Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Tantalus-Qualen und die "Hoffnung" auf Besserung wenn ich denn xyz erhalte mich 20 Jahre lang im Käfig aus Trinkpause und Saufen gehalten haben. Selbst wenn ich mal in die (imaginäre) Möhre vor der Schnauze beißen durfte, zufrieden hat mich das nur wenige Momente/Stunden und max. Tage zufrieden gemacht. Von innen heraus müssen da die ganzen guten Ressourcen aktiviert werden, und da steckt ne Menge an gutem Zeugs in jedem Menschen. Allerdings braucht es viel Geduld, zumindest bei mir, und so meine Beobachtung, bei vielen anderen ebenso, und das ist die Pflicht und auch die Kür am Anfang, Strecke machen und dann langsam herausfinden wie das Leben einem taugt hin zur entspannten Trockenheit. Das mit der entspannten Trockenheit ist richtig gut, @Dirk.
Was Clavis mal geschrieben hat ist auch meine Meinung dazu, die meisten scheitern an Erwartungen die sie an eine fiktive nicht vorhersehbare Zukunft haben, und wenn dann trocken ein paar Dinge schief laufen wird wieder getankt, sind wir wieder bei Laurel & Hardy. JETZT, trocken ist alles o.k., die nicht entspannte Phase beginnt bei mir immer dann wenn ich alles möglich fiktive in der Zukunft sehe, haben möchte, erreichen möchte, morgen geht's mir wieder gut, gelle. Da sind bei mir gehörig Defizite was das JETZT leben anbelangt, nass war das fast unmöglich, so langsam lichtet sich der Schleier zum Glück ein wenig und das empfinde ich richtig gut.
Grüße, Bodhi
Einfach SEIN- genügt völlig und mehr geht auch nicht. Das ist das volle Glück.
Ja, vereinfacht halte ich es auch so; ich erwarte nichts besonderes, nichts weltbewegendes. Es wird keine Rosen regnen. Der Prinz wird nicht herbei eilen. Einfach nur zurück zum "Selbst" mit allem was dazugehört. Meiner Meinung nach, fahre ich in allen Bereichen am besten, wenn ich nicht in Fiktionen "schwebe" und einfach fest im Leben hafte. Bei den vergangenen Versuchen der Abstinenz bin ich sicher zum Teil auch daran gescheitert, dass ich in einer permanenten Warteposition ausgeharrt habe. NaChemie sich aber "ausser Leben" nichts aufregendes auftat, habe ich es mir mit Alkohol wieder aufregend gemacht. Genau daraus hat sich bei mir eine Gelassenheit im Hier und Jetzt eingestellt, die für mich die stabilste Basis ist. Wenn sich nun daraus noch Zug um Zug ein sozial einigermaßen integriertes Dasein erreichen lässt, ist es das was ich zufriedene Abstinenz nenne, die dann auch keine allzu erhöhte Aufmerksamkeit mehr erfordert. Grüße an alle, Happygirl
Was ist, ist. Was nicht ist, ist möglich. (Blixa Bargeld)
ZitatBei den vergangenen Versuchen der Abstinenz bin ich sicher zum Teil auch daran gescheitert, dass ich in einer permanenten Warteposition ausgeharrt habe.
ich auch.
von nix kommt nix. Wenn aber was kommt, dann gelingt auch das, was Bodhi ausgedrückt hat. Mit Tun sind in dem Fall nicht nur Tätigkeiten gemeint, sondern auch Bewegung die im Kopf passiert. Beides ergänzt sich sozusagen.
verstehe. Das cleane Leben möchte auch mit leben gefüllt werden! Habe mich schon gefragt, was mir gut tut: Raus in die Natur, Sport, Schwimmen, Lesen...damit kann ich schon Mal anfangen. Ich erwarte einfach nicht zu viel.
Ich fand am Anfang die Fülle der Meinungen und Ansätze einschüchternd. Abstinenz als Raketenwissenschaft. Deshalb habe ich mich auf einen Ansatz beschränkt: Lass das erste Glas stehen. Für heute. Morgen sehen wir weiter. Das ging irgendwie. Nach einigen Tagen war ich stolz auf mich. Es gibt ja so eine Euphorie der Nüchternheit am Beginn. Die erste richtige Belohnung war die Rückkehr eines normalen Schlafs. Etwa nach einem Monat. Erst danach, als ich Reserven zu haben meinte, bin ich zu den AA. Lass Dir Zeit. Es ist keine Raketenwissenschaft.
Zitat von Sadgirl im Beitrag #96Ja Newlife. Es ist wirklich geiö, sich "rauszuwagen" aus der geduckten Haltung. Ich werde am 25. Zum 1. Mal zu einer Weihnachtfeier im einer Szene-Kneipe gehen. Mein bester Freund legt dort auf und ich stehe auf der Gäste-Liste. 4 Jahre habe ich mich versteckt. Die Angst vor der Angst einfach vermieden. Bin total aufgeregt, ziehe es aber durch. Angst vor dem Alkohol dort habe ich gar nicht-nur vor den Menschen..... Ich denke es ist Zeit zu wachsen und ich gehe sogar so weit zu glauben, dass ich durch die Suchtstoffe in die geduckt Haltung erst gekommen bin. Das werde ich jetzt testen. Stets mit dem Wissen,,dass ich bei Unbehagen die Situation jederzeit freiwillig verlassen kann. Wünschte, ich wäre schon so weit wie Du...... Einen schönen Start an diesem traurigen Tag. Happygirl
Das würde ich nicht machen. Für mich gäbe es andere Herausforderungen, wenn es um diese geht. Meine Freunde würde ich zu einem Neujahrsspaziergang treffen bzw einladen, wenn es um sie geht. Ich bleib da sehr wachsam und mir geht nichts ab, wenn ich Kneipen meide.
das ist schon komisch: Bei der letzten Trinkpause (etwa 1 Jahr her) hatte ich diese Euphorie. Es war ein wunderbares Gefühl der Zufriedenheit. Jetzt habe ich es gar nicht mehr. Ich trau mir einfach selbst nicht mehr über den Weg. Es heißt erst mal nur Strecke machen für mich, wie du auch schreibst. Das ist schwer genug, weil ja mein LG täglich trinkt.
Hallo Ama, sei gegrüßt. Euphorie ist ganz schön, entlastet etwas, ist aber ohnehin nicht von Dauer. Sei also nicht traurig, wenn sie sich zur Zeit nicht einstellt. Vielleicht ist es sogar besser. Ich hatte so dunkle Phasen, dass bei jeder Euphorie schon die Angst vor dem nächsten Tief includiert war. Selbstmordgedanken aus Angst vor dem Tod. Es dauert eben einige Zeit, bis wir wieder klarer denken und fühlen. Gib sie Dir. Diese Zeit. Um das Strecke machen kommen wir ohnehin nicht herum. Ich fand es aber allemal leichter, als einmal im Monat kalt zu entziehen. (So war das bei mir im letzten Jahr; Modell: Funktionierender Alkoholiker.) Hier noch eine gute Nachricht: Ich fand, es wird mit jedem Tag ein wenig leichter. Die Zumutungen der ersten zehn Tage sind viel größer, als das, was Dich an Tag 100 Deiner Trockenheit vielleicht beschäftigt. Irgendwann tritt das Problem selbst etwas in den Hintergrund. Kannst Du schön bei Dirk nachlesen. Lass das erste Glas stehen. Sei darauf stolz. Belohne Dich dafür. Mehr muss erstmal nicht sein. Die ganzen anderen Dinge, SHG, Gesprächstherapie, innere Kapitulation, Vermeidung von Suchtverlagerung gelangen mir besser mit Abstand, Ruhe und ein wenig mehr Klarheit. Hinsichtlich Deines Mannes kannst Du vielleicht darum bitten, dass er etwas diskreter trinkt. Sein Glas nicht vor Deiner Nase aufbaut, sondern auf Abstand. Flaschen anfassen und eingießen würde ich gar nicht mehr. Das kann er alleine. Eine Grundsatzdiskussion würde ich aber nicht führen. Sie kostet Energie und die brauchst Du, um das erste Glas ...... ;-) Du schaffst das schon
Zitat von Sadgirl im Beitrag #107Bei den vergangenen Versuchen der Abstinenz bin ich sicher zum Teil auch daran gescheitert, dass ich in einer permanenten Warteposition ausgeharrt habe.
Same here, bestimmt zwanzig Mal. Noch schlimmer:
Ich habe Literatur gelesen und Leuten zugehört, nach denen alles besser würde, hat frau sich erstmal zur Abstinenz entschlossen. Also wurde ich abstinent und wartete drauf, dass alles besser wird. Anfangs noch Freude über den besseren Schlaf und den klaren Kopf am Morgen, aber das wird ja schnell zur "Normalität". Und der Rest des Lebens? Besser? Nö. Im Gegenteil, der Wegfall meines flüssigen Antidepressivums löste bei mir depressive Reaktionen aus, die ich anfangs nicht einordnen konnte.
Trotzig wie ein Kind habe ich drauf gewartet, dass die "Versprechungen" all der Menschen, die das Trockensein preisen, endlich eintreffen. Trotzig wie ein Kleinkind habe ich irgendwann wieder gesoffen, wenn das nicht geschah.
Und das mit vierzig, kaum vorstellbar. Ich muss sagen, erst mit Hilfe der Berichte im Saufnix, die - das behaupte ich heute noch - viel differenzierter sind und tiefer gehen als alle Gespräche in meiner SHG - , gelang es mir, von dieser Denke weg zu kommen.
So ein Satz wie der von Michael "lass dir Zeit, es ist keine Raketenwissenschaft" ist unbezahlbar.
Grüße von sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
du merkst, dass es da kein Generalrezept gibt. Die Entwicklung richtet sich ja auch nach deinen ureigenen Neigungen, also nachdem, was du selbst auch machen möchtest. Einer meiner größten Fehler war, dass ich anderen nachgeeifert habe, ohne aber zu überlegen, will ich das überhaupt.
MIR persönlich ist nunmal der Anschluss ans gesellschaftliche Leben sehr wichtig. Ich hatte das zuvor nicht, nur im Suff oder im Drogenrausch. Ohne konnte ich gar nix und guckte die ganze Zeit auf den Boden während ich draußen rumlief.
Ich bin überzeugt, dass es mir gerade deshalb heute so gut geht, weil ich an den wunden Punkten arbeite und mich nicht davor verstecke. Ich kann mit den Hilfestellungen am meisten anfangen, die sich ins Leben da draußen auch übertragen lassen. In aller Regel sind das solche Dinge, die sich mit dem Zusammenleben und zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigen.
Es ist keine Raketenwissenschaft. Klasse. Es ist im Übrigen überhaupt keine Wissenschaft. Es nur eigenes Erleben. Die elementaren Dinge, wie Schlafen und Essen sind mir auch heute noch sehr wichtig. Ging ja bei mir alles nicht mehr.
Liebe Sole. So ist es! Ich mag und besuche bekanntermaßen keine SHG und finde mich hier auch sehr gut aufgehoben. AA' s und GT waren nichtmal ansatzweise vergleichbar gut zu diesem Forum! @Michael Ich MUSS einfach in diese Kneipe gehen, einfach will ich mich ausprobieren will. Wissen will, ob und wie weit ich belastbar bin und natürlich auch, weil es besser ist, als an den Feiertagen komplett alleine auf dem Sofa zu weinen. Das habe ich 4 Jahre gemacht und es muss ein Ende haben und einen neuen Anfang. Werde berichten, wie es gelaufen ist. Ist ein Teil meiner Bewegung im Äusseren, aber auch sehr im Inneren. Ich bin eine Freundin der Konfrontation mir mir selbst; meine innere Stimme glaubt, dass es nur so zu einer echten Veränderung kommt. Da ich sonst sehr stabil bin- try n' error. Grüssle Happygirl
Was ist, ist. Was nicht ist, ist möglich. (Blixa Bargeld)
Zitat von Sadgirl im Beitrag #118L Ich MUSS einfach in diese Kneipe gehen, einfach will ich mich ausprobieren will. Wissen will, ob und wie weit ich belastbar bin und natürlich auch, weil es besser ist, als an den Feiertagen komplett alleine auf dem Sofa zu weinen. Das habe ich 4 Jahre gemacht und es muss ein Ende haben und einen neuen Anfang. Werde berichten, wie es gelaufen ist. Ist ein Teil meiner Bewegung im Äusseren, aber auch sehr im Inneren. Ich bin eine Freundin der Konfrontation mir mir selbst; meine innere Stimme glaubt, dass es nur so zu einer echten Veränderung kommt. Da ich sonst sehr stabil bin- try n' error. Grüssle Happygirl
Denk nicht an "belastbar", lass es einfach nüchtern krachen, spüre deine echten Emotionen - an die du dich am näxten Tag auch noch erinnern kannst! - runter vom Sofa: Alle Regler auf 10. Allerdings würde ich ein vorzeitiges Verlassen andenken, kurz bevor der Pegel bei vielen unschön wird.
Das ist aber eigentlich bei---hm älteren .. längst nicht mehrt in dem Maße angesagt wie bei "jungen Leuten" in Probier/intensiv Konsumphase Ausserdem wirst du feststellen, das viele NICHT konsumieren, diese sieht man vorher nicht, sie sind aber da. Immer! :-)
LG Uwe
_____________________________________________________________________________________ Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.
Zitat von Sadgirl im Beitrag #118Ich bin eine Freundin der Konfrontation mir mir selbst; meine innere Stimme glaubt, dass es nur so zu einer echten Veränderung kommt.
Hi Happygirl, da muß ich dir Recht geben Ich hab das damals auch so gemacht, immer rein ins Gewühl, nur so wird man stark. Entweder man packts oder man packts nicht. Aber immer dem aus dem Weg gehen klappt meistens nicht. Der einzigste Ort wo ich nicht mehr hin gehe sind Faschingsveranstaltungen Ist so wie in der LZT dort drinnen bist du wie in einem goldenen Käfig, schön abgeschottet von sämtlichen schädlichen Eindrücken,und wenn du entlassen wirst mußt du dich alleine zurechtfinden außer du rennst immer in eine Gruppe aber die bietet dir auch nur einen geringen Schutz. Also irgendwann muß du mal alleine damit fertig werden . Also der mit einer Höhenangst wird auch auf ein Hochhaus geschleift. Ich bin sogar extra im Supermarkt durch die Weinregale gelaufen und hab innerlich zu mir gesagt " ihr könnt mich alle mal " Also geh nur auf die Party, und alles was du dort machst willst du auch machen
LG Frank
Die Kraft des Geistes ist grenzenlos, die Kraft der Muskeln ist begrenzt.