nachdem hier doch einige Aussagen über Gebrauch und Missbrauch von Baclofen gemacht wurden, möchte ich gerne etwas zur weiteren Diskussion beitragen. Ich nehme Baclofen seit 9 Monaten und bin seitdem nüchtern geblieben. Im Gegensatz zu früheren Trockenperioden kenne ich keinen Suchtdruck mehr. Frühere Entgiftungen im 2-stelligen Bereich, 2 Therapien, private Psychotherapie, jahrelange SHG-Besuche führten nach einiger Zeit nie zu einem befriedigendem Ergebnis. 14 Jahre Abstinenz waren zwar ein schöner Erfolg, konnten dann aber eine 3-jährige Rückfallphase nicht verhindern. Obwohl ich mich in der Trockenzeit gerne als „zufrieden Trocken“ bezeichnet habe, kostete diese Zufriedenheit und die permanente Arbeit daran viel Kraft. Mein nüchternes Leben mit Baclofen dagegen ist vollkommen mühelos, anfängliche leichte Nebenwirkungen waren Müdigkeit am Abend und ein paar sehr realistische Träume in den ersten 2 Monaten. Unterstützende Antidepressiva habe ich vor 9 Monaten ausgeschlichen, Baclofen wirkt auch Depressionen entgegen, Angstzustände sind verschwunden. Meine Dosierung ist konstant und sehr gering, die monatlichen Kosten belaufen sich daher auf gerade mal 7.50 €. Ich hoffe daß ich mit den nachfolgenden Informationen etwas zur Versachlichung dieser Diskussion beitragen kann. Alles, wirklich alles, was hilfreich bei der Überwindung der Krankheit Alkoholismus sein kann, ist wichtig. Den „Königsweg“ gab es nie und wird es nie geben.
Der Münchner Arzt Daunderer ist der Urheber der wissenschaftlich völlig unhaltbaren Behauptungen. www.toxcenter.de/stoff-infos/b/baclofen.pdf Daunderer wurde seit Jahren mehrfach aufgefordert beweiskräftige Quellen zu nennen, bis heute erfolgte keine Reaktion darauf.
Zitat„Die Fachwelt“, so Gustav Drasch, Toxikologieprofessor am Rechtsmedizinischen Institut München, „hat sich von ihm komplett losgesagt.“
ZitatNachprüfbar dagegen ist nachfolgende Aussage: Im Gegensatz zu anderen Abstinenzmitteln wird Baclofen kaum über die Leber metabolisiert, sodass das Medikament für die Behandlung von Patienten mit alkoholischer Leberzirrhose infrage kommt. Diese Patienten waren von früheren Studien zur Induktion einer Alkoholabstinenz meistens ausgeschlossen worden.."
Es gibt auch noch ein anderes Forum, das sich ernsthaft und vor allem „Nichttrinkend“ mit Baclofen auseinandersetzt. http://www.alkohol-und-baclofen-forum.de Moderates Trinken ist in diesem Forum zwar nicht ausgeklammert, es wird aber als akzeptierter Weg zur Abstinenz toleriert. Es ist eine Realität, daß es natürlich auch mit Baclofen Vor-/Rückfälle geben kann. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß Trinkmenge und Trinkdauer erheblich geringer ausfallen. Es ist eben kein „Wundermittel“
Schön Achternbusch, dass du dich zu Wort meldest! Endlich schreibt hier jemand, der sich wirklich mit Baclofen auskennt und sich ordentlich informiert hat. Auch sehr schön, dass du dich "als User outest" da fühlt man sich gleich nicht mehr so allein
das war Mirtazapin, (Remergil) habe ich mehr als 3 Jahre genommen. Es war zwar eingeschränkt hilfreich, macht aber stark abhängig. Das habe ich nach 3 erfolglosen Absetzversuchen mit Rückfällen bezahlt. Die Ausschleichphase zog sich über 3 Monate hin.
das macht stark abhängig? es heißt doch immer, diese medis machen eben nicht abhängig...hat mir der arzt so gesagt... ok, man darf sie nicht abrupt absetzen,immer ausschleichen, das ist klar... mensch, jetzt bin ich doch etwas geschockt
danke für den herzlichen Empfang und Zuspruch. Falls es jemanden interessiert, der Nick „Achternbusch“ ist mit Bedacht gewählt. Von Herbert Achternbusch stammt der denkwürdige Satz: „Du hast keine Chance, also nutze sie“ Diese etwas verschrobene Art von Humor hat mich vor Schlimmerem bewahrt.
alles kann abhängig machen. Mirtas verursachen keine körperliche Abhängigkeit aber erhebliche „Psychische“. In Panik musst Du deshalb nicht geraten, nur sehr vorsichtig und langsam ausschleichen.
Mit dem Alkohol verhält es sich ähnlich. Die körperliche Abhängigkeit ist nach 1 bis 2 Wochen erledigt. Was uns zu schaffen macht, ist die elende psychische Abhängigkeit, leider lässt sich das Medikament Alkohol nicht einfach ausschleichen.
ZitatGepostet von Achternbusch Obwohl ich mich in der Trockenzeit gerne als „zufrieden Trocken“ bezeichnet habe, kostete diese Zufriedenheit und die permanente Arbeit daran viel Kraft.
Das interessiert mich.
Ich behaupte, daß eine Trockenheit, so lange sie noch so viel Kraft und einen ständigen Kampf bedeutet, nie eine zufriedene Trockenheit sein kann.
Was glaubst du, warum du nie zu einer "selbstverständlichen" Trockenheit gefunden hast, trotz all der vorangegangenen Therapien?
Du hast dir da ja sicher auch deine Gedanken darüber gemacht und mich würde echt interessieren, zu welchen Ergebnissen du gekommen bist.
da könnte ich in der Tat einen Roman darüber schreiben. ich lass das lieber, viel wichtiger ist mir das Heute. Nur so viel vielleicht, die schulterklopfenden Normopathen mit dem Spruch „ich bewundere dich wie du das geschafft hast“ haben bei mit immer Brechreiz verursacht. Ich selbst konnte mich deswegen nie bewundern.
ZitatGepostet von Achternbusch Die Ausschleichphase zog sich über 3 Monate hin.
Grüß dich, Achternbusch,
wobei wohl der "Rebound Effekt" beim Absetzen dieser Medis einen erheblichen, womöglich den entscheidenden Anteil hat bei der verstärkten Wiederkehr der Symptome. Begriff kann man ergoogeln oder, besser gesagt, recherchieren.