ich denke wir zwei sind da sehr ähnlich, was Anlässe und Trinkverhalten angeht.
Ich fand Saufen nie schlimm, ich fands auch immer super, dass ich saufen und trotzdem alles machen konnte und zudem schon immer eine gute Alkverträglichkeit hatte. Und dann die geilen Gefühle des Anflutens und dann konnte es ja nicht schnell genug gehen.
Das war noch nie anders bei mir, aber ich war mir immer sicher, dass ich mit meinem Verstand dass alles immer kontrollieren kann.
Da habe ich einiges dazugelernt. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich das Saufen überhaupt mal kontrollieren konnte. Vielleicht im ersten halben Jahr noch halbwegs, aber dann hab ich zugeschlagen, bis mir die Brühe aus den Ohren rauslief.
Na ja, ist doch alles nicht so schlimm. Läuft doch prima, bloß so ein Mist, dass ich immer besoffen mit dem Auto fahren musste.
Aber trotzdem o.k.. Solange ich ja kein Alki bin... Gell, wir haben uns sicherlich schon oft so einen versoffenen Penner vorgestellt und wie der so zittert, wenn er keinen Stoff kriegt. Aber bei uns ist das ja zum Glück nicht so.
Und irgendwann schlichen sich die Entzugssymptome genauso schleichend und klammheimlich in den Alltag ein und wir nahmen sie noch gar nicht als solche wahr.
Und weiter gehts in der süchtigen Laufbahn, die stetig voranschreitet, wir aber nicht mitbekommen.
Warnungen helfen nicht. Auch wir werden genügend Nachfolger haben, die auf unseren Spuren wandeln. Und auch sie werden es nicht merken, obwohl sie schon längst zu uns gehören.
ja, meine süchtige laufbahn habe ich auch lange nicht bemerkt.
vor ein paar jahren war ich noch der ansicht, dass es doch völlig normal sei, "mal" abends ein "fläschchen" wein zu trinken. machen andere doch auch, oder? habe ich mir lange eingeredet.
dann habe ich gehört, dass eine frau in eine shg gegangen ist und sich selbst als alkoholikerin bezeichnet hat, weil sie täglich eine flasche wein trank. das fand ich damals noch total übertrieben, mit kanonen auf spatzen geschossen. und habe mir selbst gesagt, dass es bei mir doch nicht so schlimm ist, schließlich trinke ich ja nicht jeden tag eine flasche, nur ... (beliebig fortzuführen: nur jeden zweiten, nur 4-5-6 tage die woche).
ich habe ja auch immer zu trinken aufgehört, wenn sich mir zu starker gegenwind bot. wenn mich jemand kritisierte, hab ich das trinken dann gleich gelassen (aber mit was für einem gefühl, schrecklich...). so konnte ich mir dann gleichzeitig gut einreden, doch kein "richtiger" alki zu sein, weil die sehen scheisse aus, schlafen unter brücken, haben probleme mit ihrem leben etc.
super, wie lange diese umnebelung geklappt hat. dann habe ich mal wieder einige zeit durchgehalten und nichts getrunken. und konnte mir wieder einreden: ich, alkoholiker? nie im leben.
außerdem habe ich mir natürlich auch ein umfeld geschaffen, welches auch stark getrunken hat. wo es normal war, dass man den abend besoffen ausklingen ließ. wohlgemerkt, alles leute, die mitten im leben standen, alles keine brückenpenner, trotzdem zu einem großteil alkis oder auf dem weg dahin. da ist es doch gar nicht aufgefallen, was ich getrunken habe, die meisten wußten doch selbst nicht mehr, wie sie ins bett gekommen sind. außerdem war es gesellschaftlich anerkannt, dass man doch auch beim gemeinsamen mittagessen schon mit wein anfing... und den einen starken alkoholiker, den es erwischt hatte und der vor dem mittagessen mit zitternden händen versuchte, sein weinglas zum mund zu führen, den hat man noch mitleidig angesehen. mein gott, wie dumm
dieses bild spricht gerade zu mir, wie gerne würde ich jetzt mit dem kopf gegen die wand hauen, wenn ich mir meine zeilen durchlese, kommt mir nur der gedanke: wie dumm, venagelt, blödsinnig und arrogant muss man sein, um sich solch einen schwachsinn einreden zu können?
Die Gesellschaft und auch wir sehen den Alkoholiker mitleidig an, der zitternd sein Glas zum Mund führt und er selbst glaubt womöglich immer noch, dass es bei ihm ja auch nicht immer so schlimm ist mit der Zitterei und er dass schon "irgendwie" wieder hinbekommt.
Das ist das fatale an den Suchterkrankungen. Ich sagte oft zu mir, dass ich unbedingt aufhören muss, wenn körperliche Symptome kommen. Und was habe ich getan ? Ich hab mir eingeredet, dass das alles woanders herkommt und schnell was gesoffen, "weil ich ja so nervös" bin. Schön, dass der Alkohol so angenehm wirkt und mich ruhig werden lässt.
Und stell dir mal vor, ich hatte gelegentliche unangenehme "Lichtblicke", dass ich vielleicht doch abhängig sein könnte. Oh, war das schrecklich. Schnell was trinken hilft aber, dann gehts doch wieder besser und man denkt nicht so ein komisches Zeugs.
dieses bild spricht gerade zu mir, wie gerne würde ich jetzt mit dem kopf gegen die wand hauen, wenn ich mir meine zeilen durchlese, kommt mir nur der gedanke: wie dumm, venagelt, blödsinnig und arrogant muss man sein, um sich solch einen schwachsinn einreden zu können?
Krank, Yulia, krank....Alkoholismus ist eine Krankheit, keine Willens- oder Charakterschwäche.
Ich hatte und habe sehr oft mit den verschiedenen Stadien dieser Erkrankung zu tun und es hat mich nicht abgeschreckt selbst zu saufen und mich mit Schlaftabletten zu umnebeln...da konnte es noch so schlimm und dramatisch zugehen...
Das bin ich doch nicht...nein, ich kann jederzeit aufhören, wenn ich will, da hatte mich die Sucht aber schon fest im Griff
Das Eingeständnis, das ich gescheitert bin und ich nichts mehr im Griff hatte....nun das hat am längsten gedauert und am meisten wehgetan.
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ZitatGepostet von yulia ja, meine süchtige laufbahn habe ich auch lange nicht bemerkt.
vor ein paar jahren war ich noch der ansicht, dass es doch völlig normal sei, "mal" abends ein "fläschchen" wein zu trinken. machen andere doch auch, oder?
Also mir war eigentlich immer klar, das mein Konsum NICHT normal war. Als Jugendliche schon wusste ich, dass ich Alk missbrauche und für meine Zwecke einsetze. Vielleicht deshalb habe ich nie täglich getrunken. Meine Angst körperlich abhängig zu werden war immer riesengross.
Das Fatale daran war, ich dachte lange Zeit, ich hätte es im Griff. Ich vergifte mich zwar regelmäßig, aber ich habe die Kontrolle. Anfangs mag das vielleicht sogar so gewesen sein, aber nicht lange. Dann hat der Alkohol mich kontrolliert, nicht umgekehrt. Das einzugestehen mit den nötigen Konsequenzen war das eigentlich Schwierige und das hat viele Jahre gedauert.
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
Solcherlei Definition scheint mir vorzugsweise Leuten mit dem Drang zur Pseudo-Verwissenschaftlichung ihres langzeittherapiebasierten Halbwissens vorbehalten und findet sich häufig, wie hier schon mehrfach und richtig erwähnt, als "Totschlagargument", welches aber i.d.R. nur den Anwender diskreditiert.
Man sollte immer die Kirche im Dorf lassen.
CopyNick
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.
ZitatGepostet von DerNick "Nasses Verhalten" per se gibt es nicht.
Solcherlei Definition scheint mir vorzugsweise Leuten mit dem Drang zur Pseudo-Verwissenschaftlichung ihres langzeittherapiebasierten Halbwissens vorbehalten und findet sich häufig, wie hier schon mehrfach und richtig erwähnt, als "Totschlagargument", welches aber i.d.R. nur den Anwender diskreditiert.
Man sollte immer die Kirche im Dorf lassen.
CopyNick
nick, in meiner klinik wurde danach therapiert. dann sind die leute dümmer als du. wollte ich mal gesagt haben.
ich betrachte es als ignoranz, wenn ein säufer von sich behauptet, er wäre nach der trocknung der selbe geblieben, wie vorher. was ist mit den persönlichkeitveränderungen während der trinkphase? glaubst du die sind weg, sobald man den alk weg läßt? unterhalte dich mal mit meiner frau. ich hatte das thema gerade mit ihr. die hatte mich trocken und mit nasser denkweise kennengelernt, und erlebt mich heute anders.
ich bin ein absoluter suchtmensch gewesen, und bin es heute zum teil auch noch.
uns hatten sie zur thera die suchtfibel in die hand gedrückt. darin stand etwas über nasses denken und tun. im i-net findest du auch genug zum thema.
nö, mal im ernst, die AAs haben gute sachen entwickelt. ich bin kein freund von denen, aber wo sie recht haben, haben sie recht. wir wurden in der klinik bei jedem furz gefragt, ob das trockenrausch, nasses denken oder tun ist. das war ein steckenpferd von denen. es hat dich aber zum nachdenken gebracht. und das war gut für mich.
Ein arabisches Sprichwort sagt:"Du kannst dem anderen die Wahrheit wie ein nasses Handtuch um den Kopf schlagen,du kannst sie ihm aber auch wie einen Mantel hinhalten"
Das gefällt mir!
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