Natürlich ist es - wenn man abstinent leben möchte - nicht eben notwendig, Alkohol im Hause zu haben. Und auch die Sache mit der SHG ist eine ehrliche Überprüfung wert. War es wirklich nur das Gefühl, dass es Dich nicht "weiterbrachte", oder baute sich da latent bereits eine Unwilligkeit auf, sich mit dem Thema Alkohol zu beschäftigen? Eine solche Entwicklung geht nach meiner Erfahrung nicht selten einem Rückfall voraus.
Das alles sind aber in meinen Augen nur Umstände, die dem Rückfall den Weg geebnet haben. Interessant bleibt für mich die Frage, warum Du nach zwei Jahren Trockenheit den heftigen Wunsch nach Berauschung verspürtest. Um es anders zu formulieren: Ich bin im letzten Jahr in Hamburg nur noch sporadisch in die SHG gegangen, in Solingen habe ich mir bislang keine neue gesucht. Und neulich habe ich in der Apotheke, weil die da Jubiläum hatten, ein kleine Flasche Sekt geschenkt bekommen. Hab ich angenommen, und wollte die dann weiter verschenken. Das habe ich dann erstmal vergessen, und so lag sie mehrere Wochen bei uns im Haushalt rum, bis ich mich eines Tages meines Vorhabens erinnerte, und das Ding an die Badminton-Trainerin der Kinder verschenkte. Trotzdem wäre weder mir noch Britta jemals der für uns mittlerweile befremdliche Gedanke gekommen, das Zeugs etwa zu trinken.....
Fazit für mich:
Das hier bereits Geschriebene, nämlich die Warnung, einem Rückfall nicht durch Nachlässigkeit, bzw. fehlenden Kontakt zur eigenen Krankheit Vorschub zu leisten, ist richtig und wichtig.
Darüber hinaus, sollte es aber interessant für Dich sein zu gucken, warum Du überhaupt solche Lust auf den Rausch hattest, was da bei Dir ins Ungleichgewicht geraten ist. Idee von mir: Davon ausgehend, dass der Mensch seinen Selbstwert über mehrere Säulen aufbaut und austariert, als da wären Partnerschaft/Familie, Freunde, Anerkennung im Beruf etc., ist meine Überlegung, dass Du versuchst durch Leistung (und die dafür erhaltene Anerkennung) die Liebe und Anerkennung, die man in einer Partnerschaft einfach nur für das "Sein" - ohne Leistungsanspruch - bekommt, zu kompensieren. Mein Bild mit den Säulen wird da in meiner Vorstellung ganz schief - eine so klein, die andere viel zu hoch....Und die, die darauf stehen soll, gerät ins Rutschen...
Das ist aber nur das, was mir beim Lesen durch den Kopf geht, vielleicht als Input für Dich tauglich, vielleicht auch nicht. bitte keine Ferndiagnose oder einen derartigen Anspruch herauslesen...
LG
Chris
[ Editiert von Elefantino am 05.01.12 13:03 ]
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
ZitatGepostet von Magdalena42 und nu bin ich auf meiner Reise gestoplpert und hatte einen Rückfall.Gestern - 2 Gläser Prosecco, allein daheim, heimlich - nur um mich wie vor 2 Jahren wegzubeamen...Ich verstehe das nicht. Was ist los gewesen? Was war passiert?Es war ein guter Tag.Kein besonderer, aber ein guter.Ich konnte mich im laufe des tages nicht aufraffen etwas zu tun, war ganz faul und deshalb unzufrieden.Ich versuchte mir schon seit 3 Tagen neue Ziele für 2012 zu stecken, zu überlegn was mich zufrieden macht, was ich anpacken will und dann war es irgendwann aus.Ich hatte solche Lust auf einen Rausch und dann habe ich getrunken.Eine Minilehre, die daraus gezogen habe ist wieder mehr darauf zu achten, keinen Alkohol im Haus zu haben -wie am Anfang, denn da bin ich nachlässig geworden.Am Anfang habe ich jede geschenkte Flasche gleich entsorgt oder verschenkt -innerhalb von 24 Stunden. Das werde ich wieder tun. Ich denke dieser Moment gestern war gar nichts besonderes.Nur war die Gelegenheit da.Dieses Gefühl hatte ich auch ab und an in den 2 Jahren. Kein Saufdruck, aber diesen Wunsch mich auszuklinken.Ich weiß gar nicht womit ich anfangen soll.Vielleicht gehe ich mal wieder bei meiner SHG vorbei - obwohl ich da nur etwa 10 mal in den letzten 2 Jahren war.Es war nicht schlecht, aber eben nicht ganz so das, was mich weitergebracht hat.Also was hat mich eigentlich weitergebracht? Die Scham wollte ich loswerden.Ich wollte stolz auf mich sein. Ist das vielleicht einfach verblasst? Auf was bin ich denn stolz? Da gibt es vieles. Ich glaube mir fehlt die Anerkennung von menschen, die mir nahe stehen. Ich denke ich bin immernoch in der Spirale: Leiste was tolles und was noch tolleres, damit alle merken wie toll du bist. Oder so. Ach was weiß ich. Ich wäre sehr froh, wenn jemand ein paar gute Ratschläge hätte.
Herzlichst Shara[/b]
Hallo Shara,
im Grunde genommen ist es "ganz einfach", wenn ich für mich weiß "der Alkohol" ist in vielerlei Hinsicht verschlagen, trügerisch und mächtig = Kapitulation, bedingungslose Kapitulation
Und in 10 Gruppenbesuchen versteht "man" meiner Meinung nach lange nicht genug um dauerhaft trocken bleiben zu können.
Wenn ich im Internet so quer lese ist für mich offensichtlich, daß die Mehrheit noch nicht einmal den ersten Teil vom ersten Schritt von z. B. meiner SHG versteht...
Ich bin seit fast 17 Jahren Trocken ohne Rückfall und besuche meine Gruppe einmal wöchentlich.
für mich ist der wöchentliche Besuch meiner SHG der vielleicht wichtigste Bestandteil meiner Trockenheit. Natürlich kommts auch mal vor, dass es aus beruflichen Gründen eine Woche nicht klappt aber dann fehlt mir schon was. Ich mach mir keine Gedanken darüber, bringt mich das jetzt in irgendeiner Form weiter. Wichtig ist mir, mich hier regelmässig mit allen Themen rund um Alkoholabhängigkeit und damit auch meiner eigenen Trinkerkarriere zu beschäftigen. So wird meine Erinnerung ständig wachgehalten, wo ich war und wo ich nicht mehr hin will.
Ich gehe seit dem Ende meiner Therapie konsequent (man könnte schon fast sagen stur) jede Woche in die SHG. Ich mache mir bewußt keinen Kopf drum, ob mich das weiterbringt, ob ich das brauche oder, oder oder...
Ich investiere 1,5 Stunden/Woche in meine Trockenheit, und erinnere mich einmal die Woche wieder ganz konkret und direkt an die schlimme Zeit. Bisher fahre ich gut damit.
Also mach' ich weiter so.[/b]
moin Magdalena, diesem Gedanken und Tun von Grufti schließ ich mich 100 Prozent an. Für mich ist das auch ein "Must"/oberste Priorität egal was sonst so los ist in meinem Leben....
Mist,der mir passiert ist bislang konnte ich gut weggestecken,u.a. weil ich dort ein Ventil hab, reden darf,unter Gleichgesinnten bin. Menschen die verstehen,an was ein empfindsames Seelchen bislang verzweifelt,die ähnliche Schwierigkeiten hatten /haben.
Schau mir dort leider auch immer mal wieder an, wie Menschen wegbleiben und mit einem Rückfall später wieder da sind Ich vergesse dann nicht, das ich auf mich aufpassen muß und achtsam bleiben,ich lebe damit selbstverständlich!!
davon abgesehen, das dort mittlerweile auch nette Bekanntschaften entstanden sind,gemeinsame Schnittpunkte wie Yoga besuchen,am diesjährigen drogenfreien Drachenbootrennen teilnehmen und vorher gemeinsam trainieren.. oder.. oder.....
dort sind die Menschen,die mich so nehmen,wie ich bin,wo ich nicht leisten muß,da kann ich sein,da kann ich meinen Druck loswerden,indem ich rede über meine Sorgen und ein Feedback bekomme.
Steh schnell wieder auf,du Liebe und korrigiere den Kurs,den dein Schiff in Zukunft nimmt
gruß Vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
Ich danke allen für die wichtigen Gedanken, die erst noch ein wenig verarbeiten musste.Das Säulenmodell von Elefantino hat mir einen guten Anstoß gegeben und dein Appell, Vera, hat mich bewegt.
Steh schnell wieder auf,du Liebe und korrigiere den Kurs,den dein Schiff in Zukunft nimmt
gruß Vera[/b][/quote]
Ich muss das Ruder wieder in die Hand nehmen und nicht glauben mein Trockenheitsschiff fährt von allein in die richtige Richtung. Um die Säulen wieder einigermaßen zu egalisieren, werde ich nicht weniger ehrgeizig sein und kann natürlich auch nicht die Liebe eines Partners herzaubern, aber ich kann mich der Zuwendung, die ich bekomme (Freunde, Familie) mehr widmen - vorallem soll sie mehr Raum und Zeit in meinem Leben bekommen.Montag gehe ich in meine Gruppe - das werde ich nicht durchgehend beibehalten können, da ich ab 01.02. Montags abends nicht kann, aber es ist schonmal ein Anfang. Dienstags gibt es eine Festigungsgruppe - vielleicht nehmen die mich da auf... Ich glaube das ganze war ein sinnvoller Ruck...
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Eine solche Entwicklung geht nach meiner Erfahrung nicht selten einem Rückfall voraus.
bitte keine Ferndiagnose oder einen derartigen Anspruch herauslesen...
egal was sonst so los ist in meinem Leben....
