ZitatGepostet von newlife ........und ich verstehe die Spiegeltrinkerei nicht. Da hab ich doch nichts von, wenns nicht richtig knallt.
Ich glaube um`s "knallen" geht`s da nicht, sondern wohl hauptsächlich darum keine Entzugserscheinungen zu bekommen, oder? Wie bei einem Junkie, der auch auf Ersatzdrogen umsteigen kann ( wenn es geht, wenn es ein Programm gibt, etc., etc.) nur um die Schmerzen des Entzugs nicht zu bekommen. Irgendwann braucht man es, wie die Luft zum atmen. Um leben zu können.
Ich schätze mal, dass ich gut und gerne 20 Jahre lang Spiegeltrinker war, ohne mehr als 5x einen echten Vollrausch gehabt zu haben. Das brauchts ja auch nicht, man hält den Level ab einer gewissen Anzahl Jahren des "eigentlich normalen" Konsums einfach konstant beschwerdefrei. Will heissen: ohne groß auffällig zu werden.
Die weitgehend unauffällige Aussenwirkung war mir dabei lange Zeit immer das Allerwichtigste. Erst ganz zum Ende hin, nachdem ich durch Verkauf meiner geschäftlichen Alltagsverpflichtungen zum freischaffenden Künstler und ebensolchen Trinker geworden war, nahm der Level rasant zu und entsprechend kritisch und elend wurden die kalten Entzüge.
Irgendwer hier (ich glaube, mal wieder MiniTiger) erwähnte, daß er sich jederzeit bewusst war über das jeweils [auch schon mal fatale] Ausmaß seiner Betrunkenheit. So ging es mir. Ich habe sofort aufgehört, wenn ich merkte, die Zunge wird schwer, der Gang unsicher oder das Denken schräg. Abschiessen und Komatrinken ist mir deshalb eigentlich bis heute völlig fremd. Ich konnte immer jederzeit erst mal aufhören - musste allerdings nach einer mehr oder weniger grossen Anzahl Stunden (Obacht: nicht Tage!) nachladen, sonst wurde es seeehr unangenehm für alle Beteiligten *lach*.
Aber ich lese hier immer wieder, dass die verschiedenen Saufnaturells offenbar Schwierigkeiten haben, sich ineinander hineinzufühlen. Das kann ich nicht behaupten. Ich verstehe schon, wie jemand sich fühlen muss, der nicht mehr aufhören kann und dann die ganze Dosis sofort im Kanal haben muss. Dieses Exzessive ist ja oft nicht nur beim Alkoholtrinken so, man hört von solcherlei auch in der gemeinen Sexualität oder beim Nachspüren von Plagiaten...
Letzten Endes ist das alles ja auch wurst - es kommt auf dasselbe hinaus. Man hat eine Mords-Ethanolallergie am Hals und meidet den Auslöser im eigenen System, ganz vergessen kann man ihn ja nicht: er umgibt uns.
Und dagegen, ehrlich gesagt, habe ich nix. Nix gegen Leute um mich herum, die kein Problem mit ihm haben. (Wenn sie mir nicht gerade zum 17. Mal den Kant'schen Impulsativ erläutern wollen und sich dabei am Vakuum abzustützen versuchen.) Und auch nix, wenn mir mal eine beschwipste Soße unterkommt und sich erst beim Schlucken zu erkennen gibt oder eine Süßigkeit "mit später zündendem Geheimnis". Ein Jahrzehnt Trockenheit mit solchen winzigen Pieksern hat mir gezeigt, daß sie völlig unerheblich sind für mich oder die "Trockenheit wie ich sie verstehe". Ich weiß aus dieser langen Zeit, daß eine Schwalbe noch längst keinen Frühling macht, bzw. ein paar Hufe noch keinen Satan...
SpringtimeBrandyNick (Greens [Reds] knows)
[ Editiert von DerNick am 04.04.11 18:35 ]
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.
ZitatGepostet von DerNick Wenn sie mir nicht gerade zum 17. Mal den Kant'schen Impulsativ erläutern wollen und sich dabei am Vakuum abzustützen versuchen.
Jetzt hätt' ich mir beinahe Kaffee in den Läppi gespotzt
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
Ääääähhhhm, wie hiess der Thread nochmal??? Und um wen ging es?
Alkohol ist ein hervorragendes Lösungsmittel: Es löst Familien, Ehen, Freundschaften, Arbeitsverhältnisse, Bankkonten, Leber- und Gehirnzellen auf. - Es löst nur keine Probleme
… unsere Narben haben die Angewohnheit uns daran zu erinnern, daß die Vergangenheit einmal Realität war … H.L. "Roter Drache"
s. hierzu :Eigen (mhd. eigen, ahd. eigan, urspr. Part. Perf. eines alten unregelmäßigen germanischen Zeitworts, das soviel bedeutete wie: besitzen, zu eigen haben
Alkohol ist ein hervorragendes Lösungsmittel: Es löst Familien, Ehen, Freundschaften, Arbeitsverhältnisse, Bankkonten, Leber- und Gehirnzellen auf. - Es löst nur keine Probleme
… unsere Narben haben die Angewohnheit uns daran zu erinnern, daß die Vergangenheit einmal Realität war … H.L. "Roter Drache"
Lieber Faustus Bernd, die Antwort mag in dem von Dir zitierten Lessing-Zitat liegen. Möglicherweise würden aber auch Kapazitäten der Suchterkrankungswissenschaften (wie "uns Uwe" hier im Forum) auch "lebenslangen Trockenrausch" diagnostizieren.
Was auch immer es ist - es kost nix.
SleepwellNick
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.
ZitatIch schätze mal, dass ich gut und gerne 20 Jahre lang Spiegeltrinker war, ohne mehr als 5x einen echten Vollrausch gehabt zu haben. Das brauchts ja auch nicht, man hält den Level ab einer gewissen Anzahl Jahren des "eigentlich normalen" Konsums einfach konstant beschwerdefrei.
Ich finde in diesem Thread haben wir wunderbar die zwei gegensätzlichen Trinkertypen herausgestellt. Ich kann meine Besäufnisse nicht zählen, ist auch besser so. Wenn ich drauf bin lässt die Sucht mich laufen, wenn nix da ist, auch wenn die nächste Tanke noch so weit weg ist. Entzugssymptome hatte ich lange Jahre nicht, die haben sich dann erst so nach 13 Jahren eingestellt. Zu Beginn nur nach einigen Tagen Exzessivsuff und am Ende dann auch täglich, wenn ich wieder versuchte, weniger zu trinken.
Mich hats auch immer wahnsinnig runtergezogen, wenn ichs gar nicht mehr gepeilt habe. In den ersten Jahren war das noch nicht so ein Problem, ich konnte ja trotzdem arbeiten, während andere, die mitgetrunken haben nicht aus dem Bett kamen. Gegen später kamen dann immer mehr Psychoprobs und der Entzug dazu. Ich habe nach rund 20 Jahren erst begriffen, dass ich süchtig bin und hatte schon jahrelang kalte bzw. lauwarme Entzüge alleine in der Bude durchlebt.
Ich glaube, dass der klassische Spiegeltrinker sich seiner Abhängigkeit früher bewusst ist, da die körperliche Abhängigkeit hier wohl massiver ausgeprägt ist. Stimmt das so ?
ZitatGepostet von Ivvan Um mihihich! Und ich habe 10 Tage keinen Alkohol getrunken. Römer, Freunde, Leidensgenossen! Ich gehe jetzt zu Bett!
Glückwunsch, Ivvan, und ich folge Dir mit 2 Tagen Abstand, heute ist mein 9. Tag.
Ich weiss nicht, wie es Dir geht, aber mir geht es jeden Tag besser. Mein Partner läßt mittlerweile auch die Finger vom Alkohol. Was ich auch noch als positiv bemerkt habe: Ich hatte das Gefühl, das Wochenende ist viel länger. Das war echt super, ich hatte viel mehr Zeit...
Und ich merke, dass ich nur noch getrunken habe, um dieses diffuse Gefühl, mir fehlt ohne etwas, wegzubekommen. Jetzt, nach 10 Tagen, ist dieses Gefühl auch ohne Alk schon fast verschwunden. Es taucht manchmal noch als Automatismus auf, z.B. als ich am Wochenende Essen war und an fast allen Tischen Alkohol getrunken wurde (bis auf unseren), da war einfach der Gedanke schnell da, ein Glas Wein zu bestellen, bis mir im gleichen Augenblick einfiel: Ist ja glücklicherweise nicht mehr. Es ist total befreiend!!!
ZitatGepostet von DerNick (wie "uns Uwe" hier im Forum) auch "lebenslangen Trockenrausch" diagnostizieren.
ach nick, ich will überhaupt nichts bei dir diagnostizieren. es ist mir wurscht, wer da was daraus macht. du findest schlechte eigenschaften auch bei den nichtalkoholkranken, nur sind das dann auch nur unliebsame zeitgenossen. ich beobachte nur gelegentlich, wie sich mancher hier gibt. und wenn einer überheblich rüberkommt, sich todlacht und nichts zu sagen hat, oder einen auf sprachlos macht und ebenfalls zum thema nichts sagt, dann kommen mir solche gedanken. aber wie gesagt, es ist mir egal. na gut fast.
Glückwunsch zu den neu gewonnenen trockenen Tagen.
So hat die mir eher nicht akzeptable Wartezeit einen Sinn. Ein Ziel.
Lege schon mal vor, was Du machen willst.
Wenn Du keine Alkoholica zu Dir nehmen willst, lass es sein.
Zehn Tage sind wirklich eine Leistung. Beschäftige Dich sinnvoll und verlasse einfach mal die ausgetretenen Pfade. So verlässt Du vielleicht ein altgewohntes Schema.
Das Du offen mit der Scvhwiegermutter über Dein Alkoholproblem, Deine Sucht redest kann Dir helfen, ihr auch.
Entwickle Ehrgeiz sammle Kraft und halte durch.
Vielleicht freut sich Dein Man nja, solltest Du ihn mit einbeziehen über neu anstehende Perspektiven?
VBerliere nicht den Mut, denn Dein Weg wird lange sein.
Was ich machen werde? Im Moment lebe ich noch "um mich" herum und versuche mein Leben zu ordnen. Aber eigentlich fühle ich mich ganz gut, was auch den AD zu verdanken ist. Ich habe immer Alkohol zu den Antidepressiva getrunken, jetzt entwickle ich aber erst ein positives Gefühl und merke eine Veränderung. Ich sehe im wahrsten Sinne des Wortes klarer. Was habe ich alkoholumnebelt mit "Freundinnen" telefoniert, bei denen ich mich jetzt frage, so lieb und nett sie ja sind, aber dieses unglaublich blöde Zeug was die da gequasselt haben, unfassbar! Ständig habe ich meine Hilfe angeboten und den Leuten ihre Sachen hinterher getragen. Ich habe ein Pferd, und das ist so quasi mein Job, wenn man das so sagen darf. Ich verbringe viel Zeit in dem Reitstall, und das fällt natürlich auf. Also wurden mir "Aufgaben" zugeteilt. Könntest Du morgen das machen, übermorgen das. Es ging sogar soweit, daß ich den Leuten hinterher telefoniert habe, ob irgendetwas mit deren Pferd zu tun ist. Ganz schön bescheuert Es ist doch so, je mehr die Tür geöffnet wird, um so mehr treten sie ein. Das hat sich schon ein Bisschen geändert, so ganz von allein Ich konzentriere mich mehr auf meine Gedanken und Wünsche. Tja, und da kam es gestern schon, das lange Gesicht einer anderen Pferdebesitzerin: "Ach so, Du bist schon auf dem Heimweg...das ist ja ärgerlich. Hm, jetzt weiß ich gar nicht, ob ich noch zu meinem Pferd kommen kann, und nun?" Tja und nun, habe ich da auch gesagt, und bin gut gelaunt nach hause gefahren. Es ist diese tiefe Angst, abgelehnt zu werden. Nicht zu widersprechen und sich wie ein Chamäleon dem Gegenüber anzupassen. Jetzt wird man auf einmal eine eigene Meinung haben und auch mal NEIN sagen!!!! Ich freue mich darauf.
Ja, der Hausarzt-Termin. Ich weiß gar nicht, was ich da sagen soll! Ganz ehrlich!!! Was soll ich da sagen?? Ich habe zu viel getrunken, habe jetzt aufgehört. Ich nehme AD und versuche mein Leben zu ordnen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir eine weitere Therapie vorstellen kann - habe ja immerhin fast 8 Jahre Psychoanalyse hinter mir. Das schult. Naja, mal sehen, was der sagt