Burton Ja, Alkohol macht Birne hohl. Das stimmt. Im Nachbardorf von uns ist Dorffest und gestern ist meine gesamte Familie dort hin. Mein Mann nach dem Sport und meine drei Söhne sind auch aufgebrochen. Sie wollten mich mitnehmen, aber ich wollte nicht mit, weil ich doch weiß, wie ich bin. Dann trinkt man und dann wird man peinlich, redet dummes Zeugs und schämt sich am nächsten Tag. Also blieb ich zu Hause. Dann nahm ich mir Bier und dachte, die feiern doch auch. Alle guten Vorsätze waren weg. Ich kann ja ohne, das habe ich gemerkt! Ich hatte keine Probleme. Aber wie lange? Das habe ich auch gemerkt! Das ist wirklich nicht so einfach, nicht wieder umzufallen, ganz besonders, wenn alle anderen es auch tun. Schlimm ist es jetzt auch noch, dass ich eine Arbeitsstelle bekommen habe, die zwar befristet ist, aber wenn ich gut bin, der Vertrag verlängert werden kann. Jetzt muss ich erst mal da durch. Kann jetzt nicht einfach fehlen. Das nenne ich Schicksal! Ich hasse diesen scheiß Alkohol, dieses Gift. Heute wieder ganz besonders. Meine Männer sind alle ein wenig verkatert. Manchmal habe ich auch Angst, dass eines meiner Kinder genau die selben Probleme bekommt. Werner, du fragst, was ich vor habe? Ich werde mich weiterhin beobachten und so lange ich fit für die Arbeit sein muss, die Finger von dem Zeugs lassen. Ich muss schon um 5:30 aufstehen. Das würde ich mit Alkohol nicht schaffen. Auch meine Konzentration muss gut sein. Ich bin ein Perfektionist und möchte nur mein Bestes geben. Wenn ich eingearbeitet bin, und die Abläufe gut hinbekomme, werde ich zu einer Suchtberatungsstelle gehen. Ich habe auch nicht mehr diese Ängste. Wir sind alle nur Menschen. Ich weiß jetzt, dass ich immer wieder hinfallen werde, wenn ich es alleine versuchen möchte. Liebe Grüße
Mut ist nicht, keine Angst zu haben, sondern die eigene Angst zu überwinden
ZitatGepostet von ViP Wenn ich eingearbeitet bin, und die Abläufe gut hinbekomme, werde ich zu einer Suchtberatungsstelle gehen.
Warum erst dann und nicht gleich? Reduziert sich dann Deine Arbeitszeit?
Oder willst Du Dir am End etwa einfach noch Aufschub auf völlig unbestimmte Zeit gönnen für etwas, das womöglich lebensverändernd sein wird, und Du möchtest es im tiefsten Grunde Deines Herzens halt doch alles beim alten belassen? Mal ehrlich! (..musst nicht mir antworten, nur Dir selber.... :licht
DEN richtigen Zeitpunkt schlechthin, den gibt es nicht, Victoria.
Das ist zumindest meine Erfahrung, irgend ein Ausflucht findet sich immer wenn ich (eben nicht) will.... Damit hab ich nur mich selber immer wieder eingelullt und beschwichtigt, um nur ja nicht die gefürchteten Veränderungen angehen zu müssen.
Nur ein Zeitpunkt ist wirklich richtig für das, was ich "eigentlich tun sollte/wollte/könnte": GENAU JETZT.
P.S.: Ich war (und bin es immer noch) in durchaus anspruchsvoller Vollzeittätigkeit beschäftigt. Die Stelle hatte ich kurz vor Beginn meiner Trockenwerdung auch erst recht frisch angetreten. Und auch ich hatte und habe damals wie heute dazu noch Haushalt, Kind(er) und allerlei weitere Alltagsanforderungen. Das steht dem nicht im Weg, sondern ist nur durch meine Abstinenz überhaupt erst ohne Raubbau an mir und meinem Reserven vernünftig möglich. Für diese Basis was zu tun, zahlt sich also aus in Form von Lebensfreude und Energie. Und die Zeit die ich früher ja trotzdem zum Trinken übrig hatte, die nutz ich halt heute dafür, was für MICH zu tun.
Nur für den Fall dass es bei Dir natürlich "ganz was andres" ist... ... und Du einfach üüüberhaupt gar keine Zeit und Ruhe haben solltest, Dich um so Sachen zu kümmern....
ZitatGepostet von ViP Ich bin ein Perfektionist und möchte nur mein Bestes geben.
Eben drum!
Ingmarie.
[ Editiert von Ingmarie am 21.07.07 17:20 ]
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
ich habe mich gerade durch den gesamten Thread "gequält". Zwischendrin ist mir fast der Hals geplatzt. Du kamst mir (im ersten Teil als VictoriaPro, nicht jetzt als ViP) wie ein kleines Kind vor, was mit aller Gewalt aus dem dritten Stock springen möchte, statt die Treppe zu nehmen. Und das dann noch von allen anderen hören will: Jaaa, gerade DIR wird bestimmt gaaaaar nix passieren, denn Duuu bist ja diejenige, die fliegen kann. - Und dann auch noch beleidigt reagiert, wenn die anderen sagen: Wer aus dem Fenster des dritten Stockes springt, fällt meistens auf die Schnauze Aber mittlerweile hast Du wohl auch gemerkt, dass man auch, wenn die Hütte brennt die Treppe nehmen sollte, solange die noch begehbar ist. Ich würde mich Ingmarie anschließen und Dir nahe legen, recht bald zur Suchtberatung zu gehen und nicht auf den Tag X zu warten, an dem es nun mal reinpasst. Du solltest Dir selber so wichtig sein, diesem Termin eine hohe Priorität zu zu messen und nicht von anderen Faktoren (in Arbeit eingelebt, Kinder nicht krank, Weihnachten vorbei ....) abhängig zu machen.
Ich bin damals sozusagen aus dem Fenster gestoßen worden (Ein Ereignis "zwang" mich quasi zum Kaltentzug) - und ich hatte das große Glück, ohne große Verletzungen zu landen. Das ist aber eher selten. Mein Hausarzt wollte mich sogar fast zwangseinweisen. Wir hatten dann einen Deal, dass ich sicher in die Klinik gehe, wenn ich es jetzt nicht schaffe. Mein damaliger Hausarzt ist mittlerweile seit 8 Jahren verstorben und praktizierte schon 10 Jahre vorher nicht mehr. Ist also alles schon etwas her.
Hat die Suchtberatung rund um die Uhr auf? Ich kenne die Öffnungszeiten nicht, aber ich dachte, die haben Bürozeiten. Mein Arbeitsplatz liegt in einer total anderen Richtung als die Suchtberatungsstelle. Mein Wohnort liegt zwischen diesen beiden Orten. Und am Anfang ist es schwer für mich, einen Volltime-Job (nach langer Zeit) und dann noch den Rest zu managen. Da kann man nicht noch so nebenher das Leichteste oder Schwerste, in Angriff nehmen. Deshalb muss eines nach dem Anderen kommen, nicht alles auf einmal.
Vielleicht aber habt ihr recht. Und vielleicht ist es so, dass ich innerlich immer noch denke, ich kann es alleine schaffen. Jetzt wo sich mein Leben ändert. Und nachgedacht habe ich auch lange, warum meine Scheu vor diesen Weg da war. Mein Vater hat damals einen Entzug in einer Klinik gemacht. Wir durften ihn dort besuchen. Er lebte ca. 300 km von uns weg. Leider wurde er nach einer Zeit wieder abhängig. Aber da fiel es mir so richtig auf. Er hatten einen Absturz, und sein Benehmen war schlimmer als je zuvor. Vielleicht hat sich das in mein Unterbewusstsein eingebrannt.
Und ich habe mich beobachtet, was mich dazu brachte, um zu fallen. Wir waren bei meiner Schwiegermutter zum Geburtstag eingeladen und ich hatte keinerlei Probleme auf Alkohol zu verzichten. Als wir aber am Geburtstag meines Mannes, gleichzeitig auch Hochzeitstag, zum Essen gingen, da tranken alle. Einer Lambrusco der Andere dunkles Weizenbier. Sie wussten dass ich aufhören möchte, das war zuviel für mich. Es ist ja auch blöde, wenn man aufhören möchte und dann mit Leuten die trinken, in Kontakt kommt. Das musste ja scheitern. Vor allen Dingen sollte man Lokalitäten meiden. Ich sollte zu Beginn überhaupt Menschen meiden, die saufen.
Und wenn das Drumherum, nicht der selben Meinung wie ich ist. Mein Mann denkt, dass ich kein Alkoholproblem habe, weil ich ja ohne leben kann. Er sagte mir, dass er es nicht schlimm findet, wenn ich vielleicht einmal im Monat einen Absturz hätte. Er meint ich neige dazu, zu übertreiben. Die meisten Leute trinken viel mehr und machen sich keinen Kopf. Ich selbst finde auch, dass ich es gut aushalte, ohne Alkohol, nur wenn dann so ein Tag dazwischen kommt, an dem ich trinke, dann geht es mir am nächsten Tag sehr schlecht. Mehr seelisch als körperlich. Dann neige ich zu Depressionen. Deshalb habe ich auch überlegt, es ganz zu lassen. Weil ich egoistisch bin und dabei nur an mich denke.
Und ich finde es ganz in Ordnung, dass ich es probiert habe, dass ich nicht auf andere höre, weil man kann nicht lernen, indem man das tut, was andere für richtig halten. Alles im Leben muss man selbst ausprobieren und seine Erfahrungen machen, nur so kann man daraus lernen und Kraft schöpfen. @Ralfi +++++++++++++++++++++++++ Für wen meinst du perfekt sein zu müssen. Glaubst du perfekte Menschen werden mehr gemocht. +++++++++++++++++++++++++++ Ich bin ein Perfektionist und einer meiner Söhne ist auch ein Perfektionist, das liegt an den Anlagen, die man von Geburt aus mitbekommt. Wenn man perfekte Menschen nicht mag, dann soll man es bleiben lassen. Ich liebe mich und ich liebe auch meinen Sohn.
Mut ist nicht, keine Angst zu haben, sondern die eigene Angst zu überwinden
kommt es mir nur so vor oder ist es tatsächlich ein klein wenig so: Wenn ich viele Deiner Beiträge lese, habe ich immer den Eindruck, dass Du Dich verteidigst, massiv abgrenzt.
Meinst Du, jemand will Dir hier etwas böses ?
Ich kann hier nur für mich schreiben aber mir hat es am Anfang sehr geholfen, dass ich hier von Menschen lesen und lernen konnte, die über meine Krankheit und die Sucht mehr Erfahrung und ein besseres Wissen hatten als ich (obwohl ich "eigentlich" vom Fach bin :huch.
Die Umstände mögen bei Dir, bei mir wie bei fast allen hier sehr individuell und "ganz anders" sein; Die Sucht und die Verhaltensmuster die sie begleiten, die haben wir wohl alle gemeinsam.
Sieh mal Ralfis Beitrag aus dieser Sicht.
Achja: In mir steckt übrigens auch ein Perfektionist. War dann auch eine gute Übung, etwas von diesem Perfektionismus ablegen zu können und den Rest auf meine Trockenlegung zu fokussieren.
Wenns nämlich mit der Trockenheit nicht klappt, wird das restliche Leben mit der Zeit und Stück für Stück sowieso nur noch in der Tonne zu finden sein.
Dafür funzt das "Drumherum" seit ich nichts mehr trinke nun mehr um so leichter...wer hätte das gedacht?
Vieles in Deinem Beitrag finde ich übrigens gut : Das "selber Ausprobieren" ist, so lange Du so reflektiert bist, sicher eine gute Erfahrungsquelle und das Meiden von trinkenden Personen, Anlässen und Umgebungen sind sicher förderlich.
Tu einfach das Richtige!
LG Thomas
Das Leben ist keine Generalprobe; Es ist die Uraufführung!
ZitatWenn man perfekte Menschen nicht mag, dann soll man es bleiben lassen. Ich liebe mich und meinen Sohn.
Hi !
Wenn du sooo perfekt bist --- ja warum hast du dann so oft diese unstillbare Gier, dich und deine Gefühlswelt wegtrinken zu müssen ? Dich nüchtern nicht aushalten zu können ?
Hattest du noch nie die Idee, das das "perfekt sein" letztendlich nur deine eigene, selbst gemachte Erwartungshaltung ist ? Niemand sonst so streng mir dir ist wie du selbst ?
ZitatGepostet von ViP Ich bin ein Perfektionist und einer meiner Söhne ist auch ein Perfektionist, das liegt an den Anlagen, die man von Geburt aus mitbekommt. Wenn man perfekte Menschen nicht mag, dann soll man es bleiben lassen. Ich liebe mich und ich liebe auch meinen Sohn.[/b]
..und ich glaubte immer, einen Perfektionisten zeichnet nicht das tatsächliche Perfektsein, sondern nur das unentwegte bloße Streben nach Perfektion in allen Bereichen aus? Eine Aussage, ob dieser Anspruch auch erreichbar ist oder gar erfüllt wird ist durch das Etikett "Perfektionist" meiner Ansicht nach da noch in keiner Weise getroffen.
Und umso tiefer der emotionale Fall vom Sockel der eigenen Herrlichkeit, wenn dann doch mal ein Scheitern an den eigenen Perfektionsansprüchen realisiert werden muss, weil das Abenteuer "Leben" eben ganz gerne mal völlig unperfekt daherkommt... darauf dann erstmal einen Dujardin als Frustpuffer???
...und spätestens dann is doch Schluss mit der Selbstliebe, den Suff ist nun mal Selbstzerstörung ... und darum per se das glatte Gegenteil von Liebe
Zerstörung = Liebevoller Umgang mit sich und andren? Die Rechnung ist nicht stimmig.
Ingmarie
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
..und ansonsten... also ... ...ich persönlich hab ja nicht gesoffen weil ich mir meiner Perfektion bewusst war - sondern weil ich es damals nicht anderes erreichen konnte, dass ich mir eben genau meiner Unzulänglichkeiten nicht so schmerzlich bewusst sein wollte.
Dass es auch wesentlich konstruktivere Wege gibt, mit dem Unwillkommeneren umzugehen - das entdeckte ich erst bei "nüchterner Betrachtung".
Ingmarie.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
[quote]Ich bin ein Perfektionist und möchte nur mein Bestes geben.
[quote] das ist die sicherste Methode immer Trinkgründe zu finden.
Bingo - das habe ich gerade selbst erfahren. Hatte heute etwas vor - aber ich bin hundemüde, muss das also absagen. Und - was war der erste Gedanke? Och, n' Vodka und die Müdigkeit ist weg (was für ein Quatsch...). Nein, ich werde mir keinen kaufen. Aber -wieder mal ein Muster gelesen, das zutrifft. Nicht, dass ich das nicht alles bereits 1000 mal gehört hätte, aber - ich vergesse es ganz leicht, immer wieder. Auch ein Trick der Sucht, klar. Tückisches Ding. Erstaunlich, wie leicht diese Muster blitzschnell wieder präsent sind.
Ich bleibe klar - denn es gibt ein Morgen. Und das soll nicht grausam sein. Nicht mehr. Ich leg mich jetzt hin und lese. Auch schön. Und seit diese Entscheidung definitiv gefallen ist, hat Herr Vodka schon seinen hellsten Glanz verloren. Wieder an was erinnert worden.
Dieses Board scheint doch etwas zu bewirken (bin ja neu). Und wenn es "nur" die eigenen Trinkmuster, Trinkgründe, spiegelt. Was könnte es eigentlich mehr?
hallo Adriana, "Und - was war der erste Gedanke? Och, n' Vodka und die Müdigkeit ist weg" // Mein erster Gedanke damals war 'ein Glück dass ich nicht mehr trinken muss'. Das ist jetzt tatsächlich wahr, erst als zweiten Gedanken hatte ich dann auch solch Schrott, der allerdings immer gleich in die graue Vorzeit rückte. Ich räume aber ein, dass mein Anlauf etwa 10 Jahre dauerte. Max
[quote) Mein erster Gedanke damals war 'ein Glück dass ich nicht mehr trinken muss'. Das ist jetzt tatsächlich wahr, erst als zweiten Gedanken hatte ich dann auch solch Schrott, der allerdings immer gleich in die graue Vorzeit rückte. Ich räume aber ein, dass mein Anlauf etwa 10 Jahre dauerte. Max[/b][/quote]
Du bist weit weg von dem Zeug, Max. Schrott, ja, genau das macht es auch, wenn an ihm nachgibt Ich hatte ja vorgestern einen "Rück- oder Vorfall". Jetzt ist Herr Alk wieder präsent, das dauert auch noch etwas. Je länger eine Trinkphase zurückliegt, desto mehr gerät er aus dem Bewusstsein. Obwohl das auch trügerisch sein kann.... Ich hatte mal 8 Jahre Abstinenz. Dachte ich "ach, ist aber leicht" und glaubte, ich könne mir mal ab und an wieder eins genehmigen. Schön blöd
Da hat mein Unterbewußtsein GsD einen Mechanismus eingebaut. Immer wenn ich mich so ganz weit weg vom Alk wähne, träume ich einen Rückfall. Im Traum trinke ich dann wie selbstverständlich meist ein Glas Wein. Im Traum habe ich, bevor ich dieses trinke, vergessen, dass ich (trockener) Alkoholiker bin. Nach dem Trinken fällt es mir im Traum dann regelmäßig ein. In dem Moment wache ich meist heulend und schweißgebadet auf - und der Traum hat mir dann wieder ins Bewußtsein gerückt, dass ich eben trockener Alkoholiker bin und das auch nicht wirklich vergessen sollte.