Indem man sich selbst einredet, man würde von der "Gesellschaft" (wer soll das sein? - meine Gesellschaft suche ich mir immer noch selbst!) ausgegrenzt, wenn man nicht trinkt, schafft man sich natürlich ein prima Motiv fürs Weitersaufen.
"Ich konnte ja nicht anders - der öffentliche Druck!!!"
ZitatGepostet von Achternbusch Die Ausgrenzung trockener Alkoholiker innerhalb einer „durchfeuchteten“ Gesellschaft hat leider eine permanente Wirkung auf das Unterbewusstsein. Dies zu leugnen hätte wenig Sinn, Psychotherapie und SHG-Besuche haben auf Dauer gesehen wenig Chancen diesem Druck von Aussen zu widerstehen.
Auch ich habe mich noch nie "ausgegrenzt in einer durchfeuchteten Gesellschaft" gefühlt. Wenn Du das so empfindest ist das Deine Sache, aber verallgemeinern solltes Du es nicht.
...und von Malmö nach Kopenhagen ist es gerade mal 1 Autostunde. DK ist in Sachen Alkohol wesentlich liberaler als Schweden und auch Norwegen. Ich habe gerade von jemandem gelesen, der in Kopenhagen arbeitet. Die Hauptstadt wird regelrecht von Schweden eingenommen. Das Gros kommt um Südwärts geht's dann ähnlich. Ich kenne die Grenzstädtchen und Dörfer an der jütländischen (ehemaligen) Grenze alle ziemlich gut. Und wat machen dort die Dänen in D? Genau. Die Anfahrt lohnt sich preismässig fast bis Skagen hoch.
Was die staatlichen Stellen in Schweden sich durch den Verkauf im eigenen Land (Systembolaget) statistisch zusammen schustern.......hm...zumindest Fragezeichen...
Da das Thema „Gleichgültigkeit“ mehrfach nachgefragt wurde, versuche ich es eingehender zu erläutern. Ich werde dabei nur von mir sprechen und wie ich es erlebe und erlebt habe. In den trockenen Jahren blitzte immer wieder bei diversen Gelegenheiten der Gedanke an Alkohol auf. Durch PT und regelmäßigen Besuch von SHG konnte ich die Gedanken relativ leicht wegdrücken und anschließend verarbeiten. Dieses diffuse Gefühl im Bauch, nicht wirklich beschreibbar war nie verschwunden. Ein Blick, eine Geste, ein Werbespot (Jägermeister), konnten es hervorrufen.
Anders jetzt. Ich nehme alles genauso wahr wie zuvor, das unbestimmte Gefühl in der Magengegend taucht nicht mehr auf, ich erinnere es nicht mal mehr. Anders ausgedrückt, vielleicht war dieses Gefühl die schützende Angst vor einem Rückfall. Dieses Gefühl ist nun aus meinem Leben verschwunden – ich vermisse es nicht. Ich schreibe diese Zeilen gewiss nicht aus Leichtsinn oder Euphorie, in den vergangenen 9 Monaten habe ich unzählige Situationen durchlebt, die ich früher vermieden hätte oder die mich zumindest in Schwierigkeiten gebracht hätten. Situationen die in meinem Suchtgedächtnis emotionalen Aufruhr verursacht haben, begegne ich jetzt erstaunlich gelassen. Die Verbindung emotionale Erregung zum Suchtgedächtnis scheint durchtrennt, Alkohol kann vor mir auf dem Tisch stehen, ich kann ihn riechen und trotzdem ist er mir vollkommen gleichgültig.
ZitatGepostet von septembersonne Du meinst physische Abhängigkeit, nicht
ich glaube ich hab ne krise. mal zur allgemeinen aufklärung. mein säuferdasein war nicht geprägt von jeden tag besoffen sein. ich hatte durchaus große saufpausen dazwischen. die gingen manchmal über mehrere wochen. typisch quartalssäufer halt. allerdings auch schon mit körperlichen entzugserscheinungen wie zittern der hände, was sich aber immer wieder zurückgebildet hat. nur zum schluß, sprich die letzten 14 tage, hatte ich mich jeden tag abgeschossen. ganz besonders die letzte woche. da gabs nur noch flüssiges. als ich dann munter wurde, hatte ich beide formen der abhängigkeit, wobei die körperliche (physische) nicht zu übersehen war, ich habe geklappert wie espenlaub. mit diesem erlebnis, ich hatte es hier beschrieben, zog die psychische abhängigkeit von dannen. für mich war schluß, ich wollte nicht mehr trinken müssen. manno, ich krieg langsam bauchschmerzen.
ein Gefühl der permanenten Ausgrenzung bei Trinkevents habe ich dann, wenn ich mich permanent in solchen Kreisen aufhalte, solches liegt mir aber fern. Was soll ich da ?
Ich habe seit meiner Trocknung vielleicht zwei od. dreimal an sowas teilgenommen, is mehr als genug.
Mein Umfeld hat sich durch meine Verhaltensänderung automatisch gewandelt, mitunter glaube ich daß heute viel weniger gebechert wird, als zu meiner nassen Zeit.
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Randolf
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
ich hab so eine art der ausgrenzung erst vor kurzem auf einer geburtstagsfeier meiner schwägerin erlebt. und zwar in der eigenen familie. hauptperson war mein vater. er hat sich beinahe den ganzen abend lautstark mit einem mir fast unbekannten über die vorzüge des alkohols unterhalten. wie gesund doch ein glas rotwein ist. und wie gesellig und was man doch verpasst und wie lecker doch so ein weizenbier am abend, und so ein leckerer sekt und und und und ich war wirklich überrascht, wie viel das thema herzugeben scheint. ich hab nicht die bohne drauf reagiert und hab einfach am nebentisch gesessen und hab mich mit anderen leuten unterhalten. ich fands aber einfach nur bemerkenswert, dass er das immer und immer wieder tut, das war ja nicht das erste mal. er scheint sich richtig darin zu suhlen, dass ich auf der einen und er auf der anderen seite steht. was er damit erreicht ist, dass die kluft, die zwischen uns sowieso schon besteht, immer noch breiter wird.
danke für Deinen anschaulichen Beitrag aus dem Mikrokosmos „Familie“.
Mit Gesellschaft meine ich natürlich nicht nur meine unmittelbare Umgebung die ich mir als trockener Alkoholiker sehr wohl anders gestalten kann. Das gesamte öffentliche Leben spielt sich im Zusammenhang mit Alkohol ab. Das fängt mit der morgendlichen Zeitung an und hört mit dem abendlichen TV auf – wenn ich zuhause bleiben will. Kulturelle Veranstaltungen, Stadtfeste, Oktoberfest, Voroktoberfest, Feuerwehrfest, Schützenfest, Sportfest, Fussball-WM – nicht denkbar ohne massenhaft Alkohol und zwar sowohl in der Großstadt als auch auf dem Dorf.
Muss ich mich deshalb ausgegrenzt fühlen? Jetzt nicht mehr, früher schon.
Dieses "Bauchgefühl",diese "schützende Angst" die Du damals verspürt hast,hast Du sie eingetauscht, gegen ein "schützendes Schild" was Du vor Dich herträgst?
Aber auch Schutzschilder können zerbersten, wenn ich mich in einen "Kampf" begebe.
Ich möchte frei sein,nur von meinen Instinkten und Gefühlen geleitet, daher gebe ich meinem " Feind" lieber die Hand.
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ZitatGepostet von funkelsternchen ich hab so eine art der ausgrenzung erst vor kurzem auf einer geburtstagsfeier meiner schwägerin erlebt. und zwar in der eigenen familie. hauptperson war mein vater. er hat sich beinahe den ganzen abend lautstark mit einem mir fast unbekannten über die vorzüge des alkohols unterhalten. wie gesund doch ein glas rotwein ist. und wie gesellig und was man doch verpasst und wie lecker doch so ein weizenbier am abend, und so ein leckerer sekt und und und und ich war wirklich überrascht, wie viel das thema herzugeben scheint. ich hab nicht die bohne drauf reagiert und hab einfach am nebentisch gesessen und hab mich mit anderen leuten unterhalten. ich fands aber einfach nur bemerkenswert, dass er das immer und immer wieder tut, das war ja nicht das erste mal. er scheint sich richtig darin zu suhlen, dass ich auf der einen und er auf der anderen seite steht. was er damit erreicht ist, dass die kluft, die zwischen uns sowieso schon besteht, immer noch breiter wird.
funkelsternchen
... oder überdeckt er vielleicht einfach lautstark seine tiefsitzende Angst entweder
a) selbst so ein kleiner beschissener Alki wie wir hier zu sein
oder
b) eine Mitverantwortung an den seelischen Leiden seiner Tochter zu tragen?
ein Gefühl der permanenten Ausgrenzung bei Trinkevents habe ich dann, wenn ich mich permanent in solchen Kreisen aufhalte, solches liegt mir aber fern. Was soll ich da ?
EXAKT!!!!!!!
ZitatGepostet von Randolf.
Mein Umfeld hat sich durch meine Verhaltensänderung automatisch gewandelt, mitunter glaube ich daß heute viel weniger gebechert wird, als zu meiner nassen Zeit.
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Randolf
EXAKT!!!!!!!
ZitatGepostet von Achternbusch
Mit Gesellschaft meine ich natürlich nicht nur meine unmittelbare Umgebung die ich mir als trockener Alkoholiker sehr wohl anders gestalten kann. Das gesamte öffentliche Leben spielt sich im Zusammenhang mit Alkohol ab. Das fängt mit der morgendlichen Zeitung an und hört mit dem abendlichen TV auf – wenn ich zuhause bleiben will. Kulturelle Veranstaltungen, Stadtfeste, Oktoberfest, Voroktoberfest, Feuerwehrfest, Schützenfest, Sportfest, Fussball-WM – nicht denkbar ohne massenhaft Alkohol und zwar sowohl in der Großstadt als auch auf dem Dorf.
Muss ich mich deshalb ausgegrenzt fühlen? Jetzt nicht mehr, früher schon.
LG Achternbusch[/b]
???????????????????????????
"Kulturelle" Veranstaltungen??????????????
Was soll man auf ´nem Feuerwehrfest?????????????????
Da wäre mir meine schöne Freizeit viel zu schade..oder auf´m Stadtfest...300 Pils und Bratwurststände als FEST deklariert???????
Ausgegrenzt??????????????..Ich fühle mich seit meiner Abstinenz EINGEGRENZT..in den Kreis der Normalos, mit -meinetwegen - moderatem Alk-konsum oder gar keinen... ohne übergriffiges Verhalten von mir, Pöbeleien, bösen Zynismus oder Aggresivität...auf... "kulturellen Veranstaltungen" oder Parties..
Stattdessen gibt es echte Gespräche, echte Flirts..naja vielleicht....nüchterne Argumente, echten Spass...
Wie krude ist deine Sicht, Achternbusch, ich hab früher garkeine Nichttrinker wahrgenommen und wenn innerhalb einer Nanosekunde als uninteressant ad acta gelgt..inzwischen fällt mir auf WIEVIEL garnicht trinken, oder nur das berühmte "Ein Glas"..ob bei der WM..beim letzten AC/DC Konzert..und das ist weitaus die Mehrheit...ganz abgesehen von der schon länger stattfindenden Stigmatisierung der Vieltrinker auf Parties oder....kulturellen Veranstaltungen..mit denen will keiner was zu tun haben...
und was ne Morgenzeitung oder TV mit Saufen zu tun hat..
und wenn ich die WM in ´ner Absturzkneipe sehen will...
..dann....hätte ich was falsch gemacht....
[ Editiert von F10 2 am 14.06.10 18:28 ]
_____________________________________________________________________________________ Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.
ZitatGepostet von Achternbusch Muss ich mich deshalb ausgegrenzt fühlen? Jetzt nicht mehr, früher schon.
ich finde es gut, wenn du dich mit dem baclofen nicht ausgegrenzt fühlst. ich frag mich nur warum. ich kann es für mich nicht mehr nachvollziehen. ich kann dir aber auch sagen, ich fühle mich genauso gut ohne pillen (baclofen). allerdings kenne ich das gefühl, dass du beschreibst. das hat mich 11 jahre "kontrolliert" weitersaufen lasssen. warum, weil ich nach 7 jahren abstinenz den verdammten wunsch hatte, wieder zu den normalos zu gehören. aber auch weil ich in dem wahn war, ich sei geheilt, und bei mir wars ja nach meinen empfinden "nicht so schlimm".
erst als ich aus tiefstem herzen kapitulierte, als ich erkannte für mich gibt es nur einen weg, stellte sich ein anderes lebensgefühl ein. mir ist es vollkommen wurscht, wer neben mir was trinkt. meine bekannten, freunde sind fast die gleichen geblieben, bei mir steht der alk zu hause rum, es interessiert mich nicht die bohne. ich habe bei gleichem lebensgefühl den vorteil, ich brauch mir keine pille einzuwerfen, und das ist auch gut so. wollte ich mal gesagt haben. ich denke, du bist den weg nach unten nicht weit genug gegangen, aber so ist es besser, besser als zu sterben.
ZitatGepostet von Achternbusch Die Ausgrenzung trockener Alkoholiker innerhalb einer „durchfeuchteten“ Gesellschaft hat leider eine permanente Wirkung auf das Unterbewusstsein.
Guten Morgen Achternbusch ,
Ausgrenzung --> wenn ich dieses Wort durch "Isolation" ersetze oder ergänze, dann finde ich auch, dass es sie gibt. Allerdings keinesfalls die Ausgrenzung/Isolation trockener Alkoholiker, sondern nasser Alkoholiker. Wobei ich dann für mich sagen kann: durch meine Sauferei habe vor allem ich selber mich ausgegrenzt, isoliert, niemand sonst, auch keine Gesellschaft. edit: und seit ich nicht mehr saufe, fühle ich mich auch nicht mehr ausgegrenzt, ganz im Gegenteil sogar .
Anmerkung: eine Wirkung auf mein Unter- und/oder allgemeines Bewusstsein hat übrigens öfter mal der Anblick von total hackedichten Leuten --> verschafft mir hin und wieder ein regelrechtes Glücks- und Zufriedenheitsgefühl, weil das "diesmal" nicht ICH das bin und vor allem, dass das "GsD" vorbei ist
7 oder 8 Jahre lang war die Erinnerung an meine eigene Sauferei so lebendig, dass mich nix jucken konnte.
Aber das verblasst mit der Zeit. Wie lang bist Du trocken?
Was mich zwischenzeitlich manchmal juckt, sind auch keine Besäufnisse - typisch Alkis, können sich nur so was vorstellen - sondern die Trinkgewohnheiten in meinem neuen Bekanntenkreis, wo die Leute eben tatsächlich nach einem oder zwei Viertel Wein aufhören, dieser eine Wein auch noch entsprechend genossen wird und das eben so locker abläuft.
Es ist nicht weiter wild, es sind nur kurze Momente und ich hab auch keinen wirklichen Druck. Aber es haben schon zu viele Leute aus ner momentanen Laune heraus wieder angefangen, als dass ich das einfach so abtun möchte.