Guten Morgen Joy ich versuch mal, Deine Angst vor der Entgiftung zu verstehen und berichte Dir mal kurz von MEINER. Also etwas über ein Jahr VOR meinem Entschluss zu entgiften, sagte mir mein damaliger Hausarzt mein Alkproblem auf den Kopf zu. Die Leberwerte und mein körperlicher Allgemeinzustand ließen sich auch kaum übersehen.Konnte ich auch annehmen, bis das Wort KRANKENHAUS fiel:hucha gingen bei mir sämtliche Klappen runter und die Panik kam hoch. KRANKENHAUS? ICH? Moment mal!!!!! Dazu muss ich sagen, daß unsere Landesklinik vor zigtausend Jahren mal eine "Irrenanstalt" war und jedem ein Begriff. Und DA sollte ich hin, nie und nimmer Hab dann schnellstens die Praxis verlassen und daheim mir die dollsten Bilder ausgemalt. Zombies in Krankenhauskluft die langen Gänge runterschlurfend,Ärzte und Schwestern die einen für den letzten Abschaum halten und mit Medikamenten ruhigstellen und mich wenn nötig ans Bett fesselnNönö, soooo besoffen kann ich ja gar nich sein, daß ich da freiwillig hingehe. Kurze Rede kurzer Sinn, klar bin ich hingegangen, weil ich irgendwann mehr tot als lebendig war und gar keine andere Wahl mehr hatte, außer elendig zu sterben. Und was soll ich Dir sagen, NICHTS von meinen Befürchtungen ist eingetroffen. Ich kam auf ne Station, die eher an eine Ferienpension als eine Klinik erinnerte. KEINER lief mit den schicken Krankenhaushemdchen belämmert durch die Gegend. Keiner der Schwestern, Pfleger und Ärzte guckte auf uns herunter. Genau das Gegenteil war der Fall. HIER hatte ich das erste Mal seit vielen Jahren das Gefühl, hey hier verstehen sie was mit dir los ist. Ich brauchte nix lange erklären, wir saßen alle im selben Boot. Und heute, 7 Jahre später, kann ich immer nur wieder betonen, NIRGENDS habe ich soviele liebe und verständnisvolle Menschen getroffen (beim Personal und den Patienten) wie dort. Da ich ca. eine Woche vor der Entgiftung unter Aufsicht meines Arztes meinen Alkoholkonsum heruntergefahren habe, brauchte ich auch keine Medikamente. Wohlgemerkt, ich habe nicht kalt entzogen, sondern den Alkohol auf ein für MICH erträgliches Maß eingeschränkt. Vielleicht hab ich Dir mit dieser Schilderung ein bisschen Deiner Angst vor dem Ungewissen nehmen können. (Übrigens, mein Cousin ist während meiner anschliessenden LZT gestorben. Er war Alkoholiker!!!!) Ich drück Dir die Daumen Tina
Joy, Wünsche, Ziele waren bei mir auch irgendwie auf der Strecke geblieben. Dann schrieb jemand hier im Forum, wenn du nicht direkt weißt was dir Freude macht oder ein Ziel sein könnte, überleg dir folgende Situation: du müsstest nächsten Monat sterben, was würdest du antworten, was du in deinem Leben vermisst hast und noch gerne gemacht, erreicht hättest. Ich habe mir erst einmal einen langen Wunsch erfüllt und durchgesetzt und es hat mir geholfen in die Zukunft zu blicken. Ich wünsche dir alles Gute und die richtige Entscheidung für deinen weiteren Weg. Dorte
Ramona, das ist genau mein Problem: Ich habe keine Wünsche, Träume, Ziele. Ich denke genau deswegen rutsche ich von einer Sucht in die nächste. Ich wünschte nichts mehr, als dass ich ein Ziel, einen Wunsch für meine Zukunft hätte.
Hallo Joy Leannah,
was du schreibst über deine Ziele Wünsche das kann ich gut verstehen. So empfand ich das nämlich auch, genau deshalb hab ich bis zum Zusammenbruch nie aus eigenen Antrieb aufgehört zu trinken.
Ich wusst einfach nicht für was, für wen und wozu das denn gut sein sollte....
als ich nicht mehr trinken konnte, weil mein leben auf dem Spiel stand, naja da war auch nix, ich leb´jetzt mal.
Es war nämlich nichts in mir was ich leben konnte wollte.
Ich hatt so was in mir was mir lediglich sagte, du kannst ja mal probieren ob da noch was ist, ob dichda noch was erwartet.
Ja Wünsche und Träume hatte ich schon, aber sie liesen sich eben nicht mit mir und meiner Realität vereinbaren.
Es waren da so große Widersprüche zwischen meinen Träumen, Wünschen und der Realität. Dazu kamen noch viele Ängste, Ängste vor Menschen aus meiner Kindheit herrührend, ein geringer Selbstwert.
Es passte halt alles nicht zusammen....
Und da kamen viele Fragen. Viele Warums und Wieso ist das bei dir so. Gibts da noch andere die so Empfinden, die so ein Chaos in sich haben.?
Und ich bin langsam diesen Fragen nachgegangen- ich habe sozusagen die Fragen gelebt.... Ich habe begonnen zu suchen sozusagen...
Dazu war es notwendig, wieder viele, viele Ängste zu überwinden, dazu musste ich nämlich auf Menschen zugehen.
es ging alles sehr langsam aber mit jeden Schritt habe ich auch Ängste abgebaut, habe Menschen kennengelernt denen es genau so geht- ich habe am Leben in der Gegenwart teilgenommen. Habe Achtung erfahren.
Ich hatte Hoffnung bekommen das da noch was ist..
ich lebte nicht mehr in der Vergangenheit oder in einer Unrealistischen Zukunft- ich lebte im jetzt.
Diesen Spruch hier, den habe ich mal viel später gelesen:
ZitatHabe Geduld gegen alles Ungelöste in deinem Herzen und versuche, die Fragen selbst liebzuhaben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forsche jetzt nicht nach den Antworten, die dir nicht gegeben werden können, weil du sie nicht leben kannst. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Lebe jetzt die Fragen. Vielleicht lebst du dann allmählich, in die Antwort hinein.
Rainer Maria Rilke,
Dabei ist mir eingefallen, fast genau so hab ich es getan.
Es war ein Versuch, sich aufs Leben einzulassen in dem es viele , viele Fragen gab die mir eine Suche ermöglicht haben.
Joy Leannah, ich wünsch dir, das du deinen Weg finden mögest. Jeder hat seine Fragen, geh auf die Suche
ZitatEs ist unerträglich mit und ohne!!! Ich stecke mal wieder in dieser beschissenen Ambivalenz fest!!!!!!!!!!!
Wenn beides gleich unerträglich ist, dann wähle doch OHNE.
Ich denke schon, dass du Wünsche und Vorstellungen hast, doch du scheinst momentan keinen Zugang dazu zu haben. Ich war 15 Jahre lang essgestört und konnte lange Zeit meines Lebens einfach nicht spüren was ich will oder brauche - war sehr ambivalent. Dachte auch oft, mir gehts noch nicht schlecht genug oder ich hatte doch schon genug Therapie oder solche scheinbar "vernunftbetonten" Sachen, genau damit brachte ich mich jahrlang immer weiter weg, irgendwann mal zu spüren, was ich brauche oder wünsche. Heute weiß ich, dass es sehr selbstdiskriminierend war. Ich hatte das eben so "gelernt" zu Hause, dass ich nichts zu wünschen habe etc.
Auch wenn sich mit oder ohne Alkohol gleich beschissen anfühlt, so kann ich dir aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass eine Besserung aus diesem Zustand MIT Alkohol nie erfolgt ist bei mir, aber OHNE! Das wäre zumindest mal ein Argument dafür, nicht weiter zu verharren, sondern vielleicht zu riskieren? Das schlimmste was passieren kann ist, dass es genauso schrecklich bleibt wie mit Alkohol.
Kennst du das Buch: "Vernonika beschließt zu sterben" von Paulo Cohelo? Ist ein Roman, aber mit viel Wahrheit. Hat mich sehr, sehr nachdenklich gemacht wohin ich nun meine Schritte lenken werde - wenn es mir doch eigentlich eh´so egal ist....
Vielen lieben Dank für Eure langen Beiträge und Erfahrungsberichte. Immer und immer wieder lese ich sie mir durch und es schenkt mir zwischendurch etwas Mut zu lesen, dass es doch vielen so ähnlich erging und die nun aber auf dem Weg zur Besserung sind.
Meine eigene stationäre Entgiftung ist ja schon 11 Jahre her, aber ich erinnere mich noch an fast jeden Moment. Ich habe damals meinen 4jährigen Sohn bei meinen Eltern abgegeben, die mich darin zum Glück unterstützt haben und froh waren, dass ich endlich etwas unternehme. Ich hatte nachts um 0:00 Uhr aufgehört, morgens holten sie meinen Sohn ab, und ich fuhr mit dem Bus und meiner Einweisung ins Krankenhaus. Ich hatte riesige Angst vor dem, was da auf mich zukommt, aber ich hatte es vor meinen Eltern und vor engen Freunden öffentlich gemacht, was mit mir los ist. Das hat mir geholfen, es durchzuziehen, es gab keinen Weg zurück mehr. Die ganze Entgiftung war dann nur am ersten Tag schlimm, ich hatte wenig körperliche Entzugserscheinungen, war aber entlastet, dass immer Leute da waren. Da habe ich Leute getroffen, die wirklich schlimmer dran waren. Mir wurde geholfen ganz schnell einen LZT Platz mit Kind zu finden, ich hatte auf einmal das Gefühl, dass sich durch meinen Entschluss mit dem Saufen aufzuhören die Türen öffneten. Und dieser Moment hat mir immerhin zu 7 Jahren Trockenheit, mal zufrieden,mal nicht ,verholfen. Und ich bin danach beruflich total durchgestartet, habe Freunde gewonnen, die sich auch jetzt kümmern und für mich da sind. Aber auch, wenn ich dann langsam und allmählich in den Rückfall geglitten bin, so schlimm wie damals ist es nie mehr geworden. ...und zum Thema Therapie...ich habe insgesamt seit meinem 22. Lebensjahr ca. 8 Jahre hinter mir, die mir die Gelassenheit und Sicherheit geben, jetzt wieder trocken sein zu können. ....with a little help from my friends...
Als ich damals noch trank, hatte ich auch keine Zukunftsvorstellung, keinen Job, keine Perspektive, als ich trocken wurde, wollte ich auch wieder leben, und alles hat sich fast wie von selbst ergeben, weil ich mein eigenes Wollen wieder entdeckt hatte.
Liebe Joy, ich wünsche dir, dass du den ersten Schritt schaffst.
Läßt (bei mir Altem) zwar bohrende Fragen offen, aber egal, _mein_ Problem
Hallo fallada,
bei einem Zitat kann ich auch nur schreiben wiie ich es verstehe.
Mal als Beispiel ich hab mir die Frage gestellt:
Warum bin ich anders, warum Empfinde ich anders als alle anderen ?
nun wird mir auf diese Frage niemand eine Antwort gebven können- ich konnt sie mir auch nicht beantworten.
Solange ich aber die Frage gehasst habe, verdrängt habe, wollte ich sein wie alle anderen. Meine Empfindungen liesen es aber nicht zu, sie waren im Widerspruch. die folge war ich habe meine Gefühle verborgen, habe mich isoliert, habe die Gefühle todgesoffen...
Liebe deine Fragen darunter versteh´ ich das ich auf obige Frage bezogen das anders sein anehmen konnte und das anehmen ermöglicht mir einen Weg zu gehen, wieder Fragen zu stellen, auf Menschen zuzugehen die eventuell antworten haben. das eine oder andere auszuprobieren.. Ich war auf einen Weg mit meinen anders sein eine Zufriedenheit zu finden. Und der Weg schafft schon Zufriedenheit
Und das geht nicht solange du deine Fragen hasst oder verdrängst weil du gern sein willst wie alle.
Das gleiche oder ähnlich ist es wenn du dir die Frage stellst: Warum bin ich Alkoholiker?
Vieleicht wirst du nie eine Zufriedenstellende Antwort darauf erhalten.
Aber so lange dich hasst dafür und es nicht anehmen kannst- wirst du trinken. (das du ist es nicht persönlich).
Wenn du die Frage liebst hast du dich angenommen und du kannst mit menschen darüber reden und kannst dich auf einen Weg begeben zufrieden damit zu leben.
Wenn ich all so Eure Beiträge lese muss auch ich an Jahre zurück denken wo es mir genau so ging.Ich wollte / musste auch vor über 20 Jahren den mut aufbringen meinen Alkoholkonsum zu über denken. Im Mai 1987 bin ich zur Entgiftung,0 Prom.,ich hatte zwangsweise weil der Arbeitgeber mir das Firmenfahrzeug weggenommen hatte nach hause gehen müssen. Tun Sie Etwas gegen ihren Alkoholkonsum und dann kommen Sie gesund wieder und wir beschäftigen Sie weiter,kein Rausschmiss ,wie ich heute weiss,die Fürsorgepflicht eines verantwortungsbewussten Arbeitgebers. Ich war 3 Monate Krankgeschrieben ,die Decke fiel mir bald auf den Kopf.Ich ging zur Diakonie.Ging in Alkoholselbsthilfe Gruppen.Verschiedene ,ich probierte aus wie ich am besten zurecht kam. Ich tat etwas für mich .Die richtige Klinik dafür gibt es in unserer Kreisstadt.Dort die Frage ,was wollen sie denn hier.Mit 0 Prom. Ich wolle dort die 6 Wochentherapie machen ,meine Antwort,war mir von der Diakonie empfohlen worden. Ich machte ,und ich mache auch Heute noch ,nach fast 20 Jahren der Trockenheit. Ich bin zu frieden trocken geworden und gelieben. Bei dem selben Arbeitgeber bis 2002 gearbeitet in verantwortungs vollen Positionen. Ich bin heute Rentner und gehe immer noch im Meine Gruppe. Seit 2002 im Nov. habe ich in meinem Wohnort eine zusätzliche Gruppe gegründet. Man muss immer tun und machen sonst machen andere das für einen und dann kann es zu spät sein
da hat die Tina Recht: für dein Leben ist es schnurzpiepegal, wo andere waren, als sie sich zur Umkehr entschlossen haben.
Das Dumme ist nur (jedenfalls war das bei mir so): wenn man täglich trinkt, ist man nie wirklich nüchtern genug, die Sache mal mit dem Abstand zu betrachten, durch den man dann tatsächlich nüchtern (im doppelten Wortsinn) entscheiden könnte, ob's denn nun mehr Vor- oder mehr Nachteile sind
Dafür sollte man schon erst mal ein paar Tage nix trinken...