zur allgemeinen Information (auf Grund der vielen Fragen an mich in Tanjas Thread): Es ist in meinen Augen völlig unerheblich, ob ich einen Stoff, der sich zur Befriedigung einer Sucht verwenden lässt, zu mir nehme oder nicht. Solange ich keine Sucht empfinde, die befriedigt werden will, kann mir der Stoff nicht gefährlich werden.
In aller Regel will ich den Stoff dann überhaupt nicht zu mir nehmen. So würde ich nie auf die Idee kommen, eine Zigarette zu rauchen. Sie schmeckt nicht, löst Hustenreiz aus und stinkt noch dazu. Bin ich allerdings süchtig, empfinde ich den Rauch als lieblichen Geruch, lässt er doch in meinem Kopf das gesamte Suchtszenario ablaufen, das in der Inhalation des Glimmstängels seinen Höhepunkt findet.
Ich würde auch nie auf die Idee kommen, mir einem Rausch anzutrinken. Dann beginnt sich nämlich alles in meinem Kopf zu drehen, ich kann mich nicht mehr vernünftig unterhalten, kriege vielleicht keinen mehr hoch, habe am nächsten Tag einen Kater usw. usf..
Ich habe mich auf der anderen Seite aber auch von der Vorstellung verabschiedet, dass ich dem Alkohol hilflos ausgeliefert bin, dass ich aufgrund einer unheilbaren Krankheit beim geringsten Kontakt mit diesem Stoff einen Kontrollverlust erleide und anschließend hemmungslos saufe. Vielleicht gibt es Menschen, die das so erfahren. Vielleicht stecken die tiefer drin, vielleicht machen die etwas falsch, vielleicht…
Ich erlebe das jedenfalls so nicht. Und ich bin jetzt fast drei Jahre aus dem Teufelskreislauf meiner Sucht, die mich von Jahr zu Jahr größere Mengen trinken ließ, ausgestiegen. Wie ich bei mir erfahren habe, spielt sich Sucht in erster Linie im Kopf ab. Ich missbrauche einen Stoff, um einen bestimmten psychischen Zustand wieder und wieder auf Knopfdruck zu erleben. Aus einer Sucht auszusteigen, heißt für mich deshalb, zu akzeptieren und auch gutzuheißen, dass dieser Knopfdruck der Vergangenheit angehört.
Außerdem: Das mit dem Knopfdruck funktioniert ja eh nur für kurze Zeit.
Dein Beitrag liest sich gut, nur ist er nicht nachvollziehbar. Wenn ich das probiere klappt das nicht. Ich habe das schon ausprobiert und viele andere hier bestimmt auch.
Ich bin süchtig und sobald ich eine Wirkung spüre, knallts. Ich schrieb glaube ich erst gestern hier, dass ich mal 2 Bier trinken wollte und die gekauft und getrunken habe. Ich war im Anschluss rasend, aber auch schon davor. Wollte erst ne ganze Handvoll Tabletten auf einmal fressen. Damit ich das nicht tue, hab ich eben Alkohol gekauft. Ich hab mir an dem Tag so ne Naht zurechtgesoffen und Benzos dazu und ich fand mich nach nem völligen Filmriss quer im Wohnzimmer liegend wieder.
Ich war zuvor 2 Jahre wirklich clean und trocken, nahm aber zu dem Zeitpunkt wieder Drogen, trank aber nicht, dass vielleicht damals seit nem Vierteljahr. 3 Wochen später war ich wieder inner Entgiftung und hatte meinen schlimmsten Entzug überhaupt in meiner Karriere.
Ansonsten stehe ich auch auf dem Standpunkt, dass ich für mich eben trocken lebe, weil ich sonst womöglich noch drauf gehe. Nichtsüchtige in meinem Umfeld trinken so, wie eben getrunken wird und das ist aus meiner Sicht völlig in Ordnung. Den Alkohol jetzt als völlig gefährliches Gift im Allgemeinen hinzustellen entspricht im Normalfall nicht unserer Weltanschauung und andere können ja nix dafür, dass ich damit nicht umgehen kann.
Ich denke so sollte man das auch sehen, auch wenn ich hier immer wieder auf Granit beisse. Ich mache Sport und wir gehen in aller Regel noch fort und da wird eben auch getrunken. Ich trinke nicht, mache aber kein großes Tam Tam deshalb. Es ist einfach so und unsere Gesellschaft mag in aller Regel auch nicht über sowas diskutieren.
Letztens ist es mal vorgekommen, das jemand im Bekanntenkreis auch einen Alkoholiker hat, der nass ist und wollte mit mir mal reden. Dann erkläre ich natürlich gerne mal was und erzähle etwas über mich.
Da tummelt sich hier seit über einem Jahr ein Teilnehmer, der augenscheinlich DIE große Ausnahme von der Regel ist und nach heftigem Mißbrauch wieder normal (nicht mal kontrolliert) trinken kann.
Und keinen kümmerts, niemand stört sich daran!!! Erst dank Tanja fällt die Geschichte auf. Wenn man dieses Forum länger kennt, würde man meinen, das ist gar nicht möglich.
Ich habe den Thread nochmal gelesen. Es fällt nicht auf, weil du in allen deinen Beiträgen zwar tatsächlich nie im Klartext schreibst, "Ich trinke keinen Alkohol mehr", aber eben auch nicht explizit "Jawohl, ich trinke nach wie vor Alkohol."
Aber jetzt habe ich es ja verstanden. Du wirst deine Gründe haben, weshalb du deinen Alkoholkonsum so verklausuliert beschreibst.
Wenn es bei dir tatsächlich so funktioniert, herzlichen Glückwunsch.
Und ich würde mich freuen, wenn du so ehrlich bist, auch hier zu posten, wenn dir die Sache wieder zu entgleiten droht.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Das ist so ein Tanz auf dem Seil. ich stell mir das ähnlich anstrengend vor, wie die einheiten zu zählen oder 1x im Monat kalt zu entziehen, weil der pegel wieder anschwoll. so abstinent wie ich jetzt lebe, tritt die ganze suff erinnerung mit jedem tag etwas mehr in den hintergrund. das vergessen setzt ein und ich bin froh darüber. ich bin von ganzem herzen dankbar dafür.
Zitat von MichaelKleeberg2 im Beitrag #34Das ist so ein Tanz auf dem Seil. ich stell mir das ähnlich anstrengend vor, wie die einheiten zu zählen oder 1x im Monat kalt zu entziehen, weil der pegel wieder anschwoll.
Wenn es so wäre, wie es im Zitat beschrieben wird, wäre es tatsächlich ausgesprochen anstrengend.
Zitat von MichaelKleeberg2 im Beitrag #34 so abstinent wie ich jetzt lebe, tritt die ganze suff erinnerung mit jedem tag etwas mehr in den hintergrund. das vergessen setzt ein und ich bin froh darüber. ich bin von ganzem herzen dankbar dafür.
Diesen Satz hätte ich abgewandelt auch schreiben können. Da ich nicht abstinent lebe, würde ich die Abwandelung wie folgt formulieren: So befreit von der Vorstellung, trinken zu müssen, damit ich mit meinem Leben klar komme, freue ich mich jeden Tag aufs Neue darüber, dass ich diesen Zwang nur noch als Teil meiner Vergangenheit betrachten muss. Dafür bin ich von ganzen Herzen dankbar.
Es ist für mich leichter keinen Alkohol zu trinken, als nur ein bisschen. Wenn ich letzteres machen müsste, käme das in vielen Fällen einer Folter gleich. Ich schließe nicht aus, dass es bei einer guten Verfassung auch mal klappen könnte. Nur hab ich auch nix davon, wenn ich dann zwei Tage später so besoffen bin und im Krankenhaus, inner Ausnüchterungszelle, irgendwo draußen oder inner Entgiftung wieder wach werde.
Somit trinke ich also nicht, halte auch mal etwas Suchtdruck aus. So schlimm, wie wenn ich dem nachgeben würde, wird er schon nicht und es gibt Alternativen und Strategien dagegen.
mich interessiert noch, wie dein Trinkverhalten konkret aussieht. Also wie oft du trinkst, in welchen Abständen usw. Und was du fühlst, wenn du z.B. ein Glas Wein trinkst und dann aufhörst, wo du doch früher zwei Flaschen täglich getrunken hast.
Ich würde mich freuen, wenn du das noch etwas ausführlicher beschreiben könntest.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
ist für mich sogar echt nachvollziehbar und glaubwürdig wie Du Deine Position darstellst...sich von einem Zwang befreit zu haben,nicht mehr trinken zu müssen ...Das gilt wahrscheinlich für jemanden,der noch nicht in hohem Maße körperlich und/oder psychisch abhängig war. wenn Du nur einem Zwang die Arschkarte gezeigt hast,Glückwunsch.
Was mich interessieren würde warum willst Du dann trotzdem noch trinken? was gibt Dir das?
Welchen Gewinn bringt es Dir?
Und warum schleichst Du hier noch rum,wenn du damit kein Problem mehr hast.
Hier gibts doch eher Saufnixe und angehende Saufnixe die kein Interesse haben das "soziale Trinken" wieder zu erlernen. Warum auch, wenn sie auch mit klarem Kopf voll im Leben stehen und daran teilnehmen können.
Am meisten interessiert mich welche Dosis für Dich als noch normal gilt,also Dein aktueller Konsum und bitte kein Getränk auslassen,das Dir seit dem 1.1. die Kehle runtergeflossen ist.
Dann kann ich mir ein besseres Bild machen, ob ich das noch als normal empfinden würde so von außen betrachtet
LG Vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
also ich kenne nur eine einzige Person, die von einem langjährigen exzessiven Konsum zu einem heute moderaten Trinkverhalten gefunden hat.
Ist mein damals bester Kumpel - mit dem ich unzählige Ausschweifungen und Drogenexzesse zelebriert habe, die nicht selten mit einem Einschreiten Polizei geendet haben(sic).
Wir soffen buchstäblich bis zum Pupillenstillstand... und pfiffen uns so ziemlich alles rein was zu kriegen war... ..so ca eine Dekade lang...
Schließlich lernte er seine Frau dem Lebens kennen, zeugte ein Kind und lernte brav den Beruf eines Altenpflegers - und ist seither ein verantwortungsvoller Familienvater, der sein Glas Wein zum Essen trinkt.....
.....soweit ich es von außen wahrnehmen kann - funktioniert dies schon seit einigen Jährchen.
Völlig o.k. und wunderbar - meins isses halt nicht.
Die Drogenfreiheit ist ein Zustand den ich garantiert nicht mehr missen möchte - immer wieder geil....
LG
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
Zitat "Schließlich lernte er seine Frau dem Lebens kennen, zeugte ein Kind und lernte brav den Beruf eines Altenpflegers - und ist seither ein verantwortungsvoller Familienvater, der sein Glas Wein zum Essen trinkt....."
Da sieht man mal wieder was für eine heilende Wirkung die Liebe hat....
als ich mit dem Saufen aufhörte, ging es mir nicht um Abstinenz um ihrer selbst willen, sondern darum, mich nicht mehr länger zum Saufen getrieben zu fühlen. Aufgrund der Informationen, die ich damals hatte -und die auch fast alle Alkoholiker in Foren so bestätigen- ging ich davon aus, nach dem Entzug nie wieder Alkohol trinken zu dürfen/zu können, wobei ich diese Aussicht damals gar nicht weiter schlimm fand.
Je mehr ich mich allerdings mit dem Alkoholismus beschäftigte, desto größer wurde mein Zweifel an der üblichen Linie: Entzug, Therapie, Selbsthilfegruppe, lebenslange Alkoholabstinenz. Insbesondere störte mich die Aussicht, mein Leben lang bei jedem Lebensmittel kontrollieren zu müssen, ob es Alkohol enthält oder ob Stoffe verwendet wurden, die nach Alkohol schmecken usw.
Meine Überlegung war folgende: Bei der Entwöhnung von Rauchern wird die Droge Nikotin als Ausstiegshilfe eingesetzt. Es kann also nicht sein, dass Sucht in erster Linie von der Droge ausgelöst wird, die zu ihrer Befriedigung eingesetzt wird. Sucht muss anders entstehen und deshalb auch anders beseitigt werden. M.E. passiert das in erster Linie im Kopf. Ich trank also eine geringe Dosis Alkohol. Ich trank sie anders als früher. Und ich trank sie aus anderen Gründen. Obwohl ich nicht (mehr) daran glaubte, sofort wieder süchtig zu werden, hatte ich Schiss eine Bruchlandung zu machen; aber nichts passierte.
Alkohol zu trinken bringt mir letztendlich keinen anderen Gewinn als beispielsweise das Trinken von Orangensaft. Aber das Wissen, dass ich ihn trinken kann, nimmt mir jede Menge Angst. Mich haut keine Cognacbohne um, kein Hustensaft usw. , und wenn ich Alkohol trinke, mache ich das sehr bewusst, während ich die Flüssigkeit früher einfach in mich rein geschüttet habe. Im jetzigen Monat habe ich vier Gläser Bier getrunken.
Seit ich mit dem Rauchen aufgehört habe, sehe ich Sucht als verarschende Illusion an. Und seitdem ist es mir zu einem Anliegen geworden, anderen beim Suchtausstieg zu helfen. Das ist auch der Grund für meine Mitgliedschaft in diesem Forum. Ich betrachte den üblichen Suchtausstiegsweg als einen möglichen Weg, keinesfalls jedoch als den einzig richtigen, halte mich aber mit meiner Meinung zurück, wenn ich in Beiträgen lese, dass der Schreiber genau diesen üblichen Weg gehen möchte. Da gibt es in diesem Forum genug Vollabstinenzler, die sich zu Wort melden können und das auch tun. Ich interessiere mich mehr für diejenigen, die andere Wege gehen wollen. Deshalb „schleiche“ ich hier rum, Vera.
es liest sich für mich, als ob du nicht süchtig bist. Du bist praktisch geheilt, mir wurde gesagt eine Heilung ist bei einer Sucht nicht möglich. Ich weiss, dass ich nach wie vor süchtig bin, es ist tatsächlich so. Auch ich habe probiert und bei mir gehts nicht, alles wird immer nur noch schlimmer.
Kennst du nicht dieses rasende Gefühl. Als ob du nen Stachel im Popo hast, der dich von ganz alleine laufen lässt. Egal wie weit, hauptsache du kriegst noch irgendwo Stoff, wenn nix mehr da ist. Die Ängste, dass es nicht reicht und dem Entzug.
Es muss ja an irgendwas liegen, dass es bei dir klappt. Ich drehe jetzt aber auch nicht jedes Lebensmittel 5 mal um. Wo ich sicher bin, dass Alkohol drin ist, esse ich es nicht. Und wenn ich was gegessen habe, wo sich im Nachhinein sowas rausstellt, dann ist es eben so. Durch ein Lebensmittel bin ich nicht abhängig geworden, aber vorsichtig bin ich dennoch.
In der Praxis zeigt sich eben auch sehr oft, dass Rückfälle zu noch mehr Konsum führen und ich kann es bestätigen. War früher reiner Alki und heute politox. Alles scheisse, sag ich dir. Die Sucht gewinnt an Eigendynamik, das ist kaum zu toppen.
Moment mal. Da trinkt jemand Alkohol weil er keine Angst vorm Alkohol haben will? Ich habe auch keine Angst vor Alkohol. Eher Respekt. Ich esse Soßen mit Alkohol, falls ich es vorher nicht weiß. Letztes Jahr bin ich zwar sehr erschrocken, weil ich aus Versehen einen Schluck Sekt erwischt habe trotzdem hatte ich keinen Druck hinterher. Ich hatte eher Angst dass mein Suchtgedächtnis sagt: Hat doch geklappt. Kannst wieder kontrolliert trinken.......Aber nichts geschah. Darüber bin ich froh aber ich möchte keinen Alkohol mehr trinken. Mir ist einfach das Risiko zu groß. Ich will mir da nix beweisen.
Ja das Suchtgedächtnis, Malamygma oder so, kriegt man doch von den Theras bei der LZT immer wieder eingepleut. Du darfst nie wieder, aber hallo, es gibt nunmal nur einen, der mir das echt verbieten kann und das bin ich selber. Und ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Wenn ich mir allerdings bei jedem kleinsten Gläschen sofort die Verantwortung von mir schiebe und meine, jetzt gehts bis zum bitteren Ende, dann sollte ich es wirklich lassen, dann wären alle "Experimente" wirklich nur reine Selbstverarsche. Gell heute ist Freitag und ich bin am genüßlich picheln :))))) Würde aber nie drauf kommen, mir irgendwann die Lampe auszulöschen. Das Leben ist einfach zu geil, mit und ohne Alk.