Leseempfehlung: Die Vermessung der Welt (Daniel Kehlmann)
(Empfehlung anläßlich des heutigen 150. Todestag von Alexander von Humboldt)
Ein witziges und zugleich auch melancholisches Buch, das gleichsam geistreich und unterhaltsam ist. Lesegenuss von der ersten bis zur letzten Zeile.
In der Beschreibung heißt es:
Mit hintergründigem Humor schildert Daniel Kehlmann das Leben zweier Genies: Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gaus. Er beschreibt ihre Sehnsüchte und Schwächen, ihre Gratwanderung zwischen Lächerlichkeit und Größe, Scheitern und Erfolg.
Wer nun aufgrund der Namen meint, dass es sich um trockene Lektüre handelt, den kann ich gleich mit der ersten Seite vom Gegenteil überzeugen:
“Im September 1828 verließ der größte Mathematiker des Landes zum ersten Mal seit Jahren seine Heimatstadt, um am Deutschen Naturforscherkongress in Berlin teilzunehmen. Selbstverständlich wollte er nicht dorthin. Monatelang hatte er sich geweigert, aber Alexander von Humboldt war hartnäckig geblieben, bis er in einem schwachen Moment und in der Hoffnung, der Tag käme nie, zugesagt hatte.
Nun also versteckte sich Professor Gauß im Bett. Als Minna in aufforderte aufzustehen, die Kutsche warte und der Weg sei weit, klammerte er sich ans Kissen und versuchte seine Frau zum Verschwinden zu bringen, indem er die Augen schloss. Als er sie wieder öffnete und Minna noch immer da war, nannte er sie lästig, beschränkt und das Unglück seiner späten Jahre. Da auch dies nicht half, streifte er die Decke ab und setzte die Füße auf den Boden.”
In dem Buch geht es, wie der Beschreibung zu entnehmen, um das fiktive Zusammentreffen des Alexander von Humboldt mit Carl Friedrich Gauß 1828 in Berlin. Detailliert und unterhaltsam werden dann die Lebensgeschichten der beiden Personen und deren Forschungen und Erfindungen dargestellt.
Hier noch mal eine kurze Leseprobe (S. 154), es geht da um Gauß:
“Von allen Menschen, die er je getroffen hatte, waren seine Studenten die dümmsten. Er sprach so langsam, dass er den Beginn des Satzes vergessen hatte, bevor er am Schluss war. Es nützte nichts. Er sparte alle Schwierigkeiten aus und beließ es bei den Anfangsgründen. Am liebsten hätte er geweint. Er fragte sich, ob die Beschränkten ein spezielles Idiom hatten, das man lernen konnte wie eine Fremdsprache. Er gestikulierte mit beiden Händen, zeigte auf seinen Mund und formte die Laute überdeutlich, als hätte er es mit Taubstummen zu tun. Doch die Prüfungen schaffte nur ein junger Mann mit wässrigen Augen. Sein Name war Moebius, und als einziger erschien er kein Kretin zu sein. Als bei der zweiten Prüfung wiederum nur er bestanden hatte, nahm der Dekan nach der Fakultätsversammlung Gauß zur Seite und bat, nicht ganz so streng zu verfahren. Als Gauß den Tränen nah nach Hause kam, fand er dort nur ungebetene Fremde: einen Arzt, eine Hebamme und seine Schwiegereltern.
Alles habe er versäumt, sagte die Schwiegermutter. Wohl wieder den Kopf in den Sternen gehabt!
Er habe ja nicht einmal ein anständiges Fernrohr, sagte er bedrückt. Was denn passiert sei?
Es sei ein Junge.
Was für ein Junge denn? Erst als er ihrem Blick begegnete, verstand er. Und er wusste sofort, dass sie ihm das nie verzeihen würde.”
Das, was wir ein böses Gewissen nennen, ist ja immer ein gutes Gewissen. Es ist das Gute, was sich in uns erhebt und uns bei uns selber verklagt. (Theodor Fontane)
'Nachtzug nach Lissabon' Pascal Mercier/Peter Bieri 'Eisenhans' Robert Bly 'Große Dialoge' Platon 'Die Korrekturen' Jonathan Frenzen (eine Empfehlung) 'Die Furcht vor der Freiheit' Fromm 'Narzissmus und Macht' Hans-Jürgen Wirth 'Aus dem Leben eines Taugenichts' Eichendorff 'Der Geist der Lithurgie' Joseph Razinger 'Leben im Prozess' Anne Wilson Schaef alle Wisons Schaef's. 'Nietzsche, Cosima, Wagner' Borchmeyer 'Claus Schenk Graf vom Stauffenberg und seine Brüder' Peter Hoffmann 'Die Entdeckung des Himmels' Harry Mulisch 'Fänger im Roggen' Sanlinger 'Lolita' Vladimir Nabokov 'Borderline-Störungen' Kernberg 'Narzißmus' Kohut 'Die Auflehnung' Siegfried Lenz 'Ein fliendendes Pferd' Martin Walser 'Königliche Hohheit' Thomas Mann 'Hamlet'Shakespeare
Lesen ist gold und mehr als man in Worte fassen kann.
Das ist ja nur schwere Kost! Willst Du ins Bildungsbuergertum aufsteigen, oder gehoerst Du etwa schon dazu????
"Die Entdeckung des Himmels" war fuer mich toedlich langweilig zu lesen. Ich glaube ich habe 32 Mal auf S. 64 wieder angefangen. Aber Jonathan Frantzen's "Korrekturen" fand ich auch sehr gut (und lustig). Ueberaus empfehlenswert.
Hat schon mal jemand was von Jo Nesbo gelesen und wie fandet ihr den?
Gruesse von pulsatille
[ Editiert von pulsatille am 23.06.09 0:24 ]
Wenn der Mensch voll ist, geht sein Blick ins Leere.
Michel Houellebecq: Ausweitung der Kampfzone **** ders.: Elementarteilchen ***** ders.: Plattform **** Heinrich Steinfest: Cheng **** Frederic Beigbeder: 39.90 ** (irgendwie ein Houellebecq-Kopie) Stieg Larsson: Verblendung *** Simon Beckett: Die Chemie des Todes *** (eklig) Henning Mankell: Der Mann der lächelte ***
Ich verteile 0 bis 5 Sternchen.
Zu Jo Nesbo kann ich leider nichts sagen, da ich noch nichts von ihm gelesen habe.
Hallo Pulsatille, ich habe 2 Bücher von Jo Nesbo gelesen, die Fährte und der Erlöser. Haben mir beide sehr gut gefallen, ich mag den Kriminalbeamten Harry Hole. Der ist ein bißchen anders als man sich einen Kriminalbeamten vorstellt.
De Mello hat zwar offensichtlich hier und da gediebt, macht aber nichts. Das Buch steht schon einige Jahre bei mir, gehört zu denjenigen, die mir immer mal wieder in die Hände fallen, weil mir Geschichten daraus in den Sinnkommen. Mein Fazit: überaus erbaulich
Balzac und die kleine chinesische Schneiderin Schon zwei mal gelesen. Zauberhafte Geschichte, ohne je kitschig zu werden. Wenn mans allerdings bei Wiki liest, kennt man die Story, aber der Zauber ist sogleich dahin....
Zum Abschalten lese ich eine ziemlich abgefahrene Geschichte einer griechischen Auswandererfamilie, die zwischen den Weltkriegen in USA ihre Zelte aufschlägt und inmitten von Liebe und Leid auch die ungeahnten im Nachhinein aber ’erklärbaren’ Folgen inzestuöser Ausschweifungen zu tragen hat:
Jeffrey Eugenides: Middlesex
Hinter dem Bäckereitresen:
Pico della Mirandola: De hominis dignitate / Über die Würde des Menschen
Eine Rede aus der Renaissance, die dort wieder die Frage nach dem Wesen des Menschen, seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten, seiner Stellung und Aufgabe in der Welt sowie seiner Würde und Willensfreiheit fasziniert aufwirft.
Platon: Die Apologie des Sokrates
Die beiden Bücher sind recht gut für kurzweilig kurzzeitiges Lesen und daher als Zwischendurchhappen bestens geeignet. Außerdem läßt sich das Reclamformat sehr flott verschwinden, wenn der Chef kommt…
ZitatGepostet von Faust Letzteres wird ja auch sehr
kontrovers diskutiert
Warum nur hab ich gewusst, dass von dir ein diesbezüglicher Link heute da ist ? (ich grinse nicht fies, also ohns sfg)
Ist das wirklich alles, was du dazu zu sagen hast? Wie wärs denn mal mit "selbst lesen" ? Dann kannste mitreden. Oder schau dir mal die Rezensionen allerorten an.
Alles manipuliert ? Ach, träum einfach weiter deinen Traum vom guten Okel Marx. Wenns denn hilft
LG Adriana
[b]Edit: noch was vergessen - ich verbrachte selbst einen guten Teil meines Lebens "unter Linken". Gerade deshalb macht mir das Buch ja soviel Spaß - er trifft einfach ins Schwarze