das, was ich momentan erlebe, fühle ist meine Realität, ob sie nun wirklich so ist oder nicht spielt m.E. keine Rolle, es ist meine Realtiät, die für Andere ganz anders ausehen mag, mir aber wurscht.
" Ich kann nur im Heute meinen Tag beeinflussen, die Vergangenheit nicht mehr verändern, die Zukunft auf mich zukommen lassen."
..was allerdings nach einigen homöopathischen Einheiten Alkohol am anderen Morgen auf einen zukommt, kann mann/frau in etwa erahnen und das is nich besonders lustich...
Hallo Bienchen! Irgendwo las ich mal:Wenn ich in Gedanken in der Vergangenheit lebe, ist das meine Depression. Wenn ich in Gedanken in der Zukunft lebe ist das meine Angst. Heute ist genau richtig fuer mich.
was gerade hier in diesem Thema geschrieben wird, lese ich mit besonderer Aufmerksamkeit.
Einmal deshalb, da ich "von Ferne" aus Roswithas Beiträgen eine gewisse Stabilität zu erkennen glaubte, was ja wohl so nicht geht.
Zum anderen, weil eine große Zahl von Beiträgen aus durchaus verschiedenen Blickwinkeln viel enthalten, über das es sich für mich nachzudenken lohnt und darüber hinaus auch das Gespräch zu suchen mit Menschen, die mir nahe sind.
Was mir in den letzten Beiträgen ins Auge sprang, ist die Gefahr der "Verabsolutierung", den Schwerpunkt auf das "Heute" zu legen. Für das Nichttrinken praktiziere ich das ja inzwischen erfolgreich und finde, dass es sich bei mir gut bewährt. Bisher hatte ich keinerlei Anfechtungen aus dieser Richtung.
Aber für "das bißchen Leben" um mich herum denke ich auch über das "Heute" hinaus. Sei es, indem ich mich für andere Menschen - in welcher Beziehung auch immer - verantwortlich fühle, oder auch für Aufgaben im Arbeitsleben und nicht zuletzt bei der Verwirklichung der eigenen "Lebensträume", wobei wohl alles miteinander irgendwie verquickt ist.
Mir ist es wichtig, Ziele zu haben, unabhängig davon, ob ich sie jemals erreiche, aber Schritt für Schritt etwas in die jeweils angestrebte Richtung zu tun, jeden Tag aufnahmefähig für Neues zu sein, zu lernen, Hindernisse zu überwinden, Rückschläge zu verarbeiten und wieder weiter zu gehen und die Früchte der Anstrengungen zu ernten - das hat doch etwas mit LEBEN zun tun?
LG Bernd
@ Biene2 Steh auf und versuche, den Anfang des roten Fadens für Dich zu finden. Und dann entwirre den Fitz. Du schaffst das - mit Hilfe vielleicht - und es lohnt sich.
eine gewisse Zielrichtung, Vorstellungen von Morgen habe ich auch.
Vielleicht gehe ich persönlich jedoch anders damit um im Gegensatz zu früher?
Ich muss nicht mehr müssen, um an Ziele zu kommen, mein Jetzt ist schon ganz gut so eingerichtet, ich verspüre eher den Wunsch, etwas zu erreichen, was mein Leben noch mehr bereichern könnte.
Ich würde mir wünschen, dass ich mir dies und jenes ermöglichen könnte, wenn mir mein Schicksal genügend Spielraum lassen würde, soviel Kraft, Gesundheit, Glück etc. zu haben.
Ich greife aber nicht mehr nach Sternen, wie vor Jahren, nur um aus meinen selbstgebuddelten Loch zu kommen, ich habe durch mein trockenes Leben gelernt, lerne noch immer, mich erstmal vor Allem!, vor jedem Wunsch gut zu fühlen.
Ich denke, erst, wenn ich das Heute so annehmen kann, mit mir, meiner Umwelt, meinem Leben, dann macht auch die nähere Zielsetzung Sinn, aber auch das stets mit einer und oder mehreren offenen Komponenten, die evtl. einen Strich durch meine Rechnung machen könnten.
Also wieder, das Annehmen der Dinge, die ich nicht ändern kann, und auch die Möglichkeit, Dinge zu verändern, etc.
Mir ist es wichtig, Ziele zu haben, unabhängig davon, ob ich sie jemals erreiche, aber Schritt für Schritt etwas in die jeweils angestrebte Richtung zu tun, jeden Tag aufnahmefähig für Neues zu sein,
Nur, wie setzt man sich Ziele? Woher weiß man, was man will. Wie kommt man aus alten, ausgelatschten Wegen heraus und findet neue?
Fragen über Fragen, die ich mir stelle. Ich lebe jetzt, habe Familie und Beruf. Aber irgendwie ist es immer dasselbe, immer die gleiche eingafahrene Lebensweise. Etwas neues? Was denn? Und wie? Ich habe hier meine Existenz, die ich nicht aufgeben kann (oder will?). Irgendwie bin ich unzufrieden, weiß aber noch nichtmal, wieso.
edit: Mir kommen nicht nur bei Versöhnungsszenen in irgendwelchen Fernsehsendungen die Tränen, mir könnten die schon beim Schreiben dieser Zeilen kommen.
Das war jetzt nicht hilfreich für dich, Biene2, sorry. Aber es waren Gedanken, die mir beim Lesen des Threads durch den Kopf schossen.
ich habe das so verstanden, dass Du mit dem Beitrag #123 von Dir nicht ganz zufrieden warst, und Dir noch etwas dazu einfällt, was dazu gehört.
Zum anderen möchte ich auch bemerken:
Wer für ALLES offen ist, ist nicht ganz dicht.
Trotzdem finde ich es wichtig, was ich schrieb, weil nichts, das unserer Genesung dient, von allein geschieht.
Und Peregrines Beitrag zeigt doch auch, das es nicht einfach ist, seinen Weg zu finden.
Ich zum Beispiel ziehe meine "Zufriedenheit" zum Teil aus einem immer währenden Lernprozess. Es macht mir Spaß, mich für vielerlei Dinge zu interessieren. Und besonders schön ist es dann, wenn ich das nicht allein tun muß.
Zitat aus dem Faust I: "Ich möchte wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält."
Nur möchte ich dafür um's Verrecken nicht meine Seele verkaufen...
Im Grund bin ich ein eher "konservativer" Mensch, der ungern seine gewohnten Pfade verläßt, zumal wenn ich denke, dass sie sich bewährt haben und weitgehend optimales Fortkommen ermöglichen.
Im krassen Widerspruch dazu steht meine Neugier. Die hat in meinem Leben auch oft gesiegt, sodass zur Verwunderung vieler, die ihn zu Gesicht bekommen, mein "tabellarischer Lebenslauf" schon drei Seiten lang ist.
Ich empfinde das gar nicht als Mangel. An vielen Stellen gründlich Staub gewischt zu haben, ist mir jeden Tag nützlich.
Und so wird's hoffentlich auch weiter gehen...
Aber nur mit klarem Kopf.
LG Bernd ____________________________________________________
Ach ja - wenn mir zum Heulen ist, heule ich einfach. Das habe ich in meiner ersten LZT gelernt (das auch "öffentlich" zu tun).
Nur, wenn ich keine Antworten auf die Vergangenheit für mich finde oder habe, ganz weit zurückgehe und all die Dinge, die mir meine Eltern mitgegeben haben, auf ihre Berechtigung heute für mich selbst überprüfe, ob sie auch wirklich zu mir gehören, verfolgen mich Dinge, Menschen der Vergangenheit bis in mein Heute und spielen ein trügerisches Spiel mit mir...
und genauso trügerisch gehe ich doch dann die Zukunft an, oder? Eine Zukunft auf der Basis von erlernten Weisheiten und Wahrheiten, die sich in Wirklichkeit gar nicht als meine, zu mir gehörigen Weiseiten und Wahrheiten herausstellen...
Wie geht das, nur im Heute leben?
Habe ich heute ein Erlebnis, verknüpft mein krankes Hirn manchesmal heute dieses mit einem Bild aus der Vergangenheit und es entsteht eine vergangenheitsgeprägte Emotion.
Kann ich jedoch unterscheiden und habe ich eine Antwort für die Dinge der Vergangenheit ganz allein für mich gefunden, damit in irgendeiner Form meinen Frieden geschlossen und verziehen, dann erst kann ich doch vielleicht erst das Heute anders gestalten, ohne vergangene Einflüsse, die meine heutigen Emotionen beeinflussen und mir Ziele für die Zukunft setzen, die wirklich meinen ureigensten Bedürfnissen entsprechen und nicht mal irgendwann als eine Erwartungshaltung anderer (oder der Gesellschaft) auf mich drauf gestülpt wurde, was ja wiederum eigentlich ein ganz natürlicher Prozess war und ist bei Beziehungen zwischen Eltern und Kindern.
Nur, wenn ich eigenverantwortlich meinen Weg gehen möchte, dann muß ich mich von vergangenen Dingen vielleicht abnabeln, und dies im Heute tun, um dann auch irgendwann wirklich im Heute leben zu können und nicht den ganzen Ballast der Vergangenheit weiter unbearbeitet mit mir rumzuschleppen, der ja dadurch mit jedem Tag/Heute immer nur schwerer wird... oder so...
Ich kann mir doch die bunte Welt mit all ihrem Angebot mal nüchtern betrachten, das ist für mich Offenheit, was ich dann daraus mache, steht ja auf einem anderen Blatt.
Schreibst ja selbst:
"Es macht mir Spaß, mich für vielerlei Dinge zu interessieren."
Ja, es ist wahrlich nicht einfach, seinen Weg zu finden, was Anderes habe ich auch nicht behauptet, und ich denke, erst dadurch, dass (wir) ich durch ein tiefes (Säufer)Tal gegangen bin, kann ich umso deutlicher Dinge erkennen und auch ändern an mir.
Ohne meine Alk/Drogenkarriere wäre ich heute nicht die, die ich bin.
Der gesamte (Selbst)Findunsprozess ist eben nur mit klarem Kopf möglich.
habe nichts zu sagen, irgendwie komm ich momentan aus dem "STAUNEN" nicht raus... Ist okay für mich!
Liebe Biene, ein Gedanke von mir: für mich gewinnst du mometan dem Alkohol einfach zu viel Positives ab!
@Faust
ZitatWer für ALLES offen ist, ist nicht ganz dicht.
Meinst du das ernst?
Für mich wäre das eine sehr unfreie Einstellung, wo doch soooo eine große Welt offen vor mir liegt.
Offen, denke ich, kann man erstmal für alles sein, nur ob man sich auf alles einläßt, ist m.M. etwas, was jeder für sich selbst entscheiden sollte.
ZitatIch zum Beispiel ziehe meine "Zufriedenheit" zum Teil aus
zu lernen meine Erwartungen möglichst runterzuschrauben - so geht es mir jedenfalls. Und das ist schon eine ziemlich harte Nuss für mich. Kommt allerdings meiner Zufriedenheit ziemlich zugute. In meinen "nassen" Zeiten war meine Erwartungshaltung ans Leben dermaßen hoch, dass ich immer wieder in ein Loch fiel und dadurch unwahrscheinlich heftig litt und permanent in irgendwelchen Depressionen (nicht endogenen) hing.
dein Rückfall kommt mir vor, als würdest du eine Diät mal kurz unterbrechen, weil dir der bisherige Erfolg damit zu wenig ist. Es kneift, beisst, petzt und sticht dich - nicht am Körper, sondern in der Seele.Deine inneren Wunden sind so tief, und schmerzen dann, wenn du gar nicht mit rechnest. Es wird dir nicht helfen, die Augen davor zu verschliessen und vielleicht immer mal wieder mit Alkohol (Chemo-)therapieren oder heilen zu wollen. Es ist egal, ob du Depressionen hast, dies in deiner Familie gehäuft vorkommt oder ob du teilweise "unzufrieden zufrieden" sein willst oder musst. Mit Alkohol klappt und ändert sich nichts und solange du nicht endgültig vor der Brühe kapituliert hast, wirst du bei passender Gelegenheit und ohne psychologische Hilfe immer anfällig für diese alkoholische Flucht sein.
Für mich ist die Vergangenheit voller Erfahrungen - egal, ob positiv oder negativ - aber sie sind wichtig um HEUTE handeln zu können und an morgen zu denken. Alkohol passt in mein Lebens-und Werteverständnis überhaupt nicht rein. Bei mir gibt es auch Ärger, Frust und Probleme und heulen kann ich in - vielleicht für andere - unverständlichen Situationen ebenfalls. (Mein Mann kann das mittlerweile auch, obwohl doch ein "richtiger" Mann nicht heult) Deshalb mache ich mir keinen Kopf, denn es sind MEINE Gefühle, die mit Gefühlen von anderen nicht identisch sind und wo ich gar nicht auf die Idee käme, sie seltsam zu finden oder mich vielleicht zu rechtfertigen. Ich bin ja froh, dass ich die breite Gefühlspalette zulassen kann und nicht mehr wegtrinken oder schöntrinken muss.
Der Sinn oder die Ziele im Leben ergeben sich für mich aus der inneren Einstellung und Ausgeglichenheit. Ziele und Wünsche müssen realistisch sein - träumen gehört dazu. Ich habe z.B.nur ein Kind groß gezogen (also eine kleine Familie) und denke, dass es seinen Weg gehen wird, ohne an Erwartungshaltungen der Eltern gebunden zu sein, weil wir ihr dies nicht vermittelt haben. Wichtig war es für uns, ihr klar zu machen, dass sie auf einem ehrlichen Weg für sich selbst bleibt und anderen bewusst keinen Schaden zufügt. Genauso hat sie gelernt die Bedürfnisse der Eltern zu respektieren, so wie wir, ihre Bedürfnisse respektieren und keiner das "Eigentum" des anderen ist.
Wenn ich aber jetzt meine momentane Lebenssituation betrachte, dann ist die nicht gerade rosig, sondern eher düster. Mit Alkohol wäre sie schwarz. Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass in der Zukunft eine Besserung eintritt und zwischenzeitlich unternehme ich alles, um aus eigener Kraft die Misere abzumildern. Glaub mir Biene, ich könnte mir was besseres vorstellen, aber irgendwo sind auch meine Grenzen erreicht und es nützt nix, sie mit aller Macht überschreiten zu wollen. Und genau da liegt der Punkt, wo du auch mal drüber nachdenken solltest, wie weit (oder kurz) dein "Auslauf" tatsächlich ist und wo du an die Grenzen stösst. Eindrücke von aussen dürfen nicht zum "auch haben WILL" verleiten, wenn es realistisch betrachtet nicht erreichbar ist. Aalglatte Zufriedenheit ist sowieso kein Dauerzustand - Schwankungen bzw. Hochs und Tiefs gehören dazu und fordern heraus. Und es liegt an jedem selbst, ob er die Herausforderungen annimmt, die oft anstrengend sind und das Ergebnis manchmal unbefriedigend oder ob er gleich die Niederlage wählt und lieber trinkt.
Jedenfalls bist du mit fachlicher Hilfe auf dem richtigen Weg.
Zitatimmer die gleiche eingafahrene Lebensweise. Etwas neues? Was denn? Und wie? Ich habe hier meine Existenz, die ich nicht aufgeben kann (oder will?). Irgendwie bin ich unzufrieden, weiß aber noch nichtmal, wieso.
Das kenne ich auch gut. Früher habe ich mich immer unter Erfolgsdruck gesetzt. Etwas neues angefangen, ohne eigentlich zu wissen, ob es das ist, was ich will. Ich habe mich immer mehr an "Außen" orientiert und das gemacht, was "man" macht. Zufriedenheit stellte sich oft nicht ein, im Gegenteil, oft fiel es mir schwer, kleinste Zwischenschritte zu erreichen, so dass ich mich "selbst vergewaltigen" musste. Mir verordnete, Nächte durchzuackern, um irgendwas zu schaffen. Und hatte ich es dann irgendwie geschafft, bekam ich eine Depression...
Ich war auch lange unzufrieden und wußte nicht mal wieso.
Heute weiß ich, dass ich als Suchtkranke eine verzerrte Wahrnehmung hatte (und heute vielleicht auch noch manchmal habe). Ich glaubte, viele Dinge nicht tun zu "dürfen", weil "man" sie nicht macht, glaubte z.B. alle Welt blickt auf mich und sieht meine Fehler, glaubte, wenn mich jemand auf der Staße anblickt, kann es nur Ablehnung bedeuten. Und ich wußte nicht wieso. Ich konnte es auch nicht wissen, denn es lag nicht am "Außen", es lag am "Innen", an mir selbst. Ich suchte immer an der falschen Stelle. Aufgrund meiner Erfahrungen, nahm ich an, dass die Welt so ist und erkannte oft nicht z.B. das Wohlwollen oder das Interesse anderer - ich sah´immer nur Geringschätzung, Angriff.
Das ist nur ein Beispiel für die verzerrte Wahrnehmung, die mit der Sucht noch extremer wurde, so dass es Tage gab, an denen ich mich gar nicht mehr vor die Tür traute.
ZitatEtwas neues? Was denn?
Vielleicht gar nichts neues, sondern nur ein bißchen anders? Dazu muss ich erst mal merken, WAS mich stört, was mir nicht gut tut. Der Alkohol, das war Schritt eins. Aber nur durch weglassen ändert sich meine Selbstwahrnehmung noch nicht wesentlich. Dazu braucht es Auseinandersetzung mit sich selbst, mit anderen und auch Therapie.
Heute erkenne ich besser, wenn ich anfange mich unwohl zu fühlen. Es hört sich so einfach an, aber es war schwer für mich das zu lernen. Tatsächlich zu merken, wenn mir etwas nicht guttut, es zuordnen und auch noch dementsprechend handeln z.B. es abstellen, eine Grenze setzen, Nein sagen. Es gelingt mir nicht immer, odere manchmal erst nach Anläufen. Aber wenn ich sagen würde "Schwamm drüber", es ist nicht so wichtig, wie ich mich dabei fühle, dann wäre es ein Rückfall in alte Verhaltensweisen und vermutlich auch irgendwann ins Trinken.
Ich habe gelernt, dass das Achten auf meine Gefühle priorität hat - im Heute! Ziele habe ich auch, klar, aber immer kommt davor erst mein Gefühl heute - es ist ein fortwährender Lernprozess. Oft muss ich Ziele nochmal neu arrangieren, mehr Zeit einplanen, was weglassen, weil eben mein Befinden heute gilt und wenn ich merke, es wird zuviel muss ich das Ziel mir anpassen und nicht ich mich meinem Ziel.
hier ist soviel geschrieben worden und ich habe mir auch jeden Beitrag genau und ohne irgendwelche Gedanken der abwehr oder so durchgelesen.
Ich versuche jetzt mal,mir die für mich momentan frappierensten Punkte,aus dem Gedächnis,rauszufischen.
Zitat Bordeauxnixe:
Liebe Biene, ein Gedanke von mir: für mich gewinnst du mometan dem Alkohol einfach zu viel Positives ab!
Zitat Laila:
dein Rückfall kommt mir vor, als würdest du eine Diät mal kurz unterbrechen, weil dir der bisherige Erfolg damit zu wenig ist. Es kneift, beisst, petzt und sticht dich - nicht am Körper, sondern in der Seele.Deine inneren Wunden sind so tief, und schmerzen dann, wenn du gar nicht mit rechnest.
Also...vormachen darf ich mir Nichts.Ich hab damals aufgehört,weil es mir erstens zu blöd wurde,immer zur Flasche greifen zu müssen,wenn es anfing zu zwicken. Dann kam noch die körperliche Komponente hinzu.Auf kurz oder lang wäre ich dabei draufgegangen.
Und ich denk mir mal ganz frech,daß die wenigsten hier aus ideologischen Gründen aufgehört haben,sondern auch nur,weil es nicht mehr hinhaute.
Ich war damals schon mal angefangen,Antidepressiva zu nehmen,bin dann aber mittendrin rückfällig geworden und hab wieder damit aufgehört. Als ich dann den Entzug mit der anschliessenden Reha machte,wollte die Neurologin von der Einnahme irgendwelcher Medis erst mal absehen und warten,wie sich alles entwickelt.
Und anfänglich gings ja auch.Die ersten zwei Jahre lief ich durch die Krankheit unseres Grossen und dem Niedergang der Firma so auf Hochtouren,daß ich mich selber gar nicht spürte. Ich hab da zwar die Reha gemacht,die mir sehr gut getan hat,da sie mich aus meinem selbstgebastelten Schneckenhaus holte...aber so richtig "bearbeitet" hab ich mich da auch nicht. Da wurden zwar immens viele Punkte angesprochen,aber nicht sonderlich vertieft. Es gibt da so einige ganz wunde Punkte,die ich immer vor anderen und auch vor mir verborgen hab,einfach,weil es sich nicht gehörte,sowas überhaupt zu fühlen. Z.B. ist der damalige Tod meines Vaters in unserer Familie,sprich bei Mutter und Grossmutter,die meine einzigsten Bezugspersonen zu der Zeit waren,völlig totgeschwiegen worden. Da auch mein Vater Trinker war und bei Gott nicht der beste aller Ehemänner,wurde mir suggeriert,daß er das wohl selber verschuldet hätte und es sich auch nicht sonderlich lohnen würde,überhaupt ein Wort darüber zu verlieren. Ich schluckte das,was ich fühlte,also einfach nur runter,mit dem Tod im Herzen und dem Versuch zu überleben. Ich muss damals auch eine immense Wut auf meinen Vater entwickelt haben...ich vermute stark,daß ich es ihm nie verzeihen habe,mich mit diesen beiden Xanthippen allein gelassen zu haben. Das merke ich daran,daß ich jedesmal,wenn mein Mann jetzt z.B. zu seiner Umschulung fährt,ich eine fürchterliche Wut auf ihn habe.Ich war die ganze Zeit über völlig perplex und konnte mir nicht erklären,daß ich in seiner Abwesenheit konsequent nur an seine schlechtesten Seiten dachte und mich daran aufgeilte.Kaum stand/steht er in der Tür ist es vorbei damit. Ich bemerke,daß diese Wut gar nicht ihm gilt.Sie gilt meinem Vater. Dazu kommt dann noch die Verlustangst...er geht,und es kann sein,daß auch er niemals wieder kommt.
Was noch damit reinspielt,ist Eifersucht.Eine völlige kindliche Eifersucht.Ich bin auf Alles,was auch nur einen Gedanken zuviel in seinem Hirn in Beschlag nehmen könnte,eifersüchtig. Für mich als erwachsene Person ist das völlig irrational.Eifersucht ist ja angeblich auf mangelndes Selbstbewusstsein ectpp. zurückzuführen.Hab ich aber nicht. Im Gegenteil.Ich bin mir meiens Wertes durchaus bewusst.
So...was mir dazu eingefallen ist,ist folgendes. Es scheint wohl so zu sein,daß ich in meiner derzeitigen Familienkonstellation eine Doppelrolle einnehme.Einmal bin ich Ehefrau,andererseits wahrscheinlich aber auch Tochter und mein Mann stellt meinen Vaterersatz dar. Das erklärt dann auch mein emotionales Dilemma in Moment,wo ich mir wirklich mal vor Augen führen musste,was ich mir da eigentlich gebastelt habe. Meine Familie ist für mich mein ein und Alles.Auch sie stellt den Versuch dar,die Wunden,die mir meine kaputte Kindheit in die Seele gehauen hat,zu heilen. Meine Kinder stehen stellvertretend für mich.Im Endeffekt lebe ich nun das Leben,das weder meine Mutter noch ich je hatten,aber hätten haben können. Schritt für Schritt laufe ich in ihren Puschen. Davon einmal abgesehen,diese Konstellation ist durchaus perfekt.Denn auch mein Mann hat einiges an schlägen einstecken müssen und auch für ihn stelle ich mehr dar,als eine Ehefrau.Wir sind uns gegenseitig Das,was wir als Kinder nicht haben konnten. Es ist gut so wie es ist. Aber ich hätte doch noch ganz gern gewusst,bevor ich abtrete,was aus mir geworden wäre,wenn es nicht alles so schief gelaufen wäre. Der Tod meines Sohnes,den ich angesprochen hab,er passt auch in diesen Kontext.Der Kleine starb damals an einer nicht festgestellten Bronchitis.So einfach,von einem Tag auf den Anderen.Kein Mensch in unserem Umfeld hatte irgendetwas bemerkt.Auch ich nicht. Aber laut Gutachter wurde die These aufgestellt,daß schwere Bronchitis,gleich hohes Fieber...und das hätte bemerkt werden müssen. Ich behaupte auch heute noch Stein und Bein,daß unser Kleiner kein Fieber hatte.Das Gericht musste sich dem Gutachten anschliessen und verurteilte mich dann wegen fahrlässiger Tötung,auch auf Antrag des Staatsanwaltes,zur Mindeststrafe,nach über 2,5 Jahren,da der Richter sich lange Zeit noch nicht einmal dazu entschliessen konnte,den Prozess zu eröffnen. Das ich so behämmert eigentlich nicht sein kann,der Meinung war auch das jugendamt,denn zu keinem zeitpunkt war auch nur ein einziges Mal die Rede davon,daß ich nicht weiterhin meine restlichen Kinder versoregn könnte. Nach dem letzten Gespräch wurde es sogar von deren Seiten abgehakt mit den worten: "Es war irgendwie eine Verkettung unglücklicher Umstände,und bitte,Frau XX,machen sie einen Strich darunter und fangen sie ihr Leben neu an." Das musste ich auch,schon allein für meine restlichen Kinder.
Nur...was mir auch heute noch auf der Seele brennt,ist,daß ich damals genauso beschissen drauf war,wie heute. Auch damals war ich in so einem Loch.Es war die Zeit,nachdem mein Mann und ich,nach unserer Trennung,wieder zusammengezogen waren.Dieser Auszug damals hatte mich in ein ebenso tiefes,wenn nicht noch tiefer,Loch gerissen,wie meine derzeitige Situation. Noch dazu hatte ich danach erst erfahren daß er in seiner Wut über unsere Trennung Kontakte zu anderen Frauen gesucht hatte. Also frag ich mich doch noch...was hab ich damals doch nicht gesehen oder nicht sehen können,weil ich so sehr mit mir selber beschäftigt war.War ich damals eigentlich zurechnungsfähig? Bin ich in meiner derzeitigen Situation zurechnungsfähig? Ich schwebe ziwischen 2 Welten.Meiner Erwachsenen und meiner kindlichen. Der Alkohol scheint mir der Versuch gewesen zu sein,mit meinen beiden Füssen so schnell wie möglich erst mal in meiner Welt anzukommen,da wo ich mich spüre,zwangsläufig spüre,weil es mir schlecht geht,körperlich,und weiß wo ich bin,ein Anker wahrscheinlich. Mein Mann hat sich übrigens vor 2 Tagen auch hier angemeldet und wir haben auch darüber geredet.Bis dato hab ich immer versucht,all diese "unangemessenen" Gefühle wegzudrücken,da sie ja nicht sein durften und ich sie als überflüssig betrachetet.Genau wie damals.Ich wollte ihn ja auch nicht verunsichern oder ihm seine Umschulung madig machen. Jetzt,wo ich das Alles zulassen kann/darf löst sich der Knoten.Irgendwie kann ich jetzt besser zwischen damals und heute unterscheiden. Danke fürs Lesen.