Und wenn das ganze Dorf säuft, dann bin ih eben der Einzige welches es nicht tut. Und wenn mich einer fragt weshalb denn dieses plötzlich? - Ohne Begründung, das ist jetzt so, und Punkt. Alle Vergleiche mit dem "normalen Leben" zum Anfang sind unnötig, weil du dich sowieso radikal ändern musst.
Max, verstehe mich nicht falsch. Es ist nicht so, dass ich jetzt gerade mit mir kämpfe, soll ich trinken oder nicht.
Nein, es ist halt einfach ein unruhiges Gefühl in mir. Dass ich nicht mehr trinken möchte, steht für mich außer Frage. Ich könnte wenn ich wollte. Es sind noch Reste da, die sind greifbar. Ich WILL aber nicht!
MIr ging es mehr darum, etwas zu machen, statt zu trinken. Sei es schlafen, auf der Couch rumlümmeln, lesen, aufräumen etc. DAs sind schon Dinge die ich neu lernen muss.
Und zu deinem Satz mit den Dorffesten: Es gefällt mir, mit welcher Überzeugung du diesen SAtz hier hervorgebracht hast. Da kann man sich eine Scheibe von abschneiden.
So, der Abend gestern verlief eigentlich ganz gut. Mein Freund hat tatsächlich keinerlei Anstalten gemacht, sich ein Bier zu nehmen. Ich muss ehrlich gestehen, ich bin überrascht. Es ist schon der dritte Abend ohne Alkohol für ihn, genau wie für mich auch. So lange hat er es die letzten Monate nicht ohne Bierchen am Abend ausgehalten.
Aber ich freue mich darüber.
Zwar habe ich nur wenig geschlafen aber trotz allem bin ich wieder sehr früh im Büro gewesen.
Abends kommen diese Gedanken bzw. der Entzug und morgens bin ich einfach nur unendlich dankbar, dass ich nichts getrunken habe.
Genauso geht es mir jetzt gerade. Es ist soviel schöner morgens früh aufzustehen, ohne Kater, ohne schlechtes Gewissen. Ein Gefühl an das ich mich durchaus gewöhnen möchte.
Heute nach der Arbeit möchte ich endlich mal wieder zum Sport. Auch das habe ich die letzten Wochen/Monate sträflichst vernachlässigt.
du solltest zunächst auch gar nicht soviel von dir verlangen. Trinke nicht, dass ist schon verdammt viel.
Mir ist es auch sehr schwer gefallen zu Beginn. Ich kam raus aus der Entgiftung und las nur im Internet. Ansonsten saß ich nur wie blöd in der Bude rum aber ich trank nicht.
Du gewöhnst dich im Laufe der Trockenheit aber daran, dass du nicht mehr trinkst. Es sind kleine Schritte nach oben, keine großen. Die Zeit musst du dir lassen und auch mal akzeptieren können, dass es schlechtere Tage gibt.
Ich hab mich zuletzt nur noch für den Stoff interessiert. Habe alles um mich rum vernachlässigt. Ich wollte nur noch alleine sein und saufen. Bis sich das mal wieder eingependelt hat, hat so ein knappes Jahr gedauert.
Heute nach 15 Monaten mache ich wieder alles. Alte Interessen sind zurückgekehrt. Ich versuche achtsam mit mir umzugehen um im Vorfeld Situationen zu erkennen, wo Saufdruck kommen kann. Bei mir ist es immer schlimm, wenn ich viel mit Alk in Berührung komme und dann anschließend alleine bin. Habe 21 Jahre gesoffen und so schnell geht das auch nicht weg. Ich akzeptiere das aber und mache ganz bewusst Dinge, wo der Alk die unwichtigste Nebensache der Welt ist. Dann gehts mir viel besser und durch Selbstbeobachtung kommst du schon darauf, was dir gut tut und was nicht.
schön, dass der Thread von euch so am Leben gehalten wird. Gerade in den ersten Tagen hat man natürlich unheimlichen Redebedarf.
Ich kann nachvollziehen wie es dir ging. Ich war bestimmt noch im Anfangsstadium dieser Phase aber ich weiss auch wie es weitergegangen wäre.
Gerade abends spielt bei mir bestimmt noch die Gewohnheit eine Rolle. Ich kenne es halt schon eine ganze Zeit nicht anders, mir direkt ein Bier zu holen wenn ich nach Hause komme. Gerade dieses Dorfleben hat das natürlich auch einfacher gemacht. Man musste ja nirgendwo hin. Man hatte alles vor der Tür. Fahren musste man nicht mehr.
Ich bin richtig richtig müde heute morgen. Umso schöner finde ich es, dass ich um halb vier hier verschwinden kann. Ohne den Alkohol weiss ich, dass ich selbst nach einer schlechten Nacht mal pünktlich im Büro erscheinen kann. Das ist schön. Die Laune ist im Moment dementsprechend gut.
Kippen wird sie erst wieder wenn es zum Nachmittag hingeht.
Noch vor ein paar Tagen spielte da schon immer der Gedanke mit, schnell Feierabend zu machen und sich gemütlich mit einem Bier zu Hause hinzusetzen.
Gestern habe ich meinen Freund gefragt ob er mich denn etwas unterstützen kann. Und er möchte das auch unbedingt. Das zeigt er mir im Moment auch.
Ich werde euch mein Gefühlsleben weiterhin offenbaren. Darüber zu schreiben ist für mich im Moment unheimlich wichtig. Es tut gut.
Ja klar. Schreib viel und tausche dich aus. Das hilft ungemein. Ich wollte auch verdammt viel wissen und das schadet nicht.
Ich hatte im August 2009 mir so gedacht, als ich das erste Mal saufend im Internet recherchierte, wie schön es doch wäre, damit mal aufhören zu können.
Ich ging bis zum Schluss zur Arbeit und trank dort auch nicht. Die vielen Entzüge waren aber so heftig, dass ich nichts mehr machen konnte. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, hatte mittags schon vergessen, was ich morgens gemacht habe. Ich konnte nur noch an den Sprit denken und wenn ich anfing zu saufen, gabs kein Halten mehr. Um Abstürze zu vermeiden, versuchte ich den Trinkbeginn so weit nach hinten zu schieben, dass ich müde wurde und Schlafenszeit war.
Hat leider nur selten funktioniert. Ich rannte nachts in der Wohnung rum und war schon wieder am nachtanken, damit ich den Tag rumbrachte. Fing ich früher am Tag an zu saufen, war ich dann so dicht, dass ich morgens so mit gefühlten 2 Promille zur Arbeit kam.
Ich war rund um die Uhr mit saufen oder entziehen beschäftigt. Das war so anstrengend für mich, dass ich Angstzustände bekam und glaubte, meine letzten Minuten haben begonnen. Das brauchte ich dann auch noch ein paar Mal alleine in der Wohnung, so dass ich nicht mehr rauskonnte. Ich war nicht mehr fähig, mir meinen Alk selbst zu kaufen und hatte die Wahl zwischen Pizzaservice und Entgiftungsstation. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden und ließ mich einliefern. Die einzig richtige Entscheidung im Nov. 2009.
Das ist aber eine ganz schön heftige Erfahrung die du da gemacht hast. Man kann die innere Unruhe richtig herauslesen.
Bei mir war es genau umgekehrt. Ich habe immer besonders früh angefangen zu trinken. Der Gedanke dahinter war, dass ich dann sehr sehr früh müde werde und mich in der Nacht ausnüchtern kann.
Hat natürlich genauso wenig funktioniert und ich habe mich morgens im Büro immer gefragt wie stark meine Bierfahne vom Abend wohl noch sein mag.
Ich fühlte mich immer unheimlich beobachtet. Man sieht es einem ja auch an wenn er ständig müde und abgekämpft ausssieht.
Also ich habe mich richtig für mich selber geschämt. Früher war mir mein Aussehen immer so wichtig. Und das hatte in der Zeit so stark nachgelassen. Jetzt kann ich wenigstens wieder mehr Zeit mit mir verbringen.
Und so geht es dir wahrscheinlich auch, oder? WEil du schon sagtest, deine alten Interessen sind wieder zum Vorschein gekommen.
ZitatGepostet von Kullerauge Max, verstehe mich nicht falsch. Und zu deinem Satz mit den Dorffesten: Es gefällt mir, mit welcher Überzeugung du diesen SAtz hier hervorgebracht hast. Da kann man sich eine Scheibe von abschneiden.
Das lag genau daran, dass ich selber es war, der nicht mehr vor oder zurück noch konnte. Egal was ich anfing, erstmal Promille damit die Hand nicht zu stark zittert. Und die ganze Moral reichte von 12 bis Mittag. Und erst danach war ich heilfroh, dass ich überhaupt (noch) in der Lage war mit dem trinken aufzuhören. An meinem 10. trockenen Tag - ganz für mich alleine - glaubte ich zaghaft daran, dass auch mir herrenlosem Straßenhund dies Wunder zuteil wurde. Und du musst aus dem "man" noch ein "ich" machen, Max
Es gibt zwei wesentliche Unterschiede zwischen Trinkertypen. Gamma und Delta hebe ich mal heraus. Ich gehöre zur Gammasorte und war Rauschtrinker, konnte von daher auch recht lange tagsüber noch verzichten. Meine Sucht war in erster Linie gekennzeichnet durch derbe Abstürze und Filmrisse.
Deltaalkoholiker sind seltener betrunken, haben aber eine starke körperliche Abhängigkeit, weshalb sie es nicht lange ohne Stoff aushalten.
Wenn sich beim Gammasäufer die körperliche Abhängigkeit einstellt, dann entsteht sowas wie eine Mischform beider Typen. So ist es bei mir passiert.
Mit einem Satz lässt sich bei mir sagen, dass wenn ich morgens anfing, ging ich nirgendswo mehr hin außer Nachschub kaufen. Ich war dann gegen nachmittag oft schon total besoffen. Also versuchte ich das weitgehend zu vermeiden, aber die immer übleren Entzüge trieben mich in den Wahnsinn.
Davon möchte ich mir eine Scheibe abschneiden. Das kann ich wenigstens schon mal über die Lippen bringen.
Es sind soviele Ängste in mir. Wie oft habe ich das schon versucht und bin gescheitert. Gestern war halt wieder so ein Moment des Zweifelns.
Irgendwie habe ich den Glauben an mich verloren. Ich will das durchziehen!
Ich möchte die Hoffnung nicht aufgeben. Gerade weil ich merke, wie gut es mir geht.
Aber die Angst regiert noch.
Das einzige wovor wir uns fürchten müssen, ist die Furcht an sich,
hat doch mal irgendwer gesagt.
Meine Therapeutin hat immer an mir bewundert, dass ich mich richtig wieder alleine hochziehen kann wenn ich das Gefühl habe am Boden zu liegen. Dann ziehe ich das auch mit viel Stärke durch.
Dirk, von diesen verschiedenen Typen habe ich noch nie was gehört.
Klar, sowas wie Quartalstrinker etc. ist mir schon ein Begriff.
Ich habe es schon immer den ganzen Tag, auch am Wochenende, ohne Alkohol ausgehalten. Nur wenn ich wusste der Feierabend naht, bin ich kribbelig geworden. WEil ich genau wusste, in ein paar Minuten hälst du dein erstes Bier in der Hand. Dann war es auch nur noch mein Ziel den Rausch so schnell wie möglich zuerleben.
Es war dabei auch egal wann ich Feierabend habe. Unter der Woche im Büro kam es gegen drei oder vier Uhr und freitags (da arbeite ich durch einen zusätzlichen Nebenjob bis 22:00 Uhr) kam es eben gegen 21:00 Uhr.
Immer dann wenn ich wusste, dass ich gleich etwas zu trinken bekomme.
Lässt sich das überhaupt so richtig kategorisieren?
Informier dich mal und google mal nach Jellinek in Zusammenhang mit Alkoholismus. Da wirst du sehen, wo du dich am ehesten einordnen kannst.
Das muss nicht 100% passen, es sind schließlich Grundformen der Krankheit. Aber du wirst sehen, wo du am ehesten hin tendierst.
Ich habe lange gebraucht um das zu erkennen. Das lag aber nicht daran, dass ich blöd bin. Es lag vielmehr an meinem damaligen noch klatschnassen Gedankengut.
Dein letzter Satz bringt mich auch noch zu diesem Gedanken:
Diese Konzentrationslosigkeit unter der ich ganz stark leide. So schlimm wie die letzten Wochen, war es früher nie. Ich habe Termine verpasst, Dinge vergessen. Natürlich spielte da gedanklich der Alkohol eine große Rolle bei mir. Gedanken wie, du hast dir deine ganzen Gehirnzellen schon weggesoffen.
Ich habe einfach das Gefühl, dass ich jetzt etwas zur Ruhe kommen muss.
Meinen Nebenjob werde ich voraussichtlich auch erstmal an den Nagel hängen weil es einfach zuviel Stress bedeutet.
Ich möchte gerne erstmal nur auf mich hören. Mich nicht verpflichtet fühlen (das ist in dem Fall nicht vergleichbar mit meinem Hauptjob) dauernd dorthin zu gehen um zu arbeiten.
Zur Erklärung: Mein Nebenjob sieht so aus, dass ich entweder freitags (von 6:00 bis 13:30 Uhr im Büro) ab 14:00 Uhr dort anfange und dann bis 22:00 Uhr. Oder freitags von 14:00 bis 18:00 Uhr und samstags von 14:00 bis 20:00 Uhr.
Und das ist extrem stressig. Vor allem weil an gerade diesen Tagen Dauerstress herrscht.
Und da ich es inzwischen auch nicht mehr sooo nötig habe wie noch vor einem halben Jahr als ich noch alleine gewohnt habe, ziehe ich halt in Erwägung das Ganze sausen zu lassen.