Anmerkung: eine Wirkung auf mein Unter- und/oder allgemeines Bewusstsein hat übrigens öfter mal der Anblick von total hackedichten Leuten --> verschafft mir hin und wieder ein regelrechtes Glücks- und Zufriedenheitsgefühl, weil das "diesmal" nicht ICH das bin und vor allem, dass das "GsD" vorbei ist
Lieber Gruß Ingwertee
[ Editiert von Ingwertee am 15.06.10 6:14 ][/b]
...dieses "Glücksgefühl" hatte ich damals in nassen Zeiten bei irgendwelchen Feten regelmäßig, weil´s da immer diese "Anfänger" gab, die nach 5 Bier schon dummes Zeug lallten...
Und um so mehr Leute zeitiger-besoffener waren als ich, stellte sich sogar sowas wie eine gewisse Zufriedenheit bei Mir ein
Heute nehme ich das zwar noch wahr...und sehe es als Warnung, weckt aber in Mir keinerlei Glücksgefühle....höchstens manchmal sowas wie Mitleid
Ausgegrenzt bin ich nicht, im Gegenteil. Aber grade das "Akzeptiert als Normalbürger" fördert eben auch "normalbürgerliche" Verhaltensweisen.
Normalbürgerlich ist es aber auch, sich um ein Glas keine Gedanken zu machen - sondern das wird je nach Situation und Appetit halt getrunken oder auch nicht. Wenn ich mir keine Gedanken drum mache, dann sag ich irgendwann "mir auch einen".
Wir sitzen einmal im Monat zusammen - 20, 30 Leute, die sich ein gutes Essen geben und dabei ein paar Veranstaltungen planen. Mich hat es ehrlicherweise überrascht, dass ich ausgerechnet in so ner Situation Appetit auf Wein gekriegt hätte.
Es hilft MIR aber durchaus, mir das bewusst zu machen.
bei mir wars damals der sekt zur premierenfeier. alle hatten ein glas sekt in der hand - da dachte ich mir - komm, das eine mal macht dir nix. mehr brauch ich euch nicht zu erzählen, oder?
Hui, wenn ich mich mal kurz fasse ähem, fehlt gleich mal das Wichtigste
Zitatich selbst im letzten Post ...dass das "GsD" vorbei ist
hier hätte ich der Vollständigkeit (weil ich so fühle) noch zu schreiben müssen, dass ich vor allem sehr hoffe, dass das so bleibt bzw. dass ich sehr froh bin, dass ich eben nicht (mehr) trinke - so in der Art.
Hi Minitiger ,
Zitatvon minitiger Aber das verblasst mit der Zeit. Wie lang bist Du trocken?
Oh ja, ich wars längst nicht so lange wie du (nur 15 Monate) und habs auch erstmal mit 'nem Rückfall im Mai jetzt versemmelt. Zum Verblassen: dass ich manchmal (meist denke ich dabei ja gar nichts) Glücksgefühle oder auch Erleichterungsgefühle verspüre, war für mich immer eine Art "Bonbon" nach dem Saufen aufhören. Ich weiß sogar noch, dass ich die ersten Male wirklich überrascht über diese Empfindungen war. Bleiben wird das wohl nicht, "geholfen" nichts zu trinken hat mir das direkt aber auch nicht.
Zitatvon minitiger Was mich zwischenzeitlich manchmal juckt, sind auch keine Besäufnisse - typisch Alkis, können sich nur so was vorstellen - sondern die Trinkgewohnheiten in meinem neuen Bekanntenkreis, wo die Leute eben tatsächlich nach einem oder zwei Viertel Wein aufhören, dieser eine Wein auch noch entsprechend genossen wird und das eben so locker abläuft.
Das finde ich ziemlich interessant. Die Lebensgefährtin meines trockenen Freundes z.B. trinkt so, wie du es oben beschreibst. Bei Treffen mal ihre ein, zwei Gläser Wein, das wars dann. Und das hatte mich schon etwas beschäftigt. Jetzt, wo ich das von dir lese, auch wieder. Gut so.
Ende letzten Jahres hatte ich mir ja Kochrotwein zugelegt. Dass ich mir Wein (mag ich nicht, ich war Biertrinkerin, und ja außerdem Rauschtrinkerin:gruebel kaufte, hatte wohl schon damit zu tun, dass ein Biereinkauf für mich ganz klar Rückfall bedeutet hätte?! Aus heutiger Sicht scheint mir das so gewesen zu sein. Und als ich daraufhin von meinen Freunden mit "fiesen" Sprüchen gepiesackt wurde --> gut, der Wein kam auch in den Abguss, aber auch, weil ich genervt war (das sind aber auch Pessimisten *hrks*) . Ach, dass beide recht hatten --> klar, ahnte ich auch. Hatte aber keine Lust, da ausführlicher drüber zu reden.
ZitatAber es haben schon zu viele Leute aus ner momentanen Laune heraus wieder angefangen, als dass ich das einfach so abtun möchte.
Es waren ja nur 15 Monate, und gefehlt hat mir in der Zeit nichts, ganz im Gegenteil. Allerdings: meine Denke ist ja schon irgendwie so, Bier --> Rauschsaufen, und mein Wein-Schwachsinn hatte schon ein wenig mehr mit dem zu tun, was du schreibst.
Im Moment fühle ich mich da (moderat Trinken) weit weg von, oder genauer: bewusst über moderates bzw. kontrolliertes Trinken habe ich ganz direkt sowieso noch nicht nachgedacht. Ich denke aber, dass das so nicht, oder zumindest nicht automatisch, so bleiben wird. Auch wegen meines Wein-Schwachsinns.
Schwieriges Thema. Wichtiges Thema. Auch mit ein Grund übrigens, warum ich meinen Gesprächsradius ausdehnen wollte.
Diese ganz kurzen Momente, von denen du schreibst: würd mich interessieren, was da kurz in dir gedanklich passiert? Und was es dich dann bleiben lassen lässt (naja, wohl schon dein Wissen über dich, nehme ich mal an?)? edit: ah, ich hab grad gelesen (#182), dass es dir hilft, dir das bewusst zu machen. Wird wohl wirklich das Wichtigste sein, das sich ehrlich bewusst machen, was in einem so passiert. Passt auch zu meinen Weinkäufen: genau drüber nachdenken oder sogar reden wollte ich da nämlich nicht
ps: das erste Besäufnis --> war nicht geplant das zweite 10 Tage später allerdings: mit genug Bier vor den Spiegel gesetzt, und das hatte dann schon damit zu tun, dass ich mir vor Augen führen musste/wollte, wo das endet (als wüsste ich das nicht auch so?!). irgendwie so jedenfalls
ZitatGepostet von Ingwertee Diese ganz kurzen Momente, von denen du schreibst: würd mich interessieren, was da kurz in dir gedanklich passiert?
Das fliegt mich an wie wenn ich plötzlich Appetit auf ein Eis habe. An sich nix dramatisches. Aber das Eis ess ich halt und beim Alk hätte es Folgen.
ZitatGepostet von Ingwertee Und was es dich dann bleiben lassen lässt (naja, wohl schon dein Wissen über dich, nehme ich mal an?)?
Ja. Ich hab die Erfahrungen aus meinen Trinkpausen und ich hab schon mehrere Leute erlebt, die nach vielen Jahren wieder angefangen haben. Da kann ichs mir ausrechnen.
Und ich hab auch schon gesehen, dass Leute, die nach langer Zeit rückfällig werden, besonders gründlich auf den Hund kommen. Ich finde, da fallen so kurze Appetitmomente dagegen kaum ins Gewicht - kann ich jedenfalls mit leben.
@ Minitiger, hm, bislang habe ich noch nicht erlebt, dass jemand nach langer Zeit (Jahren) wieder angefangen hat. Also zumindest niemand, den ich schon lange kenne und hoffentlich bleibt das auch so.
Aber ich kann mir schon vorstellen, dass das Miterleben oder Augenzeuge sein eines solchen Rückfalls "hilfreich" (mir mangelt es grad an einem besseren Ausdruck:rolleyes für die eigene Trockenheit sein kann. Ich finde das übrigens als hilfreich, diesem Aspekt jetzt hier zu begegnen.
Obs mir dann wirklich hilfreich sein wird, naja, die Zeit und so wirds zeigen. Würde aber schon ganz gerne nicht unbedingt jede Erfahrung selber machen müssen und wenns doof läuft, diene eben ICH als Anschauung dafür, wie mans lieber nicht macht
eine schwierige und sicher nicht eindeutig zu beantwortende Frage. Je nach dem wo man sich selbst gerade befindet, wie gefestigt man momentan ist, kann es einerseits stärkend sein, andererseits sich negativ auswirken. Ich habe in einer AA-Gruppe folgendes miterlebt: Ein neuer, ca. 4 mal erst dabei, kam eines Tages erheblich angetrunken zum Meeting. Irgendwann tickte er völlig aus und war nicht mehr zu beruhigen, so daß wir ihn bitten mussten zu gehen. Danach waren alle sehr aufgewühlt und im Laufe der nächsten Wochen gab es 4 Rückfälle in Folge. Ob dies jetzt ungewöhnlich ist oder möglicherweise ein bekanntes Problem ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Irgendwann tickte er völlig aus und war nicht mehr zu beruhigen, so daß wir ihn bitten mussten zu gehen. Danach waren alle sehr aufgewühlt und im Laufe der nächsten Wochen gab es 4 Rückfälle in Folge.
Moin Achternbusch ,
ganz spontan, ich bin ja nicht in einer shg: könnte das aber nicht ganz schlicht damit zu tun haben, dass halt diejenigen nicht ganz glücklich mit ihrer Trockenheit waren? Erinnert mich an meinen trockenen Kumpel, der hatte früher oft mit seinem besten Freund Saufpausen vereinbart, eine, vier, acht Wochen. Wenn die sich abends trafen und einer sagte "ach, sche** drauf, und " hats oft nicht lange gedauert, und der andere bestellte auch. Meist nicht am selben Abend (Gesicht wahren), aber dann am nächsten oder übernächsten. Mir erscheint das irgendwie zu fremdbestimmt. Sonst müsste ja vor dem Besuch einer shg gewarnt werden: Vorsicht, Ihre Teilnahme könnte ihre Trockenheit gefährden? Also, wenn solche Domino-Rückfälle wirklich ein shg-Risiko sind?
Als ich noch am Rumeiern war, sagte mein Threapeut mal zu mir: "Eigentlich kann es mir und den Mitgliedern unserer Gruppe doch völlig egal sein, ob Sie wieder trinken!" Das hat damals ganz schön gesessen! Heute dagegen sehe ich's genauso, auch wenn's zunächst einmal recht hart klingt. Von daher nehme ich wohl Anteil, lasse es aber beim Betroffenen.
Schließlich möchte ich für MICH trocken bleiben und nicht für eine Gruppe. Die haben ihr Leben - ich hab meins. Abgrenzung ist das Zauberwort.
Wobei mir gerade einfällt, daß es während meiner LZT auch immer wieder solche Domino-Effekte gab. Wochenlang keine Rückfälle und dann 3 hintereinander in kürzester Zeit oder so.
Aber wie gesagt: angetriggert von einem Rückfall kann nur der werden, der nicht zufrieden abstinent ist und dann wäre er irgendwann sowieso umgefallen.
Es spricht nichts gegen ein passendes Antidepressivum, aber es muss nicht immer ein SSRI sein. Sowas sollte schon unter klinischen Bedingungen stattfinden und nicht unbedingt im ambulanten Rahmen.
Führende Suchtforscher geben die Abstinenzforderung auf.
Der unten eingestellte link zeigt die aktuelle Version des Vortrags von Professor K. Mann und Professor F. Kiefer vom ZI Mannheim auf dem Deutschen Suchtkongress in Tübingen vom 22.9- 25.9.2010.
Die beiden Spitzenforscher, bis vor kurzem noch als Vertreter der Abstinenz als elementares Ziel jeder Alkoholismusbehandlung bekannt, haben die Ziele in ihrem Vortrag umdefiniert:
- Abstinenz ist nicht mehr ein Ziel einer Erstbehandlung bei Alkoholproblemen - In der Hierarchie der Behandlungsziele bei Alkoholabhängigen wird der Aufbau alkoholfreier Phasen höher bewertet als die Abstinenz.
Abstinenz war bis dato das primäre Ziel.
Man darf gespannt sein auf die Reaktionen der Entwöhnungsindustrie, SHGs usw. Das Dogma der Abstinenz und die Grundlage ihrer sogenannten "Behandlung" bricht weg. Die beiden Professoren Mann und Kiefer zu ignorieren, wird wohl nicht möglich sein.
Niemand, der erfolgreich und „zufrieden in Trockenheit“ lebt, wird sich dadurch in irgendeiner Form beeindrucken lassen. Die große Masse von unbehandelten alkoholkranken Menschen, man schätzt die Zahl auf ca. 4 Millionen in Deutschland, wird davon profitieren. Neue Behandlungsansätze mit geeigneten Anticraving-Medikamenten wie z.B. Baclofen, werden zu besseren Behandlungserfolgen beitragen. Durch den Wegfall des „entweder oder“ wird vielen der Einstieg in den Ausstieg erleichtert werden.