dass ich ein Alkoholproblem habe, weiss ich schon lange, seit etwa 7 Jahren. Aber ich konnte mir nie vorstellen wie ein Leben ohne den Stoff aussehen soll.
Zwar habe ich schon ab und an versucht auszubrechen, im letzten Moment aber doch immer wieder gekniffen.
Obwohl ich genau wusste, dass mich der Alkohol oft agressiv gemacht hat, mich zu Dingen gebracht hat die ich nüchtern nie machen würde.
Der Höhepunkt des Ganzen wurde an diesem Wochenende erreicht. Da hat es in meinem Kopf einfach "Klick" gemacht und ich habe für mich beschlossen, dieser Hölle endlich zu entkommen.
Die ganze Geschichte aufzuschreiben wäre wohl zuviel des Guten. Das erstreckt sich schon über einige Jahre. Dazwischen habe ich mal 1 1/2 Jahre komplett auf Alkohol verzichtet. Damals ist etwas passiert, was ich mit mir nicht vereinbaren konnte. Es war allerdings nicht so schlimm wie das letzte Wochenende.
Aber um mal kurz zu erzählen wie es soweit kommen konnte:
Mit meinem Freund bin ich vor kurzem zusammen gezogen. Wir leben in einem kleinen Dorf. Kumpels, Feuerwehr etc. Da steht Alkohol eigentlich an der Tagesordnung. Auch mein Freund hat die letzten Wochen und Monate eigentlich jeden Tag getrunken. Er hat es zwar meistens soweit unter Kontrolle, dass er nicht besoffen ist (anders als bei mir), aber es gilt hier für mich auch die Regelmäßigkeit.
Schon des öfteren bin ich nach dem Alkoholkonsum richtig ausgeflippt wenn ich gereizt wurde (oder auch wenn ich nicht gereizt wurde). Ich habe oft Streit mit meinem Freund gesucht. Habe mich zu sehr auf ihn fixiert. Ich hattte den Eindruck, wenn er trinkt, muss ich das auch. Auch wenn er unterwegs war bei einem Kumpel und dort getrunken hat.
Ich habe dann zu Hause vor dem PC gesessen, gespielt und gesoffen. Nein, ich habe nicht getrunken. Ich bin mit dem Vorsatz daran gegangen mir möglichst schnell die Kante zu geben.
Irgendwann fiel mir auf, dass mein erstes Ziel nach einem Arbeitstag der Alk war. Die Wohnung wurde vernachlässigt, ich wurde vernachlässigt. Ich habe mich komplett gehen lassen. Nur der Alk war noch wichtig. Bei meiner Arbeit bin ich mit meinen Stunden nicht mehr klar gekommen weil ich morgens nicht mehr aus dem Bett kam (Gleitzeit). Aber ich wollte ja wieder früh gehen um noch was zu erledigen. Leider wurde ich oft vom Saufen aufgehalten.
Am Wochenende jetzt kam dann der Höhepunkt des Ganzen. Mein Freund war schon betrunken als ich abends nach Hause kam. Er war agressiv (nicht gegen mich, ich merkte es nur an der Art wie er redete, wurde oft laut).
Ich war es auch, hatte einen richtig üblen Tag hinter mir. Also ein Bierchen muss her. Später habe ich mich mit meinem Freund noch gestritten. Er hat eingesehen, dass er zu laut geworden ist und es war wieder gut.
Es kamen noch Freunde vorbei. Wir wollten gemütlich Beisammensein. Aber ich wurde überredet in die Dorfkneipe zu gehen. Durch den blöden Tag hatte ich eigentlich keine Lust.
Mein Freund war schon richtig dicht. Er behauptete aber er wäre nur müde.
Wir tranken und tranken. Irgendwann war ich auch dicht. Mein Freund und ich gingen nach Hause. Wie es kam weiss ich nicht mehr. Auf dem kurzen Weg war noch alles ok.
Zu Hause brach ein Riesenstreit vom Zaun. Worum ging es da überhaupt?
Es endete damit, dass die Polizei bei uns in der Wohnung stand, eine Freundin meinte sie wolle Abstand zu mir, mein Freund fast gegangen wäre und ich sogar das Messer ans Handgelenk angesetzt habe um mich umzubringen weil mein Selbsthass in diesem Zustand einfach überirdisch war.
Ich habe mich immer gehasst unter Alkoholeinfluss aber an diesem Abend so sehr wie noch nie. Ich wollte nicht mehr. Wollte nicht mehr leben. Wollte nicht mehr SO weiterleben.
Zu meiner Familie habe ich nicht den besten KOntakt. Mit meiner Mutter war es immer etwas schwierig. Zu meinem Vater habe ich den Abstand gesucht weil ich ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte. Er ist selber trocken seit zwei oder drei Jahren. Und er wusste von meinem Problem. Und er wusste, dass ich es wusste.
Was war das schon für eine Aussicht? Keine Familie, keine Freunde(?), keinen Freund.
Ich habe mich nicht getraut. Zum Glück.
Bisher habe ich immer versucht alle negativen Gedanken und Erfahrungen in meinem Leben zu verdrängen und vergessen.
Aber diese nicht!!!
Im Gegenteil. Ich möchte sie ganz ganz festhalten und niemals mehr vergessen. Als Erinnerung, was aus mir wird wenn ich weiter trinke. Ich hasse mich wenn ich trinke. Ich möchte mich nicht hassen, ich möchte leben und lieben.
Heute bin ich gerade mal beim 3. Tag. Noch ganz am Anfang. Aber ich will es.
Mein Freund hat die letzten Tage auch nichts getrunken. Ich war eigentlich immer der treibende Part. Ich glaube schon, dass er wesentlich weniger Alkohol trinken wird wenn ich aufhöre.
Den Kontakt zu meinem Dad werde ich auch wieder suchen. Mit besagter Freundin besteht die Freundschaft zwar noch aber sie ist angeknackst. Das muss die Zeit jetzt richten. Ich habe noch zwei andere sehr gute Freunde die immer für mich da sind. Ich kann dem Leben eigentlich sehr dankbar sein. Ich bin gesund, habe Freunde, einen Partner der mich über alles liebt, eine schöne Wohnung und muss mir keine Sorgen machen ob ich morgen etwas zu essen bekomme. Und das alles kann man so leicht zerstören. Und das nur wegen der Sucht!!!???
Ich habe bestimmt einiges vergessen. Außerdem ist es total unsortiert geworden. Ich habe einfach drauflos geschrieben.
Ich suche hier Menschen zum Erfahrungsaustausch. Wenn es mir schlecht geht, möchte ich mir hier einfach mal alles von der Seele schreiben können.
Es fiel mir sehr sehr schwer meine Geschichte hier aufzuschreiben. Ich muss immer noch schlucken wenn ich an das vergangene WE denke. Vielleicht nehmen es ja einige (die noch nicht ganz so weit unten angekommen sind) als Warnung.
Ich habe auch nie gedacht, dass ich mal so tief sinken würde, dass ich mich selber umbringen möchte.
Schade eigentlich. Ich habe gesehen, wie schnell hier auf andere Beiträge reagiert wurde. Ist meine Geschichte vielleicht zu schockierend? Zu unübersichtlich?
hallo Kullerauge, deine Geschichte kommt mir sehr bekannt vor: von mir selber, als ich dann so ziemlich am Ende war. Filmriss, unschuldige Leute übel beschimpft, nächsten Tag nichts mehr gewusst usw. Du schreibst aber recht zusammenhängend, das finde ich gut! Und du weißt auch offenbar, dass das Ganze eine Entwicklung war. Wenngleich in die 'falsche' Richtung. Da du schon einmal 1,5 Jahre trocken warst, solltre es doch wieder klappen mit der Abstinenz. Ich habe damals paar Jahre gebraucht, um alle meine seelisch defekten Teile festzustellen, und ganz von vorne anzufangen. Ich war ja nicht schlecht gewesen! Aber auch das Vertuschen von Unfertigkeiten war eine Lüge! gegen mich selber, zum Schluss ohne Bremse. Soviel erstmal, ich hoffe dass du dich ermutigt fühlst, Max Aber mein gesamtes Umfeld hatte ich ausgetauscht! was in der Stadt nicht so schwer geht.
......und wahrscheinlich viel unter dem deckel alkohol verborgen,was jetzt an die oberfläche kommt
herzlich willkommen und gut das du dich getraut hast alles mal aufzuschreiben.
ich würde denken, das dir hilfe von außen nützen kann.
geh zu einer suchtberatung und informiere dich mal, was du als nächstes tun kannst.
du wirst staunen was jetzt alles auf dich zukommt wenn du dich traust. nur aufhören mit trinken hält erfahrungsgemäß nicht lange wenn man/frau sein leben nicht insgesamt verändert.... das ist oft nötig, um nicht rückfällig zu werden.
und alleine sieht man oft die naheliegenden nächsten schritte nicht mehr im eigenen sumpf.
alles gute dir,les dich mal ein in ruhe,hier ist ganz schön viel wissen um sucht und wie man rauskommt vorhanden.
gruß vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
Ich muss sagen, ich schäme mich ganz wahnsinnig für alles was in meinem Leben mit dem Alkohol passiert ist. Man denkt immer, so schlimm wie man selber ist bestimmt kein anderer dran. Aber man irrt sich. Je nachdem wie schwer der Suchtgrad ist, ähneln sich die Geschichten schon sehr. Und das finde ich irgendwie beruhigend. Ich bin kein hoffnungsloser Fall. Es gibt viele Menschen, die waren genauso weit unten wie ich selber auch und haben es geschafft. Oder sie sind zumindest stark genug den Kampf aufzunehmen (geschafft hat man es bei dieser Krankheit wohl nie so richtig).
Mit den Freundschaften ist das bei mir so eine Sache.
Ich weiss, dass ich mich am besten von allem was trinkt erstmal fern halten sollte. Aber mein Freund gehört leider auch zu der Sorte. Die letzten Monate haben wir jeden Abend zusammen getrunken. Wir haben uns früher sehr oft um dieses Thema gezofft.
Mein Freund ist auch nicht der Meinung, dass ich ein Alkoholproblem habe. Ich weiss nicht was noch alles passieren muss, damit er es mal einsieht.
Hallo Trollblume, auch dir vielen Dank für die Antwort.
Ich möchte mir auf jeden Fall Hilfe von Außen holen. Vor ein paar Wochen war ich bereits auf dem richtigen Weg. Aber kurz vorher habe ich gekniffen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie ein Leben ohne Alkohol so aussehen sollte. Jetzt kann ich es. Sehr gut sogar.
Ich habe zwar erst zwei Abende hinter mir, bin aber trotzdem sehr glücklich, dass ich in dieser Zeit wieder Dinge geschafft habe, die mir vorher egal waren. Gestern habe ich einen Putzanfall in der gemeinsamen Wohnung bekommen, ich habe mal wieder einen richtig schönen Beauty-Abend eingelegt und war früh und nüchtern im Bett. Heute morgen habe ich es doch tatsächlich geschafft, mal wieder um 6:00 Uhr im Büro zu sitzen. Das heisst, ich habe in drei STunden schon wieder Feierabend und habe doch noch was gutes für mein überzognenes Gleitzeitkonto getan.
Kleine Schritte nach vorne, aber sie machen mich stolz.
Jetzt heisst es: Gewohnheiten verändern.
Was mache ich wenn mein Freund bei der Feuerwehr ist und ich weiss genau er trinkt dort? Was mache ich wenn er bei seinem Kumpel ist und ich weiss er trinkt dort?
Ihr seht vielleicht, ich mache mich sehr sehr stark abhängig von meinem Freund und seinen Bedürfnissen. Das war leider immer ein Problem (drei Jahre Psychotherapie habe ich hinter mir).
Fitness-Studio Freunde besuchen Beauty-Abend Sport zu Hause
sind bis jetzt meine Alternativen.
Ganz stark gemieden wird der PC. Der war immer die Garantie dafür, dass auch gesoffen wurde. PC spielen und Bier gehört für mich zusammen wie Pommes mit Mayo.
Die Spiele habe ich alle schon vom PC runter geschmissen.
Hallo Kullerauge*Willkommen hier* Lass in dem Fall mal die Meinung Deines Freundes die Seine sein und setz Dein Vorhaben(Hilfe von aussen)durch.Vielleicht gibtst Du ihm dadurch sogar auch den wohl nötigen Ruck??Nur drängen solltest Du Ihn nicht,daß muß er selber raffen,daß andere bringt(meist)nichts.
Alle glaubten es geht nicht,bis einer kam und es einfach tat!
Mir ist aufgefallen, wenn ich nichts trinke, hält er sich auch sehr viel mehr zurück.
Ich habe auf jeden Fall eingesehen, dass ich mein Glück nicht von meinem Freund abhängig machen kann. Ich bin ich und sorge auch für mich.
Wenn er trinken will, soll er das tun. Ich möchte aber nicht unbedingt was davon mitbekommen. Z.B. wird er von mir garantiert keinen Kuss bekommen wenn er eine Bierfahne hat. Ich fand es früher schon immer ekelhaft (wenn man selber trinkt, schmeckt man es ja nicht) und zukünftig wird es noch widerlicher für mich sein. Und dazu auch noch gefährlich.
tja, was möchte ich ändern. Genau das ist momentan noch ein Problem für mich. Wie gestaltet man eigentlich seine Freizeit wenn man nicht trinkt?
Für mich selber machen möchte ich vieles. Und ich glaube einiges davon beantwortet auch die erste Frage:
Ich möchte wieder mehr den Kontakt zu Freunden und meinem Vater pflegen. Ich möchte gerne wieder regelmäßig ins Fitness Studio gehen. Früher war ich so stolz auf meine Figur. Durch mein Couch-Potato-Dasein und die Anti-Depressiva die ich seit September nehme, habe ich 13 Kilo zugenommen und fühle mich entsprechend unwohl. Ich möchte ein schönes ansprechendes Zuhause haben. Eines in das ich auch Gäste einladen kann ohne mich schämen zu müssen. Das erfordert natürlich ab und an auch mal den Putzlappen.
Ich möchte gerne morgens aufstehen am WE und unternehmungslustig sein. Gerade wenn der kleine Sohn von meinem Freund da ist. Ich möchte mit ihm in den Märchenwald, den Zoo etc. Bisher habe ich morgens immer meinen Kater auskuriert.
Irgendwie gibt es sovieles....... Und doch fällt mir nix ein.....
Mir ist aufgefallen, wenn ich nichts trinke, hält er sich auch sehr viel mehr zurück.
Ich habe auf jeden Fall eingesehen, dass ich mein Glück nicht von meinem Freund abhängig machen kann. Ich bin ich und sorge auch für mich.
Wenn er trinken will, soll er das tun. Ich möchte aber nicht unbedingt was davon mitbekommen. Z.B. wird er von mir garantiert keinen Kuss bekommen wenn er eine Bierfahne hat. Ich fand es früher schon immer ekelhaft (wenn man selber trinkt, schmeckt man es ja nicht) und zukünftig wird es noch widerlicher für mich sein. Und dazu auch noch gefährlich.
Gute Einstellung
Alle glaubten es geht nicht,bis einer kam und es einfach tat!
Ich hatte mich auch so weit heruntergesoffen das ich mit mir nichts mehr zu tun haben wollte. Der einzig logische Schluß war, ich bring mich um.
Ein winzig zarte liebevolle Stimme in mir meinte damals, ich solle mir noch eine Chance geben und mit der Sauferei aufhören, umbringen könne ich mich ja später immernoch.
Daraufhin habe ich angefangen Hilfe anzunehmen und mich endlich ernst. Ich bin in die Entgiftung - rein körperlich habe ich das nicht so unbedingt gebraucht aber um erst einmal nur bei mir anzukommen und um mich zu sortieren war es ganz wichtig. Danach Selbsthilfe und Psychotherapie, teilweise auch stationär.
Ich konnte mir ein Leben ohne Alk so gar nicht vorstellen, hatte keine Ahnung was man abends so ohne Alk macht, wie mein Leben weitergehen soll. Ich musste so ziemlich alles neu lernen, wichtig war die Erkenntnis, das ich alles machen kann außer Alkohol trinken Ich verzichtete nur auf Alk im gegesatz zu vorher, wo ich für den Alk auf alles andere verzichtet hatte.
Es war das beste was mir passieren konnte, mein Leben ist derart voll und gut, ich hätte mir das für mich nicht zu träumen gewagt.
Suchtberatung ist schon mal ein guter Ansatz. Und dann weiter, Schritt für Schritt.
Liebe Grüße Uta
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
Ich denke, als erstes solltest Du schnellstmöglich einen Termin bei Deinem Hausarzt machen. Auch wenn Du jetzt drei Tage nichts getrunken hast, kann es doch noch zu einem Krampfanfall kommen.
Und dann - wie es ja schon geschrieben wurde - kannst Du nur für Dich sorgen, Deinen Freund kannst Du nicht trockenlegen. Schon gar nicht, wenn er es gar nicht als Problem empfindet. Ich rate Dir auch eine Suchtberatung aufzusuchen und Dich über die Möglichkeiten zu informieren.
Natürlich wird es ein Problem sein, wenn Dein Freund neben Dir weitertrinkt. Ich will nicht unken, aber es kann auch sein, dass Du ihn gar nicht mehr ertragen kannst, wenn Du es schaffst nichts mehr trinken. So wie Du schreibst kommt es mir ein bisschen vor, als wäre das Trinken ein gemeinsames "Hobby".
ja, Alkohol war da auch ein Thema. Das Hauptthema war allerdings meine Depression unter der ich schon lange leide. Nach der Therapie ging es mir damit zwar besser, ein Jahr später bin ich aber wieder massiv eingebrochen. Das war im September letzten Jahres. Ich bin dann zum Neurologen und der hat mir auch Medikamente verschrieben.
Seitdem geht es mir so einigermaßen. Der Alkohol hat mich halt immer am wirklichen Glück gehindert. Weil ich mich selber nicht ausstehen konnte.