiner Kinder mal was passieren könnte. Das war so das Schrecklichste, was ich mir vorstellen konnte und deshalb schrieb ich auch, dass ich unter bestimmten Umständen gar nicht ausschließen könnte, dass der Alk mal wieder zum Problem werden könnte. Ich habe noch weitere 2 Jahre gebraucht, bis ich begriffen habe, was der Rolf eigentlich sagen wollte. Und seitdem habe auch ich für mich klar, dass der Alk für mich keine Option mehr darstellt. Niemand von uns weiß, was ihm in den nächsten Jahren noch alles widerfahren kann. Was möglicherweise an Schicksalsschlägen auf ihn einprasselt. Da können wir uns auch gar nicht gegen wappnen, wir können aber dafür sorgen, dass wir zumindest den Alkohol da belassen, wo er hingehört. Bestenfalls in unsere Vergangenheit und schlimmstenfalls in die Gegenwart. Und wir können aktiv dafür sorgen, dass die momentane Gegenwart für unseren Alk bald eine prägende Vergangenheit geworden ist. Das haben wir selbst in der Hand. Warum sollen wir ihm denn ein Podium in unserer Zukunft geben? Warum lassen wir ihn denn mitreisen und sei es nur in unseren Gedanken. Wenn wir ihm keine Plattform mehr geben, wenn wir ihn da hinpacken, wo er uns nicht mehr schadet, dann können wir ihn auch hinter uns lassen. Wir brauchen ihn nicht mehr. Das ist unser Part, der Alk selbst ist ja nicht sehr reiselustig, dem gefällts auch da, wo er gerade ist. Und den Gefallen sollten wir ihm auch tun. Denn, wir reisen zukünftig ja lieber mit leichtem Gepäck.
Ich bin jetzt ja schon recht lange trocken, aber ohne Option erst seit zwei Jahren.
Und weil ich die Pewe liebe, lasse ich ihr auch ihren eigenen Alkoholismus
ZitatGepostet von Spieler Der MT hat sich damals hingestellt und geschrieben, dass der Alkohol für ihn eben keine Option mehr sei. Und ich habe gedacht, boaaaah, was für ein aufgeblasener Pinsel, wie kann der sowas behaupten. Der weiß doch gar nicht, was passiert. Was ist denn, wenn mich mal ein fürchterlicher Schicksalsschlag trifft? Mir schwebte da im Kopf sofort das Szenario herum, dass einem meiner Kinder mal was passieren könnte. Das war so das Schrecklichste, was ich mir vorstellen konnte und deshalb schrieb ich auch, dass ich unter bestimmten Umständen gar nicht ausschließen könnte, dass der Alk mal wieder zum Problem werden könnte.
Hallo Jörg,
danke für das Stichwort. Ich habe gerade am Wochenende dieses Szenario erlebt. Eine Tochter mit Lebensgefahr in der Klinik. Natürlich Stress und Kopfkarussell ohne Ende. Jedoch GöttinseiDank war Alkohol keine Option, war mir doch klar, daß der momentanen Erleichterung nur die noch größere Belastung folgt. Bzw. wenn ich überhaupt meiner Tochter ein Beistand sein kann, dann nur nüchtern.
Ich habe es dann geschafft, stundenweise aus der Situation rauszugehen und das Kopfkarussell anzuhalten. Ich bin mit meiner älteren Tochter über den Weihnachtsmarkt gebummelt, obwohl ich das ansonsten verabscheue.
also übern Weihnachtsmarkt möchte ich Dich nicht schicken Sowas nennt man ja wohl, den Teufel durch den Belzebub austreiben
Das meiste ist ja schon gesagt.
Die berufliche Situation, in der Du gerade steckst, ist ähnlich der meinen zu meiner Trockenlegungszeit. Streß ohne Ende, abends alleine im Hotel. Komischerweise war für mich damals Alkohol keine Option mehr, vielleicht weil bei mir zum Schluß das Trinken ein Muß, keine Entlastung mehr war.
Ich habe mich die ein/zwei Jahre durchgequält, bis das Nichttrinken tatsächlich eine Gewohnheit war.
Wie abschalten? ich habs mit Krimis und SF versucht, habe mich, wenn es gar nicht mehr anders ging, in den Schlaf geflüchtet. Nur was anders rein den Schädel, weg mit der Sinniererei. Ist Übungssache. Funktioniert nicht immer.
Aber wie der Jörg schon schrieb: Egal was passiert, Alkohol ist keine Option mehr.
warum ist für manche der Alkohol immer noch Option für "schlechte" Zeiten. Gewohnheit?
Am Montag in der Therapie-Klinik: Vorstellungsrunde bei der SelbsthilfePräsentation: teilweise dritte Therapie, trotzdem getrunken, weil... (hier folgt: Freundin Schluß gemacht, Job verloren, der LieblingsFußballVerein hat 'ne Packung kassiert ad libidum). Gestern Abend in der Gruppe: habe wieder getrunken, weil Streß mit Gerichtsvollzieher, mit Schwester...und und
Manchmal beschleicht mich das Gefühl, manche sind froh um jeden Grund, der ihnen die Erlaubnis gibt, ohne schlechtes Gewissen wieder zu trinken.
Ich werde dann ganz unduldsam, muß ich gestehen. Da kommt auch keine Einsicht, daß die Trinkerei Schmarrn war. Nööö, mir gings schlecht, also durfte ich trinken. Und dann aber das dritte Mal innerhalb anderthalb Jahren in der Klinik. (hat er wenigstens behauptet).
Grmpf Viktor, der an solchen Abenden gerne den MT an seiner Seite hätte
Genau dasselbe wie Du, auch in vollem Bewußtsein, tat ich am letzten Freitag auch, ich habe Alk getrunken zur Entlastung, um mir vermeintlich was Gutes zu tun und aus einen "Das steht mir jetzt zu - Gefühl" heraus . Jetzt fühle ich mich sehr klein. Ich war so stolz auf meine 3,5 Monate Abstinenz und muss erkennen, dass die nur ein winzig kleiner Schritt waren. Die Flasche Wein am Freitag hat genügt um verstärkt Saufdruck bei mir zu erzeugen. Nicht schön, aber ich bin selbst schuld.
Ich denke, es gibt viele alkfreie Methoden sich zu entspannen oder zu belohnen. Das Du und ich trotzdem zum Alk gegriffen haben ist für mich einfach nur Sucht, die sich über alles hinweggesetzt hat, weil wir sie ließen. Vielleicht sind die Alternativen bekannt, aber noch nicht genug eingeübt? Ich weiß es nicht, ich sehe nur, dass Theorie und Praxis zumindest bei mir da noch weit auseinandergehen und ich Hilfe brauche. Vielleicht ist eine Therapie auch für Dich hilfreich?!
Liebe Grüße Tina
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
ZitatGepostet von Spieler Warum sollen wir ihm denn ein Podium in unserer Zukunft geben? Warum lassen wir ihn denn mitreisen und sei es nur in unseren Gedanken.
Ich mach' das nicht - muss mich ja nicht mehr quälen als unbedingt nötig Die andauernde Trockenheit bewirkt bei mir ohnehin eher das Gegenteil: die durchaus vorhandene selbstquälerische Ader verebbt mehr und mehr im Sande
auch wenn das von mir aus ruhig schneller gehen dürfte
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
ZitatIch wollte trinken um mich zu entlasten! Und das habe ich gemacht! Und es ist entlastent...jetzt! Morgen vermutlich nicht mehr!
Weißt du Pewe,
welches Bild ich da gestern abend noch vor mir hatte ? Ein mit den Füßen stampfendes Kind ... "ich will aber" !!
Dann kam mir noch das gute "aushalten" in den Sinn. Also ich kann für mich nur sagen, das ich seit ich nicht mehr trinke mißliche Situationen sehr wohl aushalten kann. Ganz einfach, weil ich denke das ich heute dazu eine ganz andere "Realität" habe. Und nicht mehr dieses sich gedanklich in irgendwas reinsteigern, sondern abwerten, wo kann ich was verändern und wo nicht. Noch dazu war mein Jammer je betrunkener sowieso immer noch größer, und ich die Allerärmste. Und das Thema des Jammers ist doch auch austauschbar. Du sagst früher waren es deine Beziehungskisten, da hat sich was verändert ... ich sage, es ist egal um was es da beim Kopfkino im Moment geht. Fakt ist, du machst dir das selbst.
Fakt ist auch, das du nun einen stressigen Job hast ( selbstgewählt !!! ), darin gut bist ( "kometenhafter Aufstieg") und anstatt zu denken, hey ich bin darin so gut, darum der kometenhafte Aufstieg, stresst dich das, denkst du womöglich, ich hab das garnicht "verdient", bin ich doch nur die kleine Süchtlerin die mit Erfolg/Stress nicht umgehen kann. Dein Blickwinkel liegt auf den Nachteilen und nicht auf den Vorteilen. Versteht du was ich meine ?
Fakt ist auch, das du nun einen stressigen Job hast ( selbstgewählt !!! ), darin gut bist ( "kometenhafter Aufstieg") und anstatt zu denken, hey ich bin darin so gut, darum der kometenhafte Aufstieg, stresst dich das, denkst du womöglich, ich hab das garnicht "verdient", bin ich doch nur die kleine Süchtlerin die mit Erfolg/Stress nicht umgehen kann. Dein Blickwinkel liegt auf den Nachteilen und nicht auf den Vorteilen. Versteht du was ich meine ?
Ich weiß sehr genau was Du meinst Bea!
Das mit dem "Ich habe es "eigentlich" nicht verdient!, ist nach wie vor eine meiner größte Baustelle!
Sicher auch mit ein Grund, warum ich letztens auf ames Post so negativ angesprungen bin!
Für mich ist es unvorstellbar eine Leistung so in den Vordergrund zu rücken! Ich empfinde z.B. meinen beruflichen Erfolg als normal, vielleicht noch als ein Geschenk. Aber es fällt mir schwer anzuerkennen, dass ich ihn mir geschaffen habe und er mir nicht selbsterverständlich in den Schoß gefallen ist!
Und ja...irgendwo kann ich ihn auch nicht wirklich begreifen und hab das Gefühl, mache ich einen Fehler, dann war`s das...denn...eigentlich habe ich das ja nicht verdient!
Und ja...irgendwo kann ich ihn auch nicht wirklich begreifen und hab das Gefühl, mache ich einen Fehler, dann war`s das...denn...eigentlich habe ich das ja nicht verdient! das gefühl kenn ich auch sehr gut.den erfolg"aushalten" kann auch nervig sein.meine erfahrung :je grösser die bühne auf der man steht, um so grösser der neid davor! ich denk auch immer, huch war ich das jetzt gerade?
ZitatGepostet von PeWe Ich empfinde z.B. meinen beruflichen Erfolg als normal, vielleicht noch als ein Geschenk. Aber es fällt mir schwer anzuerkennen, dass ich ihn mir geschaffen habe und er mir nicht selbsterverständlich in den Schoß gefallen ist!
Hallo Pewe,
ist doch immer wieder schön mit uns Mädels - oder?? Ich bin auch immer ganz erstaunt wenn ich positive Rückmeldungen zu meinen Leistungen bekomme. Wieso, ist doch alles selbstverständlich.... Vielleicht sollten wir uns doch mal öfter selbst auf die Schulter klopfen - oder noch besser einen Thread aufmachen "Warum ich so toll bin....."
Ich wünsch Dir was - das weisst Du Lieber Gruß Beate