was für ein Mist, dieses Gespräch mit meinem Chef... die Quintessenz war, dass ich heulend zu hause sass...ich kann das in Worten gar nicht wiedergeben. Aufgrund dieses ganzen Fussball-Theaters war es ohnehin schon schwer, einen ruhigen Raum zu finden- letztlich landeten wir in einer halbwegs ruhigen Kneipe, und ich ignorierte kurzerhand die Störfaktoren.... ich plauderte einfach munter drauf los...nun gut, es war weder munter noch einfach... aber ich zog halt die hosen runter... erzählte ihm von meinem Konsum, den unschönen Begleiterscheinungen, wie es um mich als Mensch und als Arbeitnehmer bestellt ist...etc. offener hätte ich nicht sein können. Und es kam nix zurück... weder eine Frage, noch eine Bestätigung.... bloßes Schweigen....
dann die Frage, warum ich ihm all dies erzähl... ich dachte ich höre nicht recht. bisher haben wir uns ohne große Worte verstanden... in welche Rolle er denn nun zu schlüpfen hat?... der Einfachkeithalber sagte ich, dass ich zu ihm als chef spreche... (was für ein Blödsinn, ich sehe immer nur den Menschen...) und daraus zog er mir einen Strick... und sagte rein gar nichts mehr. Ich war nur noch am Kämpfen. Mit den Tränen...und das weiß ich in der Regel zu kontrollieren...flüchtete mal kurz aufs Klo...aber auch das schien bei ihm nicht anzukommen... ich habe dann versucht unser Gespräch in halbwegs konstruktive Bahnen zu lenken - allerdings ohne Erfolg.
Und nachdem ich mir die übelsten Bemerkungen noch hab anhören müssen, bin ich mit Tränen in den Augen aufgestanden...ihm ins Gesicht schauend... mit der Bemerkung, dass ich es traurig fände hier die Hosen so runterzulassen und nur Ignoranz zu spüren. er meinte, auf Nachfrage, dass ich schlichtweg zum Arzt sollte und mir ne Thera verschreiben lassen sollte...
etwas später telefonierten wie noch.... er bedauerte dass es mir so schlecht geht... und meinte dass ihm seine Mitarbeiter wichtiger seien als die Klienten... ich arbeite übrigens als Familienhilfe.....und dass er mich unterstützen wolle...egal wie lange das dauert... tja, das ist der Stand der Dinge...aber unterm Strich war es doch eher niederschmetternd... sei es drum...ich werde schon für mich sorgen
ZitatGepostet von Bach er meinte, auf Nachfrage, dass ich schlichtweg zum Arzt sollte und mir ne Thera verschreiben lassen sollte...
Womit er doch auch recht hat!
Ganz ehrlich: was hattest du denn für Erwartungen oder Wünsche an dieses Gespräch?
Daß er dich bemitleidet, dich tröstet, dir Hilfe anbietet? Meinst du nicht, daß du da für eine Rolle vorgesehen hast, die er weder spielen kann, muß noch will?
Jo Bach...es gibt einige Menschen, die sind schlichtweg überfordert sich auf so ein Thema einzulassen.
Hast Du daran schonmal gedacht?
Vielleicht ist Dein Chef sozusagen "stehend KO" gewesen, Dich so offen zu erleben.
Seine Reaktion (das schweigen) lässt das vermuten.
Und noch dazu kommt, dass viele Menschen, die sich mit der Alkoholproblematik nicht auskennen...ein falsches Bild von den "Opfern" haben...und denken, das sind eben alles nur "willensschwache Versager"...was ja nun auf Dich absolut nicht zutrifft...nachdem was ich gelesen habe.
Und da hats eben Deinem Chef vielleicht einfach nur die Sprache verschlagen.
Nimms locker...Er kann Dir sowieso nicht helfen.
Aber der Schritt war der richtige...wenn es DIR geholfen hat, Dich zu offenbaren.
ZitatGepostet von Bach er meinte, auf Nachfrage, dass ich schlichtweg zum Arzt sollte und mir ne Thera verschreiben lassen sollte...
Womit er doch auch recht hat!
Ganz ehrlich: was hattest du denn für Erwartungen oder Wünsche an dieses Gespräch?
Daß er dich bemitleidet, dich tröstet, dir Hilfe anbietet? Meinst du nicht, daß du da für eine Rolle vorgesehen hast, die er weder spielen kann, muß noch will?
Du kannst das nicht verstehen, weil Du schlichtweg nicht nicht wissen kannst, wie "unser Laden" so läuft. Das ist kein typisch hierarchisch organisierter Verein... der Umgang miteinader ist extrem offen... nicht ohne Grund konnte ich mich da von Anfang an outen.
Abgesehen von dem Verhältnis zu meinem Chef geht es mir um die Familien, die ich betreue. wäre ich jetzt als Suppeneintüter tätig, ginge mir das alles am Arsch vorbei... welche Suppe denn von wem eingetütet wird.... aber ich arbeite mit Menschen...
Vor allem ist wichtig, wie er mir die message rüberbrachte... und das können geschriebene Worte nicht vermitteln.... ich erwarte von meinem Chef rein gar nichts. Ich möchte ihn nur rechtzeitig darüber in Kenntnis setzten, dass ich in abesehbarer Zeit für unabsehbare Zeit ausfalle...
ZitatGepostet von Bach etwas später telefonierten wie noch.... er bedauerte dass es mir so schlecht geht... und meinte dass ihm seine Mitarbeiter wichtiger seien als die Klienten... ich arbeite übrigens als Familienhilfe.....und dass er mich unterstützen wolle...egal wie lange das dauert...
Moin Bach,
auch wenn es Dir noch nicht so vorkommt, hätte es doch kaum besser laufen können. Dein Chef unterstützt Dich und hat Dir mit dem Arztbesuch genau den richtigen Tipp gegeben.
Du hast ihm schließlich auch einiges "zugemutet". Ich nehme jedenfalls an, dass er nicht täglich mit alkoholkranken Mitarbeiterinnen zu tun hat.
Jetzt dranbleiben
Viele Grüße aus Hamburg Andreas
__________________________________________ Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. Laotse
ZitatGepostet von dry68 Jo Bach...es gibt einige Menschen, die sind schlichtweg überfordert sich auf so ein Thema einzulassen.
Hast Du daran schonmal gedacht?
Vielleicht ist Dein Chef sozusagen "stehend KO" gewesen, Dich so offen zu erleben.
Seine Reaktion (das schweigen) lässt das vermuten.
Und noch dazu kommt, dass viele Menschen, die sich mit der Alkoholproblematik nicht auskennen...ein falsches Bild von den "Opfern" haben...und denken, das sind eben alles nur "willensschwache Versager"...was ja nun auf Dich absolut nicht zutrifft...nachdem was ich gelesen habe.
Und da hats eben Deinem Chef vielleicht einfach nur die Sprache verschlagen.
Nimms locker...Er kann Dir sowieso nicht helfen.
Aber der Schritt war der richtige...wenn es DIR geholfen hat, Dich zu offenbaren.
Gruß Dirk
für mich war das heutige Treffen vollkommen absurd... vor ein paar Monaten sassen wir beisammen und ich konnte ihm von allen möglichen Schwächen erzählen...im Gegenzug schilderte er mir seine unschönen Erfahrungen mit dem Alk. Wir haben wie gesagt nicht das typische Arbeitnehmer-Arbeitgeber Verhältnis....Sein heutiges Verhalten kann ich in keinster Weise nachvollziehen... er wollte (etwas gekünstelt) seine Chefrolle demonstrieren.... eine halbe Stunde später kam wie gesagt die entwarnung, dass ich mir die nötige Zeit nehmen könne. Das Problem an diesem eher untypischen "Chef-Schaf-verhältnis" ist einfach, dass es zuuu persönlich ist--- und ich heute abend versucht habe, das auf eine professionelle Ebene zu rücken....aber das wird schon noch
ZitatGepostet von Bach etwas später telefonierten wie noch.... er bedauerte dass es mir so schlecht geht... und meinte dass ihm seine Mitarbeiter wichtiger seien als die Klienten... ich arbeite übrigens als Familienhilfe.....und dass er mich unterstützen wolle...egal wie lange das dauert...
Moin Bach,
auch wenn es Dir noch nicht so vorkommt, hätte es doch kaum besser laufen können. Dein Chef unterstützt Dich und hat Dir mit dem Arztbesuch genau den richtigen Tipp gegeben.
Du hast ihm schließlich auch einiges "zugemutet". Ich nehme jedenfalls an, dass er nicht täglich mit alkoholkranken Mitarbeiterinnen zu tun hat.
Jetzt dranbleiben
Und er gab mir auch keinen Tip, eine Klinik betreffend. Ich gab ihm den Tip und der wurde eher widerwillig zur Kenntnis genommen. aber sei es drum... ich ziehe mein Ding jetzt durch
Selbst wenn Dein Chef superzufrieden mit Deiner Arbeit ist, er war mit Sicherheit von der Situation an sich überfordert. Ein offenes, vertrauensvolles Arbeitsklima ist das eine, aber eine bekennende Alkoholikerin vor sich sitzen zu haben, ist noch eine andere Nummer.
Aber egal, Du kennst Deine nächsten Schritte - Du musst sie nur noch gehen....
Viele Grüße aus Hamburg Andreas
__________________________________________ Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. Laotse
gut, dass du hier schreibst und herzlich willkommen.
Ich habe deine Geschichte mit großem Interesse gelesen. Harter Tobak. Du wolltest wirklich alles genau wissen in deinem bisherigen Leben. Zum Glück war ich bzgl. harter Drogen ein Feigling.
Dein Trinkverhalten kenne ich nur zu gut, egal um welche Mengen es sich nun handelt. Auch den Schalter, der sich dann abends plötzlich umlegt - wie programmiert. Wobei sich in Zusammenhang mit Alk, Bilder in mir manifestierten: Wein = Entspannung am Abend. Sekt = feiern. Bier = zur Pizza.
Ich habe für mich festgestellt, dass sich vieles bei mir bzw. das meiste um Leistung bringen dreht.Ich bin von klein auf in diese Leistungspirale geraten durch meine Mutter, deren Liebe ich dadurch am besten "erhaschen" konnte. Unsere westliche Gesellschaft gab Ihren Rest dazu. Ich muss dazu sagen, ich komme aus einer Großfamilie. Unsere Hauptbeschäftigung als Kinder war es, um Anerkennung und Aufmerksamkeit zu kämpfen.
(Sorry bin kurz rausgerissen worden, da ich z. Zeit "Nachtwächter" bei vier Jugendlichen spiele,die von ner Party heimgekommen sind und zweien eben noch ein paar Nudeln aufwärmte)
Ja, was will ich eigentlich sagen?
Ich denke auch mit dem Aufhören willst du "alles richtig machen" u. "Klassenbeste" sein, alles nach bestem Gewissen durchleuchten, genauestens durchdenken + analysieren, damit nichts schief geht und du einen Fahrplan entwickeln kannst. Kopfgesteuert!
Trink´ doch weiter! ... und geh´ trotzdem zur Suchtberatung, das ist ein erster Schritt, der durchaus auch seine kopfgesteuerte Berechtigung hat.
Solange dein Bauch dir nicht sagt, wo es lang geht, deine Emotionen, deine Seele sich nicht aufbäumt gegen die Saufattacken, um das Ende der Fahnenstange einzuleiten, wirst du weitertrinken und dein Leiden verlängern müssen bis zu dem Punkt : Ich gebe auf, ich akzeptiere, dass der Alkohol stärker ist als ich.
...dein Chef? Was hätte er sagen sollen, nach deiner "scheinbaren" Offenheit. Der hat sich doch ganz so verhalten wie du es wolltest (so habe ich dich jedenfalls verstanden): als Chef (seine Rolle) und nicht als Therapeut oder Freund, um deine Erwartungen zu erfüllen.
Ich wünsche dir schon sehr bald deinen persönlichen Tiefpunkt. Es ist gut, dass du hier bist.
Liebe Grüße
Katharina
Ps. Magst du Bach?
und noch mal:
Ps. Grüße mal "annilein" innigst von hier, der es mit ihren Kindern ähnlich geht wie mir - sonst würde ich schon länger schlafen...voll die stressige Nacht + Hund, der nicht zur Ruhe kommt. Bin so müüüüde! Ächtzend!
...wenn du in der familienhilfe tätig bist, sollte doch das thema alkoholismus dort auch bekannt sein. da kann ich die reaktion deines "chefs" auch nicht so ganz nachvollziehen... zumindest das lange schweigen nicht.?
noch etwas: es gibt auch ärzte, sozialarbeiter,streetworker und familienhelfer! etc. die suchtkrank sind. bei diesen berufsständen dauert es aber vielleicht etwas länger mit der "einsicht" abhängig zu sein.
ZitatGepostet von trollblume [b]also ehrlich gesagt,ich kann an der reaktion deines chefs(oder partners?) nichts schlimmes entdecken. b]
stimme ich zu. ich versuche mir gerade vorzustellen, wie ich als chef reagiert hätte. wenn außenstehende mit dieser krankheit konfrontiert werden, stehen sie in der regel genauso hilflos da. was erwartest du?
ZitatGepostet von trollblume also ehrlich gesagt,ich kann an der reaktion deines chefs(oder partners?) nichts schlimmes entdecken.
Ja, so sehr ich das auch....
Die Vorstellung,... da kommt eine Mitarbeiterin zu mir und bittet mich um ein Gespräch bei einem privatem Treffen ...dann das Gespräch....
Du hattest Deine Vorstellung von dem Gespräch und er reagierte sprachlos darauf.
Hatte er vielleicht eine andere "Vorstellung"
Hätte so ein Gespräch nicht auch unter vier Augen am Arbeitsplatz stattfinden können
Fragen. über Fragen....für mich, aber eine Antwort:
Arzt und Therapie
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ZitatGepostet von trollblume also ehrlich gesagt,ich kann an der reaktion deines chefs(oder partners?) nichts schlimmes entdecken.
vielleicht muß er sich so abgrenzen,weil er soviele informationen garnicht haben wollte.
man neigt im nassen denken dazu jede aber auch wirklich jede grenze zu verwischen und übertreten....und das hört sich m. e. so an.
Dieser Satz *grübel*: selber reagiere ich sehr (extrem) empfindlich, wenn jemand über meine Grenzen latscht, und ich kann diese Verhaltensweise überhaupt gar nicht ab. Die ist mir sooo unsympathisch. Schwierig für mich, weil: im besoffenen Kopf bin auch ich natürlich mal über die Grenzen anderer gewalzt
@ Bach Du hast von deinem Chef die Unterstützung, das ist doch erstmal ein gutes Ergebnis.
"Hosen runterlassen" oder (vermeintliche <--auf mich bezogen) Offenheit, wenn ich das mal gemacht habe, war ich manchmal schon enttäuscht (und überrascht übrigens auch, ziemlich) von der (edit: z.B. zurückhaltenden, oder distanzierten, etc.pp. auf jeden Fall aber meiner Erwartung nicht entsprechenden) Reaktion des Gegenübers. Später habe ich dann auch mal kapiert, dass ich damit mein Gegenüber manchmal ziemlich derbe überrollt habe. Nur weil ich Klarheit und Entspanntheit rüberbringe, muss das mein Gegenüber ja noch lange nicht so sehen wie ich, oder so
Gut, dass du das Gespräch gesucht hast und dich jetzt auf den eigenen Weg machen kannst