Ich möchte einen neuen Beitrag eröffnen... Thema: Persönlicher Tiefpunkt & Leidensdruck
Ich finde es sehr schwer, diesen zu benennen, zu beschreiben
ist er mehr dumpfes Gefühl, wie eine Ahnung und ich versuche ihn an greifbaren Situationen für mich präsenter zu machen.
Vielleicht schreibt ihr mal Eure Gedanken dazu? ...würde mir sehr helfen
- Interessensverlust an fast allem (außer meinem Fellkind) - alles wurde dem Trinken untergeordnet (Beschaffung, Organisation, Heimlichkeiten, Entsorgung, Kater, Entzug - wie viel Zeit!) - körperliche Symptome: Händezittern, Flattern, Herzrasen, Bluthochdruck, Schweißausbrüche, Übelkeit und Brechreiz, Gewichtsverlust, Schlafstörungen etc --morgendlicher Konsum wurde normal - Sobald der Alkoholspiegel unter das gewohnte Maß sank: undefinierbare Ängste - jeder Kater nun durch deutliche Entzugserscheinungen gekennzeichnet - Autofahren nur bedingt möglich - Selbst die einfachsten Tätigkeiten werden zur Belastung; eine geregelte Arbeit ist unmöglich - Gedächtnislücken, Konzentrationsstörungen und eine stark verminderte mentale Leistungsfähigkeit - Angst, dass es auffallen könnte, dass ich "entlarvt" werde; Existenzangst to be c.
Cleo
************************************************ "wer noch atmet, ist mehr gesund als krank" (Hirschhausen)
der ist sehr unterschiedlich bei uns. Meinen beschreibe ich mit einem Satz. Es war so, dass ich so zerfressen war von Selbstzweifeln, Ängsten, Depris und Entzügen und dadurch nur noch am krabbeln war und mir den Stoff nicht mehr selber kaufen konnte.
Im Übrigen bin ich gar nicht depressiv und doch weiß ich, wie es ist, wenn du es einfach nicht schaffst von der Couch aufzustehen. Wie festgekleistert. Richtig laufen konnte ich auch nicht mehr. Ich hatte Nervenschädigungen in den Beinen, das Treppenlaufen fiel mir unwahrscheinlich schwer. Schmerzen ohne Ende, ich hab mich da nur noch entlanggehangelt. Das das alles in der Gesamtheit vom Alkohol kommt, wusste ich da noch gar nicht. Da gibts auch nen Fachbegriff, weiss ihn gerade nicht. So einiges von diesen Sachen dauerte Monate, vielleicht sogar über ein Jahr bis das weggegangen ist. In der ersten LZT habe ich mich so geschämt. Sport war schwer, die Beine machten dann nicht mit und ich hab mich immer irgendwo hingesetzt und aufgepasst, dass keiner zuguckt.
Es gab eine extreme Episode vor ein paar Jahren, da bin ich immer mit dem Taxi zur Arbeit gefahren. Ich konnte die 2 KM nicht mehr zu Fuss gehen, oder mit dem Fahrrad fahren, weil ich so geschwitzt habe. Unvorstellbar! Trotzdem hab ich weitergetrunken. Nach einiger Zeit habe ich die Kurve aber wieder gekriegt und den Konsum drastisch reduziert.
Mein Leidensdruck 2017. Dann habe auch auch die Reissleine gezogen . Schwitzen (eigentlich war mein Gesicht ständig klatsch nass) . Hitze: fast innerlich verbrannt . Extremste Gewichtszunahme (total fett, aufgedunsen, rotes Gesicht, erste rote Äderchen) . Total schlimmes Äusseres (tiefe Augenringe, komische Gesichtsfarbe,...) . Nachts Herzrasen, Schwitzen . Morgens: Trockenwürgen und Husten wie verrückt, schwitzen . ganz schlimme Schuld- und Schamgefühle . dummes Zeugs beim Telefonieren erzählt . wegen Alkohol teilweise nicht zur Arbeit . ständiges Verstecken, Heimlichtun, Besorgen-und Entsorgen. . unglaublicher Geldverbrauch . Unkonzentriertheit, Leistungsminderung, Depressive Verstimmung, Selbstmordgedanken . Maulwurfshügel waren Berge, Fliegen wurden zu Elefanten . Selbstachtung verloren . mehrere alkoholbedingte Verletzungen . keine Libido mehr . Schmerzen (in den Beinen und im Oberbauch)
Zuvor hatte ich erstmalig neun Wochen am Stück jeden Abend bis zu 2 Flaschen Rotwein getrunken. Außerdem bin ich in diesem Zeitraum auch noch frühmorgens vor der Arbeit zwei bis drei Mal in der Woche 1000 Meter Schwimmen gegangen. Heute frage ich mich, woher ich die Kraft zu dem allen genommen habe.
In diesem Monat hatte ich das erste Mal im Leben Filmrisse. Vier Filmrisse, davon zwei mit Stürzen, an die ich mich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern konnte. Alles zuhause.
Der tiefste Tiefpunkt dieses Monats war dann die Novembernacht, in der ich mir –ebenfalls zuhause- eine Platzwunde an der Stirn zugezogen habe. Ich weiß bis heute nicht, wie das geschehen ist.
Ganz genau weiß ich aber noch, wie entsetzlich und überwältigend mein Gefühl der Hilflosigkeit, der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung war. Verzweiflung darüber, dass ich mich selbst in diese Lage versetzt hatte. Dabei wollte ich mir mit dem Alkohol doch nur helfen. Nach dieser Nacht und bei jedem Blick in den Spiegel konnte ich nicht mehr hinter die Erkenntnis zurück, dass der Alkohol keine Hilfe (mehr) war, sondern dass ich dabei war, mich zu zerstören.
Das jedoch hatte ich nie beabsichtigt. Im Gegenteil.
Und so bin ich jetzt auf meinem Weg.
Viele Grüße, Susanne
----------------------------------------- Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett)
ja genau das habe ich gemeint. Dank dir. Ich würde sagen, dass es nicht mehr da ist. Aber das hat gedauert. Das ist wohl tatsächlich rein nervlich. Ich hatte das extrem im Jahr 2009, da hab ich das erste Mal ernsthaft aufgehört.
Liebe Susanne, danke dir - auch das kenne ich ansatzweise...blaue Flecken etc ohne Ursache zu kennen :-(
Zitatwie entsetzlich und überwältigend mein Gefühl der Hilflosigkeit, der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung
d.h. diese eine Nacht hat das Faß vollgemacht? sozusagen "letzter Tropfen"?
sowas finde ich bei mir nicht weiß seit längerem, dass es schlimmer wurde, auswegloser gar nimmer ohne ging dann Anfang Dez. 2 Wochen trocken (Diät) komischerweise da Disziplin aber nur weil ich wußte ab 16.12. darf ich wieder und mache Abschieds-Trinken...bis Silvester in den 2 Wochen verschlimmerte sich nochmal die körperliche Seite dauernd entzügig
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Zitat von newlife im Beitrag #2der ist sehr unterschiedlich bei uns. Meinen beschreibe ich mit einem Satz. Es war so, dass ich so zerfressen war von Selbstzweifeln, Ängsten, Depris und Entzügen und dadurch nur noch am krabbeln war und mir den Stoff nicht mehr selber kaufen konnte.
Lieber Newlife
Das tut mir im Herzen weh, wenn ich das lese. Hattest du denn in diesen Phasen jemanden, der für dich da war?
nein, ich wurde noch mehr gedemütigt und hatte in einer besagten Nacht noch den Krankenwagen, der mich zur Entgiftung fuhr. Habe mit letzter Kraft noch nen Taxi gerufen und mich ins Krankenhaus fahren lassen. Die haben dann das weitere veranlasst und ich musste das erste Mal im Leben sagen, dass ich alkoholabhängig bin und zur Entgiftung will. Eine denkbare Nacht.
Ich war da und hatte noch nicht mal was zum anziehen. Für den Übergang hab ich was bekommen. Ich habe einen Arbeitskollegen und auch guten Freund angerufen, dass er kommt, sich meinen Wohnungsschlüssel holt und mir Sachen bringt. Hat er alles getan und natürlich war auch das schwer, weil der Akku wieder leer war.
Zitat von Illusion im Beitrag #1Ich möchte einen neuen Beitrag eröffnen... Thema: Persönlicher Tiefpunkt & Leidensdruck
Ich finde es sehr schwer, diesen zu benennen, zu beschreiben
ist er mehr dumpfes Gefühl, wie eine Ahnung und ich versuche ihn an greifbaren Situationen für mich präsenter zu machen.
Vielleicht schreibt ihr mal Eure Gedanken dazu? ...würde mir sehr helfen
- Interessensverlust an fast allem (außer meinem Fellkind) - alles wurde dem Trinken untergeordnet (Beschaffung, Organisation, Heimlichkeiten, Entsorgung, Kater, Entzug - wie viel Zeit!) - körperliche Symptome: Händezittern, Flattern, Herzrasen, Bluthochdruck, Schweißausbrüche, Übelkeit und Brechreiz, Gewichtsverlust, Schlafstörungen etc --morgendlicher Konsum wurde normal - Sobald der Alkoholspiegel unter das gewohnte Maß sank: undefinierbare Ängste - jeder Kater nun durch deutliche Entzugserscheinungen gekennzeichnet - Autofahren nur bedingt möglich - Selbst die einfachsten Tätigkeiten werden zur Belastung; eine geregelte Arbeit ist unmöglich - Gedächtnislücken, Konzentrationsstörungen und eine stark verminderte mentale Leistungsfähigkeit - Angst, dass es auffallen könnte, dass ich "entlarvt" werde; Existenzangst to be c.
Cleo
Guten Morgen,
ich bin eher für ein "Vorher-Nachher"-Szenario.
Und da fällt mir nur ein sehr fadenscheiniges "Argument" pro Alkohol ein: Für ein paar Stunden vergessen..... ansonsten wird klar, dass es für Nachher keine Alternative gibt, außer, man will sich erneut schleichend vernichten, sowohl seelisch als auch körperlich.
darüber geschrieben. Der vorletzte Absatz gilt auch heute noch.
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel