Danke Mihu, für den langen, sehr aufschlussreichen Bericht. Erinnert mich alles sehr an meinen Aufenthalt auf der Depri-Station. Ich nehme dann auch mal an, dass man dort auch in "Alltagsklamotten" rumläuft? Der 12.06. steht schon fest. Das habe ich bewusst so getimt, weil meine Lütte dann mit ihrem Vater im Urlaub ist. Fühle ich mich besser bei, dann weiß ich, sie hat es schön und mach sich nicht so viele Sorgen um mich. (Tut sie eh schon zu viel) Die Entgiftung ist auch auf "kurz" ausgelegt, auch das habe ich bereits geklärt. Gleich danach startet ja die ambulante Therapie. Ja, Zimmernachbarn ist so ein Thema, das mir noch Angst macht. Dieses teilen der Intimsphäre, speziell nachts, ist nicht so meins. Auch einer der Gründe, warum ichs so lange aufgeschoben habe.
Aber nu geh ich da durch, kommer wer oder was wolle.
Ich weiß ja nicht wo Mihu seine Entgiftung gemacht hat. Bei MEINER Entgiftung ging es anders zu.
Ich bin dort mit dem wildesten Herzklopfen angekommen und hatte wahre Horrorbilder im Kopf. Menschen in Schlafanzügen, die mehr oder weniger nicht ansprechbar waren und über die dunklen Flure schlurften (wenn sie nicht im Bett lagen). Unfreundliches Personal, das auf mich herabblicken und mich verachten würde. Von den arroganten Ärzten einmal abgesehen.
Was soll ich Dir sagen. Es war alles VÖLLIG ANDERS. Die Station war hell und freundlich. Es wurde darauf geachtet, das sich niemand in sein Zimmer einigelt. Es kamen ganz schnell Mitpatienten auf mich zu, die mich unter ihre "Fittiche" nahmen. Das Personal war toll, mitfühlend und verständnisvoll (die Ärzte ebenso). Mit wurde nicht ein einziges Mal vermittelt, ich sei nichts oder weniger wert. Ganz im Gegenteil. Ich bekam dort Verständnis entgegengebracht, das ich viele, viele Jahre aus meinem persönlichen Umfeld vermisst habe. Ich wurde mehrmals am Tag angesprochen, ob ich Medis benötige. Konnte ich immer verneinen, da ich mich auf Anraten meines Suchtberaters und meines Arztes vor der Entgiftung bereits mehrere Tage herunter getrunken (NICHT aufgehört) habe.
Am meisten gelernt habe ich durch die Gespräche mit meinen Mitpatienten. Da sprachen bis dahin mir unbekannte Menschen mit mir, denen ich nichts erklären musste, die einfach nur verstanden. Das war ein tolles Gefühl und gab mir die Sicherheit, mich einfach fallen zu lassen. Langeweile hatte ich dort nie und die Tage vergingen wie im Fluge.
Mit meiner Zimmernachbarin gab es keine Probleme. Vielleicht auch deshalb, weil es mir erst einmal zweitrangig erschien, mit wem ich mein Zimmer teile. Zum Ersten war mir völlig wurscht, was ich für meine Trockenlegung tun sollte, ich stellte keine Bedingungen mehr, und zum Zweiten war es für eine überschaubare Zeit.
Ich hatte während dieser Zeit mehrere Arztgespräche, bekam jeden Tag Besuch, mein Suchtberater kam mehrmals um mich über den Stand meines LZT Antrages zu informieren. Wir haben dort oft Spiele gespielt (während meiner Saufzeit hatte ich völlig verlernt, wie viel Spaß das bringt), abends fern gesehen.
Im Nachhinein gesehen waren meine Ängste und Befürchtungen also völlig unbegründet. Ich profitiere noch HEUTE, nach elf Jahren, von dem dort Gehörten und Erlebten.
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
Es wurde wert darauf gelegt, das dort niemand im Schlaf- oder Jogginganzug herum lief, damit eben genau dieser "Krankenhauscharakter" gar nicht erst aufkam.
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
Hallo Tina, ja das klingt aus der Depri-Therapie alles sehr, sehr vertraut. Danke für deinen Bericht. Dieses Endlich-verstanden-werden habe ich auch noch gut in Erinnerung. Wie unendlich gut das tat, nicht mehr "abgefloskelt" zu werden. Daran denke ich auch häufiger mal zurück. Ist auch immer das erste was ich erzähle, wenn jemand am überlegen ist, was gegen seine Depressionen zu unternehmen. Tja, die bin ich einigermaßen los, geblieben ist die "Medizin". Aber auch die will ich nicht mehr brauchen. Ich mag nimmer. Ich will SELBSTbestimmt leben und mir nicht meine Abende von Halbliterdosen diktieren lassen.
ZitatGepostet von RdTina Ich weiß ja nicht wo Mihu seine Entgiftung gemacht hat. Bei MEINER Entgiftung ging es anders zu.
@rdtina, alles nachzulesen in meinem trockenwerdtagebuch, vielleicht hast es ja vergessen, denn mitgelesen und auch geschrieben hast du glaub ich damals auch schon. meine entgiftung war da, wo lisahh jetzt hingeht. und natürlich läufst du da in alltagsklamotten rum und ziehst das an, womit du dich am wohlsten fühlst. es ist eine qualifizierte entgiftung und kein gefangenenlager.
@mihu: Neeeeee, ein Gefangenenlager sicher nicht. Aber ein Krankenhaus ja nunmal schon.
Davon ab habe ich mich mittlerweile durch soviele Erfahrungsberichte gelesen (hier und anderswo), dass es da ja wohl doch schon gravierende Unterschiede zu geben scheint.
Na prima, morgen vor der "Klinikbesuchung" noch ab zu meinem noch recht neuen Hausarzt. Überweisung und Einweisung holen. Wäre ja nicht so schlimm, wenn der Empfang und das Wartezimmer nicht quasi eins wären. Und das halbe Viertel hört da morgen zu. Suuuuuuuuuuuuuuuuuuper!
Aber auch da muss ich denn durch - hilft ja nix.
Und der arme Doc ahnt noch nichtmal, was für ne Kandidatin er da "geerbt" hat.
ich habe auch die dreiwöchige Qualifizierte Entgiftung im UKE gemacht - und das war die beste Entscheidung meines Lebens!
Im Anschluß habe ich über 18 Monate eine ambulante Therapie (wöchtenlich Gruppe und 2wöchentlich ein Einzelgespräch, auch Partnergespräche) gemacht und das hat mich in eine stabile und zufriedene Trockenheit geführt - und das Ganze war hiermit
Ich kann es nur empfehlen - ich bin sofort in die Betreuung aufgenommen worden, auch wenn der Rentenversicherer erst drei Monate später offiziell genehmigt hat - so war ich nahtlos in guten Händen!
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
Ich hab mich an "die Brücke" gewandt und kann da auch gleich nach der Entgiftung wieder aufschlagen.
Ich werde aber keine 3 Wochen in der Entgiftung bleiben, das ist auch so abgesprochen. Geht nicht, bin selbständig und finanziell nach 2 Jahren ALGII gerde erst wieder finanziell und sozial halbwegs auf dem grünen Zweig.
Hätte auch ambulant entgiften können, bin seit Februar auf ca. 3 Halbe den Abend "runtergepegelt" (Wobei ich so wahnsinnig viel höher zumindest längerfristig auch nie war). Hat aber trotzdem gelangt, um entzügig zu werden, wenn ich darunter komme.
Daher habe ich mich letzendlich für die Entgiftung im UKE entschieden, weil alleine zuhause hätte ich zuviel Angst, nach all dem was ich so gelesen habe.
Der Suchtberater sowie die UKE-Schwester am Telefon meinten, dass wohl eine Woche Aufenthalt reichen wird - erfahrungsgemäß.... Schaun mer mal.
Mir persönlich ist wichtiger, dass ich direkt danach meine Anlaufstellen habe und hier nicht gleich wieder in ein nassses Loch falle.
Hallo Dry, hier ist quasi Dorf. Nur schlimmer. Neeee, das hält mich ja auch nicht ab, aber etwas unangenehm sein darf es mir schon, oder?
Hat auch noch andere Hintergründe (Psycho-Ex, Kind), die ich hier sicher nach und nach offenbaren werde. Ist halt dann nicht so toll, wenn seine Arbeitskollegen das mitkriegen... und davon trifft du immer einen beim Doc, denn die Firma ist 200 Meter ums Eck.
Oja, die hatte ich auch schon bei meiner Suche gesichtet. Klang super, als ich das las. Aber Jenfeld ist für mich ziemlich am Adw. Und da ich durch Kinder/Kegel/Job sowieso schon immer unter Hochdruck stehe, war mir etwas in der Nähe lieber. Und bei meinem Ersttermin bei der Brücke fühlte ich mich sehr wohl, hatte erstaunlicherweise gleich einen guten Draht zu dem Therapeuten. Als er mich fragte, ob mir für die Zukunft evtl. ne Frau lieber wäre, meinte ich nur: Nööööööö, passt!
Das ist wichtig, das Bauchgefühl zum Therapeuten. Halbe Miete - ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute auf deinem Weg - wirst schnell sehen, dass es sich lohnt, nicht so schwer ist, wie man am Anfang denkt und auch richtig stolz macht!
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...