Ihr habt Recht! Ich möchte ganh offen sein, ich hab mir soeben den letzten Drink gemixt. Die Flaschen sind nun leer. Morgen gibt es also kein Pardon. Ja, ich müsst jetzt eigentlich mein Glas wegschütten, ich weiss. Ich kann es nicht! Ja, ich bin schwach! Es mag jetzt auch blöd klingen und es ist wohl eine Ausrede: Da ich heute sowieso gesoffen habe, kommt es nun auf einen Drink mehr oder weniger nicht mehr an. Ich rede mir die Sauferei schön, das ist mir bewusst. Morgen WILL ich aber wirklich meinen letzten Versuch starten. Wenn ich es dann nicht packe, werde ich mich für eine stationäre Entgiftung anmelden. Das bin ich MIR schuldig.
Moin Joy, ich persönlich bin ja deshalb auch eine befürworterin des stationären entzugs, weil mir die woche, die ich dort verbracht habe, unglaublich viel gebracht hat. Ich habe die unterschiedlichsten menschen kennen gelernt und, trotz all der unterschiedlichkeit, hatten wir etwas gemeinsam, unsere sucht. Noch heute kommt es mir vor, als wäre mein gesamter aufenthalt eine art inzenierung, nur für mich gewesen. Auch, um mir die augen dafür zu öffnen, dass alkoholismus eine tödliche krankheit ist, so sie nicht gestoppt wird. Ich war damals ausgesprochen naiv ins KH gegangen. 7 tage später war meine sicht eine völlig neue geworden- ich habe seit dem einen monster respekt vor alkohol und seinen folgen bei süchtigen menschen. Das zu absolvierende "pflichtprogramm" ( medizinische infogruppen, pflichtbesuche verschiedener shg`n, gespräche mit sozialarbeitern/psychologen) hatte ebenfalls jede menge input für mich. Das alles und die "käseglocke", die schützende, hat mir enorm geholfen über die ersten tage.
Ich hatte damals einen totalen horror vor dem krankenhaus- überhaupt vor krankenhäusern, nur der horror in meiner seele war größer und dafür, Joy ,bin ich heute noch sowas von dankbar. Ohne das annehmen können, würde ich heute noch saufen. Weil der satz : Nur du alleine kannst es schaffen, aber du schaffst es nicht allein schlicht wahr ist für mich. Ich wünsche dir eine für dich richtige entscheidung! Lieben gruss dir Hermine
ZitatMorgen WILL ich aber wirklich meinen letzten Versuch starten. Wenn ich es dann nicht packe, werde ich mich für eine stationäre Entgiftung anmelden.
Hallo Joy,
warum willst Du denn noch weiter leiden?? Geh es doch HEUTE gleich an mit der Entgiftung. Alles andere dürfte leider zur Neuauflage des gestrigen Nachmittags führen.
Gib Dir einen Ruck. Lieber Gruß und viel Kraft Beate
Danke der Nachfrage. Naja, Kater (Übelkeit) lässt grüssen. Aber motiviert, heute den letzten Versuch (kalt) zu starten, bin ich. Beim nächsten Schluck, melde ich mich für die Entgiftung an. Noch habe ich die Hoffnung, dass ich es ohne Klinik hinkriege.
es tut mir leid, aber deine Worte hören sich für mich so nass an. Denke, du schaffst es alleine nicht. Eine Klinik wäre für dich das Beste. Tut mir leid, dass ich dir nichts anderes schreiben kann.
nee, nee, der Drache ist schon da. Ich lass mir am Wochenende den PC mal reinigen, mit Atta? Vielleicht krieg ich ja dann meine Post auf. Das nervt ohne Ende. Ich bin ja leider zu dämlich um die Einstellungen selber zu ändern. Tzzzz, tzzz........
mit der motivation war das bei mir so ne sache..ich war am meisten motiviert nach heftigen abstürzen. irgendwann misstraute ich selbst meiner motivation. ich glaubte nicht mehr dran. in einer dunklen nacht stellte ich mir die frage ob ich mir selbst noch glaube. wie oft hatte ich mir geschworen..hoch und heilg..an alle götter..was habe ich nicht alles opfern wollen. ich wusste schon lange das es keinen anderen weg gibt aber ihn endlich zu gehn ...brauchte es da den passenden augenblick ? ich weiß es nicht. es war mein letzter rest seele der da schrie. ich hatte zum glück noch ohren dafür. hör auf dich..auf deine seele die nach freiheit schreit.
Ich war auch immer wieder an dem Punkt, wo ich mich hilflos gefühlt habe. Nacher habe ich also aus Hilflosigkeit getrunken und nicht mehr, weil es noch Spaß gemacht hätte. Nur, die Hilfe auch anzunehmen, ist der erste Schritt. Und dazu gehörte bei mir auch, die falsche Scham zu überwinden und in eine Klinik zu gehen und danach regelmäßig in eine Selbsthilfegruppe.
Mir hat auch ein Bild geholfen. Wie im Höhlengleichnis von Platon habe ich mich in einer Höhle gesehen, wo ich die Wirklichkeit nur als Schatten gesehen habe. Also waren die Schatten für mich die Wirklichkeit. Das hat mir den Ansporn gegeben, mich von meinen Fesseln, dem Alkohol, zu befreien.
Denn ich wollte ein Leben, das ich nicht nur Schattenhaft sehe.
deine Beiträge erinnern mich so sehr an den Kampf, den ich jahrelang geführt habe, zwar nicht für andere nachlesbar in einem Forum, aber zu Hause, im stillen Kämmerlein, gegen mich selbst
Jeden und jeden und jeden Tag. Es ist ein so unendlich kraftraubender Kampf, vor allem, wenn man ihn eben auch Tag für Tag wieder verliert. Denn niemand kann einen für dieses klägliche tägliche Versagen schlimmer bestrafen als man selbst. Heute denke ich manchmal, dass das für mich persönlich noch schlimmer war, als das eigentliche Trinken: dass ich so vollkommen zerfressen war von Selbstvorwürfen, weil es mir mit meinem 'Willen' nicht gelang, mit dem Trinken aufzuhören.
Letztes Jahr im Oktober - in einer Phase, in der ich rund um die Uhr trank, wenn mein Terminplan das zuließ, und ich in mir drin das Gefühl hatte, dass ich in einem Gefängnis sitze, dass weder Tag noch Nacht, keinen Morgen, Mittag oder Abend mehr kennt, sondern nur noch diesen tiefen Hass auf mich selbst, dieses Gefühl, ein vollkommener Versager zu sein - bin ich zur Suchtberatung.
Einen Monat später habe ich den letzten Alkohol getrunken. Statt zu trinken, fing ich nun an, zu reden. Ich lernte Menschen kennen, die - aus den unterschiedlichsten Gründen - ebenfalls in solchen selbstgemachten Gefängnissen gesessen hatten und einen Weg nach draußen fanden. Und mir wurde die tiefere Bedeutung des Satzes "Nur du kannst es schaffen, aber du schaffst es nicht allein" bewusst.
Ich will nie wieder in diesen lebendig gewordenen Alptraum zurück!
Das ist schon ok. Ich bin ja selbst nicht (mehr) davon überzeugt, dass ich den Entzug zu Hause schaffe. Deshalb versuche ich mich mit dem Gedanken an eine Klinik "anzufreunden".
ich kenne das von einer Sucht in die andere fallen. Hatte früher selbst mal Bulemie, Magersucht, Sportsucht,....... irgendwie war alles in meinem Leben nicht normal. Ich habe drei Jahre lang Therapie gemacht und erst dann war fähig mit dem Trinken aufzuhören. Bin dann aber anfangs auch fast nahtlos in eine Reha wegen meiner Psyche gegangen. Wer weiss ob ich es geschafft hätte, wenn ich zuhause geblieben wäre. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man nicht alleine ist mit seinen Problemen. Versuch es ruhig nochmal alleine, und wenn nicht, dann lass dir bitte helfen.
ZitatIch bin ja leider zu dämlich um die Einstellungen selber zu ändern. Tzzzz, tzzz........
Na und? Viel wichtiger ist doch, das Du weißt, wer´s regeln kann (geht mir nämlich genauso wie Dir :grins2
@ Joy Deine Motivation kenne ich sehr gut. Die hatte ich die letzten zwei Jahre, an denen ich getrunken hatte, jeden Morgen. Und abends hab ich dann doch wieder getrunken. Meine wirkliche trockene Zeit begann am Tag meiner stationären Entgiftung.