Es ist ja auch ein Unterschied, ob man voraussagt, wenn dieses oder jenes passiert, dann trinke ich wieder, oder man sagt ich weiß nicht, wenn etwas Schlimmes eintritt, ob ich dann so standhaft bin, und bleibe 100 % trocken. Ich finde es grade zu vermessen zu behaupten zu wissen, wie man reagiert, wenn etwas Schreckliches eintritt. Es sind schon Leute aus nichtigen Gründen rückfällig geworden.
Grade wenn es um die eigenen Kinder geht, gab es bei den meisten von uns als wir „nass“ waren etwas Wichtigeres als das eigene Kind nämlich den Suff. Diese Zeiten mögen manche sich schön reden, um nicht daran zu verzweifeln, was man seinem Kind angetan hat. "Ich habe nur getrunken, wenn das Kind schon geschlafen hat“ Blödsinn, erst kam der Alk und dann die Kinder. Das ist nun einmal ein Symptom unserer Krankheit.
Die einen haben Menschen in der Zeit verloren, die anderen ihre Arbeit und alle sich selbst. Das können wir auch leider nicht rückgängig machen. Wir können versuchen das Verlorene zurück zu erarbeiten, aber manchmal funktioniert es eben nicht.
Das hässliche an unserer Krankheit ist, dass man sich nie sicher sein kann, ob sie nicht Morgen schon wieder ausbricht. Das passiert Leuten die 5 Tage trocken sind genauso wie Personen, die es 30 Jahre geschafft haben.
ZitatGepostet von sandy_alex Das hässliche an unserer Krankheit ist, dass man sich nie sicher sein kann, ob sie nicht Morgen schon wieder ausbricht. Das passiert Leuten die 5 Tage trocken sind genauso wie Personen, die es 30 Jahre geschafft haben.
Hi Sandy,
das ist mir persönlich viel zu passiv ausgedrückt.
Bekanntermassen schüttet sich der Alkohol nicht von selbst in mich rein, sondern ein Rückfall setzt mein aktives Handeln voraus. Mein Handeln kann ich als abstinent lebender Mensch aber -im Gegensatz zu meinen nassen Zeiten- jedoch steuern, denn mein Verstand folgt mir und nicht der Alkoholabhängigkeit. Ich habe es doch in der Hand, welchen Raum ich meinen Gedanken gebe, welche Gedanken ich weiter verfolge (bis zum Rückfall? Oder in die Gegenrichtung!) und welche ich genau hinterfrage, um meine Selbstlüge zu entlarven.
Und genau so habe ich es in meiner trockenen Zeit in der Hand, mich zu stabilisieren, für mich zu sorgen, mein Lebnen so einzurichten, dass ich die "Gefährdung" minimiere.
ZitatEs ist ja auch ein Unterschied, ob man voraussagt, wenn dieses oder jenes passiert, dann trinke ich wieder, oder man sagt ich weiß nicht, wenn etwas Schlimmes eintritt, ob ich dann so standhaft bin, und bleibe 100 % trocken. Ich finde es grade zu vermessen zu behaupten zu wissen, wie man reagiert, wenn etwas Schreckliches eintritt. Es sind schon Leute aus nichtigen Gründen rückfällig geworden.
Wo ziehst Du hier die Grenze dazu, sich einen Grund, eine Rechtfertigung zu geben, wieder Saufen zu dürfen? Ich kann eine solche nicht sehen.
ZitatGepostet von sandy_alex Das hässliche an unserer Krankheit ist, dass man sich nie sicher sein kann, ob sie nicht Morgen schon wieder ausbricht. Das passiert Leuten die 5 Tage trocken sind genauso wie Personen, die es 30 Jahre geschafft haben.
das les ich immer wieder.
Ich hab allerdings noch niemanden getroffen, den ein Rückfall so wie eine Grippe oder sonstige Krankheit befallen hat. Am Anfang eines Rückfalls stand bei jedem, mit dem ich mich drüber unterhalten habe, eine Entscheidung. Und wenn es nur die Entscheidung war, das Saufen in bestimmten Situationen eine Option sein zu lassen.
Und ich finde, es macht schon einen Unterschied, ob ich mich zum Trinken entscheide - egal warum - oder ob ich mir einrede, dass das "passiert". Die Brühe läuft mir nun mal definitiv nicht nach.
Ich hab mir mal bewusst gemacht, dass es ziemlich viele Leute auf dieser Welt gibt, denen auch großer Mist passiert - momentan beispielsweise in Japan oder Lybien - und die deswegen auch nicht saufen. Es gibt einfach keinen Grund zu saufen, wenn man das nicht will.
Das hässliche an unserer Krankheit ist, dass man sich nie sicher sein kann, ob sie nicht Morgen schon wieder ausbricht. Das passiert Leuten die 5 Tage trocken sind genauso wie Personen, die es 30 Jahre geschafft haben.
mal ein paar gedanken von mir dazu.
als ich 1985 das erstemal so etwas wie ne thera machte, sagte der chefarzt in der runde, alkoholiker sind charakterlose lumpen. pfff, das hatte gesessen. ich wollte damals nicht zu den charakterlosen gehören. ein jahr habe ich geschafft. das wissen war da, nur musste ich um meine trockenheit kämpfen.
ich habe damals 2 jahre gebraucht, um wieder für 7 jahre trocken zu werden. nur war ich in dieser zeit nicht wirklich trocken. ich hatte noch ne nasse denkweise. es kam was kommen musste, noch einmal 11jahre im karussell.
heute denke ich, ein stück charakterlosigkeit gehört zur alkoholkrankheit. wenn man weiß, was los ist und trotzdem säuft, dann kann man es nicht auf die krankheit schieben. es könnte ein verstecken hinter dieser sein. und das ist das irre daran.
ich weiß nicht was passieren müsste, dass ich nocheinmal damit anfange, ich will nicht klugscheißen, aber ich glaube, da kriegt mich keiner und nichts mehr hin. habe ja lange genug gesoffen.
...heute denke ich, ein stück charakterlosigkeit gehört zur alkoholkrankheit. wenn man weiß, was los ist und trotzdem säuft, dann kann man es nicht auf die krankheit schieben.
Hmm, Uwe...ich habe auch noch lange weitergesoffen, obwohl ich genau wusste was mit mir los war.
Aber das hatte bei mir nichts mit Charakterschwäche zu tun! Der entscheidende Punkt war, ich habe lediglich nicht eingesehen, dass ich krank bin
Und ich kenne auch keinen aktiven Säufer, der es auf die Krankheit geschoben hat, nur um weiter saufen zu können.
Denn, dann isser ja ein quasi ein Selbststeller in Perfektion, und entweder kurz vor der "Erleuchtung"...oder sehr Charakterstark.
Weil: zwar einsichtig, aber trotzdem weiter zu saufen zu WOLLEN, zeugt für mich genau davon
Vll. deute ich dich ja jetzt vollkommen verkehrt, aber genauso verstehe ich deine Passage
ZitatGepostet von sandy_alex Das hässliche an unserer Krankheit ist, dass man sich nie sicher sein kann, ob sie nicht Morgen schon wieder ausbricht. Das passiert Leuten die 5 Tage trocken sind genauso wie Personen, die es 30 Jahre geschafft haben.
Hi Sandy,
das ist mir persönlich viel zu passiv ausgedrückt.
Bekanntermassen schüttet sich der Alkohol nicht von selbst in mich rein, sondern ein Rückfall setzt mein aktives Handeln voraus. Mein Handeln kann ich als abstinent lebender Mensch aber -im Gegensatz zu meinen nassen Zeiten- jedoch steuern, denn mein Verstand folgt mir und nicht der Alkoholabhängigkeit. Ich habe es doch in der Hand, welchen Raum ich meinen Gedanken gebe, welche Gedanken ich weiter verfolge (bis zum Rückfall? Oder in die Gegenrichtung!) und welche ich genau hinterfrage, um meine Selbstlüge zu entlarven.
Und genau so habe ich es in meiner trockenen Zeit in der Hand, mich zu stabilisieren, für mich zu sorgen, mein Lebnen so einzurichten, dass ich die "Gefährdung" minimiere.
Konsequenter Selbstschutz eben.
LG Logo
Hi Logo,
mir gefällt gut, was du schreibst, denn du erwähnst die beiden Punkte, die mir auch wichtig sind. Einmal die real existierende Gefährdung und zum anderen aber auch die Möglichkeit, diese zu minimieren, indem man hinterfragt, was kann ich anders machen als vorher und wie kann ich gut für mich sorgen.
Ich gebe meinem Psychiater noch ein Jahr, dann fahre ich nach Lourdes. (Woody Allen)
ZitatGepostet von u1953we heute denke ich, ein stück charakterlosigkeit gehört zur alkoholkrankheit. wenn man weiß, was los ist und trotzdem säuft, dann kann man es nicht auf die krankheit schieben. es könnte ein verstecken hinter dieser sein. und das ist das irre daran.
lg uwe
Das kapier ich nicht.
Ich gebe meinem Psychiater noch ein Jahr, dann fahre ich nach Lourdes. (Woody Allen)
Vll. deute ich dich ja jetzt vollkommen verkehrt, aber genauso verstehe ich deine Passage
naja dirk, wie erklärt man das. wenn du heute zur entgiftung oder lz gehst, dann weißt du, was mit dir los ist. wenn du dann wieder hochgepäppelt bist und trotzdem weitersäufst, was ist das, krankheit, charakterschwäche? einige erkennen nicht( da bin ich auch davon betroffen) was mit ihnen los ist. das können depris sein, die damit kuriert werden und noch anderes. bis ich erkannt habe, dass ich alk als medizin brauche, wars ein weiter weg. damit meine ich nicht die bekämpfung der entzugserscheinungen.
das gefühl saufen zu müssen kommt von was. wenn du das nicht findest, fängst du immer wieder an. deswegen bin ich freiwillig und bedingungslos zur lz da triffst du ja bekanntlich auf menschen, die nicht aufhören wollen. die schaffen das sich durchzumogeln. die therapeuten geben dann auch auf. ist das nun charakterschwäche oder krankheit, oder sind die einfach irre. irre sein ist ja auch krank.
ist das nun charakterschwäche oder krankheit, oder sind die einfach irre. irre sein ist ja auch krank.
lg uwe[/b]
Krankheit Ja...Charakterschwäche Nein!
Ich bleibe auf jeden Fall bei meiner Meinung, dass ein Alkoholproblem - egal in welcher Phase - gar nichts mit einer Art Charakterschwäche zu tun hat! (Wie Du das ja nun wirklich gemeint zu haben scheinst)
Naja, so hat eben jeder so seine Sicht auf die Dinge
Ich finde ja eh: Scheißegal, ob nun Charakterschwach oder nicht...hauptsache trocken
na gut dirk, am ende bin ich froh, dass ich nocheinmal den absprung geschafft habe. ich kann mich in jeden reinversetzen, der weitersäuft oder kämpft und dann weitersäuft. obwohl das einigen nicht genehm ist, das säuferdasein hat etwas irres. dieser sinnlose kampf um das gift da wird kontrolliert abgetrunken, versucht kontrolliert zu trinken ich bin nur froh, dass ich das für mich nicht mehr verstehen muß und will.
...heute denke ich, ein stück charakterlosigkeit gehört zur alkoholkrankheit. wenn man weiß, was los ist und trotzdem säuft, dann kann man es nicht auf die krankheit schieben.
Hmm, Uwe...ich habe auch noch lange weitergesoffen, obwohl ich genau wusste was mit mir los war.
Aber das hatte bei mir nichts mit Charakterschwäche zu tun! Der entscheidende Punkt war, ich habe lediglich nicht eingesehen, dass ich krank bin
Und ich kenne auch keinen aktiven Säufer, der es auf die Krankheit geschoben hat, nur um weiter saufen zu können.
Denn, dann isser ja ein quasi ein Selbststeller in Perfektion, und entweder kurz vor der "Erleuchtung"...oder sehr Charakterstark.
Weil: zwar einsichtig, aber trotzdem weiter zu saufen zu WOLLEN, zeugt für mich genau davon
Vll. deute ich dich ja jetzt vollkommen verkehrt, aber genauso verstehe ich deine Passage
Gruß Dirk
ich kenne mindestens einen Säufer persönlich, der es mit seiner Krankheit begründet, dass er halt so nen Druck hat, dass er "muss".
Wobei das für mich als Aussenstehenden anders aussieht..denn was der im Suff schon erlebt hat, da ist Saufdruck nach meiner Erfahrung ein Dreck dagegen. Und ich meine damit den Saufdruck, den ich als aktiver Säufer noch hatte, nicht das bissel was nüchtern ab und an kommt.
Die schräge Argumentation kommt ja auch in diesem "Trocken oder tot" Video ganz gut rüber. Der weiss - vorgeblich - ja auch, was los ist, und benutzt das als Rechfertigung.
Ich sehe das übrigens schlicht als den Unterschied zwischen der Opfer- und der Täterhaltung, die das letztlich entscheidet. Also die Frage, ob ich mich als Opfer einer Krankheit oder als handelnden Säufer sehe. Das mit dem Handelnden ist zwar vielleicht erst mal unangenehmer, weil ich ja dann auch die Verantwortung für meine Sauferei 100% übernehmen muss, aber sie macht mich innerlich freier als die passive "bin halt krank"-Haltung.