Wenn der Stress bei dir Saufdruck auslöst, dann guck dass du zur Ruhe kommst.
Ich war jetzt kein Stresssäufer. Bei mir war es Einsamkeit und die Unfähigkeit, vernünftige suchtfreie Kontakte knüpfen zu können. Ich habe den Alk benutzt um besser drauf zu kommen. Ganz einfach dazu, um mich nicht so alleine zu fühlen. Ich wurde aber immer einsamer und isolierte mich total. Ich wollte auch nur noch alleine saufen, ich flog überall raus, weil ich völlig unkontrolliert nur noch reinkippte. Mir konnte es nach einigen Bieren nie schnell genug gehen und soff dann auch harten Sprit bis nix mehr ging.
Das Resumee daraus war, dass ich erhebliche psychische Probleme bekam. Hatte richtig schmerzhafte Depris und eben diese Panikattacken. Denke, dass mein Kleinhirn stark angegriffen war vom Rauf- und Runterfahren. Ich wollte ja um alles in der Welt nicht auffallen auf der Arbeit, konnte aber mit meinen klatschnassen, zittrigen Pfoten nicht mehr meine Unterschriften machen. Die völlige Schlaflosigkeit tat dann noch den Rest dabei. Psychisches Totalwrack. Habe rund ein halbes Jahr Trockenheit gebraucht, bis ich sagen konnte, es geht einigermaßen. Heute kann ich ehrlich sagen, dass es mir gut geht und ich mich wohl fühle.
Mir tut es gut, immer in Bewegung zu sein. Dennoch darf es nicht zuviel werden. Ausgewogenheit heißt das "Zauberwort".
Das zu lesen ist schon hart. Ich möchte nicht wissen wie es sich angefühlt hat.
In einigen Dingen die du ansprichst finde ich mich wieder. Gut drauf sein mit Alkohol, kontaktfreudiger. Ja, das kenne ich auch. Einsamkeit....die war es bei mir, zumindest später nicht mehr unbedingt.
Eines ist bei mir aber sehr klar worum es ging. Minderwertigkeitskomplexe. Auch wenn mir oft das Gegenteil gesagt wird. Ich finde mich weder hübsch noch schlank noch witzig noch sonst irgendwie besonders toll. Im Grunde hatte ich immer mit meinem Selbstbewusstsein zu kämpfen. Gerade jetzt wo ich etwas zugenommen habe. Wenn ich dann getrunken habe wusste ich, ich kann alles schaffen was ich mir vornehme. Ich würde es allen da draussen schon zeigen.
Meine Güte wie naiv. Der Alkohol hat mich in meinem Tun und Sein so sehr gehindert. Nix habe ich gemacht. Gearbeitet, gesoffen, geschlafen.
Ja, und glaubst gar nicht, wie sehr du dich selbst betrügst. Das kommt alles woanders her, bloß nicht vom Alk.
Die verfluchte Arbeit und alles, was sonst noch war, brachte mich auf die Palme. Ich hätte auch kündigen können, um weiterhin süchteln zu können.
Ich hatte aber noch so etwas in mir, was man wohl als Vernunft bezeichnen könnte. Vielleicht war es auch der Selbsterhaltungstrieb.
Ich wollte so nicht mehr weitermachen.
Ich dachte zwar zu Beginn, ich habe jetzt wegen der Arbeit aufgehört zu trinken. Es war aber etwas anderes. Ich wollte nur, dass es mir endlich wieder besser geht.
Oh ja, der Selbstbetrug ist enorm. Und es ist bei mir jetzt so, dass ich mich die letzten Tage selbstbewusster gefühlt habe als die letzten Wochen.
Zum einen weil ich sehr stolz auf mich bin, auch wenn es erst ein ganz kleiner Schritt ist. Zum anderen schleiche ich nicht mehr mit schlechtem Gewissen mir selber gegenüber hier durch die Flure immer in Gefahr als das entlarvt zu werden was ich eigentlich bin, als Alkoholiker. Und dieses Ich-schaff-alles-was-ich-möchte-Gefühl habe ich trotzdem noch. Nicht nur in Bezug auf meine Figur etc. sondern auch auf den Alkohol.
mir geht es ähnlich wie dir und ich bin auch erst seit ein paar Tagen hier im Forum und trinke seit einer Woche erst nichts mehr.
Du hast es gesagt: das mit dem Selbstbewußtsein und die Täuschung durch den Alkohol. Genauso ging es mir auch.
Ich war auch sehr sehr tief unten. Ähnliches erlebt wie du mit den Abstürzen. Hatte auch einen trinkenden Partner.
Umziehen und den Wohnort wechseln hat da aber auch nicht weiter geholfen. Hab ja für mich alleine getrunken im stillen Kämmerlein.
Selbstbewußtsein hab ich in der Tat in solchen Momenten vorgegaukelt bekommen. Das wurde mir aber schon am nächsten Tag(alleine durch die Tatsache dass ich trank)wieder doppelt und dreifach abgezogen. Und zurück blieb ein schäbiges Häufchen Elend voller Angst das ich hasste.
Ich versuch auch gerade alle Hebel in Bewegung zu setzen. Ohne Angst, ohne Selbstmitleid, ohne Schuldzuweisungen und Ausreden. Derzeit zählt für mich jeder nüchterne Tag und was ich daraus mache.
ich finde es natürlich sehr schön hier auf Gleichgesinnte zu treffen die mir auch etwas über ihre Erfahrungen bezüglich des Alkohols erzählen können. Auch wenn es traurig ist, dass wir alle diese Erfahrungen machen mussten.
Es ist doch oft zu erkennen, wie ähnlich sich die einzelnen Geschichten sind.
Der Unterschied ist halt, wir sind alle in verschiedenen Stadien ausgestiegen.
Aber wahrscheinlich wäre wir alle früher oder später da gelandet wo die "Härtefälle" (das ist gar nicht abwertend oder beleidigend gemeint, mir fiel jetzt nur irgendwie kein anderes Wort ein) auch mal waren.
Ich bin für mich überzeugt davon, dass es soweit gekommen wäre. Es ist ein schleichender Prozess der irgendwann ausser Kontrolle gerät.
Wenn du hier noch was zu dir erzählen möchtest, lausche ich gespannt.
Ich finde es schön, wie toll ihr mich hier aufgenommen habt. Ohne Vorwürfe, ohne Zeigefinger. Neugierig und ermutigend.
Die "Härtefälle" saufen sich tot. Irgendwann geht nix mehr, du verkaufst dich und deine Seele an das Suchtmittel und dir wird es egal sein obs dir gut oder schlecht geht.
Ich weiß nicht, was mit mir heute wäre, wenn ich keinen geregelten Tagesablauf mehr gehabt hätte. Ich will auch nicht soviel darüber nachdenken.
ZitatGepostet von Kullerauge Ich finde es schön, wie toll ihr mich hier aufgenommen habt. Ohne Vorwürfe, ohne Zeigefinger. Neugierig und ermutigend. Danke erstmal dafür.
Auch nach langen Jahren habe ich dann festgestellt, dass nur trockene Alkis sich untereinander tatsächlich verstehen können. Da sind unendlich viele "Kleinigkeiten", Max
ZitatGepostet von Max mX dass nur trockene Alkis sich untereinander tatsächlich verstehen können. Da sind unendlich viele "Kleinigkeiten", Max
Das kann ich nicht nachvollziehen und dieser Gedanke ist wohl auch das Geheimnis der SHG's Ich habe in meinem Freundeskreis keinen Alki, weder nass noch trocken (Zufall). Aber die Themen, die z.B. beim "Burn out Syndrom" auftreten, sind sehr ähnlich gelagert. Z.B. "wie bin ich früher mit meinen Bedürfnissen umgegangen und wie gehe ich heute damit um". Zum Beispiel. Gerade heute wieder ganz differenziert erlebt.
Na ganz wie ihr meint! Ich hatte mich allerdings fälschlich ausgedrückt, im Sinne von: ich hatte die krankheitsbedingten Besonderheiten unserer Zunft gemeint. Sonst natürlich nichts. Wenn jemand allerdings sowieso für sich lebt, egal ob mit oder ohne Beziehung, dann war meine 'Aussage' natürlich haltlos. Max
"So richtig verstanden" hat das mit dem nicht Trinken noch kein einziger, d.h. weshalb ich nicht einfach dann wieder so aufhören könnte. Aber vielleicht habe ich ja auch nur immer die falschen Leute gekannt, in 27 Jahren. Mag sein.
ZitatGepostet von Max mX Wenn jemand allerdings sowieso für sich lebt, egal ob mit oder ohne Beziehung, dann war meine 'Aussage' natürlich haltlos. Max[/b]
ZitatGepostet von Max mX dass nur trockene Alkis sich untereinander tatsächlich verstehen können. Da sind unendlich viele "Kleinigkeiten", Max
Das kann ich nicht nachvollziehen und dieser Gedanke ist wohl auch das Geheimnis der SHG's LG A2
Danke dass du meinen "Unhaltbaren" Satz im Zusammenhang gelesen hast, der stimmt nämlich viel mehr als so mancher meint. Da könnte ich ein ganzes Buch schreiben, nur voller "Missverständnisse", die genau hierauf beruhen. Max