ZitatGepostet von Ratloser81 und ob man 4 Jahre oder 20 Jahre getrunken hat ist sicher auch zu berücksichtigen..
aus meiner eigenen Erfahrung raus behaupte ich, dass nicht mal das was aussagt.
Das erste Mal besoffen war ich mit eineinhalb...bin an den Kirschlikör gekommen. Aber lassen wir das mal aussen vor..trotzdem. Ich hab insgesamt eine sehr lange Alkoholkarriere - nach ein paar Versucherchen im Kindesalter ab 13 regelmässiger (fast täglicher) Alkoholkonsum, und noch zu Schulzeiten an Wochenenden bis zur Bewusstlosigkeit reingesoffen...andere Drogen kamen dazu. Zwischendrin auch Jahre, wo ich täglich und schon untertags getrunken habe und in den letzten Jahren meiner Karriere dann mit Trinkpausen.
Alles in allem waren zwischen dem ersten beabsichtigten Besäufnis (mit 14 oder 15) und dem letzten Vollrausch (mit ca. 41) 26 oder 27 Jahre.
Und an den Mengen kanns auch nicht gelegen haben, denn zu Studentenzeiten hab ich leicht zwei Liter Schnaps verputzt und auch am Ende waren ein halber Liter Schnaps und 6 oder 7 Bier dazu für mich noch eine übliche Menge. Ich habs mir halt nach Feierabend gegeben und ich hab die letzen Jahre tatsächlich drauf geachtet, nicht jeden Tag zu trinken.
Ich habe dabei nie eine körperliche Abhängigkeit entwickelt (was mich eigentlich auch selbst gewundert hat)...ich hab zwar mal nachts geschwitzt, hatte aber nie das Bedürfnis, morgens nachzutanken (als Jugendlicher hab ich das mal versucht, fand ich aber sehr unangenehm) und nach dem Frühstück war ich regelmässig fit. Ich bin auch mit 40 morgens aufgestanden und einfach zum Arbeiten gegangen (bzw im letzten Saufjahr in eine Fortbildung) und da war ich im Kollegenkreis (Bayern) mittags oft einer der wenigen, die kein Weissbier zum Essen getrunken haben.
Unterm Strich weiss ich auch nicht so genau, was da genau abläuft. Mir kommt es so vor, wie wwenn nur jeder seine eigene Erfahrung machen kann, wie sein Körper reagiert.
Für mich war die typische Beschreibung "der Durst kommt beim Trinken"...und das wurde auch lebensgefährlich, selbst wenn ich keine Entzugserscheinungen hatte.
Hab gestern wieder bisschen mein Sorgenpatient beliebäugelt und gestern hat er sich sehr zusammengerissen. Zumindest hab ich ausser einem Bier nicht viel gesehen... was natürlich nichts heisst.
Heute auf den Tag, in 2,5h ist mein 4-wöchiges Jubiläum, mir gehts irgendwie sehr gut aber ich hab nach wie vor das matte Gefühl in der Rübe. Irgendwie schwer zu beschreiben.. so als wenn mir eine Grippe in den Knochen steckt oder ich etwas ausbrüte. Lust oder verlangen nach Alk habe ich gar nicht. Die ersten paar Wochenenden dachte ich, ohje, wie bekommst du die nur rum. Mittlerweile freue ich mich das ich so aktiv bin und nicht nur in der Bude vor dem Rechner hänge und mein Wein in mich schütte.
Dafür bin ich umso neugieriger Die typischen Anzeichen von einem körperlichen Entzug sind also Zittern, Schweißausbrüche, hyperaktiv sein, etc. Ab welchem Statium kommt es zu Krämpfen oder Delirien? In der Suchtberatung sagte man mir das es nur bei schwer Abhängigen so ist aber nichts seltenes ist. Jedoch kann man sich in diese Angst reinsteigern. Warum ich das frage, die Person die ich beobachte trinkt ja nun schon seit vieeeelen Jahren täglich und ich will nicht das unüberlegte Dinge getan werden. Wir haben viel über Alk gesprochen und ich denke das er eingesehen hat das es bisschen viel ist. Aber nach 20 Jahren kann man nicht spontan auf 0 runterfahren und das soll er auch nicht. Daher meine Frage woran erkennt man schwere Komplikationen oder hatte jemand von euch sogar welche? Wenn ja, wie kam es dazu?
Schönes Wochenende!
newlife
(
gelöscht
)
Beiträge:
04.03.2011 09:22
#81 RE: Wie äusserten sich eure ersten Entzugserscheinunge
2 Liter Schnaps habe ich jetzt nie geschafft. Ne Pulle Wodka und ein paar Biere dazu, dass ging schon öfter. Wenn ich mich wieder runtergefahren hatte, konnte ich auch mal nur 3-4 Halbe trinken und es passierte nicht weiter was. Ganz verzichten hingegen war mir nicht möglich. Ich musste dann schon öfters nachts auftanken, weil ich nur am zappeln war. Insbesondere dann, wenn ich abends zu wenig trank. Letzteres aber auch erst in der Schlussphase.
erst mal meinen Glückwunsch zu den den vier spritfreien Wochen. Ich denke, da hast Du 'ne Menge zu verarbeiten und für Dich zu sorgen. Deswegen verstehe ich Dein Engagement für Deinen Bekannten nicht ganz. Warum machst Du eine zweite Baustelle auf, wo Du doch genug mit Dir zu tun hast?
Wenn Du für Dich Klarheit willst, was so suchtmäßig in unserem Körper und Geist abläuft, kauf Dir die 'Suchtfibel' und gehe weiter in die Suchtberatung. Und genau das empfiehlst Du auch Deinem Kumpel. Alles andere ist in meinen Augen fahrlässig.
Zum dreihundersten (gefühlten) Mal: niemand auf Gottes weiten Erdenrund weiß, welcher Konsum unweigerlich zu einem Krampfanfall, bzw. Delir führt. Oder anders herum: bis zu welchem Konsum Du davor geschützt bist. Ein Entzug gehört in die Hände von Fachleuten. Aus die Maus. (*)
Alles Gute weiterhin Viktor
(*) Das schreibe ich bewußt so krass, gerade weil ich x-mal selber kalt entzogen habe.
newlife
(
gelöscht
)
Beiträge:
04.03.2011 10:03
#83 RE: Wie äusserten sich eure ersten Entzugserscheinunge
ZitatGepostet von Ulli Q Ich habe aus meiner Sicht ein alkoholfreies Bier getrunken und am nächsten Morgen gemerkt, dass es irrtümlich eins mit Alkohol war
Und: ich habe nichts gemerkt, den Alkohol nicht und hatte auch keine Lust weiter zu trinken (hab's noch nicht mal ausgetrunken).
Das glaube ich dir nicht.
Sollte ich das tasächlich so verkennen ?
vor ein paar jahren (bin jetzt 8,5 jahre trocken) hat mir die kellnerin statt des alkoholfreien ipanemas die alkohol-variante (caipirinha) davon vor die nase gestellt. ein schluck nur und der alkohol schoss mir bis in die beine. das war eine merkwürdige erfahrung, ich hab mir immer seltener einen alkoholfreien cocktail bestellt, allerdings erstmal misstrauisch daran geschnüffelt. heute brauch ich diese pseudo-varianten der alkoholischen getränke nicht mehr.
ZitatGepostet von Inessi heute brauch ich diese pseudo-varianten der alkoholischen getränke nicht mehr.
Eben! Knallt nicht - bringt nix, also was soll der Quatsch?
In meinen Augen steckt da eine ganz gefärhliche Sehnsucht dahinter, wenn ein trockener Alkoholiker so Zeuch trinkt.
allerdings fällt vielen das Loslassen schwer, so wie mir damals halt auch.
Stimmt, knallt nicht und trotzdem war so das alkfreie Bier ein Stück Normalität, also, so eine Normalität von früher. jetzt brauche ich andere Sicherheiten und das fällt mir (noch) schwer. Ulli
ZitatGepostet von Inessi heute brauch ich diese pseudo-varianten der alkoholischen getränke nicht mehr.
Eben! Knallt nicht - bringt nix, also was soll der Quatsch?
In meinen Augen steckt da eine ganz gefärhliche Sehnsucht dahinter, wenn ein trockener Alkoholiker so Zeuch trinkt.
allerdings fällt vielen das Loslassen schwer, so wie mir damals halt auch.
Stimmt, knallt nicht und trotzdem war so das alkfreie Bier ein Stück Normalität, also, so eine Normalität von früher. jetzt brauche ich andere Sicherheiten und das fällt mir (noch) schwer. Ulli
Ulli,
ich habe mir in der Phase, in der Du steckst öfter folgendes verdeutlicht: Ein Rückfall ist ein Rückfall.
Egal wie klein oder gross.
Ob genippt oder nicht. In dem Moment, in dem ich mir selbst ein Versehen entschuldigend vernietliche, zeigt es mir selbst, wo ich stehe.
Es bringt Dir nichts, so zu tun als ob alles gut wäre.
Ich habe das für mich immer wieder mit dem Abzählen gemacht.
War ich rückfällig geworden, fing ich wieder bei Null an. Auch bei sogenannten Versehen.
Mit der Zeit nervte mich mein Verhalten und ich habe mich dahin gebracht, ernsthaft durchzuhalten und klare Entscheidungen zu treffen.
Pseudoalkoholika sind sicher ganz und gar nichts für Alkoholiker wie mich. Und aus meiner Sicht nichts für andere Suchtkranke oder Kinder, Jugendliche.
Hallo Agua, ja, ich weiß nicht so recht, ob ich den Rückfall ("aus Versehen" eine Flasche Bier getrunken)verniedliche. Allerdings, das stimmt, fühle ich mich dadurch auch nicht abgrundtief schlecht. Einen Rückfall wollte ich doch wenigstens in dem Moment, wo ich ihn zulasse, genießen. Es ist mir nach wie vor schleierhaft, warum ich den Alk nicht gespürt habe
Es scheint mir im Augenblick wichtig zu sein, dass ich mich nicht selbst weiter runterziehe. Also so nach dem Motto: Wie konntest du nur....
Es stimmt, ich habe da nicht (auf mich) aufgepasst und meine Krankheit nicht ernst genug genommen. Das ist mir bewusst geworden, genau wie die Einsicht, dass ich es nicht alleine schaffen werde, trocken zu bleiben. Daran arbeite ich. Erst jetzt (nach 9 Wochen oder eben, ich weiß nicht wie lange das Bier her ist) konnte ich einen Arzttermin (nächste Woche)vereinbaren und kreise seit Tagen um die Homepage einer SHG hier im Ort.
Ich weiß, dass meine Trockenheit derzeit sehr zerbrechlich ist, versuche aber die Angst vor einem nüchternen Leben zu überwinden
ZitatGepostet von Ulli Q Ich weiß, dass meine Trockenheit derzeit sehr zerbrechlich ist, versuche aber die Angst vor einem nüchternen Leben zu überwinden
Welche Angst? Du warst doch schon trocken - war das wirklich so schrecklich?