ich dachte, ich hätte mich hinreichend verständlich ausgedrückt im Eingangspost, hab ich aber anscheinend nicht *seufz*. Aber ich beantworte deine Fragen gerne, hilft es mir doch, zu sortieren.
Der Kasus Knaxus an der Sache ist, dass weder mein Arzt noch ich massive Absetzsymptome von einem Rezidiv der Depression unterscheiden konnten, dass ich keinerlei Informationen hatte, wie man richtig absetzt (auch von den Ärzten nicht) und was beim (falschen) Absetzen alles passieren kann. Brain Zaps waren wirklich das aller-aller-kleinste Problem. Dass ein körperlicher und seelischer Zustand, der einer mittelschweren depressiven Phase zum Verwechseln ähnelt (und für den "unangenehme Symptome" eine ziemliche Verniedlichung darstellt), auch durch falsches Absetzen des Medikaments provoziert werden kann, war mir einfach nicht bekannt und den Ärzten, die mich behandelt haben, auch nicht. Also glaubte der psychiatrischen Einschätzung, ich sei chronisch krank.
Die Fähigkeit zum Nachfragen habe ich durchaus, nur leider nicht die Fähigkeit, richtige Antworten von falschen zu unterscheiden, sofern es sich um ein Gebiet handelt, in dem ich naturgemäß nicht bewandert bin. Es hat einer Menge Eigeninitiative und Informationsbeschaffung bedurft, bis ich dahinter kam, dass ich vielleicht nicht chronisch rezidivierend depressiv oder gar bipolar 2 bin. In der Rückschau fällt auf, dass ich immer kurz nach dem Absetzen der Medikamente "Rezidive" hatte, ohne dass sich an meiner trockenen und recht stabilen Lebenssituation das geringste geändert hatte. Nachtigall...
Für mich ist das schon eine Art von "Abhängigkeit", wenn auch nicht suchtartig mit Craving, Dosissteigerung und Zerstörung von Leben und Gesundheit. Ich nehme ein Medikament, das ich eigentlich nicht mehr brauche, weil ich gesund bin, deshalb noch ein, weil ich krank werde, wenn ich es absetze. Und dieses Medikament ist ein Stoff, der massiv in meine Hirnchemie eingreift und dort tiefgreifende und langanhaltende Veränderungen hervorruft. Aber das mag jede/r für sich definieren, wie er/sie möchte.
Die Lösung für mich wäre (ist ja heute hypothetisch) gewesen, das Medikament nach einer angemessenen Zeit und in einem Zustand von Trockenheit und Stabilität langsam und richtig abzusetzen, statt mich selbst zu psychiatrisieren. Aber hinterher ist man ja immer schlauer, und ich bin mit meinem Weg auch noch am Anfang.
Ich bin wirklich weit entfernt von militanten Psychopharmaka-Gegnern und sehe, wie Du, dass die Tabletten auch lebensrettend sein können. Aber es gibt auch die andere Seite: Unwissen, ärztliche Hybris, wirtschaftliche Interessen, Verschreibungspraxis. Meine eigene kritische, aber nicht grundsätzlich ablehnende Haltung basiert auf meinen Erfahrungen und Informationen. Das krasse Beispiel mit der Flüchtlingsfrau (ist übrigens Afghanin) habe ich deshalb gewählt, weil ich finde, dass man hier ohne Diagnosestellung, weil ohne Gespräch, etwas verschrieben hat, das ist für mich ein Kunstfehler. Ich will hier nicht in epischer Breite über den Fall berichten, aber ich kenne Fall und Arzt gut. Ein Kardiologe verschreibt auch kein Herzmedikament, ohne ein EKG gemacht zu haben. Ein Mangel an Alternativen ist kein Grund zum Rumdoktern, das dient vielleicht der Beruhigung der Ärzte, weil sie etwas "gemacht" haben, aber ob das der Frau hilft, will ich bezweifeln.
Schöne Diskussion. Das ist der Grund, warum ich nach bald 10 trockenen Jahren immer noch gerne im Saufnix bin.
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
wo ich mit dir mitgehe, sole, das ist der Umstand, das Ärzte über mögliche Absetzsymptome und das Handling oft genug nicht hinreichend informiert sind. Das ist mir inner Entgiftung von Benzos ja auch schon passiert. Da war ich 2012 mal auf einer Station gelandet, die ließen mich rumlaufen und haben mich zwischendrin mal für ein WE nach Hause geschickt. Das alles noch bevor richtig schwerer Entzug kam. Da war ich dann glücklicherweise wieder auf der Station. Ich wäre hier zu Hause damals durchgedreht und hätte sofort 112 anrufen müssen. Ein weiteres Mal bin ich aber in der selben Klinik auf ner anderen Station sehr viel besser behandelt worden. Allerdings haben die es mit dem Absetzen solcher wirklicher Drogen doch immer wieder zu eilig, aber offenbar kann man das stationär nicht besser händeln. Ist ja auch schwierig.
Ich will noch kurz was zu Clavis schreiben. Ich bin jetzt ehrlich gesagt insbesondere über dein Posting zu Ivvan auch irritiert. Das liest sich für mich so, als ob da Wut und Unverständnis drinne steckt, auch deine Aussage, dass jeder 2. Alkoholiker raucht oder eben was anderes nimmt. Ja nun, ist das jetzt in irgendeiner Form tragisch? Warum stört dich das?
Wir haben auch andere Politoxe bei uns. Da ist jetzt jemand von 15 Benzos runter auf 3 am Tag. Die Person ist trocken und zufrieden. Völliges Absetzen der Benzos schafft sie zur Zeit nicht. Sie ist nicht clean und das weiss sie. Sie hat aber durch die enorme Reduktion dennoch viel Lebensqualität erhalten und weiss nur zu genau, was war. Ob sie die jetzt mal ganz los wird oder nicht, ist doch alleinig ihre Entscheidung. Ich erlebe die Person aber sehr positiv und sie ist stolz über das Erreichte. Das ist doch schön, oder nicht?
es geht hier doch nicht um Bewertungen, sondern um Verständnis und Akzeptanz. Natürlich ist Clavis Weg und auch der Weg anderer hier sehr vorbildlich. Das hat doch keiner in Frage gestellt!
Zitat von Bluetic im Beitrag #33ich finde den Weg von Clavis unheimlich stark.
Mit dem Trinken aufgehört - schon lange trocken
mit dem Rauchen aufgehört - was für mich erheblich schwerer ist
von den Tabletten will Sie auch runter
DAS IST AUCH MEIN WEG.
Und dass die ehemaligen Raucher fast alle militantere Nichtraucher sind, wissen wir doch alle.
Gut dass es hier keine militanteren Nichttrinker gibt. Oder kennt jemand jemanden.
CLAVIS - weiter so
LG Toni
Toni
ich nehme auch keine Tabletten.
ich brauche das nicht.
ich rauche nicht, bin aber kein militanter Nichtraucher
Finde ich gut, dass Dein Ziel auch ein suchtmittelfreies Leben ist.
Danke für das Kompliment
@ Dirk
ich empfinde keine Wut und kein Unverständnis. Was stimmt, ich liebe die Widersprüche, ich provoziere und spiele gerne. Mir gefällt das.
Humor finde ich auch gut.
Der Satz,dass jeder zweite trockene Alkoholiker etwas Ersatzweise nimmt, war lediglich eine Feststellung, mit der ich zum Nachdenken anregen wollte.
@ Bodhi, was regt dich denn so auf (an)? Meine Äußerungen sind nie unbedacht, auch wenn Du und gewisse Andere sie nicht verstehen. Meine Sichtweise entspricht oft nicht der "Norm", aber festgefahren.... nö. Rund und lebendig fühle ich mich auch. Das ist ja auch immer so eine Sache mit der Wahrnehmung. Nicht wahr?
Liebe Grüße und schönen Abend.
Viele Wege führen nach Rom - aber nicht "Alle"
Achte auf Deine Worte, sie könnten Wirklichkeit werden
Die Wahrheit macht Dich frei, aber vorher macht sie Dich fertig
Ratschläge sind auch Schläge
Dankbar frei von Alkohol-Nikotin-Medikamenten und anderen Drogen, auch frei von vielem Anderen - Frei eben.
Ist ein interessantes Thema. Mir kommt es aber trotzdem so vor, als verteidigen jetzt viele ihre Pille wie zu Saufzeiten ihre Pulle. Na ja, sind alle erwachsen und dürfen tun, was sie wollen. Und Toni, militant werden Nichtraucher nur, wenn neben ihnen oder Kindern gequalmt wird. Ansonsten kannste Dir 2 oder mehr Schachteln Kippen einpfeifen, ist ja schließlich Deine Lunge, die das aushalten muss ;)
"Meine Äußerungen sind nie unbedacht, auch wenn Du und gewisse Andere sie nicht verstehen. Meine Sichtweise entspricht oft nicht der "Norm"" Mit dem Spruch kann man natürlich schlichtweg ALLES rechtfertigen, Clavis.
Ich fand Deine Aussage gegenüber Ivvan auch nicht nachvollziebar. OK, muß es ja nicht sein, Du kannst Dich hier äußern wie Du willst. Aber dann mußt Du natürlich auch mit dem Kommentar von Bodhisattva dazu leben.
Dann drehen wir uns halt weiter im Bewertungs-Karussel. Passiert mir ja auch oft genug. Den moralischen Zeigefinger gegen genau dieses solltest Du Dir nur künftig sparen - von wegen Glaubwürdigkeit und so.
ja, es dauert schon geraume Zeit, bis das Tablettenzeug wieder draußen ist aus dem Körper und dem Gehirn.
Da hat der Alkohol klare Vorteile - bei der Entzugsdauer
Seit ich die Valdoxan genommen habe, merkte ich immer bei meinen Einschlafversuchen ein etwas überreiztes Kribbeln am ganzen Körper. Wenn das dann langer andauert, wird es unangenehm und ich stehe dann wieder auf.
Jetzt bin ich eben gut 4 Wochen weg von den Valdoxan, und gestern beim ersten Einschlafversuch war dieses Kribbeln nicht mehr da. Dachte mir, komisch, wo ist da kribbeln. Irgendwie habe ich das Gefühl in meinem Nervensystem stellt sich irgendwas um.
@ Zwi. mir sind ja die militanten Nichtraucher auch nicht unsympatisch, da ich ja ein rücksichtsvoller Raucher bin. Nicht in geschlossenen Räumen, nicht neben Kinder - schon gar nicht Kleinkindern und wenn ich schon Rauchen muss, dann eben irgendwo am Eck alleine.
Mein Arzt sagte mal zu mir: erst wenn die Lunge "Bonanza" pfeift, wird es gefährlich. Wenn ich tief durchatme singt Sie noch immer: nimm mich mit Kapitän auf die Reise - also noch keine Gefahr. Oder er hat mich verarscht.
Aber dass Du mit den Pillen auch ein wahrer Spezi bist, das hätte ich nicht gedacht. Das war ja die volle Palette, fehlten nur noch die starken Schmerzpillen wie Tramal oder Tilidin, aber die fallen glaub ich mehr ins Portfolio vom Newlife.