Wir hatten ihn ( sie!) im März fast aufgegeben, so schlecht ging's ihr. Eine schlimme Zeit.
Gesund ist sie nicht mehr geworden und wird sie wohl auch nicht. Die Ausfallserscheinungen, offenbar durch epileptische Anfälle ausgelöst, bessern sich sukzessive, bis der nächste Anfall kommt. Dann geht's wieder rapide bergab. So mehrmals schon geschehen.
Nun ist mein Tölentier nicht mehr die lebhafte, mitunter auch raubeinige, triebstarke Hündin, stolz, dominant, territorial und verspielt. Statt dessen eine liebe, alte, etwas verstrahlte Hundeoma, die freundlich jeden in die Wohnung lässt, Katzen ignoriert, Spaziergänge gerne kurz hält und am Liebsten im Garten im Schatten liegt.
Die ständige Sorge um den Hund ist schon belastend. Nachts weckt mich jedes Geräusch, jedes Piepsen, jedes Scharren auf dem Parkett. So ein Anfall - es waren zum Glück und dank Phenobarbital bisher nur recht wenige - ist grauenhaft, sieht aus wie ein Todeskampf, hinterher ist der Hund stundenlang out of order und erkennt uns, wenn wir Pech haben, nicht mehr.
Vor hundert Jahren hätte man so einen kranken Hund im Wald erschossen. Zum Glück ist das heute anders, es gibt Medis, unseren pragmatischen Tierarzt und verständnisvolle Mitmenschen, die uns dabei unterstützen, diesen Weg mit unserem Tölentier zu gehen.
[img]http://nimga.de/v/RmWyu]
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
auch vom Blondenhundi - seit Trave 09 hat sie bei Saufnix ein paar Fans, vor allem wegen ihrer Engelsgeduld mit ADHS-Kindern
ja, ich bin froh, dass wir sie noch haben, auch in diesem Zustand. Ist ja auch ganz schön, wenn der Hund nicht mehr jeden Besucher verbellt
@Ines: Phenoleptil bekommt Blondenhundi auch - ist der Kater auch so bedröhnt davon? Das macht ja richtig abhängig. Ich sauf nix mehr, und mein Hund ist drauf
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ZitatGepostet von sole @Ines: Phenoleptil bekommt Blondenhundi auch - ist der Kater auch so bedröhnt davon?
Kater bekommt die Pille immer kurz vorm Fressen. Und da Katzen -glaub ich- verpennter sind als Hunde, fiel mir/uns nicht auf, dass er bedröhnter wäre
Tochter meint, dass er mit Pille und ohne Anfälle klarer und aufmerksamer ist als vorher ohne Pille. Die Wirksamkeit muss sich wohl längerfristig einpegeln, und die Höhe der Dosierung muss anfangs öfter kontrolliert werden.
Nun ist es doch so weit: Gestern mittag um 12:30 Uhr wurde unser lieber "Blondenhund" Nora in der Ravensburger Tierklinik eingeschläfert.
Wegen des kranken Hundes bin ich mit Tochter ins Allgäu zum Urlauben gefahren, nicht so weit weg von zu Hause und Tierärzte in Reichweite. Nach sechs anfallsfreien Wochen ging's der Hündin recht gut...
Aber... nach vier Tagen in der Ferienwohnung jagte ein Krampfanfall den anderen - status epilepticus. Ein CT in der Tierklinik brachte einen großen Hirntumor zum Vorschein. Immer befürchtet, nie ganz ausgeschlossen, jetzt traurige Gewissheit.
Wir ließen sie nicht mehr aufwachen. Eine Cortisonbehandlung hätte vielleicht ein paar Tage oder Wochen Aufschub bedeutet, aber keine Heilung. Wozu? Um einen todkranken Hund 400 km nach Hause zu karren, um ihn letztlich dort einschläfern zu lassen? Abschied auf Raten?
Schmerzlos glitt mein Tölentier vom Tiefschlaf in den Tod und lässt mich tod-traurig zurück. Über vier Jahre hat mich diese Hündin überall hin begleitet, seit ich sie als Fünfjährige aus der Ödnis des Tierheimzwingers holte. Ich fühle mich wie amputiert, es tut sauweh. Meiner Tochter, die als Heranwachsende so oft Trost in ihrem müffelnden Hundefell fand, auch.
Mein Freund, selbst trockener Alki und Nora sehr zugetan, heulte am Telefon und meinte: Wenn wir uns heute nicht besaufen, besaufen wir uns nie mehr.
Wir haben uns nicht besoffen. Noch nicht mal ne Zigarette habe ich angerührt. Auch Trauer ist Leben.
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