Hallo! Gestern hatte ich mich anmelden wollen, musste aber erst auf das Passwort zur Registrierung warten. Einen text für mein erstes Posting hatte ich schon geschrieben, und eben überkam mich der gedanke "ach was solls..." Aber Nein, ich kopiere den text hier jetzt mal rein, denn er spiegelt mein Erleben von gestern wider. ---------------- Ich bin neu hier und erhoffe mir von euch ein paar helfende Antworten.
Kurzbio: 1962 geboren, seit 1993 aktiv am Trinken, mit diversen Clean-Phasen (2 Wochen bis 1 Jahr) zwischendurch. Akut ist es nun so, daß ich einfach fertig bin. Hab mich die Woche krankschreiben lassen, weil ich Kopfschmerzen und Infektanzeichen habe.
Ich weiß, daß ich einen Entzug machen muss und habe beschlossen, dies jetzt zu tun. gerne würde ich das zu Hause machen, bin mir aber unschlüssig, wie ich das meinem Doc beibringen soll. Wenn ich Freitag dorthin gehe, erklärt er mich für verrückt und schickt mich zur Arbeit (warum sollte er mich für einen Entzug krankschreiben??).
Ich bin mir absolut unsicher, wie es weitergehen soll. Hab nen gutbezahlten Job, stecke in einer Insolvenz im 4. Jahr und will mir mein gutes Gehalt nicht verhageln, indem ich mich oute.
Wie läuft sowas ab? was unternimmt der Doc in so einem Fall? Wo geht die Reise hin?? Das einzige, was ich sicher weiss: so geht’s nicht weiter!! ------------- Zusätzliche Anmerkung: Am liebsten wäre mir eine Kur oder ähnliches; einfach mal abschalten, von anderen betreut werden, Kontrolle abgeben können. Ich muss dazu erwähnen, daß ich nun 30 Jahre in der Krankenpflege aktiv tätig bin, aber jetzt an einem Punkt angekommen bin, wo ich nicht mehr kann. Nicht körperlich, das bekomme ich noch locker hin. Nein - mental bin ich total ausgelaugt, kann keine Kranken mehr sehen, deren angehörige gehen mir auf den Zeiger und ich habe keine Lust mehr, immer nur die "gute Seele" zu sein!! -----------
Ich suche nach einer akuten Lösung für mein akutestes Thema: - vom Alk wegzukommen Abstinent kann ich sein, hab das schon x-mal durchexerziert. Was ich mir aber wünsche, ist Unterstützung von aussen, die ich leider in meiner jetzigen situation nicht habe.
Vielleicht habt ihr ja eine passende Idee, wie es weiter gehen könnte?
erstmal willkommen hier, da bist du genau richtig!
Mein erstes Post hier im Forum ist fast genau 8 Jahre her. Und weil ich mich damals sehr gefreut habe, gleich die ersten Antworten zu bekommen, schreib ich dir auch noch kurz, obwohl ich schon müde bin.
"Vielleicht habt ihr ja eine passende Idee, wie es weiter gehen könnte?"
Ideen gibt es reichlich, auch echte Hilfe gibt es zuhauf. Das Problem ist eher, dass ein Alkoholiker lange nicht bereit ist, sie anzunehmen.
Auch ich habe nach der Anmeldung im Forum noch ein ganzes kräftezehrendes Jahr gebraucht, bis ich reif war.
Nach dem, was du schreibst, würde ich dir raten:
1) Mache keinen kalten Entzug! Der ist lebensgefährlich.
2) Geh am Freitag zum Arzt, sag ihm, dass du beim letzten Besuch wegen der Krankschreibung den wahren Grund verschwiegen hast und du in Wirklichkeit ein massives Alkoholproblem hast und eine Entgiftung brauchst. Der Arzt wird aller Wahrscheinlichkeit froh sein, dass du endlich damit rausrückst, weil er es eh schon lange ahnt.
Alles weitere ergibt sich dann schon irgendwie. Auch das mit dem Job ergibt sich. Ich z.B. habe eine ambulante Therapie gemacht, das ging neben dem Job und ich mußte mich nicht outen.
Wenn du magst, kannst du meine Geschichte nachlesen, es gibt im Mitgliederbereich nur zwei Threads von mir. Da steht drin, wie mein Weg war...
...zu einem wieder lebenswerten Leben!
Ich wünsch dir von Herzen, dass der heutige Tag auch für dich ein Neuanfang ist!
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Zu deinen Antworten: (1) Kalte Entzüge, wenn ich sie so nennen soll, hab ich schon dutzende hinter mir. Die meisten Phasen belaufen sich auf ungefähr 2-4 Wochen, in denen ich 100% clean bin. Hab sogar schonmal 1 ganzes Jahr (2011) nichts getrunken; eigentlich nur, um mir zu beweisen, daß es geht.
(2)Nunja, ich kann es ihm erklären, aber was dann? Weist er mich in eine Klinik ein? Obwohl ich "vom Fach" bin, bin ich mir total unsicher.
Vor ca. 4 Monaten war ich mal zum schnuppern bei einer SHG, davor auch mal bei einer anderen. Bin aber nicht mehr hingegangen, weil dort lauter seltsame Leute sind (größtenteils viel älter als ich), die Stimmung sehr depressiv ist (reicht, wenn ich es selbst manchmal bin) und ich mich extrem deplaziert fühle.
Vor ein paar Jahren war ich mal bei einem AA-Meeting, das war grausam, weil permanent Gott herbeizitiert wurde - Nein Danke!
Okay, am Freitag werde ich mich meinem Doc outen, was mich aber große Überwindung kostet, da er mich bis jetzt nur als Pflegekraft kannte (hab mit ihm jahrelangen beruflichen Kontakt durch Patienten in ambulanter Pflege). Ich glaube, ich werde dann sein Weltbild vom professionellen Pfleger durchs Klo spülen.....
Okay, bis morgen, bin müde, obwohl ich nicht schlafen kann...
Herzlich willkommen, du hast ja schon einen ersten Schritt getan. Du bist hier Ich würde dir nicht zu einem kalten Entzug raten. Ok du hast schon Erfahrung damit , und es ist ja auch immer gut gegangen. Aber du weißt sicher das es nicht immer so sein muß. Es soll sogar Leute geben die schon daran gestorben sind.
Ich finde auch du solltest beim Arzt ansprechen, und das mit aller Deutlichkeit(soll heißen keine Verharmlosungen) Ich persönlich glaube ja nicht das du sein Weltbild zerstörst,er wird sowas kennen. Und selbst wenn ....... was interessiert dich sein Weltbild? Es geht um Dich!!!!! Für mich war es auch sehr hilfreich zur Suchtberatung zu gehen. Ich habe dort verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt bekommen. Letztendlich habe ich mich dann für eine LZT entschieden. Und bis der Antrag durch war , bin ich zur Suchtberatung gegangen. Ich hab mich dort sehr gut aufgehoben gefühlt, weil man mich dort zu nichts gedrängt hat .
Mit deiner Arbeit das kann ich gut verstehen. Ich glaube man kann auch nicht gut helfen,wenn es einem selber nicht gut geht. Es hört sich auch ein bißchen nach Burn out an. Und das Alkoholproblem tut noch seins dazu. Ich kann deine Unlust in Bezug auf Arbeit gut verstehen. (Ich habe auch manchmal den Gedanken:Warum soll ich eigentlich immer helfen.........ich bin doch auch noch da.) Und nach dreißig Jahren kann es einem ja auch nerven(die Umstände in der Pflege sind ja auch nicht gerade berauschend) Mir gings schon viel eher aufm Sack
LG Ilo
Der Tag strahlt in den schönsten Farben, es duftet nach Leben, und die Luft schmeckt nach Glück.
fast alle die hier aufgeschlagen sind, hatten neben einem massiven alkoholproblem auch noch andere schwierige umstände zu lösen. das problem ist: der alkohol hat dich in die knie gezwungen und jetzt musst du auch noch um hilfe bitten. eine schier aussichtslose situation. aber es geht! du musst dich jetzt entscheiden: so weitermachen oder neu anfangen. das heisst dein leben komplett umstellen. neue wege gehen. alte denkmuster verlassen. abwägen, entscheiden.
uns ist allen nur ein leben gegeben. unser eigenes! dieses muss man erstmal wieder entdecken, weil der alkohol alles vernebelt hat.
Ich freue mich auch, dass du den Weg hierher gefunden hast und wünsche dir von Herzen einen guten Austausch hier, der dir Gedankenanstöße gibt und dich vielleicht zur rechten Zeit ermutigt, die richtigen Schritte zu unternehmen.
ZitatWenn ich Freitag dorthin gehe, erklärt er mich für verrückt und schickt mich zur Arbeit (warum sollte er mich für einen Entzug krankschreiben??).
Ein Arzt, der auch nur halbwegs Ahnung von Suchterkrankungen hat (dazu muss er noch nicht einmal ein Facharzt sein), wird dich sicherlich nicht zur Arbeit schicken, wenn er von dir hört, dass du entziehen möchtest. Während des Entzuges laufen unglaublich anstrengende Vorgänge in deinem Körper ab, mit denen hat dein Körper genug zu tun, da kannst du nicht auch noch arbeiten.
ZitatNein - mental bin ich total ausgelaugt, kann keine Kranken mehr sehen, deren angehörige gehen mir auf den Zeiger und ich habe keine Lust mehr, immer nur die "gute Seele" zu sein!!
Das kann ich mir gut vorstellen. Es gibt meiner Erfahrung nach tatsächlich nichts Anstrengenderes als die Arbeit mit Menschen (und auch hin und wieder nicht Schöneres :zwinker1. Aber wenn man in diesem Bereich gut sein will, muss man unbedingt für sich selber sorgen und die Möglichkeit zum Abschalten und Regenerieren schaffen. Denn es sind ja nicht nur die Menschen an sich anstrengend, sondern oftmals sind es eher die äußeren Begleitumstände, die einen mürbe machen. Da bietet sich Alkohol kurzfristig an. Auf Dauer erweist sich der kleine Tröster, Munter- oder Müdemacher aber als Feind im eigenen Körper. Man kämpft dann nicht mehr nur für andere, sondern auch mit sich selber. Sinnloses Verpulvern von wertvoller Energie...
ZitatIch glaube, ich werde dann sein Weltbild vom professionellen Pfleger durchs Klo spülen.....
Nö. Glaube ich nicht.
Und das hier von KB finde ich echt wichtig:
Zitatuns ist allen nur ein leben gegeben. unser eigenes! dieses muss man erstmal wieder entdecken, weil der alkohol alles vernebelt hat.
Das musste ich auch erst einmal begreifen - und das hat lange gedauert! Mit einem verlängerten Wochenende voller guter Vorsätze ist es da leider nicht getan. Deshalb nimm dir Zeit, tausche dich hier mit anderen aus, lies viel... aber dann mach Nägel mit Köpfen! Du solltest es dir wert sein!
freue mich das Du den Weg hierhergefunden hast. Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen,es ist schon viel wertvolles für Dich gesagt worden.
Mein Weg war auch zum x-ten Mal zu Hause aufgehört,mit Schweißausbrüchen und Schlafstörungen und Göttin sei Dank keinem epileptischen Anfall oder derberen Entzugssymtomen....aber mir wurde im Nachhinein ganz anders als ich hier mehr über solche Vorfälle gelesen hab
...riskier nicht zu viel
es ist auf jeden Fall besser,den Hausarzt ins Boot zu holen und mit ihm deine täglichen Alkoholmengen und den Weg raus aus der Sucht zu besprechen.
Für mich hieß der damals:
nix mehr trinken
Suchtberatung
Hausärztin (extra neu gesucht für dieses Vorhaben)
ambulante Suchttherapie
über ein Jahr später psychosomatische Reha für sechs Wochen aus anderen Gründen
Ergebnis bislang über dreieinhalb nüchterne Jahre und ein als wirklich schön und wunderbar empfundenes Leben jetzt
Viel Glück und einen guten Austausch hier gewünscht
Vera
[ Editiert von trollblume am 03.10.13 9:32 ]
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
herzlich willkommen hier und einen guten Gedankenaustausch!
Ich schließe mich meinen Vorpostern an und kann dir nur raten, alles mit deinem Arzt offen und ehrlich zu besprechen. Es gibt bestimmt einen Weg, der dir hilft ohne dass du dich outen mußt. Vor allem sollst du in erster Linie an dich und deine Gesundheit denken, dann kannst du auch wieder mit neuer Kraft und Zuversicht in deinem anstrengenden Beruf tätig sein.
Ich drücke dir für deinen Arztbesuch morgen alle Daumen und ich bin mir sicher, dass dein Arzt größtes Verständnis für dich hat.
Alles Gute weiterhin!
lG Galini
Wer ein WOFÜR im Leben hat der kann fast jedes WIE ertragen....
mich würd interessieren, wie dein alkoholfreies Jahr so verlaufen ist?
Was hat dich wieder zur Flasche greifen lassen ?
Das war so eine Art Deal: Ich probier es jetzt mal 1 Jahr, ob ich es hinkriege. Das fatale daran war nur, daß ich mir selber "nur" die Grenze von 1 Jahr gesetzt hatte und als die rum war - TaTa!
Ich bin jemand, der Dinge bis zum Schluss durchzieht, die er sich vornimmt. Schick mich zum Everest; zieh ich durch incl. aller Vorbereitungen. Wenn ich dafür 3 Jahre nix trinken darf, OK. Problem ist nur, daß ich nach erfolgter Leistung das ganze erst mal mit einem Bierchen feiere......
Dieses Beispiel macht mein Dilemma deutlich: Ich bin in der Lage, vieles zu schaffen, aber scheitere am Thema Trockenheit. Vielleicht auch, weil das was endgültiges hat (nie mehr trinken...). Ich trinke nie Schnaps oder wein, immer nur Bier. Klar hat der auch Alkohol, für mich hat er aber einen "harmlosen" Touch (ist ja nur Bier). Wenn ich da an die Mengen denke, die ich manchmal so konsumiere......(zwischen 2 + 4 Liter an mind. 3 Tagen/Woche).
Ich hatte mir vor einigen Monaten nun eine Art "Selbstkontrolle" auferlegt: Wenn ich Dienst habe (meist 4-6 Tage am Stück, dann 1-3 frei), trinke ich gar nichts. Hat auch wunderbar geklappt bzw. klappt immer noch. Problem nur: An dem Tag, wo ich ins frei gehe, pfeif ich mir dann abends schonmal 8 0,5er Bier rein!!!
Das heisst, ich ziehe nur stur meine Tage durch und warte insgeheim auf den "Trinktag". Mein schlechtes Gewissen an einem solchen Tag beruhige ich mich dann mit dem Satz: " Das hab ich mir verdient".
-------------- Mit dem Thema "zum Arzt gehen" fällt mir gerade was ein: Als ich dieses 1 Jahr ohne Alk gestartet hatte, war ich auch bei einem Arzt (aber nicht bei meinem favorisierten) und habe diesem mein Vorhaben und die Problematik geschildert. Das war für mich einfacher, weil ich den gar nicht kannte.
Da ich nun schon einmal wegen dieser Problematik dort war, überlege ich, ihn wieder aufzusuchen.
so im Vorbeilesen: wenn Du 8 Halbe Bier trinkst, trinkst Du bei einer Umdrehung von 5,5% ebenso viel Alkohol, wie wenn Du einen halben Liter Wodka mit 43% Umdrehung getrunken hättest. Der Unterschied liegt mE nur in der Gesamttrinkmenge, die bei 4 Liter Bier halt nicht so schnell in den Körper gepresst werden kann.
Bei mir warens zum Schluß 12 Halbe - entspricht dann einem dreiviertel Liter Wodka. Aber ich habe ja nur Bier getrunken (Die div.Schnäpse natürlich nicht mitgerechnet - weil: ich trink ja nur Bier:grins2
Gruß Viktor
PS gerechnet habe ich 4000x5,5%=220g Alkohol und 500x43%=215g Wenn ich einen Denkfehler habe, berichtigt mich bitte.
deine geschichte mit den ungezählten trinkpausen ähnelt meiner sehr. ich habe es in der reihenfolge geschafft aufzuhöhren
erst reale shg dann zusätzlich das forum hier später suchtberatung danach auch eine ambulante therapie
letztendlich hat das aber nur geklappt weil ich richtigen ekel vor mir selbst entwickelt habe
ich wollte keinen alkohol mehr trinken nicht mehr an die tankstellen- getränke märkte ect fahren
ich wollte keine flachmänner mehr aufschrauben den letzten trank ich am 1.10.10 abends gegen ca 23 uhr und das mal wieder vor einem spiegel. einfach wiederlich was ich da sah
ich trank oft ohne entzug oder so einfach nur alkohol in mich reinschütten ohne anlass
kaufen und rein als ob es nichts anderes gäbe als sich zu betrinken. ob alleine oder in gesellschaft
die trinkmengen: mal 2-4 0,5 weitzen,meist zum runterkommen oder weil weitzen trinken besser aussah.
dann 8-10 oder auch mal 12 halbe dann 2-3 halbe liter bier und 4 grosse flachmänner dazu
oder 1-2 flaschen wein,zum guten essen natürlich nur mit guten grappa dazu
dann wieder wisky dann wieder guter wodka
dann wodka in den wein oder chery gemischt
es gibt eigentlich nichts was ich nicht getrunken habe und meistens mit einem grund (begründung) warum es der oder der alkohol sein musste.
[ Editiert von pueblo am 03.10.13 12:15 ]
___________________________________________________ muss es immer erst zappenduster werden,bevor uns ein licht aufgeht
je nach Abend und Jungs am Tresen konnten schon ein paar Runden laufen - da kammen schon mal 4, 5 Einspritzungen (doppelter Enzian oder so) zusammen. War aber nicht immer so.
Nass neigte ich schon dazu, meinen Trinkkonsum zu verniedlichen. So hatte ich auch nie mehr als 4 Halbe auf dem Deckel ... (1)
Hi Vicco, kommt mir irgendwie bekannt vor, wenn's mal wieder langweilig wurde, schlug der Wirt ne Würfelrunde vor. Die Schnäpse, egal ob gewonnen oder verloren, haben nie gezählt