Hi, na Newlife, dass Du auch einer von der Linux-Gemeinde bist :). Hätte ich nicht gedacht, auf den meisten öffentlichen PC läuft ja immer noch unser allseits bekanntes Windows. Triny, toll auch von Dir, dass Du am Ball bleibst. Na und ich bin jetzt auch schon wieder fast 2 Monate raus. Gestern war ich mit meiner Frau beim Volksfest und hab zum Essen ein Mass Alkfreies getrunken. Wenn mir das einer vor Jahren erzählt hätte, den hätte ich reif für die Klapse gehalten :))
Ciao Zwi
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26.09.2016 12:16
#107 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen
jo Zwitschi. Kenne Linux seit Mitte der Neunziger und war sowas von stolz, als ich unter SuSE, damals noch nicht openSUSE ein 56k Modem zum laufen bekommen habe.
Bin aber kein Windows Gegner. Windows XP und Windows 7 waren gute Betriebssysteme. Das was danach kam kannste für meine Begriffe aber wieder in die Tonne kloppen. Somit hielt vor geraumer Zeit wieder Linux bei mir Einzug und es begeistert mich einfach.
Zur Zeit läuft Linux Mint 18 und es gibt von mir schon ein eigenes Installationsmedium mit von mir persönlich ausgesuchter Software.
es sind die unterschiedlichen Wahrnehmungen des geschriebenen Satzes. Treffer!! Absolute Punktlandung.
Ich bin jemand, der auch nicht großartig "in sich reinguckt". Ich lebe halt einfach drauf los mit ner freien Birne. Wozu sollte ich auch anders agieren. Mir gehts seit einigen Jahren so ziemlich gleichmäßig gut, also sehe ich da wenig Veranlassung. Was ich aber mache ist, auf meine aktuelle emotionale Stimmung zu schauen. Wenns mal nicht so passt, überlege ich eben, was mir jetzt gut tun könnte und in aller Regel fällt mir da auch was ein.
Weiter so, DU machst das für DICH einzig Richtige, lass dich nicht beirren.
ZitatIch bin eher Genussmensch. Heute im nüchternen Leben ganz ähnlich. Meine Reisen sind eher ruhig, sinnig und in der Tat erholsam. Eben immer etwas verträumt. Somit gehe ich sehr gerne alleine weg und plane auch nie was. Es entwickelt sich einfach durch Gespräche und dem, was ich selbst dort entdecke.
Ja genau, weiter so!
Vor einiger Zeit aber habe ich mich auch mit diversen Fragestellungen ans Forum gewandt. Mache ich ja schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Da kam eben auch nicht viel, so dass ich zu dem Schluss kam, woanders nach Antworten auf meine Fragen zu suchen. Eben dort, wo mir Anregungen und Verständnis entgegenbracht wurde.
Dein letzter Absatz, stimmt traurig und nachdenklich. Nur ist mir selbst nach kurzem querlesen einiger deiner Beiträge, selbiges ebenfalls aufgefallen. Schade drum.
Allein wie du bei einer ansich sehr guten Sache (wie man helfen kann, Kleiderspenden etc.pp) hier abgekanzelt und nieder gebügelt wurdest .... Empfand ich persönlich, um ehrlich zu sein - als widerwärtig und ekelhaft.
Und was Ignoranz angeht ...., bestes Beispiel Biene ... ob deiner Frage, ob man sich gemeinsam in Berlin Brandenburg treffen möchte. Keine Antwort ist tatsächlich auch eine Antwort
Da nützt auch nicht die Ausrede später, man hätte deine Frage als Witz aufgenommen. Selbst wenn, auch darauf hätte man (höflich) antworten können. Wobei klar war, das du dich dort die Tage während deines Trips mit Usern treffen möchtest, keine Ahnung wie man das überlesen und als nicht ernst, also als Witz einstufen kann!?
Aber nun gut, es sind halt nicht alle Menschen gleich. Also mach dir nix draus Dirk ;)
ich schreib dir mal was. Mach ich auch gerne, schließlich kennen wir uns.
Ich beobachte auch recht viel und so entgeht mir auch nicht, dass gleich mal wieder 15 saufnixe gleichzeitig angemeldet sind, wenn es nasses Gesülze gibt.
Das ist sogar mir aufgefallen, obwohl ich hier an Board noch nicht lange angemeldet bin.
Was soll das? Da gibts dann so einige, die bekommen ne große Bühne. Wiederum andere werden recht schnell ignoriert. Da gibts dann inhaltlich zwar durchaus richtige Beiträge, die Art und Weise der Darbietung lässt aber zu wünschen übrig. Anscheinend sind das aber gerade die Beiträge die helfen, stellt dann wieder jemand anderes fest. Hätte ich mich darauf verlassen, würde ich wohl heute noch saufen oder bereits die Radieschen von unten wachsen sehen. Da falle ich gerne schonmal vom Glauben ab und reagiere auch nicht immer angemessen.
Völlig zurecht und nachvollziehbar, geht mir teils genauso.
Wirklich hilfreich aber ist was anderes. Das sind so Dinge, die den nassen Süchtigen auch mal auf andere Gedanken bringen. Permanent um das Suchtthema kreisen kann nicht gesund sein. Reflektion hingegen ist wichtig, aber eben nicht als Dauerbeschäftigung.
Seh ich ganz genauso. Von daher auch volle Zustimmung!!!
Ich fände es von daher toll, wenn so einige hier mal ein wenig über ihre Hobbies erzählen würden und das auch als Anregung entsprechend freundschaftlich verpacken.
Das ist eine recht schöne und auch hilfreiche Idee, ich bin gespannt ob irgendwer den Ball dir hier zurückspielt. Falls ja, werde ich es sehr interessiert verfolgen.
Ich habe durch grufti beim SN-Treffen wohl für mich auch wieder was entdeckt. Als begeisteter Linuxer interessiere ich mich natürlich auch für den Rasperry Pi und jetzt kam mir da auch ne Idee. Ich könnte so ein Ding mal als Medienserver einrichten. Hab ja auch das Standardwerk über Linux von Michael Kofler zuhause und da drin gibts auch nen Kapitel über diesen Minicomputer. Wir Linuxer nennen dieses Buch einfach "den Kofler". Ist toll geschrieben, richtig viel Fachwissen und die Lektüre macht immer wieder aufs Neue Bastelfreude.
Gut, ich interessiere mich eben für diese Art von Technik, bin aber auch erst blutiger Anfänger. Ein bisschen was weiss ich, weil ich schon ein paar Systeme installiert habe, aber das war es dann auch.
Finde ich so richtig klasse! Ein Hobby zu haben, indem man regelrecht aufgeht und ggf. auch aufblüht - wirklich immens wichtig und von meiner Seite her positiv beneidenswert. Leider habe ich von der Materie 0 Ahnung, kann mich von daher auch nicht mit dir darüber austauschen. Mehr als nur Bahnhof würde ich leider nicht verstehen.
Darüber hinaus achte ich auch immer auf Ausgleich. Nur in der Bude hocken mit so nem Zeug befriedigt mich nicht. Fortgehen, Sport, Reisen runden meine Freizeit immer sauber ab und sorgen für Ausgeglichenheit.
Wirklich beachtens- u. auch sehr lobenswert, wie sorgfältig du im Umgang mit dir selbst bist. Da werde ich mir zukünftig noch die eine oder andere Scheibe Brot von abschneiden, wenn ich mich ebenso zufrieden und ausgeglichen fühlen möchte. Aber schonmal danke, für die vielen guten Anregungen. :-)
Jetzt machen hier die saufnixe ja auch ganz verschiedene Dinge in der Freizeit. Sowas kann man durchaus als Anregungen an andere weitergeben und dann hätten wir hier auch mal wieder Abwechslung im Programm. Das muss nicht im Hobby-Bereich passieren, wo keiner reinguckt, sondern hier an Ort und Stelle.
Endlose Diskussionen aber über Medikamenteneinnahme, alkfreies Bier ja oder nein kann man sich zukünftig sparen. Was dem einen hilft, ist für den anderen Gift. Hatten wir hier zur Genüge und solche Diskussionen gehen immer in die Richtung, dass ein Gegner dessen, seinen Lebensstil als den einzig wahren verkaufen will. Dem ist aber nun einmal nicht so.
Stimmt, dem ist tatsächlich ganz und gar nicht so.
Newlife, du scheinst mir ein sehr besonnenes und ziemlich aufgewecktes Kerlchen zu sein und scheinst genau zu wissen, was dir gut tut und was nicht. Hast ja während deiner "aktiven Zeit" und auch danach genügend Erfahrungen mit dir selbst machen können. Irgendwann muss auch mal gut sein. Man kennt sich, oder man kennt sich nicht. ;-)
Mag ja sein, das der eine oder andere noch genügend eigene Psycho-Baustellen hat und sich selbst noch lange nicht so gut kennt wie sehnlichst erhofft und erwünscht. Daher spricht ja nichts dagegen, wenn diese Personen fortwährend in sich selbst hinein horchen und schauen und meinetwegen auch noch die xte Therapie anstreben - wenn es sie denn hoffentlich auch wirklich noch gesunder macht. Gruselig wird es immer nur dann, wenn man "selbiges zu tun" ebenfalls (immer wieder) angeraten bekommt, nur weil betreffende Personen mal wieder unfähig oder unwillig sind, zu begreifen, dass es einfach unsinnig und Quatsch ist, immerzu von sich auf andere schließen zu wollen. Das kann furchtbar nerven und irgendwann macht man einfach zu und denkt sich nur noch - lass ihn oder sie doch einfach labern - und es geht nur noch da rein und da raus (...). Schade halt, aber man kann niemanden ändern, nur sich selbst.
Ich finde deinen Weg den du gehst jedenfalls prima und der Erfolg gibt dir bis jetzt ja auch recht. Also weiter so!
Lieben Gruß und einen schönen Abend, Triny :-)
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newlife
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26.09.2016 19:36
#110 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen
ich unterstreiche einfach mal deinen letzten Satz. Das ist wohl auch so und "von alleine" ist das auch nicht gekommen. Ich sage nur einmal inneres "Loslassenkönnen" und neue Dinge zulassen können verbunden mit einer Portion Lust das ein oder andere auch umsetzen zu wollen, ebnen dann den Weg in die Nüchternheit.
Zitat von Triny im Beitrag #109 ...Gruselig wird es immer nur dann, wenn man "selbiges zu tun" ebenfalls (immer wieder) angeraten bekommt, nur weil betreffende Personen mal wieder unfähig oder unwillig sind, zu begreifen, dass es einfach unsinnig und Quatsch ist, immerzu von sich auf andere schließen zu wollen. Das kann furchtbar nerven und irgendwann macht man einfach zu und denkt sich nur noch - lass ihn oder sie doch einfach labern - und es geht nur noch da rein und da raus (...).
Hallo Triny, ich will Dich ja um Himmels willen nicht davon abhalten, Zensuren zu verteilen. Jeder wiar mog. Ich möchte nur kurz zu bedenken geben, daß es gute Selbsthilfetradition ist, von sich und seinen Erfahrungen zu erzählen. Das hat nichts damit zu tun, daß der andere nun genau sich so zu verhalten habe, sondern läßt im Gegenteil dem Gegenüber die Freiheit, das heraus zu ziehen, was er meint, gebrauchen zu können. Und wenn nichts dabei ist, mei dann ist es halt so. Deswegen mußt Du Dich doch nicht angepisst fühlen. Selbsthilfe, ob virtuell hier im Forum oder real in der Gruppe funktioniert mMn durch Erfahrungsaustausch. Wenn meine Erfahrung nicht auf Dich passen, bzw. Dir momentan nicht passen, ist dies doch kein Angriff auf Dich. Just my 2 ct
PS Vituelle Kommunikation ist scheints verdammt schwierig; es fehlt u.a. die Körpersprache, Stimmfärbung und schnelle Reaktionsmöglichkeit. Komischerweise funtioniert die Kommunikation zwischen virtuellen Streithanseln bei realen Treffen durchaus.
ich verstehe gar nicht, warum du dich angesprochen fühlst? Ich bin auch nicht angepisst, im Gegenteil - mir geht's bis auf permanenten Schlafmangel und zwickenden Nikotinentzug (trotz Pflaster) echt sooo super wie schon lange nicht mehr.
Also ganz wirklich, an dich hab ich als letztes bzw. gar nicht gedacht, als ich das von dir oben zitierte schrieb. Außerdem habe ich es ziemlich allgemein gehalten, so dass sich wirklich niemand genötigt fühlen muss, sich den Schuh überhaupt anzuziehen. Nur trifft es nunmal auf sehr viele Menschen zu (dieses permanente von sich auf andere schließen), ob nun hier oder draußen, ganz egal. Und das sind halt meine Gedanken dazu.
Lieben Gruß, Triny
newlife
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26.09.2016 20:26
#113 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen
Zitat Kommunikation ist scheints verdammt schwierig; es fehlt u.a. die Körpersprache, Stimmfärbung und schnelle Reaktionsmöglichkeit. Komischerweise funtioniert die Kommunikation zwischen virtuellen Streithanseln bei realen Treffen durchaus.
Hi Viktor, das habe ich ja auch immer wieder mal hier angesprochen und ist auch richtig. Ich habe für mich auch entschieden, tiefgreifendere Dinge mit jemandem zu besprechen, den ich auch sehe. Trotzdem glaube ich aber, dass wir auch durch schriftlichen Ausdruck so oder so formulieren können. Selbstverständlich ist es für jeden leichter, wenn Personen nicht im Raum sind virtuell auch mal draufzuhauen. Da nehme ich mich auch nicht aus, reagiere ja auch hier eher mal übergriffig, was ich im realen Gespräch nicht machen würde. Nur sind meine Übergriffigkeiten keine Aktionen, sondern Reaktionen auf das, was ich zuvor gelesen hatte.
ich fühle mich da nicht persönlich angesprochen, sondern der schlaue, allwissende Gruppenleiter bricht sich bei mir Bahn. Ich schreibe ja nicht nur an Dich, das schon auch, sondern auch für die Galerie. Und da ist es mir schon wichtig, ab und an die Basics der Selbsthilfe zu erklären, wenn ich meine, daß es angebracht ist.
hab mir alles nochmals durchgelesen, was ich gestern "Premieren" (8) alles so geschrieben habe. Das stimmt zwar alles, allerdings ist es doch sehr düster geschrieben und ist dann doch in seiner Einseitigkeit so auch nicht wirklich meine Realität gewesen.
Die ersten 6 Jahre, also ein jahr Therapie und anschließend Schule aufm zweiten Bildungsweg waren tatsächlich schon ganz schön hard. Psychisch gings mir oft grenzwertig wie ich ja gestern dargelegt habe. Finanziell auch immer knapp and der hunger Grenze, wars schon alles sehr happig. Als ich meine Therapie nach 11 Monate hier in München beendete, stand ich da mit etwa 2500 DM in der Tasche. Ich wußte einzig, dass ich nicht zurück darf, wie es für mich weiter gehen soll, irgendeinen Zukunftsplan hatte ich nicht. Habe dann tatsächlich kurz vorm endgültigen Rauschmiß aus der Therapie mit viel Glück eine kleine Wohnung in München gefunden.
So stand ich nun da, allein auf der Welt, kein Geld, kein Plan kein gar nix...das war im Frühling 1981. Die erste Zeit habe ich eigentlich genau genommen gar nichts gemacht, hab mir München angeschaut, rumgelungert, ab und zu mal mit nem ehemalige Therapiekollegen getroffen, das wars.
Bei einer Diesen gelegentlichen Treffen lud mich der Michael, ein Patient aus der Klinik - der im Gegensatz zu mir aus sehr guten, wohlhabenden Verhältnisse kam (sein Vater hatte 5-6 Apotheken) ein mit seinem Vater eine Runde mit dem Sportflugzeug über die Alpen zu drehen. Bei dieser Gelegenheit erzählte mir dessen Vater dann auc, daß es in Wolfratshausen (südlich von München) eine Schule gibt, die aufm zweiten Bildungswegs das ABitur in Vollzeit anbieten würde, das wäre für mich vielleicht doch auch eine Möglichkeit. Man muss dazu sagen, daß diese Schule für angehende Prister gedacht war, also einen erzkonservativen katholischen Charakter hatte, aber aus Gründen der gesetztlich vorgeschrieben Klassenstärken gezwungen waren externe Schüler (nicht religiös motiviert) aufzunehemen.
Ich habe dann dort vorgeschrieben mit emphelung des Vaters von Michael, wie ich sie überzeugt habe, weiß ich nicht mehr allerdings habe ich für mitte September 1981 die Zusage bekommen.
Wie gings weiter? Vorab noch der Hinweis, dass ich mich um ein jahr vertan habe, Therapie war von etwa juni 1981 - mai 1982 und Schulanfang war dann September 82!
Ende September bin ich dann nach Geretsried gezogen zur untermiete in einem winzigen Zimmer, mal gerade so 2x4 meter gross. Auch sehr weit weg vom Schuss, ausm Fenster konnte ich die Berge sehen, Alpenpanorama freihaus, kehrseite aber war, dass ich nach München (da wo die Aktion war) mit Bus und Sbahn 2 Stunden gebraucht habe.
Kommunikationsmittel = Null, noch nicht mal Telefon im Haus! Da wars noch niks mit eben mal ein Problem googlen oder seine Sorgen mal eben in nem Forum mitteilen!
SHG oder sowas gabs vermutlich schon damals auch in Getetsried, allerdings wohl überhaupt auf jemandem wie ich (sehr jung, politox, dropout) null zugeschnitten, und mich damals im Kreise von Masskrugtrinkenden Familienväter auseinanderzusetzen wäre mir wohl kaum eingefallen! Etwas anderes gabs aber damals dort noch nicht.
War ich also gezwungen alles mit mir selber auszumachen, keine Anlaufstelle, keine tröstende, unterstützende Worte wenns mir mal wieder saudreckig fing!
Auch finanziell wars oft sehr eng! Einmal war ich gar "gezwungen" nach Bad-Tölz zum Kreissozialamt zu fahren, weil ich tatsächlich schon mehrere Tage nichts gegessen hatte! Die Sachbearbeiter wollten zunächst mit Hinweis, dass sie für Schüler nicht zuständig wären keine Hilfe gewähren, erst als ich androhte eine Klage wegen unterlassene Hilfeleistung in einem Härtefall anzustrengen haben sie schluss endlich 100 DM rausgerückt! Und ich konnte wieder zwei Wochen weiter existieren bzw. Schule besuchen.
Das Thema Geld ist eh so ne Sache. Für jemand, der in seinem Leben noch nie existenzielle Geldsorgen hatte ist es wohl kaum nachzuvollziehen, wie sehr einem der Mangel an Geld zusetzen kann. Sich existenzielle Sorgen ums nächste Essen oder darum, wie zahle ich die Miete und vermeide obdachlosigkeit sind Problemfelder, die einem auch ohne seine sonstigen, psychischen Problemen heftig zusetzen und dem Leben enorm einschränken kann. Wie oft bin ich nur deswegen abends nicht rausgegangen weil ich mir nirgends ein Getränk hätte leisten können! Es sind nicht nur psychische Probleme die in Einsamkeit und Isolation führen, sowas fängt auch schon massiv mit den zur verfügung stehenden Rescourcen an oder auch (im Falle das ist kein Problem) nicht!
So bin ich dann Montags bis Freitags jeden Tag in dieser Erzkatholischen Schule gegangen. Ja Bildung ist schon Luxus, dass war mir schon klar und deswegen war ich auch bereit auf vielles zu verzichten. Von meinen Vorkenntnissen her, war ich wenig beleuchtet, die letzte Klasse in Belgien war die sechste! Kaum des Schreibens mächtig, geschweige denn die Deutsche Sprache was Lesen und Schreiben anbelangt, war ich im ersten Jahr so ein bisschen der Depp dort!
Im zweiten Jahr nach den Anfangsschwierigkeiten hab ich dann ein Gang höher geschaltet und war dann tatsächlich Klassenbester! Das war ja absolut kaum begreifbar für die armen Leutchen dort. Man muss nämlich wissen, dass ich mit dem Rest der Klasse (Priesterseminaristen, stockkonservativ, stockverklemmt) so ziemlich auf kriegsfuss stand, war ich doch in allem, Aussehen, Ansichten, Religiösität etc. mal so das absolut 100% Gegenteil von denen und deswegen auch das "schwarze Schaaf" dort. Die Genugtuung die ich mal wieder empfand, als ich mal wieder als einzigen der Klasse eine "eins" in der Schulaufgabe geschrieben habe, davon zerre ich noch fast heute!😎 Ich glaube einige von denen haben wohl gedacht der "Leibhaftige" persönlich ist unter ihnen gefahren, ein glaube, was ich denen keineswegs nehmen wollte!
Schulisch liefs dann so weit so gut, wobei mein Fleiss, der ja hauptsächlich angetrieben war es denen mal so richtig zu zeigen, dann in Laufe der Jahre arg nachgelassen hat.
Mit einigen Schulkollegen habe ich mich trotzdem angefreundet und auch ausserhalb der Schule habe ich neue Kontakte geknüpft. Meistens waren es schon Leute, die mich in gewisserweise an meiner Zeit auf der Scene errinerten. Aber keiner von denen hatte einen problematischen Konsum, weswegen auch es für mich selten zu schwierigen Situationen kam. Nach etwa 2 Jahre bin ich dann nach Wolfratshausen gezogen in einem "Studentenwohnheim", welches auch für Schüler offenstand. Wohnheim war eigentlich übertrieben zu sagen handelte es sich hierbei lediglich um eine grosses ehemalige Gaststätte/Hotel, was das Studentenwerk München angemietet hatte. Für mich wars trotzdem ein riesiger Fortschritt und Entlastung den die Zeit als Untermieter war doch mit einigen gravierenden persönlichen Einschränkungen verknüpft gewesen, so wars zum Beispiel verboten Frauenbesuch über nacht! Also bezog ich mein Quartier im Studiwohnheim, welches fast keine Studenten bewohnten, wars einfsch viel zu weit weg von München (man hätte wohl so 1,5 stunden einfach gebraucht zur Uni). Statdessen haben sie (Studentenwerk) es vollgemacht mit irgendwelchen Randgruppen, Gescheiterten etc.) Ein buntes Völkchen und gar nicht mal so unangehneme Nabarn im grossen und ganzen!
Eine SHG oder Ähnliches hab ich auch in Wolfratshausen nicht besucht oder mich sonstwie übers Thema ausgetauscht! Ein Schulkollege hat mich dann seine 250 Enduro geschenkt, was meine Möglichkeiten nochmals so richtig in die Höhe getrieben hatte. Das war übrigens so ein Seminarist, der Gregor, vollkommen übeegeschnappt, der Meinung das er es Franziskus ähnlich tun müsste und alles, was er hatte unters Volk bringen muss. Da kam so ein "arme ungläubiger Teufel" wie ich, der zumal auch noch wie ein Rocker aussah wohl gerade recht eine gute Tat zu vollbringen.
Psychisch habe ich mich dann ganz langsam etwas stabilisiert. Die Aufs und Abs waren dann nicht mehr so extrem heftig, Depressionen oder Vorstellungen nahe am Wahnhaften liessen im Laufe der Zeit immer mehr nach und mir eröffneten sich wieder mehr Möglichkeiten (das war so etwa drei jahre nach der Therapie)
Das war eine Zeit, wo ich das Gefühl mal wieder hatte, das das Leben auch schön und angenehm sein kann und keineswegs nur Sorgen, Belastung und Kampf bedeuten muss. Ob mal in die Berge oder zum Starnbergersee oder zum nächsten Jugendtreff mit ne Enduro ist vielles einfach möglich, was ich ab da dann wieder ausführlich in der Tat umgesetzt habe. Auch München war wieder oft Ziel. Vielleicht gibts noch den einen oder andere Altmingener hier? JAM, Popclub, Caffee Grössenwahn, etc. damals gabs auch noch in münchen eine alternative Scene, die natürlich genau meine Kragenweite war damals.
Frauenmässig ist in dieser Zeit dann auch schon wieder was gelaufn, nicht so arg viel aber hin und wieder hats sich auch eine bei mir ins Betchen verirrt!
Das Leben wurde also wieder geniesbar, sogar Schülerbafög bekam ich ab der ersten Kollegstufe (das dritte Schuljahr) was meine Freiheitsgraden erneut enorm steigerten. Ich habe dann bescheiden im Studentenwohnheim gelebt, finanziell schon dast wieder unabhängig, mit viel Freiraum (oft auch die Schule geschwänzt) und das leben dann schon wieder genossen!
So habe ich dann die beiden letzten Jahre bis zum Abi so vor mich her gepletschert. Ich war auch übricens der Einziger, der aus unsere Anfangsformation dann 5 jahre später tatsächlich das Abitur gemacht hat.
Ja 1987 wars dann soweit hielt ich mein Abschlusszeugniss (Zugangsberechting zur Universität) in Händen! Das war schon was, nun hiess es erneut Sachen zusammenpacken, München ich komme!
Ich mache jetzt mal nen Zeitsprung in die Vergangenheit, denn auch meine Kindheit habe ich in düstersten Farben ausgemalt, was halt auch nur die halbe Wahrheit entspricht. Vielleicht wundert sich jemand, daß ich so fleißig schreibe, ja Hintergrund ist, daß ich erkältungsmäßig schwer ausgeknockt in Bett liege, also viel Zeit zur Verfügung habe.
Aber jetzt noch mal zu meiner Kindheit. Die war zunächst, die ersten 8-9 Jahre eigentlich gar nicht so übel. Meine Eltern waren fast wohlhabend, eine bürgerlich Familie in der oberen Mittelschicht. Ich würde (meine Geschwister genauso) in den mit besten damaligen Internaten in Belgien geschickt. Sehr sehr streng, sehr katholisch. Ich habe - wie könnte es auch anders sein (ich war ja erst 7 jahren alt) - die Zeit dort gehasst, sehr meine Mutter vermisst. Alle 2 Wochen dürften wir ein Wochende nach Hause kommen, die ABschiede am Sonntagabend habe ich dermassen gehasst! Ich denke es war eigentlich auch zu früh und möglicherweise enstand hier schon eine frühe Ursache meines späteren süchtigen Konsums. Jedenfalls hat sich das so 2 - 3 jahre hingezogen, ich war ein recht gute Schüller, in Mathematik war ich wohl der Beste der Klasse, solche Gedankenbruchstücke habe ich noch errinnerung. Auch das ses dort wirklich äußerst streng und autoritär zuging kann ich mich noch gut entsinnen. Für kleinste Vergehen (zum Beispiel schuhe nicht ordentlich geputz) konnte man schon mal vor versammelte Mannschaft seine schwere Schultasche - auf den Knieen sitzend - 10 Minuten übern Kopf halten. Sackte einem irgendwann schon vorher die Arme runter konnte es dann auch mal ne richtig harte Backpfeife geben. Oder Nachmittags während der sogenannten nachmittagliche Studienzeit (beaufsichtige Hausaufgabe, wobei sich die Aussicht tatsächlich nur darauf beschränkte das man kein Muks machen dürfte) würdee man schon ml mit einem Holzstab beworfen, den man dann auch zurück zur Aufsichtsperson (entweder Nonnen oder Klosterbrüder) brigen dürfte und bei der Gelegenheit dann auch gleich noch was auf die Finger bekam.
Das waren Lehrmethoden weit weg von unseren heutigen modernen Ansichten. Außer das mir sexuelle Übergriffe nicht bekannt geworden sind, hab ich dort viel Sadismus, Brutalität und Menschenverachtung kennengelernt. Da hat man doch tatsächlich mal einen Bettnässer morgens gezwungen aufm Schulhof vor versammelte Schüler und Lehrer/Klosterbrüder sein eingenässtes Bettlaken übern Kopf zu tragen! Dort hat man wahrhaftig Seelen zertört. Rein gefühlsmässig hätte man doch wirklich sehr große Lust darauf diese Leute an der wand zu stellen, jedenfalls würde mein Hass auf diese Verhältnisse immer noch dazu ausreichen. Naja! Ich denke aufjedenfall, hier ist ganz sicher ne Quelle meiner späteren Sucht angesiedelt. Ich hab mal ein Foto aus dieser Zeit kurz mit reingestellt, ich hoffe der Forumsadministrator verwarnt mich deswegen nicht gleich schon wieder!
Wie ich dann in nur wenigen Monaten mich vom Internatsknaben zum absolut tiefgesunkenem Strassenkid entwickelt habe, schreibe ich dann im nächsten Kapitel (der letze in der Reihe das bin übrigens ich;-)