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Saufnix  
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Dieses Thema hat 84 Antworten
und wurde 5.438 mal aufgerufen
 Nass und Trocken
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Kleinerfuchs Offline



Beiträge: 3.729

11.08.2008 07:06
#46 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Huhu, Vicco

mir selbst sagt der Begriff Abstinenz nicht zu, erinnert mich auch zu arg an freudloses Dasein in Klosterzellen Ich verbinde mit Abstinenz was, was ich mir krampfhaft verkneife, was ich aus meinem Leben reisse und dann hinterlässt es da ein Loch, und das triffts für mich nicht. Ich muss mir Alk nicht verkneifen und erlebe Nichttrinken nicht als Verzicht. Mein Leben ist gerade, seit ich nicht mehr trinke, die meisste Zeit nicht wirklich von Tagessonnenkärtchen -sorry- überschüttet gewesen, und mir gings gut. In der schlimmsten Situation gings mir gut, jedenfalls immer noch dreimal besser als an jedem Abend, an dem ich getrunken habe, weil ich mich immer noch an meiner Abstinenz festgehalten hab, auch wenn sonst nichts mehr da war. Das war für mich so ne Art Versprechen in die Zukunft, nach dem Motto "solange ich nicht trinke, kann es wieder gut werden, wenn ich trinke, dann nicht"

Trocken triffts bei mir auch nicht richtig, weil ich den Begriff nicht wirklich füllen kann, zufriedene Trockenheit schonmal gar nicht. Wenn ich mal an dem Punkt bin, diesen Begriff überhaupt zu verstehen, ziehe ich vielleicht in Erwägung, mich auch vor mir selbst als trocken zu bezeichnen. Also bezeichne ich mich mal so und mal so, trockenen Alkies gegenüber meisst als abstinent, damit die mir nicht mit ihren Begriffsdefinitionen auf den Keks gehen, anderen gegenüber als trocken, weils irgendwie cooler klingt. Für mich sebst gilt eher, ich trink nix mehr, weil ichs nicht will, und die Bezeichnung dafür ist mir zur Zeit unwichtig, weil ich eh keine dafür finde. Ich mach mir eher Gedanken darüber, wie ich diesen Zustand beibehalten kann, als daß ich überlege, welchen Vornamen er hat. Irgendwann wird er ihn mir schon sagen, wie er heisst.

Dabei fällt mir noch die Kapitulation und die Trinkpause ein, mit denen ich auch Mühe habe. Für erstere hab ich mal das ganze Internet durchforstet, um rauszufinden, wie das überhaupt gemeint sein könnte, zweitere ist für mich die ultimative Waffe eine Alkies einem anderen Alkie gegenüber. Ich hab hier wesentlich öfter gelesen "Du machst doch gerade nur ne Trinkpause" als "ich habe damals lediglich eine Trinkpause gemacht" Bäh

Womit ich jedoch was anfangen kann ist Gelassenheit, der Begriff erklärte sich mir vor einigen Wochen, als ich einen ganzen Tag auf einem Stuhl sass und dachte "Spazieren gehen brauchste jetzt nicht. Zeichnen nicht, mit irgendwem reden nicht, essen nicht, shoppen gehen nicht....Du wirst Dich eh überall gleich scheisse fühlen. Einfluss hast Du auch auf gar nichts mehr, da kannste auch hier sitzenbleiben" ...und irgendwann ging tatsächlich die Sonne unter, unfassbar, ich hab stundenlang irgendwo gesessen und nichts gemacht, dabei konnte ich sonst eigentlich nichtmal zwei Minuten am Stück nix machen.

Vielleicht gehts mir mit den anderen Begrifflichkeiten ja auch irgendwann so, daß ne Situation kommt, in der mir sozusagen ein Licht aufgeht und dann kann ich sie auch gefühlsmässig füllen. Aufs gefühlsmässige Nachvollziehen der "Trinkpause" möchte ich dabei allerdings lieber verzichten, man muss ja auch nicht immer alles verstehen.

Hoffe, das war nicht zu arg am Thema vorbei, und wenn doch... betrachtet es als Gelassenheitsübung

Ich danke Dir auf jeden Fall mal wieder für diesen Thread Vicco, es gibt ja immer mal wieder welche, da weiß ich dann auf Seite zehn endlich, daß ich in der Zeit mal lieber was Sinniges wie Katzenklo säubern oder Fenster putzen hätte machen sollen, aber Deine gehören da definitiv nie zu. Die "lohnen" sich für mich immer

Fiel das jetzt von der Begrifflichkeit her unter "Schleimen"? Ich hoffe nicht, bin nicht so die Expertin für positives Feedback, Du bist da soeben mein Übungsfeld gewesen

LG, Britta


Callysta Offline




Beiträge: 8.240

11.08.2008 08:48
#47 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

@Valduz: Ja, genau so! Wer sich immernoch sträubt, sich als Alkoholiker zu bezeichnen, der ist meines Erachtens noch nicht durch mit der Einsicht. Da spreche ich aber für mich!

Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...


Valduz Offline



Beiträge: 149

11.08.2008 08:54
#48 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

@ Callysta

Sicher, ich spreche da auch nur für mich, aber das hat mich trotzdem umgehauen, dass der Pekinese so was postet

Das hätte ich, momentan in seiner Situation, einfach nicht erwartet!


Lg und einen tollen Tag!

Valduz


Callysta Offline




Beiträge: 8.240

11.08.2008 08:59
#49 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Ja, aber das ist keine Seltenheit! Nicht umsonst wird in Fachliteratur oft aufgefordert, vor sich hinzusagen, und zwar laut "Ich bin Alkoholiker!" Das ist auch gar nicht so leicht gewesen, finde ich ja selber! Liegt sicherlich auch an dem sozialen Stempel, der ja nunmal da ich! Ich bin Raucher kann ja sogar ich sagen - dabei rauche ich nichtmal

Aber es hat auch viel mit der Akzeptanz der Krankheit zu tun und der viel diskutierten Kapitulation! Und ich fühlte mich regelrecht ertappt, als ich mit meiner Bezugstherapeutin drüber sprach, dass ich das sogar in einer Therpie-Selbsthilfegruppe vermeide, wo es ja nun allen klar ist!

Vielleicht muss der Pekinese da nochmal nachfühlen, diesen Trotz überwinden.

Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...


bindroege ( gelöscht )
Beiträge:

11.08.2008 09:06
#50 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Einmal Alkoholiker = immer Alkoholiker. Über diesen Ausspruch läßt sich heftig diskutieren.

WARUM diskutieren ?

Als Alkoholiker ( verinnerlicht ) behalte ich die Krankheit ein Leben lang, jeder bestimmt selbst wie er die Welt einmal verläßt.
als trockener oder nasser Alkoholiker, aber immer als Alkoholiker


Callysta Offline




Beiträge: 8.240

11.08.2008 09:14
#51 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Droege, kannst Du vielleicht mal auf meine nMail antworten?

Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

11.08.2008 09:45
#52 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Guten Morgen Britte,

danke für die morgendliche "Gelassenheitsübung", die gar keine war Deine "Schleimerei" war auch keine und ging mir runter wie Öl.

Die Bedeutung der diversen Begriffen, die so gerne in unseren Kreisen verwendet werden, wandelte sich für mich im Laufe der Jahre des Nicht-Trinkens. Zunächst habe ich auch unreflektiert Begriffe verwendet, die ich in SHG, bzw. Therapie aufschnappte. Erst so nach und nach erschloss sich mir die Bedeutung.

Witzig finde ich ja, daß "Abstinenz" ausgerechnet für mich als gelernten "Hardcore-Katholen" absolut nicht mehr diesen katholischen Inhalt ala Enthaltsamkeit hat. Für mich bedeutet es nur "frei von", "nicht mehr da" - also relativ wertneutral. So wie ich sage "danke nein, ich rauche nicht mehr", so sage ich auch "danke nein, ich trinke keinen Alkohol".

Andere Aussagen beinhalten für mich (Insider-)Wertung. Wie Du richtig schreibst, werden sie auch gerne hergenommen zur "Be"wertung.

Schon ganz schön spannend, daß Wörter, deren Bedeutung vermeintlich klar und eindeutig sind und auch so verwendet werden, bei unterschiedlichen Menschen die unterschiedlichsten Empfindungen hervorrufen.

Schöne Grüße
Viktor


Elefantino Offline




Beiträge: 4.209

11.08.2008 09:47
#53 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Moin!

Damit ich nicht mißverstanden werde:

Ebenso wie Füchschen und offensichtlich vielen anderen, die hier posten, gefällt mir dieses Thema gut (Vicco:hallo4, schon weil es viele interessante Beiträge generiert.

Allerdings ist die Namensfindung für mich weniger entscheidend, als das Leben des beschriebenen Zustands des Nichttrinkens.

Gegenüber anderen variiere ich deswegen auch die Begriffe. Ich bezeichne mich als "trockenen Alkoholiker" Wenn "trocken" nicht verstanden wird, dann erläutere ich halt durch "abstinent" bzw. "ich trinke keinen Alkohol mehr".

Je nach Laune auch mal " Ich bin Alkoholiker, aber mein Faß ist leer", was eigentlich falsch ist, denn ich trinke ja nicht mehr, weil ich es nicht mehr möchte, und nicht weil nix mehr da ist.

Der Wort "frei" hat mich spontan sehr angesprochen. Das beschreibt für mich am besten den Unterschied zu der nassen Zeit. Alkoholiker bleibe ich mein Leben lang, weil ich im Gegensatz zu anderen, unfähig zu einem kontrolliertem Umgang mit dem Zeug bin. So lange, wie ich aber nicht trinke, werde ich auch nicht wieder zum Sklaven dieses Genußmittels/Nervengiftes. Und das macht mich "frei", mein Leben sinnvoll und schön zu gestalten.

Bei allen Menschen, die in meinem Leben wichtig sind, spielt die Terminologie ohnehin keine Rolle. Die wissen: Solange er nichts trinkt, ist er dieser feine Kerl, den wir gerne mögen. Sollte er wieder trinken, ist er eh bald fort. Da braucht es keine Begriffsdefinitionen....


LG

Christoph

Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche


F.W. Bernstein


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

11.08.2008 10:02
#54 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von vicco55
[...]

Schon ganz schön spannend, daß Wörter, deren Bedeutung vermeintlich klar und eindeutig sind und auch so verwendet werden, bei unterschiedlichen Menschen die unterschiedlichsten Empfindungen hervorrufen.


Besonders eindrucksvoll zeigt sich das sicher, wenn du in einem Kreis von Müttern mit Kleinkindern sagst:'Ich bin trocken.'

Friedi

____________________________________________________________________________________________________
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

11.08.2008 10:14
#55 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Hi Friedi,

habe jetzt a bisserl gebraucht, um den Witz zu verstehen
Da aber meine Frau einige Jahre lang eine Stillgruppe leitete, glaube ich, ihn jetzt kapiert zu haben

Gruß
Viktor


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

11.08.2008 11:19
#56 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten


ich kann da noch dazu bei steuern, unsere Selbsthilfegruppe heißt ja "trockene Frauenliebe" und so manche Frau gab uns den Ratschlag, es gäbe doch gute Gleitgeels wo denn das Problem läge
Ich selber benutze die Begriffe trocken, abstinent oder suchtmittelfrei je nach Gelegenheit. Habe bei keinem dieser Begriffe ein Problem.
Allerdings bin und werde ich mein Leben lang Alkoholokerin bleiben. Es ist eine chronische Krankheit, die ich durch Abstinenz zum Stillstand bringen kann, die aber jederzeit, wenn ich Alkohol trinke, wieder ausprechen kann. Ist für mich so und macht es auch klar für mich.
Auch ich hatte eine Zeit, da war es mir peinlich, mich Alkoholikerin zu nennen. Habe dann aber festgestellt, dass lag nur an meiner eigenen Einstellung zum Alkoholismus. Solagen ich als Betroffenen immer noch glaubte, das hat was mit Schwäche und Unvermögen zu tun, war es mir unangenehm mich so zu bezeichnen.
Inzwischen bin ich ein Stück weiter. Sicher noch nicht frei von allen Vorbehalten..aber weiter
Will auch mal schleimen und Vicco sagen, ich lese dich auch wirklich gern
Gruß Ruby

es sind die kleinen Dinge im Leben...


Bea60 Offline




Beiträge: 2.439

11.08.2008 11:38
#57 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Wirklich gutes Thema .

Ich habe jetzt immer wieder gelesen und in mich reingehört um für mich zu einer klaren Aussage zu kommen.

Jetzt beim "Nachfühlen" merke ich immer mehr, dass das Wort "trocken" mich irgendwie verunsichert und ich es in meinem Denken nicht so richtig einordnen kann, es auch nicht benutze.

Für mich persönlich ist es stimmig im normalen Umgang zu sagen: "Ich trinke keinen Alkohol." Ergänze es bei mir selbst und bei Menschen, die näher an mich ran kommen mit dem Satz:" .... weil ich Alkoholikerin bin."

Damit fahre ich für mich gut und mehr braucht es für mich auch nicht, denn es ist alles gesagt.

War aber wirklich spannend, sich mal näher mit den Aussagen zu beschäftigen.

Lieber Gruß
Beate


StellaLuna Offline




Beiträge: 3.582

11.08.2008 13:17
#58 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Ruby
Es ist eine chronische Krankheit, die ich durch Abstinenz zum Stillstand bringen kann, die aber jederzeit, wenn ich Alkohol trinke, wieder ausprechen kann.



Ist was Wahres dran mit "au-sprechen"

Schmunzelnde Grüssle
Patricia

•✿•ڿڰۣ✿• J E T Z T •✿•ڿڰۣ✿•


Märchenprinz Offline




Beiträge: 679

11.08.2008 16:03
#59 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

Hallo

Nach langer langer Zeit, in der ich bewußt nicht viel gechecked hab, hats doch igendwann, am sog. persönlichen Tiefpunkt klick gemacht, und dann war mir schlagartig Einiges klar über mich. Das war größtenteils gar nicht erfreulich, aber ich bin heute dankbar für diese Erkenntnisse. Wie das jetzt mit Worten bezeichnet wird ist für mich sekundär, wichtig ist was mir aufgegangen ist und welche Schuhe mir passen. Anderen mit Worten was zu erklären ist gerade in diesem Bereich ja auch sehr schwierig, da jeder mit solchen Begriffen unterschiedliche Assotiationen hat:
Also für mich gilt
-Alkoholiker:passt
-Tablettenaugust:passt auch
-Neurotiker: passt
-bisschen was positives: passt sogar sehr! (es existiert hierüber eine in der Therapie errarbeitete ausführlicheListe die ich aus naheliegenden Gründen hier nicht reinstell!)
-trocken: passt heute gsd
-Abstinent: passt auch heute
-Fortsetzung beliebig: passt oder nicht.. etcetc

LG
MP

* geboren am 28. Oktober 1957 - † gestorben am 24. September 2008


Maja82 Offline




Beiträge: 5.096

12.08.2008 21:25
#60 RE: Warum bin ich abstinent und nicht trocken? Zitat · Antworten

ich finde je länger ich nichts mehr trinke desdo normaler wird das. Am Anfang habe ich ja noch gezählt und gesagt ich bin trocken abstinent. aber heute denke ich der form gar nicht mehr drüber nach...es ist einfach so

oweia ob das wer verstanden hat

Liebe Grüße Maja


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