ZitatGepostet von Ruby Hast du eigentlich auch das Gefühl, du willst dich hier noch austauschen oder ging es nur um den Bericht deiner Geschichte?
Hallo Ruby und guten Morgen Forum,
Auf einen Austausch lege ich es (zurzeit) nicht an, weil es für mich momentan nichts zu klären gibt. Ich fühle mich wohl in meiner Haut und sehe keinerlei Rückfallgefahr.
Eins möchte ich jedoch noch gerne klarstellen: Mein Weg aus der Sucht basiert nicht auf Willenskraft, sondern resultiert aus der Erkenntnis, dass mir der Alkohol nichts Positives (mehr) gibt bzw. geben kann, sondern mich versklavt, indem er mich über die Sucht Dinge tun lässt -nämlich Saufen-, die ich überhaupt nicht tun will. (Genauso war es beim Rauchen.) Diese Erfahrung bzw. dieses Gefühl der Unfreiheit empfand und empfinde ich als so schrecklich, dass ich nicht mehr saufen KANN. (Genauso war und ist es in Bezug auf das Rauchen.)
Ich finde es schade, dass der allgemein übliche und von den meisten Suchttherapeuten empfohlene Weg aus der Sucht für zahlreiche Menschen nicht zum Ziel führt. Möglicherweise verlangt er, so viele bzw. zu viele Baustellen zu erledigen, so dass dem einen oder anderen irgendwann der Griff zur Flasche als Ausweg aus der auferlegten (und wie ich meine unnötigen) Überforderung erscheint. In irgendeinem Fernsehbericht hörte ich sogar den folgenden Satz eines immer wieder rückfällig gewordenen Alkoholikers: Ich kriege das nicht hin. Ich bin halt krank.
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
ZitatGepostet von Katro Eins möchte ich jedoch noch gerne klarstellen: Mein Weg aus der Sucht basiert nicht auf Willenskraft, sondern resultiert aus der Erkenntnis, dass mir der Alkohol nichts Positives (mehr) gibt bzw. geben kann, sondern mich versklavt, indem er mich über die Sucht Dinge tun lässt -nämlich Saufen-, die ich überhaupt nicht tun will. (Genauso war es beim Rauchen.) Diese Erfahrung bzw. dieses Gefühl der Unfreiheit empfand und empfinde ich als so schrecklich, dass ich nicht mehr saufen KANN. (Genauso war und ist es in Bezug auf das Rauchen.)
Hallo Katro,
herzlichen Glückwunsch dass Du schon so lange trocken bist. Bei mir sind es erst zwei Monate, wobei ich auf einen Schlag aufgehört habe.
Ist es nicht vieleicht so, dass Du eigentlich gern weiter getrunken hättest, nur dass die Nebenwirkungen zu stark wurden und Du gezwungenermaßen aufhören musstest? Wo hingegen Du weiter gemacht hättest, wenn Du keine negativen Wirkungen gehabt hättest?
ZitatGepostet von trollblume Ich möchte mal behaupten,der trockene Alkoholiker entwickelt sich erst langsam in mehreren Jahren zurück zu seinem Ursprungscharakter, den er vor der Sucht mal inne hatte. Manchmal hilft da eine Gruppe oder andere Hilfe von außen durchaus, klarer zu sehen.
Ich beginne gerade eine Ahnung davon zu erlangen,wie ich mal gewesen sein könnte früher,warm, weich, großherzig und auch viel geduldiger,offener für viele Menschen......statt ängstlicher Abgrenzung,Kopfstress und Selbstverurteilung.
Alles löst sich aber das ist nicht von alleine passiert,da hab ich hart dran gearbeitet aufhören zu trinken ist meines Erachtens nur der erste Schritt,wenn auch der grundlegende
....wenn ich das versoffene Charakterschwein bzw.dessen noch vorhandene Anteile in mir nicht auch konsequent schlachten würde, hätte sich mein Leben garantiert nicht so herrlich entwickelt. also weiter ran an den Speck und herab vom hohen Roß
Hallo Trollblume,
kann es auch sein, dass jemand vor der Trinker-Karriere schlechter was als beim Trinken? und dass er ohne Alk wieder schlimmer wird?
ZitatGepostet von Logo Dann könnten ja eigentlich die Krankenkassen frohen Mutes das "Krankheitsbild" Alkoholismus ad acta legen und Dinge wie Langzeittherapien, Entgiftungen & Co fürderhin nicht mehr bezahlen - es genügt doch die Willenskraft des Trinkers, mehr braucht es nicht.
Hallo Logo
Wenn man die hohe Rückfallquote bei Therapien sieht, liegt der Schluss nahe dass es nicht an der Therapie sondern am Willen liegt, ob jemand durchhält oder nicht.
Bei 75% hat man ja sogar bei Suizid eine geringere Rückfallquote.
ZitatGepostet von Logo Alkohol zerstört so vieles - warum nicht auch die menschliche Dummheit????? Kann man das nicht irgendwie mit einbauen, als separaten "Wirkstoff"? Wäre doch mal ein hehres Ziel für unsere Genforscher...
"Dummheit" sind viele Eigenschaften zusammen, deswegen ginge es nur über Evolution. Außerdem müssten bei einer Zieleigenschaft "Zu schlau um Alkoholiker zu werden" die Menschen bereits vor jenem Alter, in dem sie Kinder bekommen, von dieser späteren Schlauheit einen Nutzen haben, der die Wahrscheinlichkeit hebt, gesunde Kinder zu bekommen. Oder anders herum gesagt: Die Vorteile der "Anhebung der Schlauheit" geht nicht mehr in die Wahrscheinlichkeit ein, gesunde Kinder zu bekommen. Man wird einfach zu spät Alkoholiker, nämlich wenn die Familienplanung schon gelaufen ist. Daher setzen sich schlaue Eigenschaften nicht durch. Während sich die Eigenschaft "wenn betrunken ist enthemmt und hat gern Sex" die Wahrscheinlichkeit Kinder zu bekommen erhöht.
ZitatGepostet von carus Ist es nicht vieleicht so, dass Du eigentlich gern weiter getrunken hättest, nur dass die Nebenwirkungen zu stark wurden und Du gezwungenermaßen aufhören musstest? Wo hingegen Du weiter gemacht hättest, wenn Du keine negativen Wirkungen gehabt hättest?
Hallo Carus,
ich muss ein wenig ausholen. Für mich gehören der Ausstieg aus der Nikotinsucht und der aus der Alkoholsucht zusammen, obwohl zwischen beiden Ausstiegen fast fünf Jahre liegen. Beim Rauchstopp wurde ich nach drei Monaten rückfällig. Ich hatte mit Hilfe einer "Gehirnwäsche", die mir Alan Carrs Buch „Endlich Nichtraucher“ verpasst hatte, das Rauchen aufgehört. Nach dem Rückfall spürte ich, wie viel Lebensqualität ich aufgegeben hatte, indem ich wieder rauchte. Während der drei Monate des Rauchstopps hatte ich nur hin und wieder Suchtdruck gehabt. Jetzt, wo ich wieder rauchte, bekam ich den alle 30 Minuten. Jede Flugreise nervte mich, es nervte mich, dass ich bei Besprechungen meist der einzige war, der eine Raucherpause brauchte usw. usf.
Ich nahm mir vor, dass ich mir das tolle Lebensgefühl , das mir das Nichtmehrrauchen gegeben hatte, nie wieder nehmen lassen würde, wenn es mir gelingen sollte, noch einmal mit dem Rauchen aufzuhören. Und ich mache noch heute -mehr als sechs Jahre nach dem endgültigen Ausstieg- immer wieder die Siegerfaust und freue mich wie ein Kind darüber, dass ich nicht mehr rauchen muss.
In Bezug auf den Alkohol geht es mir genauso. Es ist die „Lufthoheit“ über mein Leben, die ich mir wiederholen wollte, indem ich dem Suff lebewohl sagte. Abgesehen von morgendlichen Kopfschmerzen und hin und wieder auftretenden Gedächtnislücken hatte ich bis dahin keine großen negative Wirkungen verspürt. Aber der gesundheitliche Aspekt stand für mich auch nicht im Vordergrund.
Ich wollte frei sein, selbst entscheiden ob ich trinke, wann ich trinke oder wie viel ich trinke.
Inzwischen kann ich das wieder. Und das ist mir weitaus mehr wert als jeder Rausch!
Es sind jetzt eineinhalb Jahre seit meinem Suchtausstieg vergangen. Letztendlich war dieser Ausstieg m. E. eine logische und notwendige Folge meines Abschieds von der Nikotinsucht, bei dem ich erfuhr, um wie viel schöner und beglückender das Leben ist, wenn man nicht durch eine Droge gesteuert wird.
Ich empfand den Ausstieg aus der Alkoholsucht im Vergleich zum Ausstieg aus der Nikotinsucht als so unglaublich einfach, dass ich in der ersten Zeit manchmal daran zweifelte, ob das schon alles gewesen sein konnte und mich fragte, ob das dicke Ende vielleicht erst noch kommt. Es gab in den ersten Wochen zwar eine gewisse Unruhe und ich trank Unmengen an Wasser. Aber das war es dann auch schon. Ich kann mir die Leichtigkeit des Ausstiegs eigentlich nur damit erklären, dass ich den Saufstopp nach der Erfahrung mit dem Rauchstopp gedanklich über fast fünf Jahre vorbereitete. Und als ich ihn schließlich anging, war in Kopf und Herz viel zu klar, dass ich nicht mehr saufen würde, warum ich nicht mehr saufen würde und vor allen Dingen, dass ich gerne nicht mehr saufen würde, um Gefahr zu laufen, aufgrund vorhandener Zweifel o.ä. größeren Suchtdruck zu bekommen.
Ich habe mich oft gefragt, warum andere Abhängige eine so große Welle machen mit Langzeittherapie, Gruppenbesuchen usw. und warum sie nach dem Ausstieg plötzlich meinen, ihr gesamtes Wesen verändern zu müssen. Langsam begreife ich, dass ich gar nicht so viel anders bin. Ich habe den Großteil meiner Veränderungen allerdings bereits vor meinem Ausstieg in Angriff genommen. Vermutlich hat das bewirkt, dass ich den Alkohol schon in jener Zeit nicht mehr brauchte, als ich ihn noch trank oder besser soff und fälschlicherweise davon überzeugt war, dass ich ihn brauche.
Das Thema Alkoholsucht beschäftigt mich noch immer. Wäre es anders, würde ich hier nicht schreiben. Aber es ist eine positive Form der Auseinandersetzung mit diesem Teil meiner Vergangenheit. Wobei das Wort Auseinandersetzung eigentlich nur selten das trifft, was mich beschäftigt, wenn ich an den Alkohol denke. Es ist einfach eine große Freude in mir, dass ich nicht mehr saufen muss. So was muss raus.
Gerade die lange Vorbereitung, ist glaube ich eher die Ausnahme.
Bei mir kam das ganz spontan.
Ich sah mich eines morgens im Spiegel an und konnte meine aufgeschwemmte Saufrübe nicht mehr sehen...... Diese roten Augen, Herzklopfen, Kopfschmerzen, keinen Appetit, schlechter Magen, einfach Kraft und saftlos.
An jenem Morgen hat es "Klick" gemacht, habe mich hier angemeldet und das war das Startsignal für das Ende der Saufkarriere. Ich habe das innerhalb von ein paar Minuten entschieden und dann war Ende....im Gelände.....
Ich bin meinem Körper dankbar, dass er sich so gut erholt hat. Denn nur weil es IHM gut geht, geht es auch mir gut.
Nicht mehr zu saufen ist normal geworden. Und zwar schon sehr lange.
Der Entschluss, meine Freiheit in Bezug auf den Alkoholkonsum wie schon zuvor beim Rauchen zurück zu erobern, liegt inzwischen mehr als zwei Jahre zurück. Mein Weg war/ist der einer ständigen Auseinandersetzung mit meiner Sucht und meiner Sehnsucht nach Freiheit. So kam ich sehr schnell an den Punkt, an dem ich spürte, dass ich nicht mehr saufen KONNTE.
Freiheit und Saufen passen einfach nicht zusammen.
Und weil das so ist, war mir klar, dass ich auftretenden Suchtdruck schlicht und einfach aushalten musste. Das Erstaunliche war, dass dies gar nicht so schwer war, nachdem mir klar geworden war, dass ich nicht mehr saufen KONNTE und somit keine Alternative zu dem eingeschlagenen Weg hatte. Außerdem ließ der Druck sehr schnell nach. Ich führe das darauf zurück, dass ich gedanklich wirklich komplett mit meinem alten Leben abgeschlossen hatte und mich -dank meiner Erfahrungen beim Rauchstopp- letztendlich von Anfang an auf ein Leben ohne Suff freute, wenngleich ich im Vorfeld durchaus eine ordentliche Portion Schiss hatte.
Ich denke, dass für mich die Sache mit den Drogen, egal ob es sich nun um Tabak oder um Alkohol handelt, vorbei ist. Es heißt zwar, dass man sich nie zu sicher fühlen soll. Aber letztendlich bin ich mir absolut sicher, dass ich dieses Lebensgefühl der Freiheit, das ich (möglicherweise deshalb) so hoch halte, weil ich den Zwang erlebt habe, der aus dem abhängigen Konsum von Drogen resultiert, gegen jeden Suchtdruck verteidigen werde.
Es gibt durchaus Augenblicke des Suchtdrucks. Aber sie dauern nicht lange, und sie werden mir schon seit langer Zeit ausschließlich als Relikt meiner Vergangenheit bewusst. Ich erinnere mich an bestimmte Augenblicke/Situationen, in denen mir das Trinken oder das Rauchen vermeintlich oder tatsächlich etwas gab. Doch das sind Erinnerungen wie jene, die ich beispielsweise an meine Jugendliebe habe. Sie gehören in die Vergangenheit und haben dort ihren Platz. In meiner Gegenwart und auch in der Zukunft ist für sie kein Raum.
Es ist schon erstaunlich -oder eigentlich auch nicht- wie sehr Sucht die Wahrnehmung verzerrt.
Aus irgendeinem Grund musste ich heute wieder daran denken, dass ich in meiner Raucherzeit fest daran glaubte, etwas Schönes aufzugeben, wenn ich mit dem Rauchen aufhören würde. Oder wie ich fest davon ausging, dass ich mein Leben nüchtern nicht würde aushalten können. Anscheinend hat eine solche Wahrnehmung in Zeiten der Sucht nicht das Geringste mit der Realität zu tun, denn ich gab weder etwas Schönes auf, noch kann ich mein Leben heute nicht aushalten.
Im Gegenteil.
Rückblickend könnte ich mich dafür in den Hintern beißen, dass ich der durch Tabak und Alkohol hervorgerufenen Illusion so viele Jahre meines Lebens opferte (oder opfern musste). Andererseits hilft mir diese Erfahrung dabei, mein sucht- und suchtmittelfreies Leben wirklich zu schätzen.
Auch die Saufzeit und Drogen/Pillen gehört zu meinem Leben. Es war nicht immer schlecht, denn sonst wären wir nicht abhängig geworden. Heute freue ich mich auf andere Dinge, die mein Leben bereichern und ich weiss so manche Kleinigkeit zu schätzen. Ohne Sucht und die damit verbundenen Erfahrungen würde ich vielleicht zu den hektischen Schnelldenkern in der Gesellschaft gehören, denen Gefühle fast schon lästig sind. Ich nehme mich an, so wie ich bin. Vielen anderen gefällt das auch, manchen auch nicht, aber da kann ich auch nix dafür...
Tief in der Sucht sitzen und nicht rauskommen finde ich schlimm obwohl ich es auch irgendwo verstehe, denn sonst wäre es wohl keine Sucht. Ich wünsche es von daher jedem, dass er einen Weg findet, so dass es ihm wieder besser geht.
ich hätte mal eine Frage: Wie hast du mit deinem Ausstieg aus dem Suff angefangen? Das kontrollierte Trinken "erlernt"? Hast du ersteinmal garnichts getrunken?