Ich fand "Alk" von Simon Borowjak auch klasse - hab ich zwischen Entgiftung und LZT gelesen. Ist kein trockenes Fachbuch, sondern sehr lebendig, lehrreich und teilweise auch richtig witzig geschrieben.
Im letzten Drittel ging mir die Beweihräucherung der AA zwar etwas auf die Nerven, aber man kann nicht alles haben.
Ich hab da noch ein anderes Aniegen. Ich wüßte mal gerne, ob das einer von Euch kennt. Wie gesagt habe ich mich mit dem Thema Alkoholismus nie fachlich befasst. Im Sinne von Literatur...
Kennt ihr das Gefühl aus Eurer nassen Zeit, verrückt zu werden? Also in Momenten, wo ihr nüchtern seid. Dass ich nicht alle Tassen im Schrank haben kann, bei meinem Lebensstil, ist mir vollkommen klar...
ich spreche eher von einer Verrücktheit, die sich wie eine unangenehme Mischung aus einer schleichenden Angststörung und einer Psychose anfühlt... ohne dass ich tatsächlich weiß, wie genau die sich denn anfühlt... ich meine die Psychose. Die Panikattacken kenne ich ja bereits...
als würde einem gleich die Sicherung durchbrennen. Eine Art Sirren im Schädel, das Gefühl, dass es gleich Peng macht... Ich kann das schlecht beschreiben... Ich weiß auch nicht, ob das einfach nur an meinem hohen Blutdruck liegt Auf jeden Fall ist es ein besch... Gefühl, dass mir zunehmend Angst macht Ich habe das besonders die letzten Tage bemerkt. Nicht rund um die Uhr, aber doch sehr gehäuft...
Möglich Ich hab mir eine absolute Angststörung angesoffen - ich konnte die letzten Jahre nicht mehr unterscheiden, ob ich gerade diese Angst hatte, oder entzügig war. Fühlte sich auch gleich an - und Hallus in leichten Schlafphasen hatte ich auch.
Ich war phasenweise auch extrem verwirrt, davon abgesehen hab ich kaum noch etwas, das es verdient hätte, sich Kurzzeitgedächtnis zu nennen.
Ist echt die Pest...
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
minitiger2
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27.06.2010 17:54
#184 RE: eine neue hier... und ihre vorstellung...
Es gibt viele Wege, trocken zu werden...und ich als Autodidakt hab auch keine standardisierten Wege beschritten.
Du bist hier schon mit ner Menge Vorbehalte aufgeschlagen. Das ist ja auch Dein gutes Recht, aber die Frage, die sich Dir stellen sollte, ist doch, was Dich zum Erfolg bringt.
Ob Du ne Thera machst oder in ne Selbsthilfegruppe gehst oder im Alleingang an Deiner Trockenheit bastelst - wichtig ist, dass es aus Dir selbst kommt, völlig unbenommen davon, ob dich andere für abhängig halten oder Verständnis zeigen oder pipapo. Du hast nix davon, wenn Du Dich damit aufreibst.
Bei mir ist es so: solange ich Verständnis für meine Sauferei hatte, ja da hatte ich eben Verständnis dafür - und folglich immer einen Grund, um weiterzutrinken. Ich musste mich von meinem eigenen Verhalten abgrenzen, einen Schlusstrich ziehen. Und ich konnte mich im besoffenen Zustand auch nicht mehr besonders gut leiden.
Was mich interessiert hat, war: gibt es Leute, die lange trocken sind und sich gut dabei fühlen? Ich brauchte das, denn ich bin damit aufgewachsen, dass Trinken/Rausch Lebensqualität bedeutet und ich hatte immer furchtbare Angst, dass mir ohne was ganz wesentliches fehlt.
Das wird Dir jetzt wenig helfen, denke ich, aber das war eben für mich wichtig. Ich musste das rausfinden, und was für Dich passt, musst Du rausfinden.
Es hört sich für mich manchmal so an, wie wenn Du die Erwartung hättest, dass Dich jemand verstehen müsste oder Dir die Dringlichkeit nahebringt. Ich persönlich glaube da nicht dran. Das muss aus Dir kommen, sonst hast Du nämlich auch nix vom Aufhören - sonst bleibt das immer ein "Muss", ein Kampf, von aussen aufgesetzt.
Ja, Pest ist das richtige Wort... Was, wenn nicht Entzugserscheinungen, sollte es auch sonst sein Ich habe das auch nur, wenn ich den Pegel von 2 Flaschen aufrecht erhalte... Halluzinationen blieben mir bisher erspart, aber das Gefühl von Verwirrtheit, das manchmal schon leicht paranoide Züge annimmt kenne ich auch...
Mein Gedächtnis macht schon lange nicht mehr mit... Filmrisse sind an der Tagesordnung und es reichen auch immer geringere Mengen. Wenn ich mit Freunden telefoniere und denen am nächsten Tag gestehe, dass mir unser Gespräch nicht in Ansätzen präsent ist, sind die immer vollkommen perplex. Da man mir das leider Gottes nicht anmerkt. Die Toleranz ist zwar gestiegen, aber die Lücken nehmen unaufhörlich zu
Umso mehr freut es mich, dass ich hier die Möglichkeit habe, alles schwarz auf weiß zu haben
Wird Zeit dem ein Ende zu setzen, bevor die vollkommene Verblödung einsetzt...
vor 3 wochen war ich ziemlich unten mit der lebenslust,ich war froh daß mir der arzt eine entgiftung angeboten hatte. 3 tage im krankenhaus wußte ich nicht mehr ich war,danach gings bergauf durch ein tiefes gespräch mit der klinikpfarrerin. im moment bin ich um jeden tag froh nicht trinken zu müssen.
ZitatGepostet von minitiger2 einen hab ich noch...
Es hört sich für mich manchmal so an, wie wenn Du die Erwartung hättest, dass Dich jemand verstehen müsste oder Dir die Dringlichkeit nahebringt. Ich persönlich glaube da nicht dran. Das muss aus Dir kommen, sonst hast Du nämlich auch nix vom Aufhören - sonst bleibt das immer ein "Muss", ein Kampf, von aussen aufgesetzt.
Hallo Minitiger,
Verständnis für meinen Konsum habe ich schon lange nicht. Das würde ja bedeuten, dass ich mir ihn erklären könnte... diese Überlegungen mache ich mir nicht mehr. Ich bin ganz einfach machtlos...
Wie andere das einschätzen, ist mir nicht wirklich wichtig. Wie ich ja schrieb, bin ich grad an einem Punkt, wo ich echt das Gefühl habe, dass es kurz vor 12 ist. Und dass ich kurz vor einer totalen Verblödung stehe... Ich merke nur, dass ich in meinem Umfeld manchmal auf Leute stoße, die mich nicht ernst nehmen. Nach aussen hin, wirke ich eben recht nüchtern, kontrolliert... wenn ich denen dann verklicker, dass ich mich als abhängig einstufe und was dagegen tun möchte, ernte ich oft Unverständnis.
Ich schilderte ja dieses Gespräch mit meiner Schwägerin. Sie war die erste die mir aus der Seele sprach, als sie mir erzählt, dass sie meiner Oma versprach mich bei dem Kampf gegen die Sucht unterstützen zu wollen, weil sie das Gefühl habe, dass ich das alleine nicht packe.
Ich weiß inzwischen auch, dass meine 1,5jährige trockene Zeit nicht aus einer tieferen Erkenntnis heraus resultierte. Ich betrachtete das damals mehr als eine Phase, ohne allerdings mich als Alki einzustufen... Das sehe ich inzwischen doch anders.
Und letztlich muss es mir egal sein, was mein wertes Umfeld nun dazu meint...
Da hast Du dir ja ein hübsches Pseudonym ausgesucht Nicht dass das zum bösen Omen wird
Freut mich für Dich, dass Du Dich bereits auf den Weg gemacht hast. Ich werd meinen schon noch beschreiten. Auf welche Art auch immer. Morgen werd ich erstmal eine Beratungsstelle aufsuchen. Und dann seh ich weiter...
ZitatGepostet von Bach Ich weiß inzwischen auch, dass meine 1,5jährige trockene Zeit nicht aus einer tieferen Erkenntnis heraus resultierte. Ich betrachtete das damals mehr als eine Phase, ohne allerdings mich als Alki einzustufen... Das sehe ich inzwischen doch anders. LG[/b]
ich hatte ne 7 jährige saufpause dazwischen. ich war anfangs überzeugter alki. das hatte sich leider verflüchtigt in den jahren. es folgten nocheinmal 11 jahre "kontrolliertes" trinken. es ist die sucht, die normales denken ausschaltet. darüber mußt du dir im klaren sein.
lg uwe
dry68
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27.06.2010 21:07
#192 RE: eine neue hier... und ihre vorstellung...
Kennt ihr das Gefühl aus Eurer nassen Zeit, verrückt zu werden? Also in Momenten, wo ihr nüchtern seid.
Ja...und zwar ständig, wenn ich denn mal nüchtern war. Die Schlinge zog sich langsam aber sicher zu, der Spielraum wurde immer weniger.
Ich konnte Mich zum Schluss nicht mehr "wohlfühlen", ob angesoffen, besoffen, oder nüchtern, es ging bei Mir garnichts mehr.
Da war es dann bald soweit.
Das vom Minitiger schon angesprochene "eigene Verständnis" für Meine Sauferei war nicht mehr da.
Das war Mein persönlicher (und von Dir gefragte) Tiefpunkt.
Unabhängig davon, was andere von Mir hielten, oder bemerkten, konnte ich...aber wollte ich vor allem nicht mehr, was aber nicht heißt, dass ich ab da trocken geblieben bin(wie ich oben schon beschrieb)
Ich hatte einfach zu viel Angst vorm trocken werden, oder sowas...so dass ich Mir bis zum festgesetzten Reha-Termin einfach noch die Kante gab. Der Rest ist Geschichte.
Nach Außen hin war es aber ähnlich wie bei Dir.
Mein Umfeld hat Meine Lage eher noch unterschätzt, aber ICH wollte etwas ändern und ICH war das erste mal bereit etwas gegen Meine Sucht zu tun.
Mein Eindruck bei Dir möchte ich Dir auch nicht vorenthalten.
Ich denke, Du hast zwar keine Angst vorm Trockenwerden wie ich, aber Du bist noch nicht an Deinem persönlichen Tiefpunkt gelangt. Du kannst Dich (noch) nicht kompromisslos auf Hilfe einlassen.
Oder warum brauchst Du noch die Bestätigung von außen?
danke schön für Deine Geschichte! Die ich gerne auch mal ausführlicher lesen würde. Gibt es das irgendwo??
Ich habe derzeit sehr wohl das Gefühl, dass bei mir nichts mehr geht. Ich meine in Form einer Steigerung meines Mißbefindens. Und ich kann mich nicht erinnern, dass in dieser Deutlichkeit überhaupt schon mal gespürt zu haben. Ganz krass ist es wie gesagt seit etwa zehn Tagen. Aber auch zuvor, war mein Leben ein einziger Kampf, tagtäglich aufs Neue, der Versuchung zu widerstehen. All meine Energien habe ich diese immer wieder zum Scheitern verurteilten Vorsätze gesteckt... Inzwischen ist es aber weniger die Tatsache versagt zu haben, was eben besagte Vorsätze anbelangt... das ist mir gelinde gesagt scheiss egal. Es geht mir nicht mehr darum, etwas zu beweisen, meinen Erwartungen zu entsprechen... das erfordert Energie. Und die hab ich jetzt nicht. Ich weiß, dass das etwas paradox klingt und widersprüchlich. Sag ichs mal mit anderen Worten... ich mag diesen Kampf nicht mehr austragen. Ich möchte meine Energie nicht mehr gegen den Alk oder besser dessen Bekämpfung stecken, sondern bildlich gesprochen alle viere von mir strecken und mich geschlagen geben...
so fühle ich mich. Und vielleicht gelingt es mir durch diese Kapitulation wieder zu neuer Kraft zu finden...
Ja, etwas wirr, was ich da gerade von mir gegeben habe... aber besser kann ich meinen Zustand grad nicht beschreiben
da ist ja einiges los in deinem Thread, alle Achtung!
Die letzten Seiten habe ich nur überflogen, ich hoffe, ich habe nichts Wesentliches übersehen.
Du beschreibst in diesem Beitrag relativ heftige Symptome, aber ich weiß natürlich auch nicht, ob das direkt vom Alk kommt.
Du könntest aber, wenn es dir Angst macht, dich in's Krankenhaus zum Entgiften einweisen lassen, jetzt, sofort, ohne Wenn und Aber.
Das wäre dann auch eine konkrete Maßnahme. Denn auf meine Frage in diesem Beitrag
hast du, mit Verlaub, nicht geantwortet.
Der Satz
"Ich werd meinen schon noch beschreiten. Auf welche Art auch immer. Morgen werd ich erstmal eine Beratungsstelle aufsuchen. Und dann seh ich weiter..."
ist meines Erachtens der Beweis dafür, dass konkret erstmal nichts oder fast nichts passieren wird.
Ich weiß, du sagst jetzt, was soll ich denn sonst tun, wenn das Aufsuchen einer Beratungsstelle wieder nicht recht ist?
Natürlich ist das Aufsuchen einer Beratungsstelle richtig und wichtig. Aber die innere Einstellung sollte auch dazu passen. Ich weiß, wovon ich rede. Bei mir hat es vom ersten Besuch einer Beratungsstelle bis zum wirklichen Aufhören sechs Jahre gedauert. Dazwischen habe ich "weiter gesehen..."
Aber ich gebe zu, ich habe auch nicht vorher 4 Jahre Saufnix gelesen, da hast du einen großen Vorteil, auch weil du dich der Diskussion hier stellst.
[ Editiert von grufti am 27.06.10 22:25 ]
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Dein Post *193 liest sich für mich "klarer", als alle anderen
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.