Meine diesbezüglichen Engel, die trug ich im Grunde stets samt und sonders in mir selbst. Ich konnte/wollte/wagte es nur lang nicht, sie und ihre Möglichkeiten auch (an/zu)erkennen. Seit ich die Dinger frei fliegen lass, zeigen sie mir so manchen Platz an den ich schon immer hinwollte....
Ingmarie
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
ich find das total gut und es klingt nach einer großen Chance. Hoffe sehr, dass du diese Herausforderung mit deinen Jungs unter einen Deckel bekommst. Ich drück dir alles Verfügbare dafür.
gestern abend hatte ich die Gruppenleiterin unserer Selbsthilfegruppe (sie ist um die 60 und schon 30 Jahre trocken) und eine andere Frau aus meiner Gruppe, die Suchthelferin ist, nach Wiesloch in das PZN (Psychatrisches Zentrum Nordbaden) begleitet. Alle vier Wochen stellen sie dort den Alkoholikern die Gruppe vom Kreuzbund vor.
Ich wollte schon länger mal mit, weil ich total neugierig war und auch wirklich alles rund um meine Krankheit wissen will.
Und dann saß ich da Ich konnt gar nicht soviel sagen, wie ich wollte (aber das nächste mal:grins2, denn meine GL ist ein Plaudertäschchen. In der Vorstellungsrunde hab ich mir die 10 Jungs und 2 Mädels ganz genau angesehen und angehört.
Das ist schon was anderes in so einer Klinik als in der SHG. Dort sitzen wirklich ganz schön harte Fälle, und keiner sah mir da so wirklich clean aus Rote Augen, glasige hellblaue Augen, was mich zugegebenermaßen sehr faszinierte, man konnte beinahe in die kranken Seelen reinschauen. Dennoch habe ich mir sehr sehr wohl gefühlt, während ich dort saß.
Einer erzählte, dass er schon 25 Jahre trinkt und immer wieder hofft, endlich trocken zu bleiben und er sah so wirklich hilflos aus, und der Wunsch, dass es endlich klappen möge, war von seinen Augen abzulesen. Ein anderer machte seine 3. und letzte LZT und erklärte auch, 'ja, ich glaubte kontrolliert trinken zu können, zuerst wars ein Bier, dann 3 und zum Schluß zwei Kästen'
Wieder einer berichtete von seinen letzten Rückfall vor zwei Wochen, als er mit 'Musik' und Polizei ins Krankenhaus auf die Intensiv und dann zur Entgiftung gebracht wurde.
Aber was mich wirklich aufgebracht hatte war so ein beleibter kleiner Mitfünfziger mit russischem Akzent, der sich bequem in sein Stühlchen zurückgelehnt genüßlich in der Vorstellung des Kontrollierten Trinkens und der dazu in Heidelberg angebotenen Maßnahme erging Innerlich war ich auf 300. Und äußerlich hatte ich bereits unterm Tisch meine Beine verknotet und meine Finger in die Sitzkissen gekrallt, als ich ziemlich uncool, um nicht zu sagen, engagiert wie eine Nasse mit meiner Meinung dazu rausplatze.
Die Runde wahr kurzzeitig sehr überrascht bis sich ihre Erstarrung in herzhaftem Lachen befreite 'Höhö, ich sei aber sehr engagiert, warum ich mich denn so aufregte, ob ich das nicht gelassener sehen könnte.' Ich klärte dann mal auf, dass ich keine Trockene sei und mir das große Angst macht, wenn sich da einer so offensichtlich und noch vor vielen anderen Kranken so ein Hintertor aufmacht und Machtkämpfchen spielen will und vor allem so abgeklärt darüber philosophiert... es war zum
Boah, war mir das peinlich, ich hätte am liebsten vor Scham in meinen Stuhl gebissen. Aber ok.: das bin ich. Nass, auf dem Weg in eine zufriedene Trockenheit und da darf auch mal meine unsouveräne Angst raus.
In vier Wochen will ich wieder mit. Ich muß das ganze Ausmaß gesehen haben, nicht nur die paar wenigen, die auch tatsächlich regelmäßig eine SHG besuchen.
Für mich war der Abend sehr lohnenswert und ich bin sehr dankbar dafür. Ich werde gerne regelmäßig als Besucherin dorthinkommen, und viele neue Alkoholiker kennenlernen. Ich will niemals als Patient dort landen.
ZitatRelaunch:"Dort sitzen wirklich ganz schön harte Fälle, und keiner sah mir da so wirklich clean aus Rote Augen, glasige hellblaue Augen, was mich zugegebenermaßen sehr faszinierte, ..."
... das sind nicht harte Fälle, das bin ich, das bist Du, das ist er und auch der da, das sind WIR! Und faszinieren ist meiner Meinung nach wohl eher unpassend, vielleicht meinst Du "betroffen"?
Mich hat in der Suchtkrankenhilfe bis auf der erfolgreichen Abkehr vom Alk noch nie etwas fasziniert, ich war immer nur fertig von dem, was ich da bislang sah (auch bei solchen Vorstellungsrunden der SHG in Kliniken und anderen Einrichtungen)!
Ich weiß, Relaunch, aber, was Du meinst. Das ist auch gut so. Laß es ruhig mal auf Dich wirken, dieses Erlebnis.
LG Volker
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
sehr interessanter Beitrag. Genauso wie dir das gestern Abend ergangen ist, kenn ich das auch. Saß ja selbst einige Male, sowohl als Patient, als auch als Gruppenbeauftragter in der Suchtklinik. Hat mir auch geholfen.
Und das du dich über den russischen Migranten aufgeregt hast, kann ich verstehen. Der wird auch nicht aufhören, weil er dann nirgendwo mehr dazugehören wird. Das ist nämlich ein riesiges Problem, dass allen Russlanddeutschen und Polendeutschen eigen ist. Eine unglaublich hohe Suchtquote, aber praktisch keinerlei Akzeptanz innerhalb der Landsmannschaft. Habe mich da mal mit dem Leiter ner SB drüber unterhalten. Ist ein hoch interessantes und komplexes Thema. Jedenfalls finde ich das toll, dass du dir das anschaust und nicht als Patient dahin willst
Schön das du mal die orgienale gesehen und mit ihnen gesprochen hast , du schreibst du willst da nie hin:was meinst du wieviel da sitzen Die dort nie hinwollten aber für viele ist dies die einzige anlaufstelle . Ich habe auch gesagt da will ich nicht hin und zum schluß bin ich froh gewessen das es sollche anlaufstellen gibt. Keine SHG kann so die realität so nah bringen wie wenn man es selbst erlebt . Aber was mich wirklich aufgebracht hatte war so ein beleibter kleiner Mitfünfziger mit russischem Akzent, der sich bequem in sein Stühlchen zurückgelehnt genüßlich in der Vorstellung des Kontrollierten Trinkens und der dazu in Heidelberg angebotenen Maßnahme erging Innerlich war ich auf 300. Und äußerlich hatte ich bereits unterm Tisch meine Beine verknotet und meine Finger in die Sitzkissen gekrallt, als ich ziemlich uncool, um nicht zu sagen, engagiert wie eine Nasse mit meiner Meinung dazu rausplatzte Hatt er dir einen spiegel vorgehalten und du dich deshalb so aufgeregt hast Es ist seine wahrheit und seine einstellung zum alk. LG FITTI PS:ist es nicht ein bisschen früh für dich so eine einrichtung zu besuchen ,da du doch erstmal mit dir genug zu tun hast.
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
ZitatGepostet von fitti ...ist es nicht ein bisschen früh für dich so eine einrichtung zu besuchen ,da du doch erstmal mit dir genug zu tun hast.
Es liegt eine große Gefahr darin, dass die anderen die weitaus 'schlimmeren' Fälle sein könnten. Auch Friesenvolker hat das oben treffend beschrieben.
Es war gut, dass ich noch rechtzeitig zu der Erkenntnis kam, dass nichts wichtiger ist, als ich selber, um die ersten Schritte auf dem Weg in das trockene Leben zu überstehen, denn erst mit der Zeit wird der Gang sicherer.
LG Bernd
"Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. "(Bertrand Russell)
Ich fand's auch etwas früh, dieser Besuch. "Wir" haben sowas auch gemacht, waren aber 3-15 Jahre trocken. Am meisten half mir die geschlossene Station, die mit den therapieresistenten Unbelehrbaren (so meinte jedenfalls der Oberarzt). Wir kamen gerade mit denen am besten klar. Und einer von den 15 wurde tatsächliuch trocken, jedenfalls für eine Weile. Max
also, ich gehöre hier ja nun auch zu denjenigen, die einen geraden, möglichst schmerzvollen Weg für den wahren Weg halten, weil er für mich richtig war und weil ich ihn auch für die meisten Alkoholiker als richtig ansehe. Und zugegeben, ich bin da bisweilen auch ziemlich stur. Nicht aus Bösartigkeit oder weil ich will, dass der andere auch leiden soll(und wenn dann nur ein bischen:sly, sondern weil ich ihn einfach für am erfolgversprechendsten halte. Und das bleibt auch so. Aber, so sehr ich auch die Gefahren und Stolpersteine auf Mariannes Weg sehe, so sehr haben mich auch zwei Dinge überrascht, die ich nicht erwartet habe
Die Marianne hat geschrieben, das sie letzte Woche tierischen Saufdruck hatte, diesem aber nicht nachgegeben hat, sondern zu ihrer Gruppenleiterin gefahren ist. Holla, das habe ich nicht ein einziges Mal fertiggekriegt. Ich habe weder angerufen, geschweige denn ein Gruppenmitglied aufgesucht. Neeee, ich habe gesoffen. Und das hat für mich sehr viel mit " ich sorge für mich und meine Nüchternheit" zu tun und finde ich bärenstark Und, mal ehrlich Jungs, wer von euch hat sich in der Vergangenheit vorher Hilfe geholt? Und ich finde es auch richtig toll, dass sie mit ins LKH gefahren ist und das auch weiterhin tun will. Und selbst, wenn die Gefahr besteht, dass man sich selbst als nicht so schlimm empfindet und die eigene Sauferei verniedlicht, so besteht im Umkehrschluß auch durchaus die Möglichkeit, dass die unmittelbare Konfrontation mit diesen Zuständen, eine durchaus abschreckende Wirkung hat. Es ist zwar richtig, die Marianne auf die Gefahren hinzuweisen, ihr aber durchaus zuzugestehen, dass sie diese zu erkennen vermag und damit umgehen lernt. Egal, wie man den Weg sehen mag, ich finde schon, dass sie sich in den letzten 14 Tagen auf den selbigen gemacht hat.
ZitatGepostet von Spieler Und selbst, wenn die Gefahr besteht, dass man sich selbst als nicht so schlimm empfindet und die eigene Sauferei verniedlicht, so besteht im Umkehrschluß auch durchaus die Möglichkeit, dass die unmittelbare Konfrontation mit diesen Zuständen, eine durchaus abschreckende Wirkung hat.Es ist zwar richtig, die Marianne auf die Gefahren hinzuweisen, ihr aber durchaus zuzugestehen, dass sie diese zu erkennen vermag und damit umgehen lernt.
Hi Volker, fitti, Bernd und Max
ich habe mit Bedacht gelesen, was ihr schreibt und kann verstehen, dass ihr eine Gefahr darin seht. Mir war auch mulmig auf der Fahrt dorthin. Ich hatte Angst vor akutem Saufdruck und hatte, als ich dort saß mehrmals meine Situation und meine momentanen Gedanken, die da blitzartig kamen und gingen genau wahrgenommen und in Relation gesetzt. Es war gefährlich aber ich wollte hinsehen. Ich wollte, dass es etwas in mir auslöst.
Ich hatte Gedanken an Alkohol, respektive Wodka, von dem ich weiß, dass er mir immer noch schmecken würde. Aber ich habe diese Menschen gesehen, vor denen ich einen Heidenrespekt habe, weil ich weiß, jeder hat eine Geschichte, die ihn süchtig hat werden lassen, so wie ich. Und jeder trägt daran, ein vernünftiges Selbstwertgefühl aufzubauen, so wie ich auch.
Und da diese Menschen mein Schicksal teilen, eben auch in der aktuten Version, habe ich mich ihnen sehr nahe und verbunden gefühlt und so etwas wie Liebe empfunden. Ok, das ist meins, das hat es in mir ausgelöst und es war schön, wenn auch schön gefährlich.
Und niemals unterscheide ich zwischen besseren und schlechteren, klügeren und dümmeren, nassen und noch nasseren Alkoholikern. Wir sind alle Menschen, die mit Würde und Respekt behandelt werden wollen; und die geliebt werden wollen.
Der Abend hatte weniger eine 'abschreckende' Wirkung. Es war eher ein Hinschauen, Zuhören, Bewußtmachen. Und vor allem war es ein Gegenüber und Miteinander, was ich von diesem Forum und auch von den Treffen so nicht bekomme, da das Akute, das Ernsthafte, das Gefährliche fehlt, durch das ICH wachgerüttelt und mein Blick geschärft wird. Es lullt mich nicht ein in etwas Vermeintliches, ich kann mich nicht belügen.
Und je mehr Menschen ich sehe, die mein Schicksal teilen, desto eher kann ich es annehmen. Und je krasser ich es bei anderen empfinde umso mehr Respekt bekomme ich vor meiner Krankheit.
Mir fehlen die Worte, um euch zu erklären, was in mir vorgeht, aber es fühlt sich gut an.