ZitatIch versuche heute nicht mehr alle Schnitzer auszubügeln wie vorher, wo ich versuchte perfekt zu sein um die Sauferei zu vertuschen.
Hallo Shara,
das obige Zitat trifft auf mich auch voll und ganz zu. Was habe ich doch in erbärmlichen Zuständen immer noch versucht, perfekt zu sein. Kalt und unantastbar. Wie eine Maschine die mit genug Sprit läuft und läuft und läuft... Eben so lange, bis sie nicht mehr gelaufen ist.
Heute bin ich ein normaler Mensch, dem es mal besser und auch mal schlechter geht. Ich rede drüber und dass ist das wichtigste, was ich in meinem trockenen Jahr für mich mitgenommen habe.
schön zu lesen In vielen Punkten gehts mir ziemlich ähnlich wie dir, ganz besonders hier:
ZitatGepostet von Magdalena42 Wie schonmal ganz am Anfang beschrieben ist es das Wertvollste für mich, dass diese ganze Scham weg ist. Dass Fehler, die ich heute (wie damals) mache einfach meine Fehler sind, weil ich so bin wie ich bin und nicht bloß eine Saufkuh, die irgendwas nicht geregelt kriegt. Wenn heute Dinge nicht klappen, dann habe ich es eben nicht gepackt und kann es so annehmen und schiebe es nicht auf meinen Suff. Das macht mich mir selbst sympathischer und annehmbarer.
Hätte eins zu eins von mir sein können - und zum letzten Satz: ja, ich mir langsam selber auch
es wurden ja schon einige sehr schöne Sätze aus Deinem Beitrag zitiert, weil andere sich in Deinen Zeilen wiederfanden. Ich erlaube mir meinen persönlichen Lieblingssatz nochmal hervorzuheben:
ZitatGepostet von Magdalena42 Und meine Zufriedenheit ist mir wert und teuer geworden und nicht die Zufriedenheit anderer mit mir.
Das ist schon die hohe Schule, finde ich. Das geht schon mit der Unterscheidung los, geht weiter mit dem Erwerb von Konfliktfähigkeit, und der Ausbildung von Selbstwertgefühl, dass nicht mehr (nur) auf der Wahrnehmung durch Andere gründet. Schwere Übung das, aber unverzichtbar bei der Trocknung.
Herzlichen Glückwunsch zum 1.
Chris
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
Hallo Liebe Saufnixe, wieder ist für mich mehr als ein trockenes Jahr vergangen (26.11. war mein zweiter Jahrestag) und ich möchte berichten wie es mir ergangen ist. Die Auseinandersetzung mit dem Alkohol hat nicht wirklich aufgehört, denn es ist eine Sache keinen zu trinken und eine andere dies als gut und notwendig zu betrachten. Nichts zu trinken ist so zur Gewohnheit geworden wie vorher das Trinken. Aber diese Gewohnheit will natürlich hinterfragt werden. Es gab und gibt immer wieder Anlässe, wo ich mir denke – warum solltest du nicht? Und da gibt es nur einen einzigen Grund: Ich würde es nicht lassen können, das zweite Glas zu trinken und wäre ruckzuck wieder in der Situation wie vor zwei Jahren. Das ist schmerzlich sich eingestehen zu müssen. Nicht das alkoholfreie Leben ist schmerzlich-ganz im Gegenteil, sondern einfach die Erkenntnis ein Handikap zu haben, auf das man aufpassen muss. Allerdings birgt meine Art damit umzugehen – nämlich immer wieder mal darüber nachzudenken – auch den Vorteil, dass man über so manch anderes im Leben nachdenkt und es hinterfragt. Das bringt mich stetig meiner selbst näher. Das zweite trockene Jahr fand ich daher wesentlich anstrengender als das erste. Ich kam mir vor wie jemand, der sich gerade neu erfindet und bin noch dabei. Ich habe in diesem zweiten Jahr sehr viele Gewohnheiten, Freunde und Dinge, die sich so in meinem Leben abspielen hinterfragt und das hat mich nicht immer glücklich gemacht, weil es erstens Dinge gibt, die ich nicht ändern kann und zweitens ich mich eben nicht neu erfinden kann. So habe ich es noch immer nicht geschafft eine neue Partnerschaft aufzubauen, obwohl es an Bewerbern nicht mangelt, welche ich durchaus wahrnehme. Aber ich bin noch immer auf dem Weg zu mir selbst und versuch mit all dem was ich bin ein zufriedenes Leben zu gestalten. Eine Eigenschaft von mir ist nun mal mein Wunsch nach Erfolg und großen Leistungen. So habe ich wieder (neben Job und Kindern) zu studieren begonnen. Natürlich packe ich das heute viel vernünftiger an und sorge für die nötige Entspannung zwischendurch und gebe Belastungen ab, aber der Ehrgeiz und dieser Wunsch nach Bestätigung ist geblieben. Ich versuche auch gar nicht mehr dagegen zu kämpfen – nur eben das ganze etwas ruhiger angehen zu lassen, damit ich nicht ausbrenne. Und durch meinen klaren Kopf habe ich auch Erfolg im Studium! Ich bin wirklich mal gespannt, wann ich soweit bin, mich von einem Partner annehmen zu lassen und diesen auch so nehmen kann, wie er eben ist. Es bleibt spannend. Ich kann aber jeden nur zu dieser Reise raten, sie ist wesentlich interessanter und ergiebiger als das Waten in Alkoholschwaden!
Liebe Grüße an alle Shara (mittlerweile magdalena44)
schön Dich so zu lesen Mein zweites Jahr ist auch subjektiv in der Tat noch anstrengender als das ersteaber es ist allemal besser, als vieles im Nebel vorher.
Ich mußte auch schon einiges hinter mir lassen, womit ich so nicht gerechnet hätte und das mit dem sich nicht neu erfinden können nu ja sich endlich finden reicht mir durchaus...und da ist jeden Tag eine neue Kleinigkeit und Überraschung in vielen Bereichen,wie seh ich die Dinge wie geh ich mit ihnen um,was ist meins und was lieber nicht(mehr)
Gute Reise weiterhin und nen guten Rutsch
wünscht dir Vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
und da ist jeden Tag eine neue Kleinigkeit und Überraschung in vielen Bereichen,wie seh ich die Dinge wie geh ich mit ihnen um,was ist meins und was lieber nicht(mehr)
..und nu bin ich auf meiner Reise gestoplpert und hatte einen Rückfall.Gestern - 2 Gläser Prosecco, allein daheim, heimlich - nur um mich wie vor 2 Jahren wegzubeamen...Ich verstehe das nicht. Was ist los gewesen? Was war passiert?Es war ein guter Tag.Kein besonderer, aber ein guter. Ich konnte mich im laufe des tages nicht aufraffen etwas zu tun, war ganz faul und deshalb unzufrieden.Ich versuchte mir schon seit 3 Tagen neue Ziele für 2012 zu stecken, zu überlegn was mich zufrieden macht, was ich anpacken will und dann war es irgendwann aus.Ich hatte solche Lust auf einen Rausch und dann habe ich getrunken.Eine Minilehre, die daraus gezogen habe ist wieder mehr darauf zu achten, keinen Alkohol im Haus zu haben -wie am Anfang, denn da bin ich nachlässig geworden.Am Anfang habe ich jede geschenkte Flasche gleich entsorgt oder verschenkt -innerhalb von 24 Stunden. Das werde ich wieder tun. Ich denke dieser Moment gestern war gar nichts besonderes.Nur war die Gelegenheit da.Dieses Gefühl hatte ich auch ab und an in den 2 Jahren. Kein Saufdruck, aber diesen Wunsch mich auszuklinken.Ich weiß gar nicht womit ich anfangen soll.Vielleicht gehe ich mal wieder bei meiner SHG vorbei - obwohl ich da nur etwa 10 mal in den letzten 2 Jahren war.Es war nicht schlecht, aber eben nicht ganz so das, was mich weitergebracht hat.Also was hat mich eigentlich weitergebracht? Die Scham wollte ich loswerden.Ich wollte stolz auf mich sein. Ist das vielleicht einfach verblasst? Auf was bin ich denn stolz? Da gibt es vieles. Ich glaube mir fehlt die Anerkennung von menschen, die mir nahe stehen. Ich denke ich bin immernoch in der Spirale: Leiste was tolles und was noch tolleres, damit alle merken wie toll du bist. Oder so. Ach was weiß ich. Ich wäre sehr froh, wenn jemand ein paar gute Ratschläge hätte.
direkte gute Ratschläge habe ich natürlich auch nicht, aber mir ist dieser Satz aufgefallen:
"Vielleicht gehe ich mal wieder bei meiner SHG vorbei - obwohl ich da nur etwa 10 mal in den letzten 2 Jahren war.Es war nicht schlecht, aber eben nicht ganz so das, was mich weitergebracht hat."
Ich selbst bin gute 5 Jahre trocken. Ich gehe seit dem Ende meiner Therapie konsequent (man könnte schon fast sagen stur) jede Woche in die SHG. Ich mache mir bewußt keinen Kopf drum, ob mich das weiterbringt, ob ich das brauche oder, oder oder...
Ich investiere 1,5 Stunden/Woche in meine Trockenheit, und erinnere mich einmal die Woche wieder ganz konkret und direkt an die schlimme Zeit. Bisher fahre ich gut damit.
Also mach' ich weiter so.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
hättes Du auch dann getrunken, wenn Du keinen Alkohol im Haus gehabt hättest? Wärst Du zur Tanke oder zum Supermarkt gelaufen und hättest Dir was besorgt?
Ich halte Alkohol im Haus für brandgefährlich, zumindest für mich, auch nach bald 7 Jahren noch. Stimmungen, wie Du sie beschreibst, kommen immer wieder mal, sind meist winzige Momente, die so schnell wieder gehen, wie sie gekommen sind. Und wenn dann gar nix da ist, brauch ich auch gar nicht ins Grübeln kommen, ob ich nicht vielleicht doch mal könnte.
Alkohl laß ich mir, seit ich aufgehört habe, nicht mehr schenken. Ich lehne das Geschenk einfach mit der Begründung ab, dass ich keinen Alkohol trinke und absolut keine Verwendung dafür habe. Manche Schenker sind dann leicht irritert, akzeptiert hat das aber bis jetzt jeder.
Danke Laurislaja und Grufti ür die Antworten. Ich nehme daraus mit, dass ich das Trockensein einfach zu selbstverständlich und nicht als etwas besonderes- wertvolles genommen habe.Im Moment frage ich mich, ob bei meinem Weg, der echt nicht mühselig war, einfach der Gedanke aus meinem Kopf geflogen ist, dass ich ein ernsthaftes Problem mit Alkohol habe. So in die Richtung - so schwer kann das Problem gar nicht sein, wenn ich es so einfach lösen konnte. Dabei weiß ich ja ganz genau, dass ich einfach rieseiges Glück hatte, vorher auf den Abstinenztrichter zu kommen, bevor es mir ergeht wie meiner Mutter. Es war damals einfach einfach eine glückliche Eingebung, die mich dazu gebracht hat aufzuhören bevor es zu spät ist. Es gab kein dramatisches Schlüsselerlebnis. Mir ist immer wider der gruselige Satz aus einer AA-Gruppe im Kopf, die ich lange vor meiner Abstnenz mal besucht habe: "Also du musst erst noch ganz tief fallen, bevor du aufhörst zu trinken!" Ich fand diesen Satz damals so ätzend, dass ich nie wieder hin bin.Und ich will immernoch nicht, dass er wahr wird. Shara
deine Antwort ist absolut richtig.Ich habe das unterschätzt, denn ich hatte diese Momente ja auch schon und wenn nix da war, kam man auch nicht in Versuchung.Ich wäre sicher nicht außer Haus gegangen um etwas zu kaufen. Enge Freunde schenken mir auch keinen Alkohol und weitestgehend ist auch bekannt, dass ich nichts trinke, aber irgendjemand meint halt immer mal mir etwas "Gutes" tun zu müssen.Is ja irgendwie pervers.Denn eigentlich ist es eine nette Geste, wenn fremde Menschen einem eine Aufmerksamkeit zukommen lassen wollen, doch selbiges leider dem beschenkten schaden kann...
ZitatUnd ich will immernoch nicht, dass er wahr wird.
Hallo Shara,
es ist an Dir, ob es so weit kommt oder nicht. Den Satz habe ich auch öfter gehört, schließlich hatte ich ja noch Wohnung, Job, Beziehung. Aber mich hat das nicht weiter interessiert weil ich für mich wusste, ich bin tief genug, ich kann nicht mehr.
Die Frage ist, wie ernst nimmst Du Dich.
Auch wenn es für mich sehr normal ist das ich nun mal keinen Alkohol trinke, ist es noch lange nicht selbstverständlich. Meine Abstinenz hat nach wie vor für mich oberste Priorität, denn nass ist alles nichts.
Nimm Dich ernst, dann tun das auch andere.
Uta
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
grad die "Gutmeinenden", die nix von meiner Sucht wissen, schauen bei meiner Ablehnung irritiert. Dürfen die auch,
Wenn Dus mal wirklich nicht schaffst, abzulehnen, is ins Klo kippen und leere Flasche entsorgen, auch ne Möglichkeit. Oder tuts Dir insgeheim manchmal doch leid, den guten Stoff eiskalt in den Kanal zu kippen?
da hast du mir einen wichtigen Gedanken mitgegeben. Anfangs habe ich gnadenlos alles entsorgt und jetzt tut es mir manchmal leid den "guten Stoff" ins Klo zu spülen.Ich verschenke es dann lieber. Also hat Alkohol von mir wieder eine gewisse Wertschätzung erhalten.