mir ist es nunmal noch nicht gelungen, mich sozusagen neu zu erfinden. Mehr kann ich dazu einfach nicht sagen.
Ich habe aber dennoch kapiert, dass es mir mit Stoff nur noch kacke geht.
Die pure Freude empfinde ich halt nicht, dafür bin ich zu sehr Realist. Sowas liest sich für mich irgendwie rosarot. Wir Menschen sind nunmal verschieden.
Das ist vermutlich eine Frage der Perspektive bzw. vielleicht auch der Einstellung zum Leben überhaupt, ob ich sage, ohne Alk ist das Leben viel besser oder mir geht's (noch) schlechter, wenn ich trinke.
Ich erlebe derzeit auch eher die zweite Form. Bei mir ist es aber so, dass ich schon immer eher mit Negativen gerechnet habe und mich nichts positiv überraschen konnte. Heißt, ich kann es nicht zulassen, dass etwas einfach nur gut ist. Aber: ich arbeite dran.
Ich habe gemerkt, dass es mir besser geht, seitdem ich etwas wegen meiner Abhängigkeit unternommen haben, also professionelle Hilfe suche. Das hat ja auch lange genug gedauert und ich hab' gedacht ich brauch das ja nicht, das kann ich alleine.
Vielleicht wäre es auch so gegangen, aber vom Gefühl her ist es besser, etwas zu unternehmen, als wenn ich vor mich hinsumpfe....
Ich habe bereits in früheren Jahren versäumt, mich in der Gesellschaft wohlzufühlen bzw. an sowas zu arbeiten. Die meiste Zeit gings mir psychisch nicht gut und in der Zeit, wo ich konsumiert habe, zumindest die ersten Jahre fühlte ich mich wirklich besser.
Jetzt bin ich mit der Trockenheit wieder dorthin zurückgeworfen worden, wo ich herkam. Bin oft introvertiert und würde am liebsten gar nix machen. Ich weiß aber, was passiert, wenn ich mich wieder in meine Isolation zurückziehe, deshalb versuche ich ja mit dem Kreuzbund auch angenehme Stunden zu erleben.
Es ist nun wirklich nicht so, dass ich mich nicht bemühe um meine Trockenheit auch wenn meine Einstellung zu Leben als solches nicht immer förderlich ist. Ich sage auch offen und ehrlich dass ich mich in der Saufzeit, als ich noch keine körperlichen Probs hatte am besten in meinen 40 Jahren gefühlt habe. Mit der späteren körperliche Abhängigkeit bin ich halt nicht mehr klargekommen. Und so als Vollsuffi will ich halt auch nicht daherkommen. Also hab ich was dagegen getan.
Jetzt habe ich doch tatsächlich mit "Schlägen" von euch gerechnet, aber es hat niemand mehr was geschrieben.
So ist es halt manchmal. Ich schreibe so, wie ich fühle und beschönige nichts.
Mir geht es aber wieder besser. War vorhin in der Nachsorgegruppe. Ich habe zwar diesmal gar nicht viel gesagt, aber die Gemeinschaft der Gruppe, in der ich mich sehr wohl fühle, hat doch meine Stimmung wieder deutlich angehoben. Die Therapeutin ist auch klasse. Vieles von dem, habe ich während meiner LZT leider vergeblich gesucht, deshalb auch meine nicht gerade positiven Rückmeldungen diesbezüglich.
Die letzten Wochen haben mich ziemlich belastet. Vor zwei Wochen starb ein Arbeitskollege an einem Herzinfarkt und kurz darauf erlitt einer meiner wenigen richtigen Freunde dasselbe. Er hat zum Glück schnell und richtig gehandelt. Ihm geht es wieder besser und ich fühle mich auch wieder erleichtert. Beide Fälle kamen urplötzlich ohne Vorwarnung.
Ich erlebe und durchlebe verschiedene Gefühle. Ist nicht immer einfach mit der Gefühlswelt, dennoch freue ich mich darüber. Denn so ist das Leben.
ZitatGepostet von newlife Jetzt habe ich doch tatsächlich mit "Schlägen" von euch gerechnet, aber es hat niemand mehr was geschrieben.
Dirk
warum? das was du beschreibst, ist für mich normal. so war es auch bei mir. allerdings geh ich heute mit meinen mitmenschen anders um. ich spreche, wenn mich etwas bedrückt, und ich spreche, wenn ich mich wohl fühle. ich gehe auf die leute zu, wenn es das ist, was du meinst.
und ehrlich, manchmal muß ich schon über meinen schatten springen. es gibt auch tage, da will ich einfach nur meine ruhe.
ich habe die ersten 3 Jahre damit zugebracht zu wissen, das es mir mit Alk schlechter geht und einen Tag nach dem anderen mal besser mal schlechter oft nur überlebt auch wenn Alk keine Option mehr für mich war. Ich habe mich stur durch mein Leben gearbeitet. Als ich dann mal über das Gefühl des Rausches nachdachte fiel mir plötzlich auf, das ich das nicht mehr will, keine Ahnung habe, was andere daran so verführerisch finden - ich glaube das war der Punkt, ab dem ich mein trockenes Leben öfter einfach gut fand.
Lang hats gedauert, bei manchen dauerts länger, andere haben das Glück sobald sie aus der Entgiftung kommen. Das dauert einfach so lange es muss und ist kein Wettbewerb.
Ich denke Du tust das richtige, immer zu Deinem Zeitpunkt. Hör einfach auf Dich.
Liebe Grüße Uta
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
ZitatGepostet von relaTIEF Sandy, meine Kritik richtet sich gegen eine Klassifizierung der Trockenheit nach Dauer. Ich hoffe, dies kommt auch so rüber.
Hallo Eva, Da habe ich wohl falsch ausgedrückt oder es unglücklich formuliert.
Es ging lediglich um die Geschichte, das die schon länger trocken sind, 20 Jahre „die Alten“, die Frage anders Beantworten als wir „Frischlinge“ wie ich mit meinen 4,5 Jahren. Ich meinte, damit auch nicht das eine Fraktion besser ist als die andere. Die Alten haben den Vorteil, dass sie mehr Erfahrung haben als wir „Neuen“. Ich bewerte auch keine Menschen nur alleine auf der Grundlage der Länge ihrer Trockenheit. Ob du einen Tag trocken bist, vielleicht sogar nach einem Xten Rückfall oder 30 Jahre Trockenheit vorweisen kannst – das ist alles gleich wertvoll meiner Meinung nach.
Und ich lebe auch nach dem 24 Stunden Prinzip. Morgens nehme ich mir vor heute nicht zu trinken und am nächsten Morgen kann ich mich freuen, dass ich es geschafft habe.
ich habe die ersten 3 Jahre damit zugebracht zu wissen, das es mir mit Alk schlechter geht und einen Tag nach dem anderen mal besser mal schlechter oft nur überlebt auch wenn Alk keine Option mehr für mich war. Ich habe mich stur durch mein Leben gearbeitet. Als ich dann mal über das Gefühl des Rausches nachdachte fiel mir plötzlich auf, das ich das nicht mehr will, keine Ahnung habe, was andere daran so verführerisch finden - ich glaube das war der Punkt, ab dem ich mein trockenes Leben öfter einfach gut fand.
Lang hats gedauert, bei manchen dauerts länger, andere haben das Glück sobald sie aus der Entgiftung kommen. Das dauert einfach so lange es muss und ist kein Wettbewerb.
Ich denke Du tust das richtige, immer zu Deinem Zeitpunkt. Hör einfach auf Dich.
Liebe Grüße Uta
Ich stelle sogar für mich fest, dass ich das Gefühl "berauscht" zu sein seit langer Zeit abgrundtief hasse. Ich habe früher öfter mal Heilfasten gemacht, bis ich dann einmal ein Gefühl wie besoffen hatte. Ich habe sofort angefangen etwas zu essen und habe das nie wieder versucht. Früher habe ich das "schwubberige" Gefühl im Kopf haben wollen, seit vielen Jahren finde ich es ekelig, wenn ich so ein Gefühl im Kopf habe. Passiert ja manchmal durch Müdigkeit, Hunger, Krankheit oder Medikament. Ich versuche so ein Gefühl immer sofort loszuwerden. Mein Streben nach Rausch ist komplett weg.
Das einzige, was manchmal da ist - aber auch nur in schweren Lebenskrisen - ist der Wunsch nix mehr mitzukriegen. Aber wie ich schon oft schrieb: Das ist bei mir gleichzusetzen mit nicht mehr leben wollen.
ZitatGepostet von sandy_alex Morgens nehme ich mir vor heute nicht zu trinken und am nächsten Morgen kann ich mich freuen, dass ich es geschafft habe.
bei mir war das so, das sich anfangs sehr glücklich drüber war, dass ich doch noch und sogar ziemlich einfach aufhören konnte - Anfangseuphorie, hurra, bin jetzt frei.
So nach einem Jahr hatte sich das aber abgenutzt. Die Trockenheit war da für mich schon so normal, dass sie keine Quelle der Zufriedenheit mehr war, sie war einfach "gewöhnlich" , nix Besonderes mehr über das ich mich gross freuen konnte.
Ich brauchte dann ein neues Highlight und hab das Rauchen aufgehört. Da war ich dann zwar auch stolz drauf und ich bin bis heute froh, das ich damit aufgehört habe, aber so richtig zufrieden bin ich dann trotzdem auch nicht geworden.
Aber erst als ich das alles hinter mir hatte und die ganze tägliche Vergiftung gar kein Thema mehr für mich war, bin ich dann langsam an das rangekommen, was ich als meine "Grundsätzliche Unzufriedenheit" bezeichne.
Nach zwei Jahren Trockenheit war ich in Punkto Unzufriedenheit überhaupt erst unten angekommen, und dann hab ich mich nochmal zwei Jahre so durchgewurschtelt, bis es mir so unerträglich wurde, dass ich mein Leben noch mal von vorne aufgerollt habe.
Ans Saufen hab ich dabei kaum gedacht, ich wusste ja dass das nix mehr bringt. Mir wurde aber bewusst, dass ich einen Haufen Sachen einfach nicht erledigt hatte, solange das Saufen funktioniert hat, und dass ich da nüchtern eben durch musste. Vor allem fehlte mir der Sinn im Leben, der sich auch durch ein erhebliches Gehalt oder einen wohlklingenden Titel im Job nicht herzaubern liess.
Ich hab dann nüchtern ein paar Problemchen bewältigt, an die hätte ich mich saufend garnienicht überhaupt rangetraut. Es kam noch ein kleiner Unfall dazwischen, bei dessen Folgen mich heute noch jeder Arzt drauf aufmerksam macht, dass ich gefährlich lebe.
Und irgendwo in dem ganzen Prozedere bin ich dann auf eine ganz andere Weise zufrieden geworden, als ich sie mir früher immer vorgestellt hatte. Wie ich gerne erwähne, hat sich das für mich rentiert. Auch wenn mein Leben immer noch kein Wunschkonzert ist, ich gestresst bin und es immer noch Katastrofen auf dieser Welt gibt, hab ich den Sinn in meinem Leben gefunden.
Ich stimme zu, das dauert so lange, wie es dauert. Und es bringt nix, sich zur einer oberflächlichen Zufriedenheit zu zwingen, - weil dem Alki ja eingetrichtert wird, wie wichtig diese Zufriedenheit ist - so lange sie nicht echt ist.
Ich danke einfach mal für eure Rückmeldungen. Find ich klasse, was ihr geschrieben habt. Ich erkenne inzwischen auch, wie wichtig für mich die Suchtgruppen sind, sei es Nachsorge oder Selbsthilfe.
Ich sollte aber darüber hinaus noch was anderes finden was mir Freude macht, damit ich mich nicht verrenne im Thema, sondern auch andere Dinge genießen kann.
ZitatGepostet von zai-feh Ich habe früher öfter mal Heilfasten gemacht, bis ich dann einmal ein Gefühl wie besoffen hatte. Ich habe sofort angefangen etwas zu essen und habe das nie wieder versucht. Früher habe ich das "schwubberige" Gefühl im Kopf haben wollen, seit vielen Jahren finde ich es ekelig, wenn ich so ein Gefühl im Kopf habe. Passiert ja manchmal durch Müdigkeit, Hunger, Krankheit oder Medikament. Ich versuche so ein Gefühl immer sofort loszuwerden. Mein Streben nach Rausch ist komplett weg.
Hallo zai-feh,
Mir geht es genau so. Manchmal hat man ja so ein „bedröhntes“ Gefühl im Kopf und weiß nicht, wo es herkommt. Das finde ich auch unangenehm. Oder wenn ich Medikamente einnehmen die einen und einen „breit“ machen verzichte ich auf diese lieber als dieses Gefühl zu haben.
Ich hatte mir mal kochenden Eintopf über die Beine gekippt und hatte starke Verbrennungen und entsprechende Schmerzen, da habe ich ein Schmerzmittel bekommen da war ich richtig „zu“. Da habe ich lieber ein schwächeres Schmerzmittel eingenommen und die Schmerzen in kauf genommen als dieses besoffene Gefühl zu haben.
Ist schon komisch, wie man sich ändert. Früher habe ich viel Geld ausgegeben, um in solchen Zustand zu kommen, heute finde ich es sehr unschön.