1. Hattest Du Rückfälle am Anfang? 2. Sollte man gleichzeitig von Alk und Nikotin aussteigen?
Zu 1) Ich hatte einen Rückfall beim Ausstieg aus der Nikontinsucht. Bei diesem Rückfall wurde mir schon nach sehr kurzer Zeit klar, dass ich nur noch ohne Zigarette glücklich leben kann und bei jedem Rückfall sofort wieder versuchen würde, auszusteigen. Er gab für mich also gefühlsmäßig keinen Weg mehr zurück. Genauso fühle ich in Bezug auf den Alkohol.
Zu 2) Keine Ahnung. Andere raten jedoch davon ab. Das kann ich nachvollziehen, weil ein doppelter Ausstieg sehr viel Energie erfordert.
Du wünscht dir: Ich möchte gern weiterhin so sein wie ich bin. Nur eben ohne Alk.
Du wirst auch ohne Alkohol im Wesentlichen der Carus bleiben, der du warst und bist. Aber jeder Mensch verändert sich im Zeitablauf. Ob er nun will oder nicht. Und bei uns, die wir aus einer Sucht aussteigen, kommt hinzu, dass wir einen zeitlich nicht unwesentlichen Teil unseres Lebens anders als zuvor gestalten müssen bzw. wollen.
Lass Veränderungen zu. Trau sie dir zu.
V.G. Katro
Danke für Deine Antwort. Aber das ist nicht so einfach, weil Trinkerei nicht das Einzige ist, was ich habe. Ich will von mir aus allein sein.
Es geht mir jetzt so, wie ich jetzt bin - trocken, vor dem Rechner sitzend, einen schönen Film im Hintergrund - so gut wie nie zuvor. ich fühle mich an meine Kindheit erinnert, wo es mir auch so gut ging, wenn ich allein sein und lesen konnte.
ZitatWarum soll ich in eine Gruppe von Leuten gehen, die völlig andere Ansichten haben und sich mir überlegen fühlen? Nur weil sie flüssiger reden können oder meinen, ihr Lebensentwurf sei der eigentlich richtige.
in so eine gruppe würd ich auch nicht gehen
ich auch nicht
carus, woher weißt du das es so sein würde?
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
ZitatGepostet von vicco55 Da ich ein Mensch mit ausgeprägt niedrigem Selbstbewußtsein war zu Zeiten meiner Trockenlegung, war es für mich wichtig, mich auf meine Ressourcen zu besinnen und versuchen, mich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen.
Ich frage mich gerade, wieso es Alkoholikern regelmäßig an Selbstbewusstsein fehlt? Gibt es da einen Mechanismus der das erzeugt?
ZitatWarum soll ich in eine Gruppe von Leuten gehen, die völlig andere Ansichten haben und sich mir überlegen fühlen? Nur weil sie flüssiger reden können oder meinen, ihr Lebensentwurf sei der eigentlich richtige.
in so eine gruppe würd ich auch nicht gehen
Ich meine nicht die Trinkerei als Lebensentwurf. Sondern einfach die Art wie sie sind ... Familienleute, die ihr Auto putzen, einen Fernseher haben, in den Urlaub fahren, Weihnachten feiern ... und dann wegen Alkohol irgendwann nicht mehr in diesem Zustand verbleiben können, versagen, Job und Partnerin verlieren ... und dann das Ende jener Zeit bedauern, zu der eben dieser Lebensentwurf funktioniert hat. Oder auch einfach die in ihrem Inneren davon überzeugt sind, dass alles eigentlich so sein müsste, wenn es "richtig" ist.
Aus meiner Sicht ist das was die Leute rings umher versuchen zu erreichen überhaupt nicht "richtig".
ZitatWarum soll ich in eine Gruppe von Leuten gehen, die völlig andere Ansichten haben und sich mir überlegen fühlen? Nur weil sie flüssiger reden können oder meinen, ihr Lebensentwurf sei der eigentlich richtige.
in so eine gruppe würd ich auch nicht gehen
ich auch nicht
carus, woher weißt du das es so sein würde?
Weil ich weiß wie die Leute allgemein sind und dass ich nicht damit klar komme. Oder anders herum gesagt: Zur Beurteilung dieser Frage reicht aus sich selbst zu kennen, wenn man ich ist.
ZitatGepostet von atze 15 Hi,ich denke umgekehrtDas fehlende Selbstbewussein wollte ich mit Alkohol aufbauen.Ging ja auch eine Weile.
Hallo Atze,
das dachte ich auch kurzzeitig, aber vermutlich meint vicco noch was anderes.
Es wurde auch in fast jedem Thread hier erwähnt, dass man nach der Trockenlegung erstmal sein Selbstbewusstsein wieder aufbauen muss. Aus irgend einem Grund hat offenbar jeder Alkoholiker Probleme mit dem Selbstbewusstsein. Warum?
Hattest Du mal einen Rückfall bzw. musstest Du längere Zeit kämpfen oder konntest Du schlagartig aufhören?
Was hälst Du von dem Plan, erst nach dem ersten Rückall weitere Schritte zu unternehmen?
Caurus
Hi Carus,
wie ich in einem anderen Thread vor kurzem schrieb, mußte ich nicht mehr kämpfen, als ich endlich einsah, daß ich gegen den Alkohol nicht gewinnen kann und Hilfe brauche. Die "klassische Kapitulation" Natürlich kenne ich die Eierei mit Versprechen an sich und die Partnerin, die keine Woche hielten, ich die Versuche mit Trinkkontrollen - nur abends, nicht allein .... -. Als meine Frau mir die Pistole auf die Brust setzte, war ich soweit weich gekocht, daß ich nun doch die Abstinenz in Betracht zog. Von da ab ging es noch zwei Monate bis zum Beschluß, jetzt sofort mit dem Saufen aufzuhören. Das war auch meine letzte Flasche Bier.
Rückfall mit meinem Suchtmittel Alkohol hatte ich nicht, ich hatte eine Suchtverlagerung. So im Jahre drei oder vier meiner Alkoholabstinenz hatte ich plötzlich mehr Schulden als zu meinen größten Saufzeiten - ich war in einen Kaufrausch geraten. Das bezeichne ich heute als meinen Rückfall. Ich ging damals schon in die Gruppe und ihrer Hilfe habe ich die Geschichte dann in den Griff gekriegt, als ich mir endlich dieses Rückflals bewußt wurde.
Ob Du einen Rückfall abwarten willst/darfst, um Dir dann doch Hilfe zu holen, mei, das ist Deine Sache. Wenn die Angst davor Dir hilft, keinen Rückfall zu haben - der Zweck heiligt manchmal die Mittel. Vielleicht schaffst Du es mal im nächsten Jahr, erst mal bei einem Saufnix-Treffen aufzuschlagen, um zu merken, daß Dir Dein Hirn scheints furchtbare Geschichten bzgl.anderer Menschen vorgaukelt. Das Akzeptieren-Können anderer Lebensentwürfe und die Erkenntnis, daß ich nicht das Maß des Universums bin, war auch bei mir ein Lernprozeß.
"Aus meiner Sicht ist mein Leben viel "echter" als das der anderen, die sich - in klebrigen Zweierbeziehungen befindlich - jeden Tag um immer und immer wieder die selben Tätigkeiten drehen und langsam alt werden oder als das derjenigen, die verheiratetzweikindergeschieden versuchen, den Kredit über die Runden zu kriegen oder als das derjenigen, die einem religiösen Kult anhängen und meinen nach dem Leben käme noch eine Art Belohung für das Leiden, dass sie stets geduldig ertragen. Und auch echter als das derjenigen, die in der Magarinefabrik arbeiten, nach Hause kommen und ihre Frau anschrein, den Dackel verprügeln und dann vor dem Fernseher sitzen und Fußball kieken. Ich bin so froh dass ich das alles nicht habe und in der Hinsicht "frei" bin."
Ich finde dich (oder besser, das was du schreibst) auch deswegen so interessant, weil ich deine Lebensweise gut nachvollziehen kann (und dich manchmal sogar ein ganz kleines bischen darum beneide:zwinker1. Obwohl ich zur Klasse der verheiratetzweikindernichtgeschiedenen Menschen gehöre.
Es stellt sich aber trotzdem die Frage, warum du alkoholabhängig geworden bist, bzw. warum du so wahnsinnig gern besoffen bist. Meistens hat das eben doch den Grund, dass man sich nüchtern nicht ertragen kann. Und warum kann man sich nicht ertragen? Weil man einen Knacks weg hat.
Drum schadet es nicht, den Knacks zu bearbeiten, wenn man den Alk nicht mehr als Krücke verwenden kann oder will.
"Warum soll ich in eine Gruppe von Leuten gehen, die völlig andere Ansichten haben und sich mir überlegen fühlen? Nur weil sie flüssiger reden können oder meinen, ihr Lebensentwurf sei der eigentlich richtige"
Ich will dich bestimmt nicht (mehr) zu einem Gruppenbesuch überreden, aber was du über das Wesen von Selbsthilfegruppen schreibst, sind Vorurteile ersten Ranges.
"Es geht mir jetzt so, wie ich jetzt bin - trocken, vor dem Rechner sitzend, einen schönen Film im Hintergrund - so gut wie nie zuvor. ich fühle mich an meine Kindheit erinnert, wo es mir auch so gut ging, wenn ich allein sein und lesen konnte."
Dieses Hochgefühl haben viele Alkoholiker, allgemein wird das als Honeymoon-Phase bezeichnet.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
der alkohol nimmt das selbstbewusstsein. ein schleichender prozess. wenn du eines tages erkennst, dass du den alkohol brauchst ist das schon ein knacks für den selbstwert. andere brauchen ihn nicht. ein demoralisierendes gefühl.
und die ganzen dinge, die man im suff getan oder gesagt hat sind ja auch nicht schön. oder ?
erst die anerkennung meiner krankheit hat mich langsam wieder aufgerichtet. das war ein langer, schmerzhafter prozess. gleichzeitig war es der einzig gangbare weg in die trockenheit.
Hi carus,warum die meisten Alkis mit dem Selbstbewussein Probleme haben weiss ich nicht.Ist aber nicht bei allen so und mir mittlerweile auch scheisegal.Ich tue was ich will,das habe ich in meiner Glanzzeit gemacht und jetzt erst Recht wenn ich wieder trocken werden will. Einen schönen Tag an alle hier.
ZitatWarum soll ich in eine Gruppe von Leuten gehen, die völlig andere Ansichten haben und sich mir überlegen fühlen? Nur weil sie flüssiger reden können oder meinen, ihr Lebensentwurf sei der eigentlich richtige.
in so eine gruppe würd ich auch nicht gehen
ich auch nicht
carus, woher weißt du das es so sein würde?
Weil ich weiß wie die Leute allgemein sind und dass ich nicht damit klar komme. Oder anders herum gesagt: Zur Beurteilung dieser Frage reicht aus sich selbst zu kennen, wenn man ich ist.
Carus
weil du dich selber kennst weißt du wie andere menschen so ticken?
hellseher?
du hast überhaubt merkwürdige vorstellungen und ansichten über familienleben im allgemeinen und beziehungen im besonderen
sehr spießig mit machtkämpfen und machogehabe und in hamsterrädern festsitzend, den anderen für sein selbstgewähltes unglück und verkotkstes unfreies leben verandwortlich machen und es ihn spüren lassen......
so etwas gibt es, aber nicht in dem außmaß wie du es dir vorstellst.
moderne beziehungen und familienkonstruktionen sind flexibel, durchlässig und offener als du sie hinstellst.
das typische vater mutter kind und dackel häußchen mit weißem gartenzaun vater malocht sich krumm wärend mutter puzlappen schwingend ihrer jugend hinterhertrauert und kind sich verlassen und ungewollt vorkommt ... ... ist ein auslaufmodel
ok, du bist kein familienmensch und hast eine gespannte beziehung zur partnerschaft. du hast genug lebenskompitenz um dir dein leben so einzurichtendas du dich in ihm wohl und richtig fühlst.
wenn du lieber ein einzelgänger sein willst, so ist das in ortnung solange es dir damit gut geht.
aber das hat keinen einfluß darauf ob dir zb eine selbsthilfe gruppe gut tun könnte oder nicht. dort tummeln sich eine vielzahl von lebenskonstruktionen und "einsame wölfe" sind garnicht mal so selten.
die probleme und dinge wie du sie dir vorstellst die in diesen stunden besprochen werden, sind anders gelagert als du meinst. genauso wie die menschen dort in keinster weise TYPISCH sind , in schubladen passen oder deinen vorstellungen entsprechen.
und ( ganz wichtig ) wärend einer gruppenstunde werden die masken sowieso abgelegt und die rollen die in der freien wildbahn gespielt werden haben dann mal pause.
oder suchst du nur nach gründen um dich nicht deiner schwellenangst stellen zu müssen?
ich glaube weder das du hellseherische fähigkeiten besitzt noch das du in der lage bist von dir auf andere schließen zu können oder das du ein sonderlich guter menschenkenner bist der hinter die stirn von anderen sehen kann ...
also wiederhohle ich meine frage ....
woher weißt du wie es in einer gruppe zugeht und das du dort fehl am platz bist und das nicht dein ding ist ............
ohne es je versucht zu haben?
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
ZitatGepostet von atze 15 Hi,ich denke umgekehrtDas fehlende Selbstbewussein wollte ich mit Alkohol aufbauen.Ging ja auch eine Weile.
Hallo Atze,
das dachte ich auch kurzzeitig, aber vermutlich meint vicco noch was anderes.
Es wurde auch in fast jedem Thread hier erwähnt, dass man nach der Trockenlegung erstmal sein Selbstbewusstsein wieder aufbauen muss. Aus irgend einem Grund hat offenbar jeder Alkoholiker Probleme mit dem Selbstbewusstsein. Warum?
Carus
Zur Verdeutlichung: ich habe wie so manch anderer Alkohol anfangs als Medikament benutzt, um mein nicht, bzw. kaum vorhandenes Selbstbewußtsein zu stärken. Das geht ja ne Zeitlang ganz gut; kostet aber über kurz oder lang seinen Preis. In der Vollstufe meiner Abhängigkeit dann war es mein schlechtes Gewissen, das es mir unmöglich machte, auf meine Bedürfnisse zu hören und auch mal NEIN zu sagen bei Anforderungen von aussen. Mein eh schon schlechtes Selbstbewußtsein war noch mehr angeknackst. Dieses Muster findet sich wohl in einigen Suchtkarrieren - Alkohol als Mutmacher, als Aufbauer ist ein Klassiker.
Das angeknackste Selbstbewußtsein, bzw. schlechte Gewissen zu Beginn der Abstinenz ist nochmal eine andere Baustelle. Da spielt auch ne Menge Scham rein; sich zugeben zu müssen, krank zu sein, gescheitert zu sein, ist ja erst mal nicht so der Bringer. Mit zunehmender Abstinenz weicht dieses Gefühl dem Stolz und der Freude, es ohne Suchtmittel zu schaffen und ein neues Leben aufzubauen.